Text von Genossinnen des K*VOX über die Ereignisse vom Freitag dem 7. Februar 2015

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Ausgeschiedener Streifenwagen in Exarchia 07/02/2015

 

Der nachfolgende Text des besetzten VOX in Exarchia, ist im Februar 2015 auf https://athens.indymedia.org/post/1539574/ veröffentlicht worden. Daraus entwickelte sich ein Streit, der in Texten ausgetragen wurde und die Zusammenarbeit der beteiligten Gruppen blockierte. Nikos Maziotis schrieb aus dem Knast eine scharfe Kritik gegen die Stellungnahme des VOX, eine Fragmentierung setzte ein, die sich auch unter den Gefangenen fortsetzte, möglicherweise mit eine Ursache der spärlichen Unterstützung für den letzten Hungerstreik von Maziotis und Roupa.

 

 

Text von Genossinnen des K*VOX über die Ereignisse vom Freitag dem 7. Februar

 

von Genossinnen des K*VOX 12.02.2015

 

 

 

Die Ereignisse vom Freitag

 

Am Freitag, 7. Februar, tauchte in der Sp. Trikoupi Straße aufgrund eines Verkehrsunfalls und eines Streits zwischen den Fahrern, eine Streife auf. Diese wurde bemerkt von einer Gruppe von Leuten, die nachdem sie die Besatzung (des Streifenwagens) vertrieben hatten, anschließend das Fahrzeug anzündeten. Gleichzeitig haben sie Leute geschlagen, die sich am Ort befanden und die versuchten sie zu stoppen.

 

Wenn man den Vorfall analysiert, kommt man zu einer wesentlichen Schlussfolgerung. In ähnlichen Fällen in der Vergangenheit, wenn in der Gegend Verkehrs(unfälle) oder Sachen, die von der zuständigen Polizeistation ( z.B. Abschleppen eines Autos/Bewegen mit einem Kran) verwaltet wurden, sind sie von MAT Einheiten unterstützt worden, gerade wegen der Angst vor einem möglichen Angriff auf die Mannschaft eines Streifenwagens oder den Kran. Vor allem in den Abendstunden war dies die Regel. Also hatte praktisch gesehen niemand die Stärke anzugreifen.

 

 

 

Im Fall des Freitags, wenn die Streife die gleiche Taktik befolgt hätte, wäre sie von einer großen Gruppe DELTA begleitet worden, die sofort zur Stelle geeilt wäre und wahrscheinlich hätte niemand den Streifenwagen angegriffen. Nun bekam die Mannschaft den Befehl von der Zentrale zum Ort des Geschehens zu eilen, aber gleichzeitig wurde nicht der Befehl gegeben, dass MAT - oder Delta Einheiten den Vorgang unterstützen sollten. Offensichtlich gehorchte die Einsatzzentrale dem neuen Einsatzplan ihres neuen politischen Vorgesetzten, der die Abwesenheit von YAT und DELTA innerhalb von Exarchia vorgesehen hat. Also wird die Streife alleine fahren um das zu erledigen.

 

Praktisch ist es offenkundig, wie mit den neuen Anweisungen des Ministeriums es leichter ist, bei bestimmten Vorfällen einige Polizeieinheiten anzugreifen. Wie z.B. beim Parlament am Tag von Imia (Anm. d. Übers.: jährliches nationalistisches Ritual), wo zum ersten Mal die Demonstranten Zugang zu den Klouvas (Anm. d. Übers.: Transportbusse der Bereitschaftspolizei) hatten, die die Straße versperrten und die deshalb mit Parolen zugesprüht wurden. Theoretisch sollte jemand, wie am Freitag den Streifenwagen, versuchen die Klouva anzuzünden. Aber hier stellt sich die erste Frage: Da wir es jetzt so einfach tun können, sollten wir es tun? Definitiv nein.

 

Bevor jemand die Initiative eines Angriffs gegen die Schweine übernimmt, muss er zwei grundlegende Parameter mit einberechnen. Die Kosten, die es für seine Umwelt mit sich bringen kann, sozusagen das Gleichgewicht beurteilen, zwischen Kosten und Ergebnissen seiner Aktion und die politische Symbolik, die diese zeigt.

 

Im Falle der Demo von Imia, würde ein Versuch die Klouva abzufackeln einen Generalangriff der MAT auf die Blocks provozieren, Verletzungen und Festnahmen. Also war es sehr gut, dass die Demonstranten Zurückhaltung zeigten. Im Falle des Freitags, provozierte die Inbrandsetzung des Streifenwagens den allgemeinen Angriff der MAT in der Gegend und wir hatten Verletzungen, Ingewahrsamnahmen und Festnahmen. Die Kosten der Aktion waren sozusagen um ein Vielfaches höher als das Ergebnis. Wenn jemand meint, wenn in der weiteren Umgebung Leute geschlagen und verhaftet werden, dass sich das lohnt für eine verbrannte Verkehrsstreife, der ist einfach idiotisch.

 

Nun zur politischen Symbolik, die produziert wird. Es ist wahr, dass in den letzten drei Jahren die aggressiven Aktionen von Teilen des anarchistischen / antiautoritären Raums aufgrund exzessiver Polizeipräsenz und Repression auf ein Minimum reduziert wurden. Das was gewisse Leute von uns nun rausholen und an diesen Stellen angreifen, die dir praktisch Raum geben aufgrund des neuen Dogmas der neuen politischen Führung des Ministeriums für Öffentliche Ordnung zeigt einfach, dass du ein schäbiger Typ bist. Und wir sprechen über die oben genannten spezifischen Punkte. Welche für den Angriff zugänglich sind, nicht durch deine organisatorischen Fähigkeiten, nicht durch deine Selbstaufopferung, nicht weil du die Voraussetzungen schaffst, sondern wegen … Panousis (Anm. d. Übers.: damaliger Innenminister).

 

 

 

Und deshalb sollte sozusagen jeder ernsthafte Kriterien aufstellen vor jeder Angriffsbewegung, nicht einmal ein schäbiger Idiot sollte gleichgültig gegenüber den Kosten seiner Entscheidungen sein, die sein weiteres Umfeld betreffen. Ansonsten, wenn er diese Art und diesen Weg wählt und bringt uns das alle mit ins Bild und wir haben die Folgen seiner Handlungen mitzutragen. Und um es klarzustellen: Wir sagen Ja zu Angriffsbewegungen aber unter bestimmten Voraussetzungen. Sie müssen gezielt sein, sie müssen zu einem angemessenen Zeitpunkt erfolgen, man muss die Kosten mit einberechnen, es muss sich in Verbindung mit der Massenbewegung befinden, es muss in den sozialen Körper eingebunden sein und darüber hinaus moralische/ethische Überlegenheit besitzen. Wir tun nichts nur weil wir es einfach tun können.

 

 

 

Der Angriff auf das VOX

 

Im Verlauf des Angriffs der MAT in Exarchia griff eine Einheit das besetzte VOX an. Am Eingang kam es zu Zusammenstößen und schließlich zogen sich die MAT-Einheiten auf die Arachovis Straße zurück, nachdem sie uns mit Tränengas beworfen hatten. Hier stellt sich eine plausible Frage: Warum in der Vergangenheit, mit den Diktatoren von ND in der Regierung, wenn die MAT auf den Platz kam, haben sie das VOX nicht angegriffen und taten es jetzt unter Syriza?

 

Ein Befehl des Ministeriums für Öffentliche Ordnung geht grundsätzlich an die Polizeiführung. Die Führung überträgt sie an leitende Offiziere und diese an die Leitung der Einsatzgruppen.Die ideologisch-politische Anthropogeografie des Polizeikörpers ist sehr spezifisch und es wurde nachgewiesen durch die Wahlergebnisse und die Orte wo die Bullen wählen. 60% sind von rechtsextremen Ansichten geprägt. In den Kampfeinheiten der MAT und DELTA ist der Prozentsatz vernichtend. Praktisch von den mittleren Polizeikader und darunter wird es elendig.

 

Auf der obersten Ebene befinden sich mehr Karrieristen, die sich politisch winden und diese fördern normalerweise nicht dieselben dynamischen Interventionen mit angreifender Bestimmung. Deshalb kann sozusagen eine Anweisung, die vom Ministerium zur obersten Leitung und von dort zur Leitung der Einsatzeinheiten gelangt, umgelenkt werden von den rechtsextremen Enklaven und den Fanatikern die es im Polizeikörper gibt. In der jüngsten Vergangenheit hatten wir zwei spezifische Fälle, in denen die Polizei den Funk geschlossen hatten und dies taten, um Befehle zu ignorierten.

 

 

 

Und jetzt um so mehr, wo die Schweine mehr „linke“ politische Vorgesetzte haben, häufen sich in ihren Reihen große Spannungen, eine direkte Folge ihrer rechtsextremen Ansichten. Eine glorreiche Geschichte der Schweine in Griechenland seit der Ära von Bouranda und den motorisierten Polizeiabteilungen, die vollends mit den Nazis der Besatzungszeit zusammengearbeitet haben, bis heute wo sie in Gesellschaft mit Chrisi Afgiten kämpfen. Folglich, glauben wir weder dass Panousis am Freitag den Befehl gab das VOX anzugreifen, noch die höheren Ebenen der Polizei. Der khakifarbene faschistische Pöbel wurde losgelassen und ergriff die Initiative.

 

 

 

Der tiefe Staat

 


In dem Fall, dass sich die sozialen Spannungen zuspitzen, die sich aus einer Politik ergeben, die Griechenland mit den europäischen Institutionen brechen lassen wird, wird das Phänomen der Autonomie der Polizei zunehmen. Wenn das Land sozusagen in eine Phase der institutionellen und wirtschaftlichen Isolation vom europäischen Umfeld und seinen Organisationen übergeht, wird sich das in der Bevölkerung niederschlagen mit unmittelbaren Auswirkung großer ökonomischer Knappheit und Armut. Die sozialen Spannungen werden ihren Höhepunkt erreichen und große Teile der Gesellschaft werden sich wie immer in rechts und links teilen. Das rechtsextreme Lager wird sehr stark daraus hervorkommen und wird natürlich die Polizei mit einbeziehen. Dort wird der Einfluss von Syriza in Richtungen und mit Befehlen gegenüber der Polizei unwirksam werden.

 


Jetzt im Falle eines herrlichen Paradigmenwechsels von Syriza, der Abrundung ihrer Politik um das bestehende Wirtschaftsprogramm in Griechenland mit nur geringen Zugeständnissen aufrechtzuerhalten, aber insgesamt vernachlässigbar, werden einfach die Bezeichnungen geändert (vom Memorandum zu Brücke usw.), dort wird es soziale Widerstände geben. Widerstände von einer Gesellschaft, die schließlich sehen wird, dass die "Hoffnung nicht gekommen ist" und die angemessene Forderungen erheben wird, indem sie sich von der Logik der Übertragung die jetzt existiert (Übertragung auf Syriza) entfernen wird und der Logik der Angst, die es unter ND gab (Angst durch politische Erpressung rechtsextremer Häftlinge, die sich in eine größere Katastrophe verwandelt, die in diesem Fall "kommen" wird).

 

 

 

[ … ] Wir halten Samaras davon ab, mit Syriza nicht in eine Katastrophe zu geraten. Mit Syriza, die sich abstimmen mit dem ökonomischen Imperialismus der E.U. „Schlechter“ gibt es nicht. Das "Schlechteste" ist das, was wir jetzt erleben.

 


Und es gibt auch nicht das „Bessere“, da die erneute Nachfolge der Rechten an der Macht das Selbe ist bzw. das Schlechtere, sozusagen noch härtere Politik. Auf der anderen Seite ist jedoch die Illusion bei einem Teil der Gesellschaft erhalten geblieben, dass es Spielraum für Forderungen mit den Linken in der Regierung gibt. Nicht so sehr durch die Organisation des Widerstands und der Intensität von Forderungen „von unten“, aber weil die Linke an der Macht „offene Ohren“ hat und nicht die politische Sturheit der brutalen Rechten.

 

So werden Menschen wieder auf die Straße gehen. Dort gibt es ein „Feld des leuchtenden Ruhmes“ für die Polizei, um zu Provokationen überzugehen, indem man sie dorthin umleitet wo man den Befehl für bekommt. Die Widerstände werden hart getroffen und es wird die gleiche politische Schlussfolgerung aus zwei feindlichen Lagern geben: Sowohl extreme Rechte als auch Teile der Anarchisten werden von der „Junta der Linken“ sprechen. Im Gesamtbild sind diejenigen, die direkt von der „Feststellung einer linken Junta“ profitieren werden, die extreme Rechte. Wir kommen also wieder zu dem Schluss, dass jedes Szenario, das sich aus der Politik von Syriza ergibt entweder ein Paradigmenwechsel oder ein Bruch ist, die nächsten im Verzeichnis der politischen Landkarte ist der extreme Rechte Flügel, der bei Voridis beginnt und bis zu Michaloliakos (Anm. d. Übers.: Faschisten von ND und Chrisi Avgi) führt.

 

Wir werden nicht die Logik der Existenz einer „linken Junta“ annehmen, genauso wenig wie die Logik der Unterstützerinnen von Syriza ungefähr „die Linke die in Konflikt mit ihren Partnern ist“. Warum genau sind sie für Syriza Partner. Die wiederholt geäußerten Ansichten der europäischen Sozialdemokratie, die völlig im Einklang mit den wirtschaftlichen und politischen Institutionen der EU stehen und voraussetzt, dass politische Veränderungen nur innerhalb dieses europäischen Unternehmensumfelds bewältigt werden, macht Syriza zu einem politischen Rivalen.

 

Aber wir erkennen, dass es etwas Schlimmeres gibt als einen politischen Gegner: den Klassenfeind. Der griechische "tiefe Staat" ist der einzige echte Garant für die sogenannte "Kontinuität" des Staates. Der Polizei-Justiz-Komplex, der mit dem Kapital und seinen Interessen verbunden ist, bildet den „tiefen Staat“, der die sozialen Transformationen, die institutionellen Rahmenbedingungen und wirtschaftlichen Verflechtungen des Landes mit dem supranationalen Kapital definiert. Der „tiefe Staat“, der in jedem der beiden Szenarien durch die Mechanismen der Macht, die er enthält, definiert wird und „das erste Mal links“ (auch) keinen wesentlichen Zugang haben. Ein "tiefer Staat", der nicht zögern wird, als Nachfolger der Macht das Reaktionärste zu etablieren, was dieser Ort in den letzten 40 Jahren gesehen hat.

 

In dieser Hinsicht. Die Bewegung muss zwei spezifische Dinge mit Aktionen, Positionen und Strukturen bekämpfen. Nicht so sehr Syriza, sondern die Illusion, die meisterhaft von einem großen Teil der Bevölkerung und mit großer politischer Beherrschung auferlegt wird, dass Veränderung und Hoffnung kommen werden. Veränderung und Hoffnung nicht aus den Kämpfen der Gesellschaft, sondern von einer sozialdemokratischen Regierung, die sogar garantiert, dass ihre Ausrichtung und Politik innerhalb der EU liegt und vollkommen mit ihr harmonisiert. Das zweite ist, dass wir uns bald der Illusion der Regierung Syriza stellen werden: dass sie Gleichgewicht und Einfluss mit der parallelen Existenz des "tiefen Staates" haben kann.

 

 

 

Der „tiefe Staat“ der bald auf der politischen Bühne erscheinen wird (nicht genug in dem multidisziplinären Mechanismus, der jeden Tag viele kleine, aber wichtige Politiken ausübt), indem er sein absolutes Exponent in einem Regierungsamt einnimmt: der Faschismus, der eines der tausend Gesichter des faschistischen griechischen politischen Systems darstellen wird.

 

Der Kampf, den Widerstand der Gesellschaft gegen SYRIZAs Illusionen zu organisieren, ist unsere Pflicht.

 

 

 

Die Organisation unserer Strukturen zur Bekämpfung des Faschismus, der kommen wird, ist für unser Überleben unerlässlich.

 

 

 

Genossen/Genossinnen vom K*VOX

 

 

 

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Ergänzungen

ab davon, dass der HUngertsreik erfolgreich endete - mit nur offiziell 2 Beteiligten, es gab aber trotzdem Unterstützung in diversen Knästen, eigentlich kontinuierlich seitdem Maziotis im Juli2017 in Isohaft kam - gehts ja nur darum, dass szenefürsten sauer sind, weil Roupa und Maziotis der "Bewegung" vorhalten und auch beweisen, daß eben jene Bewegung oda Szene die Bewegung gegen die Memoranden alleine gelassen hat..und zwar in ziemlich entscheidenden momenten und sei es nur 5.5.2010....Vor allem, was die Logik dahinter angeht. Wer sagt, dass Dieselbe in Exarkia und später am Syntagma angreift die Bullen, lügt bis sich die Bohlen brechen, er oder es stützt damit die Presselüge von den immer selben 200 "bekannten Unbekannten" und auch der Rest is voll palle -"VOX-zentriert"?
-selbiges zählt für Einsatz oder Nichteinsatz von Delta, hängt immer auch schwer von ab, was sonst noch so los ist
Warum wird Para-Staat mit Tiefe Staat übersetzt?, Der tiefe Staat BRD ist völlig anders aufgestellt.
60% der Bullen?, aber doch nur der Bullen in Attika, also Großraum Athen, bzw. nur die Wahlkreise dort, wo die Schweine wählen gingen.
Alles andere ist eh 3 Jahre überholt, SYRIZA hat weit mehr gemacht als bloße zögernde Zugeständnisse, ganz im Gegenteil sind sie, weit mehr als ND, die Retter des Kapitals, genau wie Varoufakis einer ist, als Erfinder des E-monies für Papandreou2011...politik zerschlagen, nich selber machen
Dummerweise haben das aber Bewaffnete Gruppen bereits 2012 "vorhergesagt", Tsiprakis's Freundl, "dieLinke" in der BRD ist halt auch verantwortlich für 11 Jahre Wowereit Party in Berlin, arm aba sexy und sturmreif für Rich Kids und anderen kapital-sozialen Abschaum
syriza durchsetzt von pasok-kadern ist sehr wohl in der lage sich die allermeisten bullen einzukaufen, aber wer die schweine letzlich bezahlt, spielt kein Lyra, grunzen wollen sie immer