Die Disteln im Beton - Hausbesetzung in Weimar
Hallo Menschen,
Ihr fragt euch, was hier los ist? Warum „so ein paar Chaot*innen da jetzt ein Haus besetzt haben“?
Wieso es genau dieses Haus ist? Wer genau die eigentlich sind?
„Die“, das sind wir. Wir nennen uns „die Disteln im Beton“ und sind Menschen, die Weimar gestalten wollen. Gestalten, verändern, beleben...
Wir haben Lust, uns hier, gemeinsam mit anderen und gerne euch, eine kleine Utopie aufzubauen. Einen Lebensraum, der sich als Solidargemeinschaft versteht, als Freiraum für Menschen, die Obdach, Schutz, Anschluss, Perspektiven, Inspiration, Freundschaft oder einfach sich selbst suchen...
Und auf unserer eigenen Suche nach ebenjenem Freiraum sind wir auf dieses Haus gestoßen und haben uns in gewisser Weise verliebt: das ehemalige Wohn- und Werkstattgebäude Otto Dorfners, dem Bauhaus-Lehrer für Buchbinderei, die Erfurter Straße 8.
Das Haus steht schon seit 10 Jahren leer und ungenutzt da: ein wunderschöner Ort, der leider langsam verfällt, weil er sich in Privatbesitz befindet und vermutlich dem kapitalistischen Immobilienmarkt zu Opfer fallen wird, also verfallen lassen, abreißen und irgendeinen Neubau hin, ein Einkaufszentrum, Einfamilienhäuser oder ein anderes wenig zukunftsfähiges Objekt...
Das wollen wir verhindern! Ihr auch?
Was nun unser Plan ist: erstmal die Besetzung des Hauses. Wir nennen es „Distel“. Wenn ihr diesen Brief lest, haben wir die hoffentlich schon vollbracht. Wir hoffen, dass sie möglichst friedlich verlaufen ist und sich auch andere mit unserem Ideal, der Hausbesetzung solidarisiert haben.
Wir sind zuversichtlich, unterstützt zu werden, denn in einer Zeit, in der Kapitalismus zu immer mehr Armut, Unzufriedenheit, Alltagsgrauheit und dem Verschwinden kultureller Freiräume führt, sehnen sich viele Menschen nach dem, was wir hier planen aufzubauen: kostenloser Wohnraum, (insbesondere für gesellschaftlich Ausgegrenzte, Menschen in prekären Lebensverhältnissen, Geflüchtete, Jugendkultur und alle, die sich noch so angesprochen fühlen), Café, Infoladen, Werkstatt, Atelier, Ort für Kunst, Politik, Bildung, Nachhaltigkeit, Autonomie und natürlich Spaß.
Kurzum: Ort für gutes Leben!
Was wir darunter konkret verstehen?
Wir wollen ein Haus, das sich nach den Menschen, nicht nach dem Profit richtet, das umweltbewusst und gerne auch im Versuch, sich selbst zu versorgen, wirtschaftet, das Platz bietet für eine antikapitalistische Lebensweise.
Sexismus, Rassismus, Antisemitismus, Faschismus, Klassismus, Diskriminierung aufgrund von geschlechtlicher Identität oder sexueller Orientierung lehnen wir ab. Es ist uns wichtig, uns ständig selbst zu hinterfragen, Alltagsdiskriminierung zu entlarven und uns auf einen Weg raus aus all diesen gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten zu begeben.
Dazu laden wir euch herzlich ein!
Die Distel soll ein Haus für Partizipation sein. Ihr seid also willkommen, mitzuwirken und dabei zu sein, wenn wir gemeinsam Entscheidungen treffen.
Warum wir dafür gerade das Mittel einer Hausbesetzung nutzen?
Nun ja, wir wollen uns in diesem Haus von kapitalistischen Strukturen lösen, uns eben nicht auf den ausbeuterischen Wohnungsmarkt, in den „Bürokratie-Dschungel“ begeben und stattdessen aktiv handeln. Wir sind uns bewusst, dass es sich dabei um eine illegalisierte Handlung, einen „Hausfriedensbruch“ handelt, aber finden diese Art des zivilen Widerstandes legitim, denn wir schaden damit voraussichtlich keinen Einzelpersonen, nur staatlichen Institutionen und können mit der Wiederbelebung dieses Hauses auch vielen Menschen helfen, wenn unser Plan gelingt.
Dabei könnt ihr uns unterstützen!
Sprecht mit uns! Teilt konstruktive Kritik und gerne auch Solidarität!
Seid Teil eines Wandels!
Es grüßen,
Die Disteln im Beton