Black Triangle: Soli-Demo und wie geht es weiter

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Eine möglichst objektive und neutrale Bewertung der "Tag X+1"-Demo und Ansätze wie es weiter gehen könnte beziehungsweise sollte.

 

Das Black Triangle war nun mehr als zweieinhalb Jahre von der linken Szene besetzt, die Besetzer selbst nannten sich das Künstlerkollektiv Arno-Nitzsche. Das Black Triangle war so lange Zeit ein Freiraum der linken Szene, in welchen man den Kapitalismus und seinen Zwängen entfliehen konnte. Unter anderem biete es eine Bühne für kleine Künstler und es gab einige Sporträume. Über den genauen Aufbau und Struktur des Geländes soll es nicht weiter gehen. Es bestand, gerade im Zuge der G20-Repressionen, häufig eine große Räumungsgefahr. So stellte man sich im Spätsommer 2017, als die Rufe nach einer Räumung durch die Politik größer und die Gefahr akuter wurde, auf mögliche Konsequenzen ein. Es wurde ein Räumungsticker auf der eigenen Webseite eingerichtet und Nachtwachen wurden gehalten, damit man bei einer möglichen Räumung sofort reagieren kann und möglichst viele Leute mobilisieren kann, welche diese Räumung verhindern oder zumindest stören sollten. Ab da fand man auch in der gesamten Stadt Plakate, welche zu einer Demo am Tag X+1 aufrief, schon damals war die Aufforderung 18 Uhr Wiedebachplatz.

 

Am 15. Januar 2018, gut anderthalb Jahre nachdem G20 Gipfel und der damit verbunden Räumungsgefahr, war es soweit und in den Morgenstunden räumten gut 150 Bullen das Gelände. Dort war niemand man mehr vor zu finden, es gab keinen Widerstand. Dies lag auch daran, dass man zerstritten hatte. Es gab Rassismus und Sexismus Vorwürfe gegenüber den Besetzern. Des Weiteren waren dort keine organisierten Gruppen mehr anzutreffen. Letztlich befanden sich nur noch Menschen ohne Obdach auf dem Gelände. So war auch die logische Konsequenz, dass es keinen Ticker und organisierten Widerstand gab und so die meisten erst durch die Medien von der Räumung erfuhren.

 

Ähnliche Orientierungslosigkeit gab es auch in den folgenden Stunden, war es überhaupt sinnvoll den Demo Nachruf zu folgen, der Freiraum wurde doch kaum noch genutzt. Auf Indymedia meldete sich einige „solidarische Kiezbewohner*innen“ und forderten auf zur Demo zu kommen, um sich diesen Freiraum zurück zu holen und dann „tatsächlich basisdemokratisch und emanzipatorisch“ zu gestalten. Den Aufruf folgten einige und so fanden sich ca. 500 Menschen am Wiedebachplatz ein. Dort ging es mit der Orientierungslosigkeit weiter, es gab keinen Anmelder, es gab keinen Plan. Die Bullen suchten immer wieder einen Anmelder, bis sich eine größere Menge auf den Weg Richtung Innenstadt machte. Dieser wurde relativ schnell gestoppt, vor allem weil sich auch in der Zeit ein Anmelder gefunden hatte, der sich mit den Bullen auf eine Route Richtung Wilhelm-Leuschner-Platz und zurück zum Südplatz einigen konnte. Die Demo war kämpferisch und relativ laut und es war schön zu sehen, wie viele Menschen doch linke Freiräume was bedeuten. Es  gab vereinzelte Pyrotechnik, Flaschen- und Steinwürfe, welche aber nicht ernsthaft Schaden verursachten. Stattdessen ließ man sich von den Bullen in einen Kessel im Höhe des Leuschners treiben. Dieser wurde damit begründet, dass es voran gegangene Straftaten gab. Sich aus diesen zu befreien war nicht möglich, aufgrund des großen und martialischen Bullenaufgebotes, wo man sich auf Seite der Demoteilnehmer deutlich in der Unterzahl befand. Die Demonstration wurde daraufhin beendet, ob das richtig war ist eine andere Sache, man kann auch davon ausgehen, dass der Anmelder keine große Erfahrung in Sachen Versammlungsanmeldung hatte. Das Resultat war Bullengewalt im und am Kessel und nach Bullenangaben 182 ID-Maßnahmen.

 

Im Nachhinein kann man sich natürlich fragen, inwiefern diese Demonstration jetzt sinnvoll war und was das Ziel war. Das erklärte Ziel war die „Zurückeroberung“ des Black Triangles, doch das war auch nur Wunschdenken, denn es war abzusehen, dass die Bullen mit einen großen und martialischen Aufgebot kommen werden. Stattdessen ist man mit der Demo direkt in die Falle der Bullen gelaufen und musste sich die staatlichen Repressionen aussetzen. Hätte man die Demo sinnvoller gestalten können? Das lässt sich schwer sagen, denn mit einer Demonstrationen begibt man sicher in die Hände der staatlichen Exekutive, welche sich natürlich über so eine zentrale und gebündelte Demo freut, das sie diese gut überblicken und kontrollieren können.

 

Jetzt fragen sich natürlich wie es weiter gehen soll? Von einer friedlichen Lösung hat man sich laut Bahninformationen erstmal verabschiedet. Weitere Demonstrationen erachten sich nicht weiter sinnvoll, da es sehr wahrscheinlich ähnlich laufen würde. Zu begrüßen wären viele militante, dezentrale und gut durchdachte Aktionen, diese lassen sich durch die Bullen nur schwer verhindern und schwer aufklären. So kann man Druck auf die Bahn und die Stadt ausüben, dass man sich die Freiräume nicht widerstandlos nehmen lässt und es sie mehr kostet, das Gelände verfallen zu lassen und mit unseren Aktionen klar zu kommen, als wenn man das Black Triangle als kulturelles Zentrum bestehen lässt.

 

In diesem Sinne, informiert euch, vernetzt euch, seid militant und lasst eurer Wut freien Lauf.

 

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