Ein steiniges Polizeiaufgeboot

Regionen: 

 

Einige Worte zur Räumung des Watchtowers in Steine am 18. August 2022

 

 

Es ist Donnerstag früh, so um 09:30 Uhr - und eigentlich könnte es ein ruhiger Morgen… Wenn nicht ein paar höchst motivierte Staatsschützer*innen am Start wären. Kaum ist was auf Indymedia veröffentlicht, haben die sich in ihre silberne E-Auto Zivikarre geschwungen und sind nach Steine gecriust.

 

Die Cops umstellen den Watchtower, so gut sie eben können, und informieren die Besetzer*innen, dass sie eine Straftat begehen würden. Und dass sie Verstärkung gerufen haben. Die kommt auch, und zwar zuallererst in Form eines Schlauchbootes der Wasserschutzpolizei. Da muss irgendwas durcheinander gekommen sein bei der Bestellung… Betonmeere?! Nach und nach treffen Beamt*innen ein, manche mit Hut, andere mit Helm, wieder andere mit Hund oder Hemd. Einige beschäftigen sich damit, sorgfältig den seit Jahren zerstörten Zaun um das Gelände wieder aufzurollen. Es gehe ihnen darum, das Eigentum zu schützen, und mögliche, noch in der Zukunft liegende Straftaten zu verhindern, sagen sie. So weit, so lustig.

 

 

Nächster Akt: Auftritt einer BFE-Einheit, die sich benimmt, als würde es sich hier nicht um einige Queers handeln, die in ein lange leer stehendes Haus eingezogen sind, sondern um eine bewaffnete Geiselnahme. Ganz in schwarz stehen sie Rücken an Rücken. Sie sichern einander mit ihren schußsicheren Westen und Helmen - die Hände an den Waffen. Ein Schachzug, der eindeutig darauf abzielt, eine Aufstockung des Budgets und die eigene Existenz zu rechtfertigen. So etwas soll die Besetzer*innen im Auge der Bevölkerung und der Lokalpresse zu Terrorist*innen machen. Und dies, ohne dass eine Straftat vorliegt: Die Staatsschützer*innen des Landkreises Lüchow-Dannenberg wollen außerordentlich gerne Großstadt spielen und nach der 24-Stunden-bis-Räumung-Regel verfahren. Auch wenn sie dafür Gesetze brechen . Woher wir das wissen?

Mehrere der anwesenden Cops werden dabei überhört, wie sie sagen, dass keine Anzeige vorliege. Aber, so der O-Ton, das ließe sich sich ja immer noch im Nachhinein beschaffen.

 

Während sich immer mehr solidarische Nachbar*innen zusammenfinden (Funkspruch eines Polizisten an die anderen: „Beeilt euch mal, da kommen sie schon!!“) und das Boot bestaunen, kommt eine Durchsage an die neu Eingezogenen im Haus. Es handedle sich um eine illegale Versammlung, die hiermit aufgelöst würde. Die Besetzer*innen würden sich einer Straftat schuldig machen und sollen das Gebäude unverzüglich verlassen. Sie seien eine Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit. (Anm. der Autor*innen: die öffentliche Ordnung und Sicherheit eines zum Großteil leerstehenden Dorfes wird eher durch das bewaffnete Polizeiaufgebot gefährdet als durch die paar neuen Anwohnenden).

 

Was das BFE-Kommando anschließend mit Scheibenbruch und weiteren Action-Film-würdigen Szenen stürmt, ist ein menschenleeres Haus.

 

 

Einiges ist gewiss. Steine ist jetzt schon ein Dorf, das belebt ist. Der Schlachthof ist Geschichte. Massentierhaltung, Monokultur und Industrie haben genauso ausgedient wie die Polizei. Lokale Selbstverwaltungsstrukturen, selbstbestimmte Beziehungen und Lebensweisen, dezentrale Organisation und eine sorgfältige und wohlwollende Kommunikation untereinander können uns dabei helfen, unsere Leben zurück zu gewinnen.

 

 

In Solidarität mit allen Kämpfen für das gute Leben für alle!!

 

RECLAIM STEINE

 

einige Anarchist*innen

 

webadresse: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen