Überlegungen zur Anti-Repressionssponti am 29.4. im Hecht

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Copyright Tino Plunert

Am 29.4. gab es eine Anti-Repressionssponti in Soli mit den HAusdurchsuchten in Connewitz den Tag zu vor. Hier einige Überlegungen zu den Sponti.

 

Am 29.4. gab es im Hecht eine Sponti in Solidarität mit den Betroffenen der Hausdurchsuchungen und der Bullenbelagerung unserer Genoss:innen in Connewitz einen Tag zuvor (https://www.tagesstimme.com/2021/04/30/razzia-bei-linksextremen-fussball...).

Ab der Ecke Erlenstraße / Hechtstraße hat uns bis um S-Bahnhof Bischofsplatz eine Bullenkarre (Funkstreifenwagen) verfolgt. Dort löste sich die Sponti auf, der Weg auf die Fritz Reuter Straße mit Baustellenequipment zugemacht und die Bullenkarre mit Steinen angegriffen, die Frontscheibe nahm massiven Schaden. Zu den Vorgängen auf der Sponti haben wir uns Gedanken gemacht und möchten die auf diesem Weg öffentlich machen und damit eine Auseinandersetzung mit Spontis in Dresden und ihre Ausgestaltung anregen.

 

Was wir gut fanden:

 

Grundsätzlich war es eine entschlossene, kämpferische, laute, pyro-reiche Sponti, worüber wir uns sehr freuen. Diese Entschlossenheit hielt auch an, als die Bullenkarre aufgetaucht ist und uns konfrontativ gegenüber stand. Alle sind ruhig geblieben und einfach weitergelaufen und die Karre musste Platz machen. Dies hat uns ermöglicht, dass der Demozug kontrolliert zu Ende gelaufen werden konnte, da es keine verfrühte eskalative Situation mit den Cops gab und alle geordnet weggekommen und nicht in eine Paniksituation verfallen sind, wie es schon häufiger bei ähnlichen Fällen passiert ist (natürlich nicht nur in Dresden). Wir fanden das besonnene Vorgehen gut, da wir es schon viel zu häufig erlebt haben, dass Menschen entweder verfrüht eskaliert sind oder panisch weggerannt sind, wenn Cops gesehen wurden (egal wie viele). Damit wollen wir nicht die Panik bei einzelnen Personen als etwas negatives, zu lösendes Problem definieren, sondern auf die Problematik von Massenpaniken und kopflosem Herdenverhalten hinweisen. Generell ist es unsere Ansicht, dass Menschen möglichst vorher überlegen sollen, wie sich bei auftauchenden Cops verhalten wollen, damit sie in dem Moment überlegt handeln können. Wie finden das sowohl für alle Teilnehmenden als auch für organisierte Reihen als generell gutes Vorgehen, sich in den Bezugis vorher zu dem Fall des Feindkontaktes eine gemeinsame Strategie zu überlegen (egal ob Angriff oder organisiertes Verschwinden). Uns ist wichtig, dass es überlegte und keine Affekthandlungen sind.

Wir fanden es gut, dass die Bullenkarre angegriffen wurde. Angriffe auf Cops sind immer berechtigt. In dem Fall sogar vielleicht notwendig gewesen, da die Karre die Leute aus der Sponti dann nicht mehr verfolgen konnte. Zudem finden wir es wichtig, dass auch Dresdner Cops lernen, dass sie Widerstand rechnen müssen, wenn sie unsere Veranstaltungen stören. Sinnvoll für den Angriff erschien auch die Installation von Barrikaden in Kombination mit dem Hinterhalt.

Wir fanden es gut, dass Leute da waren!

 

 

Worüber wir alle uns noch Gedanken machen müssen:

 

Es kann auf keinen Fall wünschenswert sein, dass eine Bullenkarre der Sponti mehrere Hundert Meter unbedrängt hinterher fahren kann. Um das zu verhindern, bietet es sich immer an Mülltonnen oder anderes Barrikadematerial auf die Straße hinter die Sponti zu legen. Dann können die Cops nicht weiterfahren, haben es schwerer zu erkennen was genau passiert und wir können besser wegkommen. Wichtig ist es Cops immer beschäftigt zu halten, dass sie von überlegtem handeln abhält. Bullen müssen gestresst werden. Wenn möglich, kann man eine Mülltonne oder andere Barrikaden auch anzünden, das beschäftigt die Bullen länger und nimmt viel Sicht. Für uns muss es immer das oberste Ziel sein, handlungsfähig zu bleiben und die Handelnden zu sein. Mit einer Sponti wollen wir die Ohnmachtssituation brechen und in dem Moment der Konfrontation mit den Cops die Handlungshoheit aktiv wieder zurückholen. Spontis sollten immer Zeichen unserer Selbstermächtigung sein und Ausdruck gegen staatliche oder andere Unterdrückung sein.

 

Überlegt wo genau ihr abhaut, versucht auch unterschiedliche Wege zu nehmen, damit die Cops nicht alle gleichzeitig verfolgen können. Überlegt wer aus eurer Bezugi eher schwierige Wege nehmen kann, wer stehen bleibt und vielleicht Barrikaden setzt, wer sich welche Repression im Zweifel erlauben kann und wer unbedingt wegkommen muss. Stellt euch vielleicht Fahrräder bereit oder überlegt euch andere Wege, wie ihr schnell und unauffällig wegkommt. Habt was buntes dabei und schmeißt den Windbreaker und unbedingt andere belastende Gegenstände (Pyro, Steine etc.) weg, wenn ihr vor den Cops abhaut. Habt auf keinen Fall euer Privathandy dabei, wenn die Bullen euch erwischen, nehmen die euch das ab und versuchen die Daten darauf auszuwerten. Damit können sie euch ganz leicht mögliche Verabredungen zu Straftaten anhängen und Strukturermittlungen durchführen. Besorgt euch eine Uhr, wenn ihr das Handy dafür nutzt. Es kann gar nicht genug betont werden, wie wichtig es ist, unbedingt ohne Privathandy auf Aktionen zu sein. Und falls ihr doch damit unterwegs seid, weil ihr eher zufällig irgendwo reingeraten seid, schmeißt das Handy in irgendein Gebüsch, wenn ihr wegrennt, schaltet es unbedingt aus und nehmt die SIM-Karte raus (die kann man auch zur Not noch Essen, wenn abzusehen ist, dass die Bullen einen erwischen). So macht ihr es den Bullen wenigstens so schwer wie möglich an eure privaten Daten zu kommen.

 

 

 

Unglücklicherweise wurden 3 Personen im vermeintlichen Umfeld der Geschehnisse festgenommen und ihnen wird besonders schwerer Fall von Landfriedensbruch vorgeworfen. Ihr seid nicht allein, wir halten zusammen, meldet euch unbedingt beim Ermittlungsausschuss Dresden (EA): https://ea-dresden.site36.net/.

 

Wir wünschen allen Betroffenen viel Kraft für die anstehenden Repressionen und wir sehen uns auf der nächsten Sponti.

 

Solidarische Grüße!

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