Bundesweit Protest zum Tag ohne Bundeswehr

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Der Tag der Bundeswehr ist dieses Jahr bis auf einen Stream im Internet ausgefallen. Statt dessen feierten in Kiel, Berlin, Stuttgart, Dresden, Frankfurt/Main, Bonn, Hannover, Potsdam, Essen, Hamburg, Witzenhausen und Erlangen Antimilitarist*innen mit gefälschten Werbeplakaten und anderen Aktionen einen Tag ohne Bundeswehr. Die Aktivist*innen fordern, dass jeder Tag ein Tag ohne Bundeswehr sein soll. Dahinter steckt die Kampagne tob21.noblogs.org, die im Internet zu den Aktionen aufgerufen hatte. „Wahrend die Bundeswehr lediglich 6000 Hardcore-Fans bespaßt hat, haben wir bundesweit in 13 Innenstädten und den Sozialen Medien tausende von Menschen mit unserer Kritik erreicht“, freut sich Klaus Theodor von Schlechtenzwerg, die Pressesprecher*in der Kampagne Tob21.

Das Aufhängen von gefälschten Werbeplakaten und die Umgestaltung von Werbung zu einer anderen politischen Botschaft nennt man "Adbusting". Solche Adbustings hingen am Tag ohne Bundeswehr in den bereits genannten Städten und sorgten dort für einige Irritation. Eines der Poster trägt die Aufschrift: "Nicht jeder Soldat ist ein Nazi". Das Plakat blendet sich so gut ein, dass beim Fotografieren des Plakats am Bahnhof eine Aktivist*in von einer Passant*in gefragt wurde, ob sie auch Züge fotografiert. Nachdem die Aktivist*in auf das Plakat hingewiesen hatte, bekam sie von der Person Zustimmung: "Es ist aber auch echt der Wahnsinn, aus was für einem rechten Gesocks die Bundeswehr besteht."

Auf einem anderen Motiv heißt es: "Jeder Tote ist ein kleiner Schritt zum Weltfrieden". Dieser Spruch sorgte in mehreren Fällen zu höhnischem Lachen auf den Straßen der Städte. Eine Gruppe, die vor dem Plakat versammelt war, rätselte: "Ist das echte Bundeswehrwerbung?" - "Nein. So ehrlich sind die nicht."

Auch in den Sozialen Medien schlug die Aktion hohe Wellen. Von Freitag auf Sonntag war #Adbusting zeitweilig auf Platz 9 in den Trending-Charts bei Twitter. Postings der Bilder erreichten Tausende Likes und hunderte Weiterleitungen. Eine Auswahl:

Stuttgart 6700 Likes, 500 Retweets:

Weiterer Tweet 3800 Likes, 380 Retweets:
https://twitter.com/KanteClara/status/1403744996256256001/photo/1

Bonn 1300 Likes, 130 Retweets und die grübeln obs echt ist:https://twitter.com/entnzfzrng/status/1403706238865707016

Berlin: 400 Likes, 55 Retweets:
https://twitter.com/solid_xkoelln/status/1403769877194760196

„Bisher behauptet die Wehrbeauftragte des Bundestages, dass es um die 100 gemeine Anschläge wie das Verändern von Bundeswehr-Werbung pro Jahr gäbe“ sagt Klaus Theodor zu Schlechtenzwerg: „Allein mit den Adbusting-Aktionen vom Tag ohne Bundeswehr dürften wir für eine Steigerung um 500% gesorgt haben. Mal gucken, ob das wieder Störpropaganda oder ein Fall fürs Terrorabwehrzentrum wird.“

Obwohl der Aktionstag Wochen vorher im Internet angekündigt war, mehrere Adbusting-Kollektive den Protest in ihren Städten offen bewarben, und der Staatsschutz eine Vorfeld-Aktion als „Störpropaganda gegen die Bundeswehr“ kriminalisierte, blieben die Aktivist*innen in allen Städten unbehelligt. „Trotz der offenen Ankündigung und der krassen Kriminalisierung von Adbusting haben die Cops nicht eine einzige Aktivist*in gefangen“, zeigt sich Klaus Theodor zu Schlechtenzwerg verwundert: „Die Cops standen wohl alle rund ums Kriegsministerium rum, während wir in der Bahn unterwegs waren.“

Ein Überblick über die Aktionen in den einzelnen Städten:

KIEL

In Kiel feierte die Initiative "Bundeswehr abschaffen" der "Deutschen Friedensgesellschaft - Vereinte Kriegsgegner*innen" (DFG-VK) den "Tag der Abschaffung der Bundeswehr" mit einer Mahnwache am Marinehafen. Dort machten sie auf das Flottenmanöver BALTOPS aufmerksam.

BERLIN

In Berlin fanden mehrere Aktionen statt. Gleich drei Gruppen gingen hier Adbusten. Hier waren auch komplett selbst gebastelte Poster wie "STOP WARS. Bundeswehr abschaffen" (mit Schriftzug im Stil von "Star Wars") zu sehen.

Kra-WallDecaux (@KraWallDecaux) - 13. Juni 2021

Eine andere Gruppe hing Wandzeitungen in der Umgebung des Impfzentrums am Erika-Heß-Stadion auf, die den Inneneinsatz der Bundeswehr in der Coronapandemie aufgreifen und davon ausgehend die Normalisierung von Militärpräsenz in der Gesellschaft kritisieren.

STUTTGART

Team Stuttgart räumt derweil den Twitter-Highscore ab. Ein Bild der dortigen Aktion vom Charlottenplatz mit dem Slogan „Nicht jeder Soldat ist ein Nazi. Aber verdammt viele Nazis sind Soldaten“ bringt es auf mittlerweile 8000 Likes und über 600 Retweets.

Mehr zu Adbustings in Stuttgart findet sich hier.

FRANKFURT/MAIN

Auch in Frankfurt am Main mussten die Militärs zum Tag ohne Bundeswehr Kritik im öffentlichen Raum ertragen. Das Kollektiv der Kleistermeister*innen dokumentiert ihre Aktion ausführlich auf Twitter und Instagram.

DRESDEN

Das "Ministerium für Kontextveränderung, plakative Fußnoten und Werbekorrektur" sorgte für Adbustings in Dresden.

BONN

In Bonn hingen die "Systemsprenger*innen" gefälschte Bundeswehrwerbung auf.

HANNOVER

Auch in Hannover kümmerte sich ein Team um eine hohe Präsenz der Kampagne in der Innenstadt.

POTSDAM

In Potsdam und Babelsberg hing eine Gruppe umgebastelte Originalwerbung der Bundeswehr auf.

ESSEN

In Essen sorgte die Gruppe "Public Space Intervention" mit Bundeswehr-Adbustings für "Ärger an der Heimatfront".

HAMBURG

Das Kollektiv "Bustie The Crew" hing derweil in Hamburg bundeswehrkritische Plakate auf.

WITZENHAUSEN

In Witzenhausen beteiligten sich Antimilitarist*innen am Tag ohne Bundeswehr mit einem Bannerdrop. Das Banner trägt die Aufschrift "Terror. Gefördert vom Staat" und hängt an einer Felswand direkt gegenüber vom Bahnhof.

ERLANGEN

Und schließlich hingen auch in den Werbevitrinen Erlangens zahlreiche Bundeswehr-Adbustings. Dafür sorgte die Gruppe "AdblockArt".

"Wir bedanken uns bei allen Gruppen, die beim Tag ohne Bundeswehr 2021 mitgemacht haben", sagt Pressesprecher*in Klaus Theodor zu Schlechtenzwerg, "Die Aktionen waren ein voller Erfolg. Sowohl unsere Präsenz im öffentlichen Raum als auch im Netz hat die des 'Tags der Bundeswehr' komplett in den Schatten gestellt. Zahlreiche Stimmen sind für die Abschaffung des deutschen Militärs. Wir kämpfen weiter für dieses Ziel."

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