Warum wir eure Einkaufsmeilen zertrümmern

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Wir haben uns am 13.03.2021 an den Angriffen auf Geschäfte und Banken in der Jenaer Innenstadt beteiligt. Eure heile Welt ist für einen Moment ins Schleudern gekommen. Doch dies ist das unverträgliche Bild einer unversöhnlichen Konfrontation. Unsere Wut über die geräumten (und noch räumungsbedrohten) Projekte in Berlin, unser Hass auf den griechischen Staat und seinen andauernden Mord an dem Hunger- und Durststreikenden Dimitris Koufontinas und unser Groll gegen die Repression, haben uns durch eure Straßen getrieben.

Es herrscht wieder einmal eine Fassungslosigkeit über Zerstörung und Gewalt. Die Jenaer Einkaufspassage hat sich einige, nicht zu übersehende Farbflecken und Glasbrüche eingefangen. Ein Bild, welches wir euch malerisch überreichen. Denn ihr habt es euch redlich verdient, dass eure Innenstädte zertrümmert und eingehämmert werden.

Jena kassiert heute die Rechnung für…

...das Handeln des eigenen Stadtrates. Ihr habt euch für die saubere Stadt entschieden. Eine Stadt ohne Leben. Eine Stadt, die für alle das Paradies ist auf deren Lohnzetteln fünfstellige Summen stehen. Akademisch und überlegen schaut ihr angewidert auf die, die ihr um jeden Preis verdrängen wollt. Jugendliche, Kriminelle, Bartaumelnde, Sprüher*Innen und alle sozial Vergessenen. Ihr blickt in eine verträumte Zukunft ohne Probleme in der Innenstadt.

… die griechische und faschistische Regierung, die den Durst- und Hungerstreikenden Dimitris Koufontinas in diesen Tagen ermorden will. Für seine Unerpressbarkeit geht dieser Staat in der Tradition aller autoritären Regime über Leichen. Die bürgerliche Gesellschaft und die Demokratie zeigen, welches Geistes Kind sie sind. Ein Menschenleben ist so viel wert, wie es für den Staat und den Kapitalismus verwertbar ist. Fällst du aus diesem Raster, bist du ein*e Ausgestoßene*r. Wir haben heute erfahren, dass du deinen Streik beendet hast und wir hoffen inständig, dass du wieder zu Kräften kommst. Dimitris, du lebst in unseren Herzen und dein Kampfeswille gibt uns Kraft.

… den andauernden Angriff der Berliner Polizei und Politik auf verlorene und räumungsbedrohte Projekte. Schön und reich muss sie sein. Die Hauptstadt Deutschlands lebt von einer reichen Innenstadt und den yuppiefizierten Stadtteilen drum herum bis hin zu den verdrängten Armutsgebieten. Und das wirkliche Problem in Berlin sind Orte und Zusammenkünfte des Widerstandes. Und so zeigt die weltoffene, rot-rot-grüne Berliner Politik, dass sie vor allem eins ist: Eine Verschwörung der Autoritäten zum Niederschlagen jeglicher Widersprüche und Proteste in einer völlig abstrus überteuerten Stadt der verlorenen Seelen. Wir haben euch nichts positives zu sagen, keine Verhandlungsgrundlage zu geben oder nach Befriedung zu suchen. Wir haben Hass auf eure Ignoranz und eure Gewalt. Und deshalb schicken wir in tiefer Liebe den Schaden aus Jena an unsere Gefährt*Innen in Berlin. Kämpft weiter. Wir hören, sehen und fühlen eure Kämpfe. Sie sind uns nicht egal. Wir sind verbunden im Kampf!

Und so habt ihr euch verschätzt. Umso offenkundiger eure Verachtung wird, umso wilder werden wir unsere Freiheit verteidigen. Ihr werdet uns weiter Projekte nehmen und dennoch könnt ihr uns niemals befrieden. Zu tief sind die Wunden eures Handeln. Zu unfähig eure Krisendiagnosen und zu unverantwortlich eure Entscheidungen. Unser Leben gehört uns. Greift es an und wir tauchen eure Städte in Rauch. Wir bringen keine Warnungen mit. Wir greifen an. Kein Gesetz, keine Strafen, keine Ermittlungen werden unsere Ideen brechen können.

In tiefer Verachtung für den Staat! In tiefer Liebe zur Anarchie!

Einzelne Verschworene des Angriffs auf die Jenaer Einkaufspassage

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