Another Road-kill on the Digital Superhighway: Internet-Urgestein "free.de" ist bei Querdenken angekommen
Wir – als ehemalige Mitstreiter*innen, User*innen und Unterstützer*innen von free.de – sehen uns aufgrund einiger Vorgänge im Projekt free.de genötigt, an die Öffentlichkeit zu treten.
Bei free.de, einem unkommerziellen Hoster aus Dortmund und einem der ältesten deutschen Netzprojekte, gibt es seit mindestens fünf Jahren eine Tendenz zu verschwörungsideologischen Inhalten.
Seit Beginn der Pandemie Anfang 2020 hat dies auch über die Webseite des Trägervereins ("Wissenschaftsladen Dortmund", WiLa) den Weg in die Öffentlichkeit gefunden (https://web.archive.org/web/20220104193912/https://www.wissenschaftslade...). Zum Thema Covid-19 werden Positionen vertreten, bei denen die Tendenz schnell klar wird: Unter Verweis auf Quellen, die mittlerweile eindeutig der Querdenker-Szene zuzuordnen sind, werden Thesen und Überschriften wie "Corona ist nicht schlimmer als eine Grippewelle" und "Corona-Wahn ohne Ende" formuliert. Bedenkenlos werden "verhungernde Kinder" gegen Corona-Tote aufgerechnet.
Aktive, Ehemalige und Aktivist*innen aus dem Umfeld haben über Jahre hinweg auf verschiedenen Ebenen interne Auseinandersetzungen darüber mit free.de geführt. Es zeichnete sich aber zunehmend ab, dass an der Radikalisierung in Richtung der verschwörungsideologischen selbsternannten "Querdenker" nicht mehr zu rütteln ist. In der Konsequenz fanden mahnende Stimmen bei free.de kein Gehör und wurden aus dem Projekt gedrängt.
Spätestens seit dem 3. Januar 2022 ist für uns die Zeit der internen Aufarbeitung vorbei: Zwei der free.de-Aktivist*innen nahmen an der Dortmunder Demo der selbsternannten "Querdenker" teil.
Über diese Bewegung kann es auch in Dortmund keine Illusion geben: Seit nun über anderthalb Jahren finden ihre Demonstrationen hier statt. Regelmäßig nimmt dort auch die organisierte Neonaziszene aus Dortmund teil und ist trotz Lippenbekenntnissen einiger "Querdenker*innen", man wolle keine Nazis, dort willkommen. Regelmäßig gibt es aus der Demo heraus gewalttätige Angriffe auf Journalist*innen und Andersdenkende. Wiederholt werden Demonstrationsteilnehmer*innen bewaffnet aufgegriffen. Dies alles ist nicht nur in linken Medien dokumentiert und kommentiert worden, auch in lokalen Medien (WDR, Ruhr Nachrichten, Nordstadtblogger) wurde ausgiebig über die zunehmdende Gewaltbereitschaft berichtet.
Wir sehen uns als Dortmunder Linke, die zum Teil lange und eng mit dem Projekt WiLa / free.de verbunden waren, in der Verantwortung, die Userbase von free.de über diese Entwicklungen zu informieren. Die letzte rote Linie ist mit der Teilnahme an der Querdenken-Demonstration überschritten worden. Aus den Erfahrungen der letzten Jahre und den Reaktionen auf die Kritik an der Demoteilnahme müssen wir schließen, dass es sich nicht um einen "Ausrutscher" handelt. Die bei free.de verbliebenen Personen scheinen sich schon vor einigen Jahren in eine bedenkliche Richtung radikalisiert zu haben. Bekämpfte mensch noch im letzten Jahrzehnt gemeinsam die Dortmunder Neonazi-Szene, so stellt heute die Teilnahme an rechtsoffenen Bewegungen keinen Tabubruch mehr dar. Auf kritische Problematisierungen hin hat sich gezeigt, dass die "Querdenkerei" bei den Betreiber*innen manifest ist.
Für uns hat WiLa / free.de das Vertrauen verspielt und ist als linke digitale Infrastruktur nicht mehr tragbar. Wir fordern deshalb alle User*innen und Unterstützer*innen von WiLa / free.de auf, ihre Zusammenarbeit zu überdenken.
Ehemalige Mitstreiter*innen, User*innen und Unterstützer*innen von free.de / WiLa Dortmund
11. Januar 2022
Mailkontakt: free-intervention@nadir.org
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Artikel des Wissenschaftsladens zum Thema "Corona"
Übersterblichkeit 2020: Covid 19 nicht schlimmer als eine schwere Grippewelle, sagt das RKI
https://www.wissenschaftsladen-dortmund.de/2021/03/15/uebersterblichkeit... 15.2.2021
3 Mio. Kinder unter 5 Jahren verhungern jedes Jahr – aber die Welt regt sich über Corona auf
https://www.wissenschaftsladen-dortmund.de/2020/12/31/3-mio-kinder-unter... 31.12.2020
Coronoia – Immer noch
https://www.wissenschaftsladen-dortmund.de/2020/05/13/coronoia-immer-noch/ 13.5.2020
Corona: Risiken und Nebenwirkungen
https://www.wissenschaftsladen-dortmund.de/2020/04/16/corona-risiken-und... 16.4.2020
„Corona-Krise“: Das selber Denken nicht vergessen
https://www.wissenschaftsladen-dortmund.de/2020/03/31/corona-krise-das-s... 31.3.2020
Auswahl an Presselinks:
Ruhr Nachrichten
Impfgegner-Demo am Dienstag in Dortmund – am Vortag gab es ein Verbot: https://www.ruhrnachrichten.de/dortmund/impfgegner-demo-am-dienstag-in-d... 02.03.2021
Querdenker-Autokorso in Dortmund – Verdächtiger Fund bei Polizeikontrolle https://www.ruhrnachrichten.de/dortmund/querdenker-autokorso-in-dortmund... 21.07.2021
Gegenstand vor „Querdenker“-Demo einkassiert – Warum durfte Besitzer teilnehmen? https://www.ruhrnachrichten.de/dortmund/gegenstand-vor-querdenker-demo-e... 21.07.2021
Tankstellen-Kassierer wegen Corona-Maske erschossen https://www.ruhrnachrichten.de/ueberregionales/tankstellen-kassierer-weg... 21.09.2021
Polizei über Querdenker: „Gewaltbereite Personen auch in Dortmund“ https://www.ruhrnachrichten.de/dortmund/polizei-ueber-querdenker-gewaltb... 23.09.2021
Querdenker-Demos in Dortmund: Wo bleibt eigentlich der Gegenprotest? https://www.ruhrnachrichten.de/dortmund/querdenker-demos-in-dortmund-wo-... 28.12.2021
Festnahme bei Corona-Protest: "Polizeilich mit rechtem Gedankengut aufgefallen"
https://www.ruhrnachrichten.de/dortmund/festnahme-bei-corona-protest-pol...
04.01.2022
Nordstadtblogger
Serie „Dortmund Rechtsaußen“ (zehnter und letzter Teil): Die „querdenkenden“ Dortmunder_innen https://www.nordstadtblogger.de/die-querdenkenden-dortmunderinnen/ 11.12.2021
Schwierige Bewährungsprobe für Polizei bei unangemeldeten „Querdenker“-Aktionen https://www.nordstadtblogger.de/schwierige-bewaehrungsprobe-fuer-polizei... 21.12.2021
Proteste gegen „Querdenken“ nehmen zu – Antifa und „Die Partei“ haben Kundgebungen angemeldet https://www.nordstadtblogger.de/proteste-gegen-querdenken-nehmen-zu-anti... 01.01.2022
Erneut „Querdenken“-Demo in Dortmund https://www.nordstadtblogger.de/erneut-querdenken-demo-in-dortmund/ 04.01.2022
WDR
Reporter Daniel Schmitz berichtet von den Querdenker:innen- und Gegenprotesten in Dortmund https://www1.wdr.de/fernsehen/lokalzeit/dortmund/videos/video-reporter-d... 03.01.2022
Viele unangemeldete Proteste gegen Corona-Maßnahmen in NRW – Dortmund: Rechtsextreme im Demonstrationszug https://www1.wdr.de/nachrichten/corona-demos-spaziergaenge-unangemeldet-... 28.12.2021
"Querdenken"-Anhänger im Visier des Verfassungsschutzes https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/coronavirus/querdenker-im-visier-... 10.12.2020
TAZ
Die Basis-Kandidat Sucharit Bhakdi: Impfskepsis und Antisemitismus https://taz.de/Die-Basis-Kandidat-Sucharit-Bhakdi/!5781717/ 20.07.2021
Ergänzungen
Zweite Erklärung an die interessierte Öffentlichkeit
Querdenkerei beim linken Netzprojekt free.de
Der unkommerzielle Dortmunder Hoster free.de, eines der ältesten
deutschen Netzprojekte, steht wegen seiner Nähe zur selbsternannten
"Querdenken"-Bewegung in der Kritik.
Seit 1991 stellt das Dortmunder Projekt free.de selbstorganisierte
Internetdienstleitungen für Privatpersonen, Initiativen und
Aktivist*innen zur Verfügung. Über viele Jahre war free.de Teil
politischer Aktionen, Kämpfe und Bewegungen und hat über das
Bereitstellen von IT-Infrastruktur wesentlich dazu beigetragen.
Das dürfte sich jetzt ändern. Seit Anfang des Jahres eskaliert ein
Streit rund um das Projekt und seinen Trägerverein, den
Wissenschaftsladen Dortmund (WiLa), der sich seit 2020 abzeichnete. Wer
einen Blick auf die Homepage des WiLa wirft, sieht, dass es dort zuletzt
selten um technische oder politische Fragen rund um das Internet und
seine Nutzung ging. Stattdessen dominiert seit Beginn der Pandemie das
Thema Covid-19
(https://web.archive.org/web/20220104193912/https://www.wissenschaftslade...).
Wohin die Reise dabei geht, wird schnell klar. "Corona nicht schlimmer
als eine Grippewelle" oder "Corona und Coronoia" lauten da die
Überschriften von Texten, die von den Admins von free.de gepostet
werden, und mal mehr, mal weniger ausführlich Thesen verbreiten, die
sonst vor allem aus der 'Querdenken'-Bewegung bekannt sind. Es
überrascht kaum, dass hier unter anderem Videos von Sucharit Bhakdi zur
weiterführenden Information empfohlen werden, einem in der
Verschwörungsszene für seine pseudowissenschaftlichen und vielfach
widerlegten Beiträge gefeierten ehemaligen Professor der Medizin und
Antisemiten.
Mit der Teilnahme von zwei der drei im Projekt WiLa / free.de
verbliebenen Administrator*innen an einer Demonstration von Querdenken
am 3. Januar 2022 in Dortmund, an der auch einschlägige lokale Neonazis
teilnahmen, ist ein Konflikt um diese Ausrichtung endgültig eskaliert.
Wir fordern als ehemalige Mitstreiter*innen, User*innen und
Unterstützer*innen User*innen und Initiativen auf, Ihre Zusammenarbeit
mit free.de zu überdenken.
Auch das Initiativenhaus Langer August, in dem der Wissenschaftsladen
und mit ihm das Projekt free.de Räume belegen, hat erste Konsequenzen
gezogen. Denn eine der free.de-Administrator*innen, die an jener
'Querdenken' Demonstration teilnahm, ist auch Vorstandsmitglied des
"Langen August". Nachdem der Person das Misstrauen ausgesprochen wurde,
ist für Februar eine Mitgliederversammlung geplant.
Der Wissenschaftsladen Dortmund (kurz WiLa) wurde 1983 von Studierenden
der Universität Dortmund als gemeinnütziger Verein mit dem Ziel
gegründet, Bürger*innen bei Umweltprojekten zu beraten. Den Status als
gemeinnützigen Verein hat er auch heute noch. Seit Anfang der
1990er-Jahre liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten im Bereich Vernetzung
und Internet: Das free.de-Projekt gibt es seit 1991. free.de bietet
Services von der Vergabe von Mailadressen, Maillisten und Cloudspeicher
bis zu Registrierung von Internet Domains an. Der Verein finanziert sich
durch Spenden der User*innen. Aktuell beschäftigt der WiLa drei
Mitarbeiter*innen, wobei diese Stellen öffentlich gefördert werden.
Ehemalige Mitstreiter*innen, User*innen und Unterstützer*innen von WiLa
Dortmund / free.de
11. Januar 2022
Mailkontakt: free-intervention@nadir.org
Reden und disktutieren ja, aber Dogmatismus ist abscheulich
Ich vermute mal, dass Reden mit den (beiden?) entweder versucht wurde oder nicht möglich ist oder war. Schade, das hätte ich noch tolerieren können, weil man Ängste und Sorgen immer Ernst nehmen sollte. Auch wenn ich Dogmatismus verabscheue.
Aber gemeinsame Sache machen mit Nazis und all den anderen Leuten, die so auf Querdenkerdemos gehen, ist eine Grenzüberschreitung.
Kritische vs. Staatstreue
Wie so oft bei der etatistischen Linken bringen hier die Ex-Leute von free.de einiges durcheinander. Ich war noch nie in Dortmund, aber wenn pauschal immer „Querdenken“ als Etikett an jeden Protest gegen die herrschaftlichen Corona-Maßnahmen geklebt wird, erklärt das in der Regel nichts.
Bei den Protesten sind alle möglichen Leute dabei, in der Regel sind keine offenkundigen Rechten, im Sinne von organisierten Faschisten. Einzelne und Gruppen kann es leider geben, wie bei jeder größeren Demo, denn sie können ja einfach hin – was meint ihr wie das bei Friedensdemos und Antiatom-Protesten der letzten Jahrzehnte gewesen ist?
Treten Rechtsextreme offen auf, mit Transparenten, Materialien und ihren Parolen, dann sollten sie rausgeworfen werden, klar. Das passiert auch oft genug.
Überwiegend handelt es sich bei den Demonstrierenden um das, was Autonome immer gern „Normalos“ oder „Stinos“ genannt haben. Angestellte, Arbeitende, Arbeitslose, Rentner/innen.
Das sind aber Leute, die, mittlerweile, Folgendes kritisch sehen: Herrschaft, Berufspolitikertum, Kapitalismus, Staatsbürokratie, Pharmakapital usw. Die meisten sind keine „Linksradikalen“ oder „Anarchos“, sondern bislang eher angepasste Menschen, die aber noch selbst denken, eher auf der individuellen Ebene, weil sie allermeist nicht in „linken Zusammenhängen“ aktiv sind. Dass diese Leute keine einzelnen rechtsextremen Subjekte identifizieren können, wen wunderts? Da können sich mitdemonstrierende Linke/Libertäre hilfreich betätigen und mit dafür sorgen, dass keine Faschisten präsent sind.
Es gibt auch Libertäre, Kommies und Sozialist/innen in den maßnahmenkritischen Demos. Siehe z.B. „Freie Linke“. Habt ihr etatistischen Linken euch mal länger mit diesen unterhalten? Mir scheint nicht. Denn es geht euch immer nur um: 1.Den Staat rechtfertigen. 2. Kritik an den C-Maßnahmen unterbinden. 3. Die Proteste als „faschistisch“, „rechtsoffen“, „schwurblerisch“ zu diffamieren. Diskussionen mit euch wurden schon oft versucht, es ging (allermeist) nicht, man/frau erntet Beleidigungen und Hass. Ist euer Motto eigentlich „Für unseren Staat – im Hass vereint“?
An sich ist jetzt auf der linken Seite – bzw. im anarchistischen Bereich – gespalten, was gespalten gehört. Hier die weiter kritischen, rationalen, für soziale Bewegungen reflektiert-offenen Libertären und Linken, die Herrschaft problematisieren, da die reformistischen und/oder pseudoradikalen Linken und Grünen und Sozialdemokraten, die kritische Leute angreifen und in einen Topf mit Rechtsextremen und Judenhassern werfen. Diese zwei Szenen werden wohl in absehbarer Zeit nicht mehr miteinander vernünftig umgehen können. Und das liegt an der Pro-Staats-Linken.
(Etwas Selbstverständliches noch: Ja, es gibt immer wieder bei Massenprotesten irrationale, esoterische, reaktionäre und auch ziemlich blöde Leute. War so, wird immer so sein. Mit ihnen ist hart zu streiten, bis hin zum Ausschluss. Nazis müssen rausgeworfen werden. Wir reden hier aber vom kleinsten Teil der maßnahmenkritischen Protestierenden, das können euch viele echt, wirklich, tatsächlich(!) linke, anarchistische Leute bestätigen, die die Demos von innen her kennen.)
In diesem Kontext kann ich nicht erkennen, was konkret die Leute aus dem WiLa Dortmund / von free.de so schrecklich falsch gemacht haben sollten.
An Libertäre Autonomie
Entweder du lebst in deiner eigenen kleinen Blase oder du betreibst bewusst Falschmeldungen. Im Gegenteil zu dem von dir behaupteten Quatsch, das ses "ganz normale Leute" und "nur vereinzelt Rechte" sind, wurden diese Proteste von Anfang an von einem Großteil reaktionärer Kräfte organisiert. Diese Demonstrationen sind auch nicht staatskritisch sondern nur ein Ausdruck von purem Egoismus der individuellen Freiheit auf Kosten der Gesellschaft, untermalt mit Verschwörungstheorien, Rassismus, Antifeminismus und Wissenschaftsfeindlichkeit. Deine naive Annahme das man auf diese Personen positiv einwirken bzw gemeinsame Sache machen könnte, zeigt das du die Tragweite und die Inhalte dieser Szene nicht verstanden hast bzw nicht verstehen willst.
Antifaschist*innen als "Pro Staatslinke" zu diffamieren zeigt deutlich aus welcher Richtung du kommst, bei der Querfront vom schwarzen Pfeil oder ähnlichen selbsternannten "Anarchist*innen" bist du besser aufgehoben.
An "Anarchist"
Leider kannst du nur ad-hominem-Angriffe, das funktioniert argumentatorisch nicht. „Selbsternannter“ Anarchist bist du selbst, oder wer hat dich „ernannt“? „Kleine Blase“ ist nur Mutmaßung, „bewusst Falschmeldungen“ willkürliche Unterstellung.
Dass die Proteste „von Anfang an von einem Großteil reaktionärer Kräfte organisiert“ wurden, ist auch nur eine Behauptung, die sich mit meinen Erfahrungen nicht deckt. Ja, es gab und gibt reaktionäre Kräfte bei den Protesten, teilweise organisierend, aber zu wie viel Prozent das der Fall war, kann ich nicht, kannst du nicht bestimmen. Jeder Prozentpunkt ist natürlich einer zu viel. Ich kenne vor allem Demos, die von explizit nicht-rechten/reaktionären Leuten organisiert wurden. Zu den reaktionären Demos würde ich nicht gehen.
Die Demonstrationen sämtlich als „Ausdruck von purem Egoismus“ zu phantasieren, das ist deine spezielle Deutung, finde ich nicht einleuchtend, sondern ideologisch eingefärbt. Aber gut, jedem seine eigene Deutung. „Untermalt mit Verschwörungstheorien, Rassismus, Antifeminismus und Wissenschaftsfeindlichkeit“ - behauptest du einfach mal, und sicher kannst du auch Einzelbelege anführen, die aber wohl kaum fürs Ganze stehen, nach meinen Erfahrungen.
Zumal „Verschwörungstheorien“ ein Totschlagargument sind gegen alle, die Kritik am Staat und dem Kapitalismus äußern und dabei die Verantwortung ihrer Charaktermasken und individueller Akteure nicht vergessen haben. Gesellschaft wird von Menschen gemacht, ganz nebenbei. Antifeminismus und Rassismus scheinen auch sehr selten zu sein, haben wir bislang nicht wahrnehmen können.
„Naive Annahme“, das sagst du, meine Erlebnisse lehren anderes. „Querfront“-Unterstellung musste wohl auch noch kommen, du lässt nichts aus. Selbsternannterweise. Zu beidem sage ich, nein das ist nicht so, ganz empirisch festgestellt.
Mir scheint, du hast da einen Popanz aufgebaut, auf den du eindreschen willst, weil das ein gutes Gefühl gibt, sich im Kampf der Guten gegen das Böse an sich zu wähnen. Die Realität ist komplexer.
Ob jemand bei Anti-Maßnahmen-Protesten mitlaufen will und dabei die Debatte, den Streit sucht, muss jeder selbst wissen. Es gibt da Anlass zu Konflikten, z.B. mit reaktionären Personen. Es ist dann sicher angenehmer, vom Straßenrand aus maskiert reinzupöbeln.
Auch interessant, in diesem Zusammenhang:
https://www.untergrund-blättle.ch/politik/deutschland/hamburg-demo-gegen-impfpflicht-6814.html
Nicht so einach
Zumal der Blog "Nordstadtblogger", der auch unter der Erklärung zitiert wird und damit als "legitime" Quelle betrachtet zu werden scheint, in einem neuen Beitrag (https://www.nordstadtblogger.de/jeden-zweiten-tag-demo-was-impfgegnerinn...) das Folgende schreibt:
"... Für die Versammlungsleiterin Janine B. sind diese Teilnehmer [die Nazis] unerwünscht. Inzwischen sagt sie das auch per Lautsprecher durch. Sie fürchtet, dass die Neonazis ihre eigenen Themen mitbringen und die Bewegung übernehmen wollen. Auf den Aufrufen zur Demo ist nun „Von jeglicher Form gewaltbereiter, rechtsextremistischer & menschenverachtender Ideologie distanzieren WIR uns.“ zu lesen. Polizeilich ausschließen kann sie die Neonazis aber nicht so einfach. Dazu müssten sie die Ordnung der Versammlung erheblich stören.
Das Mitlaufen der Neonazis war auch mehrfach Thema in einer öffentlichen Telegram-Gruppe .... Zum Teil gab es Zuspruch für die Versammlungsleiterin. Einige kritisieren die Distanzierung, weil Neonazis ja auch nur Bürger seien, die mit fürs Thema auf die Straße gingen. Andere werfen Janine B. sogar Spaltung vor. Einig ist man sich bei dem Thema also nicht. In der Gruppe kommentierte B., dass es sie erschrecke, dass es den Menschen so egal sei."
Wenn diese Darstellung richtig ist, kann es doch sinnvoll sein, diese Haltung der momentanen Anmelderin und anderer Organisator:innen offensiv zu unterstützen. Dem zitierten Beitrag nach sind es andere als früher. Es sei denn, es sind über die Organisator:innen Tatsachen bekannt, die bisher nicht genannt worden sind und zu einer unbedingten Ablehnung führen.