[B-Tegel] Feuer allen Knästen. Freiheit für alle Gefangenen

Am Abend des 18. März haben wir die Gefangenen der JVA Tegel mit einem Feuerwerk über den Knast gegrüßt. Wir haben uns bewusst entschlossen, an den "offiziellen Veranstaltungen" zum diesjährigen 18.03. nicht teilzunehmen. Aufgerufen und organisiert hatten das "Netzwerk für politische Gefangene" sowie "F.O.R Palestine" für den 16.03 um 15 Uhr am Hermannplatz (Demo) und am 18.03 um 16 Uhr vor dem Justizministerium (Kundgebung). Geteilt wurde der Aufruf von " Boycott, Divestment, Sanctions" (BDS) und dem Jugendwiderstand - was unserer Meinung nach ganz gut aufzeigt, wohin die Reise am "Tag der politischen Gefangenen" gehen sollte.

Der Jugendwiderstand verdient an dieser Stelle keinen Kommentar von uns.

Die BDS Kampagne glänzt immer wieder mit antisimitischen Aktionen, Haltungen und Bekundungen. In ihrer Welt geht es nicht um die Abschaffung des generellen Scheiß-Systems, es geht um die Zerstörung, um den Boykott einer ganzen Nation. Wenn BDS tatsächlich eine gewisse Stärke aufzeigen würde und ein Boykott Israels durch ihre Kampagne realistisch wäre, wären die Entwicklungen in Israel klar abzusehen: wirtschaftlicher Ruin heißt Armut im Land heißt Flucht. Das erklärte Ziel von BDS liegt also auf der Hand. Ausrottung und Vertreibung einer ganzen Bevölkerung, genauer gesagt der israelischen Bevölkerung. Aber bei BDS müssen wir nichtmal diskutieren, ob ihr Konzept des Boykotts praktisch sinnvoll ist. Es reicht ein Blick auf ihre Homepage, Texte und Aktionen und schnell wird klar, dass es nicht um die Befreiung der Palästinenser sondern um die Vertreibung und Unterdrückung der Israelis geht.

Anders verhält es sich mit F.O.R. Palestine. Sie sprechen eindeutig für ein  Palästina, allerdings auch für die Abschaffung des Staates Israels und anstelle dessen für einen neuen Staat. Nur "mit Palästinensern und nicht-zionistischen Jüd_innen". Generell scheint F.O.R. Palestine vergessen zu haben, dass Israel Israel heißt und nicht "zionistische Kontrolle" oder "Zionismus". Keine Frage, der Zionismus ist in Israel weit verbreitet, die aktuelle Regierung trägt einen großen Teil dazu bei. Trotzdem muss es zwischen den Begriffen Jüd*innen, Zionist*innen und Israelis klare inhaltliche Trennungen geben, denn die Begriffe bedeuten alle nicht das gleiche. Eine Reduzierung auf den Begriff "Zionismus" unterstellt den dort lebenden Menschen, nichts als eben das zu sein und pauschalisiert damit eine gesamte Bevölkerung. Und genau das macht F.O.R. Palestine. Israel bedeutet für sie Zionismus und die dort lebende Bevölkerung sind entweder nicht-zionistische oder eben zionistische Juden. Israelis, die keinen religiösen Glauben haben, gibt es bei F.O.R. Palestine nicht.

Die Vereinfachung (bzw. Verfälschung) der politischen Situation in Israel ist für uns ein klares Zeichen einer einseitigen Positionierung. Alles, was mit Israel zu tun hat ist böse. Alles, was mit Palästina zu tun hat ist gut.

Tut uns Leid, aber so einfach ist die Nummer nicht. Und wir fragen F.O.R. Palestine, warum sie so ein einfaches Bild zeichnen? Geht es wirklich um die "Befreiung Palästinas" und wenn ja, wie soll sie aussehen? Eure vorgeschlagene "Einstaatenlösung" finden wir nicht sehr revolutionär....

Wir sind keine Anti-Deutschen und sprechen uns ganz klar für die Befreiung aller Palästinenser und gegen den Staat Israel aus. Die rechte  Regierung in Israel muss ein Ende haben. Die Folter, Unterdrückung und Diskriminierung der Palästinenser muss sofort aufhören. Wir befürworten allerdings den revolutionären Weg, denn wir glauben, dass aus reformistischen Zielen (wie eine Einstaatenlösung) auch nur wieder autoritäre und rechte Kacke hervorgeht.

Wir wollen eine anti-autoritäre Welt, ohne Staaten und nationale/religiöse Grenzziehung. Wir wollen aber nicht alleine dafür kämpfen, sondern auch vor allem mit denen, die unter den ganzen Mist aus Kapitalismus, Staat und Patriarchat am meisten leiden. So auch Gefangene.

Natürlich sind Gefangene keine revolutionären Subjekte an und für sich. Aber sie sind diejenigen, die durch ihre Handlungen der staatlichen und kapitalistischen Ordnung etwas entgegengesetzt haben. dafür werden sie staatlich weggesperrt, marginalisiert  und unterdrückt. Dieser Unterdrückung begegnen wir mit Solidarität. Für alle Gefangenen, weltweit.

Zeigt euch ebenfalls jederzeit solidarisch.

https://vimeo.com/314547397

 

Autonome Gruppe Tegel

 

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