Rechte in der Friedenserstarrung: Ein Kommentar anlässlich eines Interviews des Campus Radio Kassel mit Leuten vom Friedensratschlag

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Das Campus-Radio Kassel hat ein richtig geiles Interview veröffentlicht. Es geht um Rechte in der Friedensbewegung. Interviewpartner sind zwei Opas vom Friedensratschlag Kassel. Weil der Reporter gut vorbereitet ist, kann man erleben, wie die Opas erst inhaltslos labern, dann tun sie so als hätten sie keine Ahnung. Dann verklären sie die Rassistinnen und Nazis zu „besorgten Bürgern“ und beziehen sie sich positiv auf die Extremismustheorie. Weiter solidarisieren sie sich mit dem Antisemiten Ken Jebsen. Am Schluss wünschen sie sich ganz klassisch nationalistisch ein „anderes Deutschland" herbei.

 

 

Ein faires Interview

 

Die Katastrophe ist nicht zwangsläufig. Das Interview ist durchaus fair geführt. Der Reporter lässt die beiden Redner erst ihre Veranstaltung vorstellen. Dann fragt er nach zur Beteiligung der Kampagne „Seebrücke“, um schließlich nach Rechten in der Friedenserstarrung zu fragen. Dazu muss man wissen: Einer der Hauptredner bei deren Veranstaltung ist Rainer Braun. Rainer Braun ist Chef bei der Kampagne „Stopp Rammstein“. Da dürfen Rechte auf Kundgebungen reden. Darüber hinaus nahm Herrn "Bürgerpreise" von Nazis an und solidarisiert sich mit dem verschwörungstheoretischen Ken Jebsen.

 

 

 

Gelaber und Extremismustheorie

 

Inhaltlich labern die Opas erst rum und stammeln Allgemeinplätze von Toleranz und Miteinander. Aber der Interviewer bohrt nach. Daraufhin tun die Opas so, als hätten sie von nichts ne Ahnung, um die Positionierung zu vermeiden. Doch der Reporter bohrt weiter. Als die beiden merken, dass sie mit dem doof stellen nicht weiter kommen, wird es ganz finster. Die Opas beziehen sich offen auf die Extremismustheorie. Rechte gibt es angeblich nur an den Rändern ihrer Friedenserstarrung.

 

 

 

Solidarität mit Antisemit*Innen?

 

Der Reporter konfrontiert sie nun damit, dass ihr Hauptredner Rainer Braun wohl eher nicht am Rande steht und offen Kontakt zu Nazis sucht und sich mit dem Antisemiten Ken Jebsen solidarisiert. Die Antwort: "Auch ein Ken Jebsen hat wunderbare Interviews. Ein sehr verdienstvoller Mensch" (25:25). Dann folgt eine sehr zentrale Stelle: Weil der Herr Braun so tolle Aufrufe schreibt, die von anderen Deutschen wie dem DGB-Chef und Margot Käßmann unterschrieben werden, kann er ja gar nicht schlimm sein, weil solche Leute würden ja nichts stranges unterschreiben: „Das muss erstmal einer hinkriegen!“(Minute 29-30). Wer Erfolg hat, hat Recht, oder was? Also die absolute Absage an jedes kritische Denken und Hinterfragen von Bewegungs-Päpsten.

 

 

 

Zufriedener Nationalismus?

 

An der Stelle blitzt auch durch, warum die Opas aus der Friedenserstarrung es so schwer mit der Abgrenzung von Nationalist*Innen haben. Rainer Braun habe mit seinem Aufruf alle möglichen Promis, „die für ein anderes Deutschland stehen“ zusammen gebracht: „Diese Menschen, die für ein demokratisches friedlichen Deutschland stehen!“ (Min. 29 bis 31). In ihrem politischen Denken sind „Deutschland“ und damit ein Positivbezug auf Nationalismus ebenfalls zentral...

 

 

 

Hier gibt’s das ganze Interview:

 

https://hearthis.at/campusradio-kassel/die-friedensbewegung-setzt-sich-mit-rechten-strmungen-auseinander-interview-zum-25-friedensratschlag/

 

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