8 Mai - Tag der Befreiung?

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Heute ist der 8. Mai. Für kritisch denkende Menschen in Deutschland gilt dieses Datum als Tag der Befreiung. Es ist ein Fakt, dass Millionen von Menschen, die in den von den Nazis besetzten Gebieten in Lagern interniert waren, von den Alliierten befreit wurden. Der Sturz Hitlers markierte einen Wendepunkt für jene, welche in Nazi-Deutschland in den Lagern systematisch Unterdrückung und Folter ausgesetzt waren.

Dass die Menschen aus den Konzentrationslagern befreit wurden steht außer Frage. Das Schicksal dieser Menschen wird in den meisten Fällen jedoch nicht weiterverfolgt. Genauso wenig wie das Schicksal von Millionen von Menschen, die ab diesem Tag von den Siegermächten regiert wurden. Es ist wichtig zu beachten, dass das, was wir heute als Grund zum Feiern ansehen Teil einer nicht gänzlich positiven Geschichte ist.

Befreit!

Die Hoffnung muss riesig gewesen sein, als die, die die Konzentrations- und Kriegsgefangenenlager bis zum Ende überlebten die alliierten Soldaten sahen. Die Freiheit stand vor Ihnen. Jedoch nicht für lange.

Während dem Krieg erließ Stalin persönlich den Befehl 270, der es Soldaten und Offizieren verbot zu kapitulieren, selbst wenn sie vom Feind umzingelt waren. Die Höchststrafe war die sofortige Exekution. Die Familien der "Verräter" wurden oftmals deportiert. Dieser Befehl wurde auch auf Menschen angewandt, die während dem Krieg aus den Lagern entlassen wurden. In speziellen Lagern wurden die Hintergründe ihrer Gefangenschaft untersucht um die Gefangenen zu "sortieren". Schätzungsweise landeten 15% der Soldaten, die aus deutschen Gefängnissen entlassen wurden anschließend in einem GULAG. Zusätzlich mussten etwa 10% der Zivilen- und 20% der Kriegsgefangenen für 2 Jahre in Arbeitsbattalionen verbringen.

Die Rote Armee war außerdem bekannt für den Einsatz von Sperrtruppen. Diese Einheiten befanden sich hinter der Front und schossen auf Deserteure.

Nach dem Ende das 2. Weltkrieges wurde zwischen Großbritannien, den USA und der UdSSR eine Abmachung getroffen, welche zum Ziel hatte, alle sowjetischen Bürger*innen, welche sich noch auf der anderen Seite der Grenze befanden, zurückzuführen. Jene, welche für den Rücktransfer vorgesehen wurden, hatten wenig Mitspracherecht und Deportationen fanden statt, selbst gegen den Willen der Betroffenen. Unter den Insassen von Lagern waren jene, welche während des 2. WK für Deutschland gekämpft hatten, aber auch jene, welche als sowjetische Dissident*innen in den 20er und 30er Jahren flohen. Die Umverteilungslisten gingen so weit, dass sie sogar Bürger*innen des Russischen Reiches mit einbezogen, welche sich zuvor noch nie zuvor in der Sowjetunion aufgehalten hatten. Viele der Deportierten endeten durch diesen Pakt zwischen dem Westen und der UdSSR im GULAG, weil sie Kollaborateur*innen der Nazis, Feinde des Staates oder Verräter*innen am Sowjetregime waren.

Von den Juden und Jüdinnen, welche aus den KZs befreit wurden, mussten jedoch viele weiterhin für einige Zeit in den Lagern bleiben, da viele keinen anderen Ort hatten, an den sie hätten gehen können. Viele wanderten nach Israel aus, auf der Suche nach einem neuen Leben. Die, welche jedoch blieben, erwartete erneut Antisemitismus: allein in Polen zählten die Behörden zwischen November 1944 und Dezember 1945 350 Juden und Jüdinnen, welche in Pogromen getötet wurden. Das zweitgrößte Nachkriegs-Pogrom im Land fand in Kielce statt, wo über 40 Menschen von einer wütenden Menge umgebracht wurden.

Die Befreiung war auch fragwürdig für jene, welche später in Ländern des Ostblocks lebten, wo sie mit Diktaturen von autoritären Kommunist*innen, welche wenig Respekt vor dem menschlichen Leben hatten, zu kämpfen hatten. In diesen Regionen währte der staatliche Terror gegen die eigene Bevölkerung für die nächsten 40-50 Jahre und zahlreiche Gegner*innen der Regime und Intellektuelle wurden verfolgt und getötet

Auch für uns bedeutet der 8. Mai das Ende des 2. Weltkrieges und der Naziherrschaft über große Teile Europas. Wir Danken den Menschen, die unter dem Einsatz ihres Lebens gegen die Nazis und Faschist*innen gekämpft haben. Denn es waren Arbeiter*innen, die in Massen auf den Schlachtfeldern im Kampf gegen reaktionäre Regime wie in Deutschland, Italien und Spanien gefallen sind.

Nichtsdestotrotz wollen wir diesen Tag nicht unnötig hochloben. Die Nationalstaaten USA, GB oder der UdSSR wollen wir nicht für das Ende des Krieges lobpreisen. Für viele bedeutete das Kriegsende ein Ende des Horrors, nicht jedoch das Ende von verursachtem Leid durch die Hand des Staates.

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