Gegen den “Querdenken”-Aufmarsch am 7. November 2020 in Leipzig!

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Antisemitismus bekämpfen

Für den 7. November mobilisiert die verschwörungsideologische und rechtsoffene “Bewegung Leipzig / Querdenken 341” bundesweit für eine Veranstaltung “Die zweite friedliche (R)Evolution – Geschichte gemeinsam wiederholen” nach Leipzig. Ab 13 Uhr soll es auf dem Augustusplatz längere Redebeiträge geben. Im Anschluss ist eine Demonstration mit Kerzen auf dem Innenstadtring geplant. Ein zweites “1989” soll von Leipzig aus inszeniert werden.

Zuvor soll ab 10 Uhr ein Fahrradkorso vom Lindenauer Markt über die Zschochersche Straße, Industriestraße, Könneritzstrasse, Scheußiger Weg, Karl-Liebknecht-Straße, Roßplatz, Georgiring, Eisenbahnstraße, Hermann-Liebmannstraße, Wurzener Straße und die Dresdner Straße zum Augustplatz führen. Veranstaltet wird diese Fahrradtour von Karsten Wolf.

Antifaschistischer Protest?

Wird es sicher geben. Termine und Orte werden wir hier sammeln.

Wird das nicht verboten, jetzt wo ein zweiter “Lockdown” in Deutschland bevorsteht?

Selbst wenn es ein Verbot seitens der Versammlungsbehörde geben sollte, werden die Corona-Leugner:innen weiter nach Leipzig mobilisieren und kommen. Der ehemaligen Pfarrer der Nikolaikirche Christoph Wonneberger, der auch als Redner für den 7. November angekündigt ist, machte am vergangenen Wochenende in einem Interview deutlich, dass der Aufmarsch auch bei einem möglichen Verbot umgesetzt werde. Explizit weist Wonneberger darauf hin, dass im Vergleich zu 1989 eben nicht mit so einer Repression zu rechnen sei. Damals beherrschte die Menschen die Angst vor einem möglichen Einsatz des Militärs, Schusswaffengebrauch und Massenverhaftungen.

Wie schon im August und Oktober 2020 in Berlin ist auch in Sachsen zu erwarten, dass Versammlungsbehörde und Polizei sich für Verstöße gegen Hygieneauflagen nicht sonderlich interessieren. Daher ist nicht damit zu rechnen, dass sie einen Aufmarsch der Corona-Leugner:innen aus diesem Grund wirklich verhindern. Darüber hinaus sollten sich Antifaschist:innen niemals für Verbote von Versammlungen einsetzen. Das Verhindern von reaktionären und antisemitischen Veranstaltungen ist und bleibt eine praktische Aufgabe einer linken Bewegung – und nichts, was von einem Staat eingefordert wird.

Mit was muss gerechnet werden?

“Die Entwicklung der ‘Querdenken’-Aufmärsche zeigt, dass Leipzig der größte rechte Aufmarsch seit LEGIDA bevorstehen könnte”, prognostizieren Antifaschist:innen aus Leipzig in einem Artikel auf indymedia.

Dieser Einschätzung ist nicht abwegig. Die vergangen Monate haben ein massives Mobilisierungspotenzial unter Antisemit:innen, Verschwörungsanhänger:innen, Impfgegner:innen, Esotherik:innen, Reichsbürger:innen, Neonazis und vielen Reaktionären gezeigt. Bei “Querdenken”-Demonstrationen und ähnlichen Versammlungen waren in den vergangenen Monaten immer wieder Neonazis und vor allem auch “Kampfsportler” zu beobachten. Besonders Marko Zschörner tritt öffentlich immer wieder zu diesem Thema in Erscheinung. Für seinen Kampfsportclub, der erst im September eine weitere Niederlassung im Paunsdorf-Center eröffnete, wirbt Zschörner mit Videos von gezielten Messerangriffen auf potenzielle Gegner:innen. Er trainiert zudem den Neonazi Brian Engelmann, der für den Neonazi-Angriff von über 250 Neonazis in Leipzig Connewitz im Jahr 2016 verurteilt wurde.

Die Teilnehmer:innen der “Querdenker”-Veranstaltung sind hochgradig empfänglich für diverse “Verschwörungstheorien” und glauben offenbar alles, was ihnen erzählt wird. Gewalt von radikalisierten Personen und Gruppen ist zu erwarten – nicht nur gegen Vertreter:innen staatlicher Institutionen, sondern auch gegen Menschen, die sich gegen die “Querdenker”-Veranstaltungen positionieren. Der Aufmarsch wird gerade im rechtsradikalen Milieu auf Anklang treffen, nicht nur weil es in das angebliche “rote Leipzig” geht, sondern auch weil mit Verweisen auf das Wendejahr 1989 und einer geplanten Demonstration über den Innenstadtring auch an jene Zeit erinnert wird – eine Zeit, in der mehrere Hundert Neonazis teilweise die “Montagsdemos” anführten und Jagd auf “Rote” und “Alternative” machten.

Wer sind die Organisatoren?

Teile der “Bewegung” aus Leipzig wurden auf inventati.org/leipzig und bei “Leipzig nimmt Platz” vorgestellt. Zwischenzeitlich, etwa durch den Anschluss an “Querdenken”, hat sich der Kreis der Organisator:innen erweitert. Damit können lokale Ausfälle in Leipzig jederzeit von bundesweiten Kreisen kompensiert werden. Hinzu kommen Gelder aus den anderen Strukturen für Anreisen und Equipment.

Was kann ich dagegen tun?

Informiere dich und andere über die Strukturen, die nach Leipzig kommen werden und in den letzten Monaten in Erscheinung getreten sind. Finde dich mit Freund:innen zusammen und überlegt, was ihr am Tag des “Querdenker-Aufmarsch” machen möchtet. Dieser Aufmarsch wird nicht durch “Online-Aktivismus” zu verhindern sein und auch nicht mit der Einstellung, sich an dem Tag mit Freund:innen zu treffen und “mal zu schauen, was so geht.” Dies wird nicht reichen. Antifaschismus bleibt Handarbeit.

Informiert euch, organisiert euch und entscheidet was ihr macht. Es ist nicht hinzunehmen, dass Hunderte oder gar Tausende Neonazis, ReichsbürgerInnen und Antisemit:innen über den Ring ziehen – wenige Tage vor der “Reichspogromnacht” und in der Nähe von (ehemaligen) jüdischen Einrichtungen in Leipzig. Wenn ihr euch nicht an angemeldeten Gegenveranstaltungen beteiligen möchtet und keine Blockaden organisieren möchtet oder könnt, dann beschäftigt euch mit dem “dezentralen Konzept”.

Fallt am 7. November nicht auf Fake-News herein. Orientiert euch an seriösen Quellen.

Wo gibt es noch Informationen?

Am 7. November werden wir es mit bundesweiten Strukturen zu tun haben. Informiert euch beispielsweise hier:

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