Weltrevolution? So eher nicht.

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wtf?

 

Der nachfolgende Text ist der Versuch einer einzelnen Person, strukturelle Probleme und Schwierigkeiten der radikalen Linken sichtbar zu machen, die ihrer Meinung nach von vielen nicht bemerkt werden, allerdings für den Erfolg unserer Vorhaben wahrscheinlich entscheidend sind. Dazu einiges an grundsätzlicher Kritik am bürgerlichen System und der sog. "politischen Mitte".

 

 

Der bürgerliche Mensch hat sich selbst auf den Thron gehievt, auf dem er jetzt sitzt. Niemand von außen bestätigt es in seinem Glauben, dass beste System von allen zu sein. Es ist ein Mensch, der uns erzählt, es sei egal, ob jemand rechts oder links ist und der sich denkt, wenn er jeden Tag zur Arbeit geht, sich um eine Familie und ein Eigenheim kümmert, hätte er das geschafft, was einen dazu befähigt, die Regeln zu machen, unter denen Menschen zusammen leben müssen. 

So etwas muss man garnicht können, um diese Position besetzen zu können. 

Ein Mensch muss ein Bewusstsein für die Freiheit und die Gerechtigkeit haben, wenn er diese Position besetzen will. Merkfähigkeit ist das, was gebraucht wird, keine Leistungen im Berufsleben. Rechte wollen Menschen etwas wegnehmen, ob mit Faschismus, Nationalismus oder Kapitalismus. Das muss einen stören und es spielt dabei keine Rolle, ob er selbst davon betroffen ist oder ein anderer. Hier haben Linksradikale von Natur aus die bessere Einstellung als Bürgerliche. Die Bürgerlichen stört es nicht, wenn es anderen nicht gut geht, sie stört nur, wenn es ihnen selbst nicht gut geht. Dafür sind sie bekannt. Linksradikale dagegen müssen nicht selbst von Unrecht betroffen sein, um sich zu beklagen, denn sie stört das Prinzip. 

Ich sehe, dass das bürgerliche System an dieser Stelle einen blinden Fleck in seinem Bewusstsein hat. Und wer an dieser Stelle nichts sieht, dem kann man nicht, sprichwörtlich gesagt "das Zepter in die Hand geben". Dieser Mensch kann nicht derjenige sein, der entscheidet, was man tun und sagen darf und was nicht. Aus diesem Grunde habe ich starke Vorbehalte gegen das bürgerliche System. Eine politische Mitte, die eine Art goldener Mittelweg wäre, gibt es in diesem Spiel auch überhaupt nicht. Wie soll es eine Mitte zwischen Unrecht und Recht geben? Das wäre dann ein halbes Unrecht. Wie soll es eine Mitte zwischen Tod im Konzentrationslager und Freiheit von jedweder Beeinträchtigung geben? Das wären dann vielleicht 10 Jahre Arbeitslager und eine Verbannung aus dem öffentlichen Bewusstsein. Wenn jemand aus dieser "Mitte" anwesend ist, so soll er bitte vortreten und diese Position verteidigen. Was es gibt, ist eine Gleichgültigkeit gegenüber Unrecht, was dem Menschen angetan wird. Es ist klar, dass hier nur eine konsequente und kompromisslose Zerstörung der Unrechtsstifter richtig ist.

Nun weiß dieser bürgerliche Mensch ganz genau Bescheid über diesen blinden Fleck, er findet sich aber dennoch vollkommen in Ordnung damit. 

Spannend wird es dann, wenn jemand auftaucht, der diesen Fleck nicht hat und sagt, es sei nicht Ordnung, dass jemand, der ihn hat, die Regeln macht, unter denen die Mensch leben müssen. Tritt dieser Mensch in Erscheinung, hat die Masse der Gesellschaft einen Grund, darüber nachzudenken, ob dieser nicht doch jemand ist, der das bessere System zur Verfügung stellen kann.

Ich denke, dies ist die Aufgabe der radikalen Linken. Leider nimmt sie diese aber nicht wahr, sondern macht stattdessen etwas ganz anderes: Sie ergeht sich in ewigen Demonstrationen und Aktionen gegen die Auswirkungen des Systems, welche gar nichts bringen können, weil die Adressaten überhaupt nicht im Bewusstsein leben, dass sie etwas Falsches machen. Die Teilnehmer und Aktivisten sind überwiegend unter 30, die nach einigen Jahren, welche leider keinen grundsätzlichen Wandel in der Welt gebracht haben, diese, sogennante "Szene" verlassen und irgendwo in angepassteren Kreisen verschwinden. Ausnahmene bestätigen diese Regel. In dieser Zeit sind natürlich wieder neue Leute dazu gekommen, welche die Aufgaben der alten übernehmen und einige Jahre später das gleiche tun wie ihre Vorgänger. 

Unter diesen Umständen ist es nicht möglich, vom System als ernstzunehmende Konkkurenz, die etwas anderes hat, womit man sich auseinandersetzen müsste, angesehen zu werden, auch nicht von der Masse der Gesellschaft. In dieser Form wird man nur als jemand angesehen, der mit dem, wie es ist, ein Problem hat und auf den man warten muss, bis das aufgehört hat.

Nun kehren wir zum Ausgangspunkt zurück und sind wieder da, wo steht, was die radikale Linke tun muss. Es gibt breite Schichten in der Gesellschaft, die wenig begeistert von dem sind, was seit vielen Jahren auf der Welt passiert und die überhaupt nicht so sind, wie die Mächtigen sich einen Menschen  vorstellen. Auch zu früheren und viel früheren Zeiten war das nicht anders. Diese Menschen muss die radikale Linke hinter sich bringen und zu einem Umsturz anspornen. Sie verkörpert das, was diese Menschen eigentlich wollen. Was von der anderen Seite kommt, seien es die Möglichkeiten, ein Millionengehalt zu bekommen, oder sei es eine "nationale Identität" brauchen diese Menschen genauso viel wie die Linksradikalen: Überhaupt nicht, ganz im Gegenteil! So kann eine Mehrheit geschaffen werden, die sich für eine andere Gesellschaft ausspricht und dann müssen die weichen, die heute da stehen und sich umstellen, wer heute noch bestimmt. 

Damit das funktioniert, muss man von der Gesellschaft als derjenige erkannt und angesehen werden, der einfach nicht so ist wie das, was er kritisiert und den das auch stört.

Innerhalb der radikalen Linken muss eine Zustimmung zu den Grundformeln einer ökonomisch solidarischen und persönlich freien Zusammenarbeit genügen. Wir dürfen nicht anfangen, uns in friedliche und gewaltbereite, hierarchich organisierte und unorganisierte Gruppen, in parlamentarische und außerparlamentarische, in angepasst und unagepasst lebende, aufzuspalten. Jeder, der den Grundprinzipien zustimmt, muss akzeptiert werden und mit anderen zusammen arbeiten können. Wer ein Problem mit einem anderen hat, muss lernen, sich zusammenzureißen und lernen, sich nicht so anzustellen.

So müssen wir als geschlossener Block aus jungen und alten Menschen in der Gesellschaft auftreten, der direkt sagt, dass er das bestehende System nicht, sondern eine andere Gesellschaft haben will und es auch keinen Grund gibt, darüber diskutieren. Wir haben von niemandem etwas gesehen, weswegen man dazu bereit sein müsste.

 

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