Willkommen im Zirkus – es lebe die militarisierte Manege
Unter der Überschrift "Schließt euch dem anarchistischen Block am 24. Februar 2024 in Berlin an!" riefen Militarist*innen auf, sich an einer Proukrainedemonstration vor der russischen Botschaft zu beteiligen. Dieser Post stand längere Zeit auf Indymedia. Wurde dann gelöscht. Jetzt ist er wieder da. Wozu?
Diese Menschen mit ihrem Post aus dem Umfeld „abc-Dresden“, die sich selbst noch als Anarchisten bezeichnen, sind hinlänglich für eine Position bekannt, die u.a. mit ukrainischen Faschisten sogar den Schützengraben teilen. Sie vertreten und verteidigen den ukrainischen Nationalismus, den Staat, somit seine Geheimdienste und seine Repression. Sie sind für Waffenlieferungen und mehr Rüstung. Auch wenn sie anderes behaupten.
In einem weiteren Aufruf, der aktuell bei barrikade.info steht, haben „abc-dresden“/Umfeld folgendes gepostet: "Solidarität nicht mit dem ukrainischen Staat, sondern mit der Bevölkerung der Ukraine, die in der Tat gezeigt hat, was Widerstand bedeutet." Leere Sprachhülsen, die hier abgeschossen werden um dann anzuschließen: "Und welche Flagge könnte diese Solidarität besser zum Ausdruck bringen als die schwarze Flagge?" Aha? Nicht das Leichentuch? Diese schwarze Flagge weht dann also in dem Post auf barrikade vor dem Hintergrund einer Landschaft in ukrainischen Nationalfahnen. Realsatire in der militarisierten Manege. https://barrikade.info/article/6327
Als würden die Kameraden in den ukrainischen Schützengräben noch irgendwie erkennbar Anarchisten sein (können). Es sind ganz profane Soldaten, die machen was ihnen staatliche Vorgesetzte befehlen. Sonst gibt es Knast oder mehr. Und die da in dem wunderschönen Bildchen unter dem blauen Himmel und in dem gelben Kornfeld vor sich hin krepieren, wie ihr russischer Kollege auf der anderen Seite im Graben. Zitieren wir diejenigen, für die „abc-Dresden“/Umfeld Geld sammelt (das bisweilen in hoher Summe geklaut wurde): "Dmytro, Finbar und Cooper, die am 19. April bei den Kämpfen in der Nähe von Bakhmut ums Leben kamen, waren tatsächlich zusammen mit Mitgliedern der Bruderschaft (Anmerkung von uns: ukrainische Faschisten) dort. Aber nach Aussage der Jungs selbst, ihrer Freunde und unseres Kameraden, der in der gleichen Division wie sie war, sind sie dieser Organisation nie beigetreten. Die gemeinsame Teilnahme am Kampf und an der Ausbildung war eine vorübergehende Entscheidung, die ihnen von den Befehlshabern der Armee aufgezwungen wurde. Diese Kämpfer hatten sich eigens zusammengefunden, um eine anarchistische Division zu gründen, mussten aber mit äußerst begrenzten Mitteln auskommen. Nachdem sie als Gruppe in einem Ausbildungslager angekommen waren, wurde ihnen mitgeteilt, dass sie an der Seite von Mitgliedern der Bruderschaft trainieren würden und dass sie später gemeinsam auf ihre nächste Mission gehen würden. Um ihres Ziels willen waren die Anarchisten bereit, jede Herausforderung anzunehmen, so dass sie sich auch von der unangenehmen Notwendigkeit eines vorübergehenden Zusammenlebens nicht aufhalten ließen, da persönlicher Komfort im Vergleich zu den Herausforderungen der anarchistischen Bewegung unbedeutend ist.“
Klar, weil der selbstlose „Anarchist“ ein echter „Anarchist“ ist, frisst er aus dem gleichen Napf wie der Faschist. Persönlicher Komfort muss zurückgestellt werden für die Sache…
Ehrlich, Mann kann sich auch den letzten Scheiß noch schön reden. Denn hier beschreiben Freunde von den Soldaten Dmytro, Finbar und Cooper, was an dem Gerücht dran ist und ob sie mit Faschisten zusammen kämpfen. Sie wollten nicht und mussten aber. In welche Niederungen haben sich ehemalige Anarchisten begeben. Im Militär spricht die Uniform, der Staat, dort zählt Befehl und Gehorsam. "Solidarität nicht mit dem ukrainischen Staat", aber deren Uniform tragen und im Auftrag morden oder ermordet werden? Tut uns wirklich leid um Dmytro, Finbar und Cooper, die als Soldaten starben im Krieg. Als Anarchisten im Kampf um die soziale Revolution sind sie jedenfalls nicht gestorben. Und sie haben mit keiner Kugel den Krieg verhindert. Tragisch.
Der Aufruf für die Berliner Demo, um darauf nochmal zurückzukommen, ist/war dann auch ein weitgehendes inhaltsloses Geblubber und gipfelte in der "Solidarität mit der gesamten ukrainischen Gesellschaft, die seit zwei Jahren Widerstand leistet". Wer ist das, die gesamte(!?) "ukrainische Gesellschaft"? Innerhalb dieser Gesellschaft in der Ukraine gibt es sehr unterschiedliche Umgangsweisen mit dem Angriffskrieg Russlands. Aber das passt nicht in das Schwarz-Weiß Weltbild unserer Krieger*innen. Nur ein Beispiel: Alleine in der EU befinden sich 650.000 wehrfähige Männer aus der Ukraine, die offensichtlich nicht kämpfen wollen. 200.000 leben in Deutschland. Der ukrainische Staat setzt sie aktuell unter Druck, an die Front zu gehen.
„Abc-Dresden“ und deren Umfeld haben in St. Imier in der Schweiz auf dem anarchistischen Treffen Menschen angegriffen. Deren antimilitaristische und anarchistische Positionen haben sie nicht ertragen. Sie duldeten keinen Widerspruch und sind in einer identitären Politik verhaftet, die sie geradewegs in die Schützengräben treibt. Folglich unterstützen sie mit Geldsammlungen die "Kameraden" an der Front. Sie sind aber nur Teil der allgemeinen Kriegslogik und Dynamik, die sie selbst analytisch nicht erfassen. Sie verstehen gar nicht wovon Antimilitarist*innen reden, wenn die Haltung „abc-dresden“ als antiemanzipatorisch, als patriarchal, als nationalistisch und militaristisch kritisiert wird.
Die herrschenden "Alternativen" sind: für Ukraine oder für Russland. Ist ein Teil der Linken (Kommunisten, Antiimps) auf Seite Russlands sind „abc-dresden“ nur ganz profan auf der anderen Seite – der Seite der NATO. Beides Scheiße.
Somit steht "Abc-Dresden" nur auf einer Seite des Konfliktes und heizt Kriegslogik mit an, um ihre Kriegsbeteiligung als gerechten Krieg, als gerechte Sache auszugeben.
Wir kritisieren und verurteilen den Angriff Russlands ohne uns in eine Realpolitik zu begeben, die sich plötzlich eine ukrainische Uniform überstreift, um in dieser zu ermorden oder ermordet zu werden. Wir kritisieren die Feigheit mit der die Mörder an der Front unterstützt werden ohne selbst an diese zu gehen.
In der Schweiz (Bern) bewerben sie sogar eine ihrer Veranstaltungen im bunten Blümchenlook auf barrikade.info. Sie reden dem Mord das Wort und verpacken ihren Militarismus in Blümchen. Vielleicht kommt das besser an? Aber eigentlich ist es nur noch pervers. Wer politisch ist, lässt sich nicht von bunten Bildern ablenken. Wer auf einer Blümchenwiese den Tot sucht, wird ihn finden. Das war in allen Kriegen nicht anders. Joan Beaz: Über Gräber weht der Wind. Wir denken; auch Barrikade sollte sich nicht für kriegsbefürwortende Positionen hergeben.
„abc-Dresden“ und Unterstützer*innen schmettern in bekannter Rhetorik Kritik an ab (1.böse Westlinke obwohl es dezidierte Kritik aus dem Osten gibt, 2.Opferstatus obwohl andere "Opfer" von Krieg eine ganz andere Position vertraten und "abc-dresden" damit konfrontierten, 3. verwechsellt abc-dresden linke Gruppen mit anarchistischen Gruppen und entscheidend auch für ihre Akzeptanz autoritärer Praxis 4. die militarisierte, weil patriarchale Denke, die Wort und Handeln vorgibt). Hat Konsequenzen. Ist wie ein anarchistischer Bumerang. Kommt auf "abc-dresden" zurück.
Dabei ist "abc-dresden“ einfach nur ein (unbedeutender) verlängerter Arm deutscher Interessen und NATO-Politik, egal was sonst immer behauptet wird.
Nochmal: „Abc-Dresden“ behaupten nicht für den Staat zu sprechen/zu sein und unterstützt aber militärische Strukturen, die dem staatlichen Befehl und Gehorsam unterliegen. Ein Militär hat mit der behaupteten antiautoritären Praxis von „abc-Dresden“ soviel zu tun wie Vergewaltigung mit Sex. Das redet man(n) (und auch frau*) sich eben schön, weil man aus der antiautoritären Ecke kam und noch mal mehr oder weniger so organisiert ist, sieht man mal von den informellen Hierarchien ab. Die Bedeutung von „abc-Dresden“ liegt vor allem darin Kriegslogik für kritische Menschen anschlussfähig in zu machen. Mehr nicht. Sie stehen da in einer Front mit Antideutschen und Antiimperalisten und kommunistischen Linken, wenn auch auf unterschiedlichen Seiten. Aber das ist ja das schöne an der Kriegslogik – für alle ist ausreichend Auswahl und Platz auf allen Seiten vorhanden.
„Abc-Dresden“ ist nur ein Zeitgeist, der gerade in vielen Gestalten umher wandelt, und alle Begriffe verdreht. Eigentlich nichts besonderes. Schafft natürlich Verwirrung und spielt den Herrschenden in die Hände. Die AfD beherrscht die Verdrehung, die Wagenknechtleute haben es drauf, die Regierung sowieso, die Frieden mit noch mehr Waffen posaunt. „Abc-Dresden“ ist in diesem Trauerspiel wie der bewaffnete Arm der Grünen. Hüh sagen und Hot machen. Sie verdrehen Anarchismus - als Recht auf Militarismus, Staatsgewalt und Mord aus nationalistischen Gründen.
Gegen jeden Krieg
abc-anarchie