Corona-Partys in Duisburger Call Centern

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Solidarische Bewegung Duisburg

Niedrige Löhne, unsichere Beschäftigungsverhältnisse, permanenter Druck und Überwachung, Stress und Lärmbelästigung: Das alles ist Alltag in den Großraumbüros der Call Center.

In vielen dieser Unternehmen finden sogenannte Bonusprogramme statt. Wer viele und kurze Telefonate führt, der bekommt den vollen Bonus ausgezahlt. Wer darunter bleibt, kriegt weniger oder gar kein Bonus. Natürlich ist funktioniert der Bonus in der Realität nicht als freundlicher Zuschlag auf den regulären Lohn. Im Gegenteil ist er nichts anderes als ein Strafsystem und ein Nichterreichen des Arbeitssolls führt zu Abzügen vom eingeplantem und benötigtem Einkommen. Es ist die Peitsche im Mantel des Zuckerbrotes, das die ArbeiterInnen antreiben soll.

So sah auch Fatmas Arbeitsalltag aus. Sie arbeitete mehrere Monate in einem Duisburger Call Center bis sie vor wenigen Wochen mir nichts dir nichts vor die Tür gesetzt wurde. Warum genau weiß sie auch nicht. Sparmaßnahmen des Unternehmens, Gespräche mit KollegInnen über die Gründung eines Betriebsrats, oder ihr Widerstand gegen die ständige Arbeitshetze? 

Als Dank zum Abschied bekam Fatma noch eine Infektion mit dem SarsCov 2 Virus und erkrankte an Covid 19. wochenlang verbrachte sie auf ihrer Arbeitsstelle eng an eng mit ihren KollegInnen. Über 200 MitarbeiterInnen arbeiten während einer Schicht, benutzen die selben Computer, Küchen und Toiletten wie die andere Schicht mit ebenfalls 200 Leuten. Als die Corona-Pandemie anfing stellten ihre Vorgesetzten einen Tisch mit Tee und Hustenbonbons ins Büro. Aufgrund des Zeitdrucks, der beständig über die Pause schwebt, hätten sich viele KollegInnen nicht ausreichend die Hände gewaschen oder desinfiziert. Eine Kollegin, die mitteilte, dass sie an dem neuen Corona Virus erkrankt sei, wurde nicht nach Hause geschickt, da sie ja keine Symptome zeigte. Wie viele weitere ihrer ehemaligen KollegInnen sich infiziert haben kann sie nicht sagen. 

Während also seit Wochen in den Medien der Geist von sogenannten Corona-Partys herumschwirrt, über ignorante Jugendliche hergezogen wird und man in vielen Städten nicht mals mehr alleine auf einer Parkbank sitzen darf um im Freien ein Buch zu lesen, müssen zig Tausende ArbeiterInnen weiterhin täglich zu ihren Arbeitsstellen. Warum der Virus sich ausgerechnet dort nicht ausbreiten solle, konnte noch kein Politiker oder Virologe erklären. 

Es ist die Profitgier der Kapitalisten und ihre staatliche Unterstützung, die dazu führte, dass in Deutschland vor Beginn der unkontrollierten Ausbreitung des Virus nichts getan wurde, die auch jetzt noch viele Menschen unnötig der Gefahr einer Infektion aussetzt und schon jetzt dafür trommelt die Schutzmaßnahmen möglichst früh wieder zu lockern.

Mit einer symbolischen Aktion haben wir auf die Arbeitsbedingungen in Duisburger Call Centern aufmerksam gemacht. Es gibt auf Telegram Gruppen, die aufgrund der Krise gegründet wurde, um sich auszutauschen und zu organisieren.

Solidarische Bewegung Duisburg

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Ergänzungen

 

taz-Zitat: “(…) ...während für die Betriebe, die nicht ohnehin geschlossen sind, so gut wie nichts vorgeschrieben ist. So dürfen etwa nach wie vor Großaumbüros betrieben werden, hier gilt kein Kontaktverbot und keine Begrenzung von Personen in einem Raum. (...)“

 

https://taz.de/Kontaktverbote-wegen-Corona/!5670492/#bb_message_3933458

 

taz-Zitat: “(…) Das ist nicht in Ordnung, wo es Menschen wie ein Hohn vorkommen muss, die in ein Großraumbüro gehen oder ungeschützt an Kassen arbeiten müssen. (...)“

 

https://taz.de/Ungleiche-Lastenverteilung-in-der-Krise/!5670586/#bb_mess...