Wie die rechte Szene in Cottbus Einfluss nimmt

Regionen: 

Eine "Krake, die sich in der Stadt breitmacht und dort bestimmen will" - so beschreibt Heiko Homburg vom Verfassungsschutz Brandenburg die rechte und rechtsextreme Szene in Cottbus. Längst ist diese über Fußballstadien hinaus verzweigt und agiert professionell. Die Polizei rät von Anzeigen ab.

 

Wer gehört der Szene an?

 

Der Verfassungsschutz Brandenburg spricht von circa 400 Personen, die im Raum Cottbus als rechtsextremistisch eingeordnet werden. Bei Recherchen wurden 60 bis 80 Personen genauer beobachtet.

Zur Szene gehören Mitglieder von Inferno Cottbus, einer rechtsextremen Fangruppierung. Diese hat die Kontrolle über den Fanblock im Cottbusser Stadion der Freundschaft übernommen und schüchtere gezielt Fans ein, die sich dagegen wehren.
Das Netzwerk verzweigt sich weiter: Dazu gehören auch Sicherheitsunternehmen, Kampfsportschulen, Geschäfte, in denen rechte Mode oder Musik vertrieben werden.

Was ist das Besondere?

 

Laut Adrian Bartocha ist die Professionalität dieser Mischszene auffällig. Teile der Szene sind ökonomisch erfolgreich, sorgen vor Ort für Arbeitsplätze. So stellte ein der Szene zugehöriges Sicherheitsunternehmen die Ordner im Cottbusser Stadion. Eine andere Security-Firma steht der Rockerszene nahe und bewachte das Cottbusser Stadtfest. Rechte Modemarken haben in Cottbus ihren Sitz.

Wie agieren sie?

 

Neben Einflussnahme in der Fussballszene und im Sicherheitsgewerbe werden beispielsweise Jugendliche mit "deutschnationalem" Gangster-Rap und Lifestyle angesprochen. In einem professionell produzierten Musikvideo seien Mitglieder von Inferno Cottbus, rechte Modelabels und eine Sicherheitsfirma zu sehen.

 

Gewerbetreibende in Cottbus seien mitten in der Stadt bedroht worden, wenn sie sich offen von rechtsnationalem Gedankengut distanzierten oder Szene-Aufkleber entfernten. Einem Betroffenen, der Anzeige erstatten wollte, sei von Behördenseite davon abgeraten worden - denn er müsse dann seinen Namen und Adresse nennen.

Wie reagiert die Gesellschaft?

 

Jörg Steinbach, Minister für Wirtschaft und Energie in Brandenburg, setzt auf zivilgesellschaftliche Kräfte. Der Verein FC Energie Cottbus, der Verfassungsschutz Brandenburg sowie die Polizei haben ein Treffen vereinbart. Die Präsenz der Szene sei in der Stadt kein Geheimnis, so der Tenor. Dennoch traue sich niemand, darüber offen zu sprechen. "Wir sprechen von Angst, die diese Szene in der Stadt verbreitet", so Bartocha.

 

Brandenburgische “Sicherheits“partnerschaft

 

https://de.indymedia.org/node/28504

 

 

 

 

 

webadresse: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen

Ergänzungen

 

Das Antifaschistische Infoblatt (AIB 4/18) hat einen Schwerpunkt mit dem Titel “Rechte Security“ veröffentlicht:

https://www.antifainfoblatt.de/ausgabe/aib-121

 

„Sicherheit“ als Diskurs- und Aktionsfeld von RastInnen und Neonazis

 

https://www.antifainfoblatt.de/artikel/„sicherheit“-als-diskurs-und-aktionsfeld-von-rassistinnen-und-neonazis