“Es passiert nichts Gutes, außer wir tun es!” – Interview mit den Veranstalter*innen des Antifa-Wochenendes
Für Antifa in Leipzig unterhielt sich Klara mit Anna und Arthur von »Rassismus tötet!« – Leipzig über das kommende Wochenende und ihre Veranstaltung “Es passiert nichts Gutes, außer wir tun es! – Für eine antifaschistische Praxis.”
Ihr veranstaltet am kommenden Wochenende die Tage für eine antifaschistische Praxis in Leipzig. Wie kam es dazu?
Anna: Wir wissen um solche Veranstaltungen in anderen Städten wie Chemnitz, Hamburg oder München – zum Teil seit vielen Jahren. Und kamen zu der Einschätzung, dass so etwas auch in Leipzig nicht schlecht wäre.
Arthur: In einer antifaschistischen Bewegung kommt es immer wieder auch zu Generationswechseln. Wir denken, dass es gerade auch in Leipzig einer Weitergabe von Erfahrungen und Konzepten bedarf, wenn eine kontinuierliche antifaschistische Praxis nicht einfach aufhören soll.
Also richtet sich eure Veranstaltung hauptsächlich an junge Menschen?
Anna: Unser Ziel ist es, vor allem jüngere und Menschen anzusprechen, die bisher wenig bis keine Organisierungserfahrung gesammelt haben, und eben nicht jene Gruppen oder Personen, die schon seit vielen Jahren in der antifaschistischen Bewegung aktiv sind. Ob das so klappt, wird sich zeigen.
Arthur: Es wurde auch mal diskutiert, ob es ähnlich wie beim damaligen »Tomorrow Theorie-Café« eine Altersgrenze geben sollte, um Wissenshierarchien zu vermeiden und damit Diskussionen nicht zu sehr von einzelnen Leuten dominiert werden. Letztendlich hat sich die Idee aber nicht durchgesetzt. Dennoch möchten wir an dem Wochenende in erster Linie einen Rahmen schaffen, in dem Leute Fragen klären und sich ausprobieren können. Wir werden einfach abwarten und das mit in die Auswertung nehmen.
Habt ihr euch also schon überlegt, das Wochenende zu wiederholen?
Anna: Erstmal haben wir nur dieses Wochenende vor Augen. Sinnvoll wäre es sicherlich, so etwas regelmäßiger zu machen und wir lernen immerhin auch an diesem Wochenende, was geht und was besser gemacht werden muss. Auch wenn das Wochenende schon ein anderes Format für uns ist, haben wir doch bereits mit dem Gedenkkongress etwas Erfahrung in der Organisation von Veranstaltungen gesammelt. Aber da die Idee relativ spontan entstanden ist, wird sicherlich auch einiges verändert oder verbessert werden können. Aber das müssen wir dann im Nachgang bereden.
Arthur: Im besten Fall ermutigen wir an diesem Wochenende Leute dazu, selbst aktiv zu werden und vielleicht bekommen manche sogar Lust, selbst mal eine Veranstaltung zu organisieren.
Was erwartet die Menschen denn an den zwei Tagen, und wo findet es statt?
Anna: Anlaufpunkt für beide Tage ist das Plaque in der Industriestraße 101. Am Freitag werden wir eine Einführung in die Themen des folgenden Tages machen. Das Hauptprogramm findet dann am Samstag statt, mit Workshops und Vorträgen, einer Ausstellung und vielem mehr. Bei den Workshps wird es dann auch etwas praktischer – mit der Möglichkeit, Rechner zu verschlüsseln oder Smartphones etwas sicherer zu machen. Auch bequeme Klamotten können am Samstag nicht schaden.
Arthur: Themen der Workshops und Vorträge sind unter anderem: “How to Do: Demonstration”, “Was tun, wenn’s brennt? Ruhe bewahren!”, “Wenn wir streiken, steht die Welt still!”, “Selbstbehauptung und Muay Thai”, “Was will Antifa-Recherche?”, “Antifa – Entstehung, Entwicklung, Kritik, Zukunft” und “Sisters in arms: Antifaschistische und feministische Kämpfe auf der Suche nach neuen Formen”.
Wie würdet ihr denn die aktuelle Situation der antifaschistischen Szene in Leipzig beschreiben?
Anna: Nicht so gut – was wir auch in unserem Aufruf für das Wochenende geschrieben haben. Ein paar lokale antifaschistische Gruppen haben sich aufgelöst, und in brenzligen Situationen, wie es sie in den letzten Jahren in Sachsen vermehrt gab, ist die Szene nicht gut aufgestellt. Darauf sind wir auch in unserem Text “Antifa: ‘Gib mir irgendwas, das bleibt.'” eingegangen, doch eine größere Diskussion zu dem Thema ist leider ausgeblieben. Die rechte Szene in Sachsen ist gut organisiert, was etwa an deren Agieren in Ostsachsen zu sehen ist oder am Angriff in Connewitz. Antifaschist*innen in Sachsen finden darauf zu wenige Antworten. Auch diskussionen finden kaum noch statt, und das würden wir gern ändern!
Arthur: Natürlich gibt es auch in Leipzig einiges Neues. Seit einer Weile gibt es die Gruppe “Jugend gegen Rechts” (facebook.com/jugendgegenrechtsLE/), offene Treffen wie das OAT oder das “Café Connect”, und auch das Ladenschlussbündnis ist wieder zurück. Auch gibt es offenbar weiterhin Gruppen ohne Label und Namen, die Neonazis und anderen Rechten das Leben schwer machen. Wir haben aber schon den Eindruck, dass es in den letzten Jahren in Sachsen ein Niederschreiben und Niederreden von dezidiert antifaschistischer Politik und Aktionen gibt. Dazu haben wir eine ganz andere Position.
Was sind weitere Veranstaltungen oder Dinge, die ihr plant?
Anna: Wir werden in Leipzig den Frauenstreik am 8. März supporten, und es soll auch wieder eine Demonstration in Chemnitz zum Frauenknast geben. Hier wird für uns sicherlich auch das Thema NSU eine weitere Rolle einnehmen, jetzt wo Beate Zschäpe zurück in Sachsen ist. Ansonsten wollen wir am 16. März 2019 von Leipzig nach Eisenach fahren und die “Wartburgstadt ins Wanken bringen” und hoffen, dass viele Leute mitkommen. Und dann ist auch schon bald wieder der 1. Mai mit mehreren rechten Aufmärschen, etwa in Plauen oder Erfurt.
Möchtet ihr noch ein paar Worte zum Abschluss loswerden?
Arthur: Wir würden uns freuen, viele Antifaschist*innen bei den nächsten Veranstaltungen zu sehen. Wir wünschen uns, das sich mehr Menschen organisieren und etwas gegen rechte Ideologie und Strukturen in der Gesellschaft unternehmen.
Anna: Antifa in die Offensive!