Hambacher Forst, ein Toter Freund und Überlegungen zum Widerstand

Offener Brief an alle im Hambacher Forst und alle Unterstützer*innen in anderen Städten. Aufruf zum Widerstand

 

 

 

Liebe Freund*innen.

 

Hochachtung für Euren Widerstand. Wir gedenken dem Menschen, der gestern gestorben ist. Wir erahnen Euren Schock aus der Ferne. Wir sind ebenfalls berührt und erschüttert. Ihr werdet einen guten Weg finden um mit dem Schock, dem Schmerz, dem Verlust des Menschen und den Umständen einen Umgang zu finden.

Wir wünschen Euch, das Ihr Euch keine Vorwürfe macht. Und wollen Euch in diese Richtung den Rücken stärken – weil wir nicht wissen wie stark Ihr unter Schock steht.

RWE und Landesregierung und das SEK haben versucht eine Entscheidung durchzudrücken und diese Entscheidung war politisch gefällt und sollte auch schnellstmöglich herbeigeführt werden. Diese Szenario sollte zwar nicht zu Toten führen, aber wer so agiert kann das auch nicht ausschließen.
Was Ihr als „Unfall“ beschreibt ist für uns in der Logik der Durchsetzung solcher Projekte ein einkalkulierter Mord. Die Geschichte anarchistischer Bewegung hat viele Tote zu beklagen, derer bis zum heutigen Tag immer wieder erinnert wird. Und auch die sozialen Bewegungen in Deutschland. Das relativiert nichts, das kann den unmittelbaren Schmerz nicht nehmen, und auch nicht die tiefe Erschütterung, die ein Mensch hinterlässt, der plötzlich geht. Aber das scheint uns wichtig zu sagen: Das was wie ein Unfall aussieht ist mehr als das. Es liegt in der Logik der Herrschaft und der Zerstörung der Erde, die im Zweifel doch über Leichen geht. Und gehen muss, um immer wieder Projekte gegen den Widerstand durchzusetzen. Das nah zu erleben ist immer noch was anderes als das zu abstrakt zu wissen.

Wir wollen nicht doofe Sachen sagen. Und wir hoffen Ihr hört unseren Respekt aus den Worten heraus. Aber es ist uns sehr wichtig deutlich zu machen, das es sich um eine Form des Mordes handelt. Auch wenn kein unmittelbar Eingriff eines Staatsbeamten vorliegen mag (das entzieht sich unserer Kenntnis) – die Umstände der Räumungen der einzelnen Häuser, die Gewalt mit der der Staat solche Projekte durchsetzt, implizieren die Möglichkeit toter Menschen.

Was wir Euch wünschen ist die Kraft in den Bäumen zu bleiben. Und sich entschlossener an den Lebewesen festzukrallen, deren einzelne Äste Ihr gut kennt.
Was wir uns allen für uns wünschen ist eine große Welle der Solidarität, die die Bullen und RWE -und alle die nicht in den Wald gehören- verjagt und raus treibt.
Und was wir uns auch wünschen, das kein runder Tisch, kein Politikergeschwafel und die Horrorszenarien des RWE-Konzernes verfangen.

Und das auch Eure klare Haltung nicht über runde Tische totverhandelt werden kann. Eurer Handeln ist immens wichtig und unsere schnelle Reaktion darauf auch!

Wenn es zu Bündnissen zwischen militanten, anarchistischen und bürgerlichen Kräften kommt hat der Staat ein echtes Problem. Wackersdorf, Startbahn18 West, Gorleben, Stuttgart21 sind Beispiele. Auf allen Ebenen sollten diese unterschiedlichen Strömungen jetzt Druck machen. Der politische Schaden für die Landesregierung und RWE und dem Bund muss so hoch sein, dass das Projekt, den Hambacher Forst zu räumen, ein für alle mal tot ist. Der Ausstieg aus der Klimazerstörung ist jetzt.

Jetzt sind viele Kräfte gefragt, die Euch ungefragt sehr stark unterstützen. Oder die selber Initiative ergreifen, um Euch den Rücken für das Trauern und Absichern der Bäume frei zu halten.
Euch einen langen Atem und viel, viel Unterstützung und starke Gesten.

Mit viel Liebe und Wut, wir sind bei Euch, so gut wir können!

 

 

 

 

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