Antifaschistische Autorenlesung in Altötting
Spannende Autorenlesung in Altötting vom " kommunistischen Chefideologen in Bayern" so wird Max Brym auf der Website der AFD Mühldorf Altötting benannt.
Spannende Autorenlesung „Verrat in München und Burghausen“ in Altötting
Am 22. November fand eine spannende antifaschistische Autorenlesung im AMK ( Alternatives Nieterprojekt)in Altötting statt. Es war eine Autorenlesung mit Max Brym zu seinem neuen Buch " Verrat in München und Burghausen"Hier meine Eindrücke: Die Veranstaltung war sehr gut besucht. Vor allen Dingen die vielen jungen Leute scheinen sich für Geschichte speziell auch in Ihrer Heimatregion zu interessieren. Das ist sehr gut. Die Art des Vortrages hat mir sehr gefallen. Es wurde nicht einfach vorgelesen, sondern der Autor erklärten den Leuten, was in dem Buch vorkommt. Die Leute hörten 1 Stunde und 30 Minuten interessiert zu. Zwischenzeitlich habe ich das Buch gelesen. Das Buch ist kein Altöttinger oder Burghauser Heimatroman. Das Buch behandelt das Versagen der Arbeiterbewegung gegen den Faschismus 1933. Kritisiert werden SPD und KPD. Neben dem Allgemeinen unterlegt Max Brym die Niederlage der Arbeiterbewegung konkret mit örtlichen Beispielen. Völlig neu war mir, dass in Neuötting, Töging und Burghausen noch bei den Terrorwahlen im März 1933 SPD und KPD wesentlich stärker waren als die NSDAP. Nicht überrascht hat mich, dass in dem katholischen Altötting im März 33, die damalige BVP viel stärker war als die NSDAP mit 17,6 % der Stimmen. Ihr Roman spielt natürlich sehr stark auch in München. Die Widerstandskämpfer Hans Hans Beimler, Franz Stenzer, Wilhelm Olschewski und Fritz Rottmeier kommen sehr lebendig herüber. Das gleiche gilt für das starke sozialdemokratische und kommunistische Arbeitermilieu in Burghausen. Damals waren die Wacker Arbeiter weitgehend immun gegen die nazistische Propaganda. Das war auch in München speziell in Giesing und dem damaligen Münchner Vorort Feldmoching so. Die Arbeiterbewegung hatte damals die falsche Führung. Die SPD versuchte sich in die Legalität, ohne Generalstreik zu retten. Die KPD war weitgehend eine Partei der Arbeitslosen. Der Generalstreikaufruf der KPD verpuffte u. a. deshalb. Die Arbeiter selbst waren bereit zum Widerstand bis hin zu bewaffneten Aktionen. Das zeigt das Buch an vielen Beispielen in Deutschland. Dann aber immer wieder am Beispiel der bayerischen Provinz. In Burghausen konnte am 9. März 1933 die Nazifahne am Rathaus erst gehisst werden als der Bürgermeister Fuchs, die Polizei holte. Die SA mit 20 Leuten unter Führung von Ludwig Malcomeß war gegenüber knapp 50 Kommunisten unter Führung von Heinrich Breu, Alois Haxpointner, Simon Vorburger, Aigner und Burghardt hoffnungslos unterlegen. In dem Buch wird aufgezeigt, wie oft in der Provinz real Einheitsfront betrieben wurde. Am 1. Juli 1932 wurden knapp 40 Nazis vom Gasthof Glöckelhofer aus, den Stadtberg von Burghausen hinuntergeprügelt. An der Aktion beteiligten sich 80 Kommunisten und 200 Reichsbannerleute unter Führung des späteren sozialdemokratischen Bürgermeisters von Burghausen Georg Schenk. Der Reichstagsabgeordnete der KPD Hans Beimler nannte dies im Februar 1933 im Glöckelhofer, auf seiner letzten legalen Veranstaltung in Deutschland: „Eine gelungene rote Einheitsfrontaktion“. Schade dass der „Burghauser Anzeiger“ nur einen kurzen Bericht über das Buch brachte. In dem Artikel wird der jüdische Chemiker Dr. Galizenstein von der Wacker Chemie erwähnt. Völlig unerwähnt bleibt jedoch, dass die Wacker Chemie im Februar 1933 nur noch Zahlungen an die NSDAP leistete. Der Vertrauensmann von Wacker, der Chemiker und SS-Führer von Burghausen Dr. Zabel, wurde von der Firma besonders gefördert. Die Geschichte gehört aufgearbeitet. Die Wacker Chemie war wie die Industriebosse in Deutschland eng mit dem Naziregime verbunden. Das Buch " Verrat in München und Burghausen" ist exakt recherchierte. Vom Gestapo Spitzel Theo aus München bis hin zu den tapferen Kommunisten und Sozialdemokraten in Burghausen. Der Gestapo Spitzel der „kleine Willy“ ließ 1938 eine illegale Betriebsgruppe der KPD in Burghausen bei Wacker auffliegen. An all das gehört erinnert. Viel Material hat der Autor wahrscheinlich der Doku Reihe im Oldenburg Verlag -Bayern während der NS-Zeit – entnommen. Fast alle Namen, die in dem Buch genannt werden kommen dort vor. Aber nicht alle. Der KPD Kurier Georg Kellner (in den siebziger Jahren Kreisvorsitzender der DKP im Chemiedreieck) wurde in der Nähe von Burghausen verhaftet. Später nach dem Ende des Faschismus lebte Kellner in Burghausen. Ich kannte Kellner noch persönlich.
Lotte G. Neuötting.
