[改道] Gǎi Dào Nr. 46 – Oktober 2014 erschienen

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Die April-Ausgabe der [改道] Gǎi Dào, des Monatsmagazins der Föderation deutschsprachiger Anarchist*innen. Pünktlich zu Herbstbeginn und Einheitsabgefeier findet ihr in der aktuellen Ausgabe u.A. Beiträge über aktuelle stadtpolitische Kämpfe in Wuppertal, "Die neue PKK" und ihre inhaltliche und strategische Transformation, eine Analyse "was Deutschland von Europa will", den ersten Teil einer Artikelreihe zu "Gustav Landauers Stellung zum Weltkrieg" und vieles mehr.

 

Ist von Gentrifizierung die Rede, wird dies wohl nicht selten zuerst mit den "großen Metropolen" assoziiert: Berlin, Hamburg, München, oder Frankfurt. Nicht nur, dass Aufwertung, explodierende Mieten, Zwangsräumungen und strukturelle Verdrängung dort besonders extrem, schnell und flächendeckend stattfinden, auch erscheint der Widerstand dagegen - durch die Verschiedenheit, Häufigkeit und mediale Verbreitung - besonders, oder zumindest überdurchschnittlich, stark. Jenseits davon stellt sich die Frage "Wem gehört die Stadt?" oft in einem explizit radikal-politischen und / oder subkulturellem Rahmen: Der Kampf für neue (oder den Erhalt bestehender) autonome Freiräume, alternative Zentren, oder Wagenburgen. Aber natürlich orientiert sich Gentrifizierung nicht an Einwohner*innenzahlen, sondern an potenziellem Profit und tritt somit überall auf, wo die Nachfrage nach Wohnraum das vorhandene Angebot sowieso schon übersteigt, oder sich perspektivisch soweit steigern lässt. So auch in der Wuppertaler Nordstadt. 

Und auch dort zeigte und zeigt sich Widerstand gegen das Konzept einer Stadtpolitik, in der Profit die einzige Prämisse und ausreichende finanzielle Mittel die einzige Daseinsberechtigung darstellt. Und das gleich in allen, oben angesprochenen Bereichen: Dem selbstorganisierten und gemeinschaftlichen Protest der Bewohner*innen eines Hauses vor Modernisierung und immenser Mieterhöhung, dem Versuch leerstehende Gebäude in autonome Plätze zu verwandeln, sowie dem Kampf des alteingesessenen Autonomen Zentrums gegen die drohende Vertreibung. Unser erster Artikel handelt von den Hintergünden, Verlauf und dem aktuellen Stand dieser Kämpfe.

Weiter geht's mit einer genaueren Betrachtung einer - zumindest im deutschen Sprachraum - neuen Perversion vermeintlich emanzipatorischer Ideen: Libertäre von Rechts. Das, in den USA schon länger bekannte, Phänomen schwappt nun langsam auch über den Atlantik. Und wie etwa der National-Anarchismus, bedienen sich auch Rechtslibertäre gewisser Elemente des Anarchismus, mit dem feinen Unterschied, dass sich in ihrer Zielsetzung nicht etwa der Mensch von all den äußeren und inneren Zwängen emanzipieren soll, sondern der Markt.

Das Transformation auch anders geht, zeigt der Artikel "Die neue PKK". Auch wenn der Kampf der kurdischen Bevölkerung gegen systematische Ausgrenzung, Unterdrückung, Repression, Folter und Mord schon seit dessen Existenz viele gute Gründe bot, sich damit solidarisch zu erklären, so war die bestimmende Organisationsform des Widerstands - die kurdische Arbeiter*innenpartei PKK - nie umunstritten. Die maoistisch-leninistische Ausrichtung, stark hierarchische Oraganisationsformen, das Ziel eines eigenen Nationalstaates, der Kult um den PKK-"Chef" Öcalan, der Umgang mit innerparteilichen Kritiker*innen oder mehr als fragwürdige Formen der Geldbeschaffung machten es - selbst in der Situation eines jahrzehntelangen Guerilla-Krieges mit dem türkischen Militär - mit der Zeit vielen schwer, sich aktiv mit dem kurdischen Befreiungskampf zu solidarisieren. Das in den letzten Jahren allerdings ein Umdenken innerhalb der PKK stattfindet, hat weniger mit der veränderten äußeren Wahrnehmung zu tun (auch wenn es bemerkenswert ist, dass selbst ein CDU-Abgeordneter mitlerweile offen Waffenlieferungen an die PKK ins Gespräch bringen kann, ohne postwendend an's Konrad-Adenauer-Haus genagelt zu werden.), sondern vielmehr an einer langwierigen theoretischen und praktischen Entwicklung.

Darauf folgt eine Erwiderung auf den Beitrag "Zur Psychologisierung des Nationalismus" der Gruppen gegen Kapital und Nation aus der vorherigen Ausgabe der Gǎi Dào. Beleuchtet dieser Artikel der Beschaffenheit von nationalistischen Charakteren in allen Facetten, so begeht er dabei den Fehler nicht stark genug zwischen Nationalismus und Patriotismus zu treffen, so eine der zentralen Thesen der Erwiderung. 

Besagte Gruppen gegen Kapital und Nation beschließen dann auch die Analyse und Diskussion Rubrik mit einer Analyse dessen "Was Deutschland von Europa will", im Bezug auf die - gerade medial etwas vernachlässigte - europäische Krisenpolitik.

Daneben findet ihr weitere Beiträge, wie den sehr persönlichen Erfahrungsbericht "Ich war erst 15...", einen Bericht über das 3. Internationale Treffen des Anarchist Study Networks in England, oder den ersten Teil einer neuen Artikelreihe zu "Gustav Landauers Stellung zum Weltkrieg".

Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen und freuen uns über Anmerkungen, Kritik, Lob, oder eigene Beiträge.

 


 

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