Corona und das Praxiskollektiv Reiche 121

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Eines der ältesten Praxiskollektive Deutschlands, die Kreuzberger Hausärzt*nnen Praxis Reiche 121 veröffentlicht verharmlosende Informationen über die Corona-Pandemie und stellt sich die an Seite zweifelhafter Expert*innen, die auch in rechten Medien veröffentlichen. Der Artikel beleuchtet die Argumente des Kreuzberger Praxiskollektivs und versucht diese zu entkräften.

Linke sind meist keine Mediziner*innen. Das ist ein Grund von vielen, wieso die aktuelle Corona-Pandemie viele Genoss*innen etwas ratlos zurücklässt: Soll ich nun aus Solidarität mit Risikogruppen härtere Ausgangsbeschränkungen fordern oder den Verlust bürgerlicher Freiheiten in Zeiten der Kontaktsperre anprangern? Welche Position bezogen wird, hängt auch maßgeblich davon ab, für wie gefährlich man das Corona-Virus hält. Der Hunger nach Informationen über das Virus und der Verbreitung von Covid-19 ist groß. Der Virologe Christian Drosten von der Charité ist mit seinem täglichen Podcast seit Wochen auf Platz 1 der Apple Podcast Liste. Doch bietet Doc Drosten keine linke Perspektive auf die Pandemie und hält sich mit politischen Einordnungen zurück. Anders das in Berlin bekannte Praxiskollektiv Reiche 121 in Berlin Kreuzberg. Kaum ein*e Genoss*in aus Kreuzberg oder Neukölln, die nicht schon mal in der Reiche 121 vorbeigeschaut hat. Die Schlange vor der Sprechstunde wird in der Erkältungszeit zum Szenetreff. Umso enttäuschender sind die Veröffentlichungen des Praxisteams zum Thema Corona-Virus. Das Kollektiv beklagt auf seiner Homepage „die Überflutung von Laien mit epidemiologischen Zahlen, die ohne Vergleichszahlen mit dem "Normalen" dann eben oft geradezu apokalyptische Visionen entstehen lassen und vor allem eines tun: Angst und Panik verbreiten“. Weiterhin diagnostizieren sie ein „Übergewicht von Meldungen und Berichten, die das worst-case-Szenario in den Vordergrund rücken“ und prangern das Aushebeln von Freiheitsrechten an. Auf den ersten Blick durchaus nachvollziehbare Kritik an der aktuellen Berichterstattung. Sie schreiben weiter: „Wir sind der Meinung, dass aufgeklärte Menschen sehr wohl zu einer Einschätzung der Gefahr und einer Schlussfolgerung für den Umgang damit in der Lage sind“.  Das ist eins der Probleme des Textes: Sind Menschen nun Laien, die von Zahlen überflutet werden, oder aufgeklärte Subjekte, die selber entscheiden können? Oder will das Kollektiv sagen, dass die Mainstream-Medien uns am Aufgeklärt-Sein hindern?

 Schauen wir uns an, wie das Praxiskollektiv aufklären will. Es beruft sich auf eine Vielzahl von Expert*innen, die eine gelinde gesagt optimistische Einschätzung der Pandemie vertreten. So weisen sie auf Prof. Sucharit Bhakdi hin, der in einem YouTube-Video erklärt, dass nur 10 Prozent der mit dem Corona-Virus infizierten Menschen überhaupt krank werden. Quellen dafür nennt er nicht. Das Robert Koch Institut beruft sich auf drei Studien und schätzt, dass 51-81 Prozent der Infizierten durch das Virus erkranken.[1] In einem anderem Video setzt Bhakdi auch die Todesrate viel zu niedrig an. Es stimmt, dass am 18. März 10.000 Menschen in Deutschland mit dem Corona-Virus infiziert und bis dahin 28 Menschen gestorben waren. Bhakdi rechnet dann die Zahl der Toten auf 30 Tage hoch und kommt auf einen Toten pro Tag. Wieso er aber 30 Tage für 28 Tote ansetzt, wo doch die ersten beiden Todesfälle am 9. März zu beklagen waren, sagt er nicht. Bhakdis geht in seinem worst-case Szenario von 1 Million infizierten und 30 Toten pro Tag in Deutschland aus. Diese Zahlen sind deutlich zu gering. Die Zahl von über 800 Toten pro Tag bei 92.400 Infektionen in Italien und ebenfalls über 800 Toten pro Tag bei 78.000 infizierten Menschen in Spanien zeigt, dass der Virus weitaus tödlicher ist als Bhakdi behauptet.[2] Auch in Deutschland, wo das Gesundheitsystem noch nicht zusammengebrochen ist, waren allein am 28.3.2020 90 Todesfälle registriert worden.[3] Prof. Bhakdi ist also ein schlechter Aufklärer für das Praxiskollektiv, wenn man positivere Szenarien der Corona-Pandemie für wahrscheinlich hält.

Eine andere Expertin, die das Praxiskollektiv ins Feld führt, ist Prof. Karin Mölling. Diese gab Radio Eins ein Interview, von dem sich der Sender anschließend distanzierte, weil er Teile des Interviews für zynisch und verharmlosend hält. Karin Mölling ließ sich nicht beirren und vertritt ihre Thesen nun in der verschwörungstheoretischen Radiosshow KenFM. Moderator Ken Jebsen behauptete in seiner Sendung unter anderem, dass der Women‘s March on Washington 2017 vom jüdischen Investmentbanker George Soros gesteuert wurde, damit die Anzahl der Abtreibungen zunimmt und Soros am Verkauf toter Embryonen an die Pharmaindustrie verdienen könne. Eigentlich keine Person, der man gerne ein Interview geben würde. Doch ebenso gern gesehener Gast bei KenFM ist Wolfgang Wodarg. Auch er wird vom Praxiskollektiv Reiche 121 als Experte herangezogen, der die Corona-Pandemie als weitgehend harmlos einschätzt. Nur ist Wodarg ein Experte? Wolfgang Wodarg schrieb seine Dissertation 1974 über die psychischen Erkrankungen von Seeleuten. Seitdem ist keine wissenschaftlich Publikation von ihm bekannt.[4] Wodargs Ansichten sind vielfach wiederlegt[5]: So zum Beispiel seine Meinung, das Corona-Virus sei nicht neu, also nicht neu vom Tier auf dem Menschen übergesprungen. Das ist deshalb wichtig, weil es vier Arten von Corona-Viren gibt, die beim Menschen endemisch sind und gegen die das menschliche Immunsystem gewappnet ist. Bei einem neu auf dem Menschen übertragenen Virus besteht keinerlei Immunität in der Bevölkerung, es gibt keinerlei Impfung oder Medikamente und er verbreitet sich sehr schnell. Das ist es, was den Virus so gefährlich macht.

Wodarg vertritt seine Ansichten auch im Interview mit der rechtspopulistischen „Journalistin“ Eva Herman. Das Praxiskollektiv nimmt Wodarg in einer neu hinzugefügten Stellungnahme explizit in Schutz. Das Kollektiv schreibt u.a.: „Seine Entscheidung, auch umstrittenen Medien Interviews zu geben, kann kritisiert werden, ihm deshalb eine Nähe zu rechten Verschwörungstheoretikern zu unterstellen ist abwegig.“ Ernsthaft? Wer KenFM und Eva Herman Interviews gibt, kann man keine Nähe zu Verschwörungstheoretikern unterstellen?

Insgesamt liest sich die Liste der Expert*innen und Links in der Veröffentlichung des Praxiskollektivs wie direkt von Wodargs Homepage abgeschrieben. Doch auch diese Expert*innen widersprechen sich. Ein zentrales Argument Wolfgang Wodargs ist zum Beispiel, dass der PCR-Test auf Corona-Viren noch gar nicht validiert sei und viel zu viele falsch positive Ergebnisse angebe. Das würde die Infektionszahlen in die Höhe treiben. Der ebenfalls vom Praxiskollektiv zitierte Virologe Hendrik Streeck hält den derzeit verfügbaren PCR Test jedoch für den „Goldstandard“, auch wenn er Maßnahmen wie Ausgangssperren sehr kritisch gegenüber steht.

Das einzige fachliche Argument, welches die Mediziner*innen aus dem Praxiskollektiv selbst ausführen, dreht sich um die Situation in Norditalien. Das Kollektiv legt nahe, dass es sich dabei entweder um eine regionale oder gar keine Besonderheit handelt. Es listet eine Reihe von Faktoren außer dem Corona-Virus auf, welche die Situation in Norditalien hervorgebracht haben könnten. Diese Faktoren sind mal mehr, mal weniger valide: So ist es plausibel, dass der marode Zustand des italienischen Gesundheitssystems zu einer Überlastung und damit zu einer höheren Anzahl von Toten beigetragen hat. Weniger evident, aber zumindest nachvollziehbar ist die Behauptung, die regionale Luftverschmutzung sei ein entscheidender Faktor für die hohe Todesrate. Es gibt darüber aber keinerlei Studien und der „Beleg“, welchen das Kollektiv verlinkt, ist lediglich eine Karte der Luftverschmutzung in Europa. Wenig glaubwürdig scheinen jedoch die Faktoren „Massenpanik, ausgelöst durch die Berichterstattung (staatliche Institutionen, Medien)“ und „veränderte Wahrnehmung und Einordnung der Situation durch Ärzt*innen“ zu sein. Hier wird suggeriert, dass die Menschen in Norditalien quasi an Realitätsverlust leiden, während die Mediziner*innen in der Reichenberger Straße einen kühlen Kopf bewahren und die Wahrheit erkennen können. Auch verliert die Aufzählung von vermeintlichen lokalen Faktoren als Ursache für die dramatische Lage in Norditalien an Plausibilität, wenn in Spanien derzeit ebenfalls über 800 Tote durch Covid-19 gezählt werden (Stand. 29.03.2020) und auch im Großraum Paris mittlerweile Intensivbetten und Beatmungsgeräte fehlen und in China neue Krankenhäuser aus dem Boden gestampft wurden, um die vielen Erkrankten behandeln zu können.

Insgesamt ist die Darstellung der Situation in Italien widersprüchlich. Denn der selbst gesammelten Faktoren zum Trotz behauptet das Kollektiv ebenfalls, dass die Situation in Norditalien eigentlich dem Normalzustand entspeche:Ihr zentrales Argument ist, dass ein Teil der mittlerweile ca. 800 Corona-Toten pro Tag in die normale tägliche Sterblichkeit von 1.800 Toten in Italien eingerechnet werden müssten. Das Argument lautet zusammengefasst: Diese Menschen wären sowieso gestorben, sie hatten unter anderem eine Corona-Virusinfektion, aber die muss nicht ursächlich für den Tod gewesen sein. Selbstverständlich ist es nicht immer eindeutig, ob zum Beispiel ein Herzversagen durch die Covid-19 Erkrankung ausgelöst wurde. Doch zu behaupten, dass die Virolog*innen und Epidemiolog*innen von China über Südkorea bis Großbritannien und Deutschland in ihren Analysen und Modellen einfach vergessen hätten, dass in einer Gesellschaft immer Menschen sterben, klingt absolut unplausibel. Das Kollektiv stützt seine Argumentation mit einem Verweis auf die Sterblichkeitsrate in Italien, die in der Zeit der Corona-Krise nicht angestiegen sei. Mittlerweile ist das Praxisteam in dieser Hinsicht etwas zurückgerudert und gibt an, dass es  wohl doch einen Anstieg der Sterblichkeit in Italien gibt. Diesen Anstieg setzen die Autor*innen jedoch mit der Grippewelle von 2017/18 gleich. Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen: das Kollektiv listet Faktoren für die besondere Situation in Norditalien auf und es stellt die Frage, ob es überhaupt mehr Tote in der Lombardei als in den vergangenen Jahren gibt. Dann argumentieren die Mediziner*innen aber mit der Sterblichkeitsrate für ganz Italien, in der die Toten in der Lombardei offensichtlich weniger durchschlagen.  (Randnotiz: Noch gibt das Kollektiv das mittlere Alter einer verstorbenen Person mit Corona-Virus in Italien mit 81 Jahren an. Mittlerweile ist dieser Wert auf 78 Jahre gesunken.)

Das Kollektiv macht in ihrem Statement ein Stück weit das, was sie anderen vorwerfen: Sie picken sich selektiv Expert*innen heraus, die ihre Position bestärken, stellen unbewiesene Vermutungen an und blenden aus, was ihnen nicht in den Kram passt. Zudem begeben sie sich in schlechte Gesellschaft: Als Linke sollte es doch mindestens stutzig machen, wenn man Expert*innen zitiert, die von Rechten hofiert werden und sich fragen, was dann mit der eigenen Meinung nicht stimme könnte. Das Praxiskollektiv hat Recht damit, wenn es betont, dass wir sehr wenig über das Virus und die Krankheit wissen. Es ist wichtig, dass wir staatliche Maßnahmen hinterfragen und Mehrheitsmeinungen in Diskursen auf ihre Stichhaltigkeit prüfen. Die wenigen Linken, die gleichzeitig Mediziner*innen sind, tragen in dieser Situation eine besondere Verantwortung. Kritik an staatlichen Maßnahmen und Strukturen darf nicht auf der Grundlage von Verharmlosungen erfolgen, und diese Verharmlosungen dürfen nicht mit Hilfe von zweifelhaften Expert*innen und fragwürdigen Argumenten legitimiert werden.

Wie es anders geht, zeigt das Bündnis „Krankenhaus statt Fabrik“. In seiner Stellungnahme zum Corona-Virus kritisiert das Bündnis Jens Spahn und das kaputtgesparte Gesundheitssystem, ganz ohne sich in halbgare Spekulationen über die eventuelle Harmlosigkeit des Virus zu verlieren.[6] Ein paar linke Mediziner*innen gibt es wohl noch.




[1] https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief....

[2] Zahlen vom 29.3.2020. Infektionszahlen nach https://coronavirus.jhu.edu/map.html

[3] https://www.welt.de/vermischtes/article206504969/Coronavirus-In-Deutschl...

[4] Zum Vergleich: Christian Drosten wird in über 300 peer-reviewed Artikeln als Autor oder Co-Autor aufgeführt.

[5] https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/coronavirus-die-gefaehrlichen-falschinformationen-des-wolfgang-wodarg-a-f74bc73b-aac5-469e-a4e4-2ebe7aa6c270

https://www.tagesspiegel.de/politik/faktencheck-wolfgang-wodarg-verbreitet-thesen-die-wichtige-tatsachen-ignorieren/25654104.html

https://correctiv.org/faktencheck/hintergrund/2020/03/18/coronavirus-warum-die-aussagen-von-wolfgang-wodarg-wenig-mit-wissenschaft-zu-tun-haben

https://www.swr3.de/aktuell/Faktencheck-Coronavirus-Video-Corona-kein-Grund-zur-Panik-mit-Dr/-/id=4382120/did=5578566/1x656ik/index.html

[6] https://www.krankenhaus-statt-fabrik.de/53183

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Ergänzungen

wo wird im interview mit karin mölling bei kenfm folgendes behauptet:

"Moderator Ken Jebsen behauptete in seiner Sendung unter anderem, dass der Women‘s March on Washington 2017 vom jüdischen Investmentbanker George Soros gesteuert wurde, damit die Anzahl der Abtreibungen zunimmt und Soros am Verkauf toter Embryonen an die Pharmaindustrie verdienen könne."

hab mir das interview angehört und kann mich an diese behauptung nicht erinnern. oder wurde diese aussage von ken jebbsen anderorts verbreitet? so wie es jetzt formuliert ist, suggeriert es zumindest, dass diese aussage in diesem interview fällt.

bezüglich der luftverschmutzung in der Lombardei: "Es gibt darüber aber keinerlei Studien[...]"
warst du zu faul zum recherchieren oder worauf basiert diese aussage?

hier kurze internetrecherche:

zur Sars-Epedemie von 2002

Air pollution and case fatality of SARS in the People's Republic of China: an ecologic study

https://ehjournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/1476-069X-2-15

Ecologic analysis conducted among 5 regions with 100 or more SARS cases showed that case fatality rate increased with the increment of API (air pollution index) (case fatality = - 0.063 + 0.001 * API). Partially ecologic study based on short-term exposure demonstrated that SARS patients from regions with moderate APIs had an 84% increased risk of dying from SARS compared to those from regions with low APIs (RR = 1.84, 95% CI: 1.41–2.40). Similarly, SARS patients from regions with high APIs were twice as likely to die from SARS compared to those from regions with low APIs. (RR = 2.18, 95% CI: 1.31–3.65). Partially ecologic analysis based on long-term exposure to ambient air pollution showed the similar association.

ohne in abrede stellen zu wollen, das z.b. wodarg eher wie ein wirrkopf wirkt, finde ich es absurd, dass du einerseits versuchst einen durch quellen abgesicherten text zu fabrizieren, (der das gegenwärtig dominate narrativ stützt), gleichzeitig aber eine menge behauptungen aufstellt, die du in keiner weise belegst.

Danke für die Recherche!

aber:
>Soll ich nun aus Solidarität mit Risikogruppen härtere Ausgangsbeschränkungen fordern oder den Verlust bürgerlicher Freiheiten in Zeiten der Kontaktsperre anprangern? Welche Position bezogen wird, hängt auch maßgeblich davon ab, für wie gefährlich man das Corona-Virus hält.

 

Es gibt mehr als nur diese zwei Möglichkeiten. Wichtig ist Solidarität. Menschen wegen Ausgangsbeschränkungen in Lager einzusperren ist aber das Letzte was uns in der Corona Krise helfen wird. Menschen sichere Orte ermöglichen in denen sie sein können, das würde helfen.

Auch ist wichtig das wir bei der Analyse, was wir tun können gegen diese Krise, die Lebenssituation von anderen Menschen miteinbeziehen und verstehen, dass das was der Virus auslöst nur eins von vielen Problemen ist. Manche von den vorgeschlagenen Lösungen, können mehr Probleme mitsichbringen als dass sie etwas nützen.

 

brauchen wir mehr body distancing? Ja!

maskiert euch, macht alles dicht was wir nicht wirklich brauchen, öffnet leere häuser, seid solidarisch

 

 

 

Danke für den Beitrag.

Ich finde es sehr wichtig, die angeblichen Durchblicker und die Statistikexperten kritisch zu hinterfragen.

Gleichzeitig ist es wichtig, die Medien und auch Kommunikation von Regierung und deren beratenden Experten kritisch zu begleiten.

Hier kommen von fachlicher Seite einige Punkte:
COVID-19: Wo ist die Evidenz?
https://www.ebm-netzwerk.de/de/veroeffentlichungen/covid-19

Ich möchte eine weitere Perspektive einbringen:

Bei Risikogruppen erzeugt derzeitige Berichterstattung eine Ermüdung, Angstzustände und Bereitschaft, jedes Mittel zu aktzeptieren.

Ich konnte das im engeren Kreise, also im Haushalt erleben.
Eine Person, die normalerweise Überwachung & Datenabsaugen ziemlich ablehnt, will sofort die Corona App installieren (https://www.tagesschau.de/inland/handy-coronavirus-101.html).

Vielleicht haben die besagten Ärzte in ihrem Alltag die Sorgen & Ängste der Patienten mitbekommen?
Vielleicht sind die Ärzte einfach irgendwo falsch abgebogen?

Der Kampf um eine Verbesserung im Gesundheitswesen und dessen Definition als Daseinsfürsorge ist absolut wichtig („Krankenhaus statt Fabrik“).

Dieser Verweis aber nicht hilft akut nicht, die Angst abzubauen und mit dem Thema sachlich umzugehen.

Denn die Mitteilung in der täglichen Berichterstattung von reinen Fallzahlen ohne einordnende Informationen (z.B. relativ zur Bevölkerungszahl, keine Infos zu Zahl der Tests mit negativem Ergebnis, etc.) sorgt eben für eine gewisse Hysterie.
Diese Angst sorgt für die oft unkritische Akzteptanz von Gegenmassnahmen und psychischer Belastung bei Risikogruppen.

Also: informiert Euch aus guten Quellen, bleibt kritisch und wachsam

Gesundheit für alle!

Hallo, man kann sicher berechtigt kritisieren, dass Wodarg, ein bekannter sozialdemokratischer Medizinier  sich von Rechten interviewen lässt. Aber dazu muss auch gesagt werden, dass er vorher von anderen Medien verschwiegen und gleichzeitig als Verschwörungstheoretiker bekämpft wurde. Dabei wäre es an der Zeit, eine offene Diskussion über den richtigen Umgang mit den Corona-Virus zu fordern. Denn eines ist klar, niemand weiß, ob die staatlichen Notstandsmaßnahmen, die die Freiheit von uns allen einhängen, überhaupt zielführend sind. 

 

Siehe Artikel in der Taz: 

Niemand weiß, welchen Effekt die zur Coronabekämpfung ergriffenen Maßnahmen tatsächlich haben. Eine wissenschaftliche Begleitforschung aber lehnen Gesundheitsministerium und Forschungsministerium ab

https://taz.de/!5670966/

 

Daher ist es zu begrüssen, dass die Praxis in der Reichenbergerstraße sich nicht der allgemenen Panikmache anschließt und sich an den mündigen Leser bzw. die mündige Leserin richtet 

"Randnotiz: Noch gibt das Kollektiv das mittlere Alter einer verstorbenen Person mit Corona-Virus in Italien mit 81 Jahren an. Mittlerweile ist dieser Wert auf 78 Jahre gesunken."

was logisch ist, wenn zuerst die ganz Alten sterben. Sorry der Text ist an vielen Stellen nicht überzeugender, als jene die er angreift. 

Zum Thema Medien neigen zum Worst Case Szenario. In der gestrigen Ticker Timeline des MDR. 

8.25 Uhr: Intensivmediziner sehen Krankenhäuser gut gerüstet

 

wenig später

 

9.13 Uhr: Wieler (RKI): Müssen damit rechnen, dass Kapazitäten nicht ausreichen

 

Ab 10.00 in den MDR Nachrichten wurde nur noch die Einschätzung des RKI versendet, also das Worst Case Szenario. Womit sich an diesem Bsp zumindest der Vorwurf des Kollektivs bestätigt. 

Bilder: 

Hier das andere Foto

Bilder: 

SPD-Politiker Wolfgang Wodarg hält die Maßnahmen gegen H1N1 für "einen der größten Medizinskandale des Jahrhunderts" und macht die Schweinegrippe zum Thema im Europarat.

Artikel: Zeit Online.

16. Dezember 2009, 14:38 UhrAktualisiert am 7. Februar 2012, 0:17 UhrQuelle: ZEIT ONLINE

https://www.zeit.de/politik/2009-12/schweinegrippe-europa/komplettansicht

Arte/NDR Dokumentation 2009  -

Profiteure der Angst - SARS H1N1 H5N1 - Impfstoff-Marketing mit erfundenen Pandemien

https://www.youtube.com/watch?time_continue=2&v=0mlim_sQsRI&feature=emb_logo

Kritik an Prof. Dr. Drosten:                                                                                                                       

DZIF Jan 16 2020, „Researchers develop first diagnostic test for novel coronavirus in China“. Anmerkung: Das Team von dem Virologen Prof. Dr. Drosten hat den Test für das neue Corona-Virus im Dezember 2019 offiziell entwickelt. Drosten und Team haben ebenfalls die Test für ZIKA, MERS und SARS entwickelt. All diese Viren wurden von der WHO entweder als Pandemie oder als große Gefahr für die Menschheit eingestuft. Irritierend ist, dass Drosten für ein Zentrum arbeitet, dass die Tests als Produkte vertreibt bzw. für die Pharmabranche entwickelt und alleine der Test für das neue Corona Virus bereits ca. 50 Mio Euro eingebracht hat. Drosten hat ebenfalls bei den Patenten eines privaten Pharmakonzerns mitgewirkt. https://www.dzif.de/en/researchers-develop-first-diagnostic-test-novel-coronavirus-china?fbclid=IwAR1y5XqI23w2fuqxXaLNN4WYESmsqzKNd7_YXYCFBXKhiQs8bhApNVOh_yk

 

 

 

Kritik an der Unabhängigkeit der WHO:

 

Lg

 

 

 

Lustig, eben dachte ich noch: kennt Prof. Drosten diesen Film? Und...da taucht er auch schon auf 22:23 Ein Schelm wer böses dabei denkt. Aber "sein" Sars 1+2 ist ja sowiesoooo viel viel schlimmer sagt er auch hier fast schon Stolz.

Parallelen zur jetzigen Situation sind natürlich rein zufällig... hust !!!

 

Trotzdem halte ich es für Sinnvoll, abstand zuhalten. Das sollten wir auch solange tun bis wir genaueres wissen.

Alles gute für uns ALLE ! 

 

Tag für Tag legt uns beim abendlichen Corona-Ritual das Robert-Koch-Institut Zahlen vor und knüpft daran gerne mehr oder minder belastbare Deutungen, zuletzt etwas vorsichtiger, wobei alle irgendwie hoffen, es gehe gut aus. Zweifel an den Rechenkünsten der Virologen kommen von einem britischen Statistiker. Mark Handley, Professor für Netzwerksysteme am University College London (UCL), stellt mit seinen Rechenexempeln grundsätzlich die Frage, ob Virologen zusammen mit Politikern in der Krise richtig liegen.

Handley hat die weltweiten Fallzahlen untersucht und grafisch analysiert. In seinen Darstellungen erkennt man die Anzahl Infektionen pro Million Einwohner über die Zeit. Das Wachstum der Infektionen verläuft exponentiell, was bedeutet, dass sich ein Wert in gleichen zeitlichen Abständen immer um denselben Faktor verändert. Bezogen auf das Coronavirus heißt das, dass sich die Anzahl Infizierter innerhalb einer gewissen Zeit verdoppelt. Exponentielles Wachstum beschleunigt sich stark: Es braucht nur zehn Verdoppelungszyklen, um von tausend Fällen auf eine Million zu kommen.

https://www.heise.de/tp/features/Covid-19-Bereits-2012-gab-es-Planspiele-mit-dem-hypothetischen-Erreger-Modi-SARS-4692905.html

Ein Schweizer Arzt bittet uns, folgende Informationen zur aktuellen Situation zu publizieren, um unseren Lesern eine realistische Risikobeurteilung zu ermöglichen. (Tägliche Updates siehe unten)

Laut den Angaben des italienischen Nationalen Gesundheitsinstituts ISS liege das Durch­schnitts­­alter der positiv-getesteten Verstorbenen in Italien derzeit bei circa 81 Jahren. 10% der Verstorbenen seien über 90 Jahre alt. 90% der Verstorbenen seien über 70 Jahre

 https://swprs.org/covid-19-hinweis-ii/

Wir wissen noch nicht allzu viel. Deshalb sind verschiedene Meinungen wichtig. Ich bin dankbar, dass linke Ärzt*innen zu dieser Meinungsvielfalt beitragen. Und, ehrlich gesagt, mir hat die Webseite des Kollektivs etwas von meiner Angst genommen. Und auch dafür bin ich dankbar.

Mich würde aber mehr zu Schweden interessieren. Die fahren ja einen Sonderkurs, der die Bevölkerung, die Kinder und Familien weitaus weniger einschränkt - und die Bevölkerung ist damit sehr zufrieden. Warum kann sich dieses Land dies erlauben? Haben die ein besseres Gesundheitssystem? Oder vertreten die schwedischen Expert*innen eher auch eine deeskalative Strategie, die ebenfalls erfolgreich ist - vielleicht sogar erfolgreicher als in anderen Ländern? Mehr Tote als andere Länder hat Schweden jedenfalls nicht. Dazu würde ich gerne weiteres erfahren.

Es bestürzt mich, mit welch hanebüchener Argumentation auch hier der Vorwurf der Verharmlosung von Linken gegen ander Linke losgetreten wird. Ich arbeite in eine Altenheim für Demenzkranke und sehe die Auswirkungen der Panik und Angst in der Bevölkerung. Meine Kient*innen werden seit über 2 Wochen nicht mehr von ihren Angehörigen besucht. Wir müssen die alten, dementen Menschen auffordern Abstand zu ihren Nachbar*innen einzuhalten. Ein Teil meiner Kolleg*innen geht auf maximalen Abstand, wir werden gezwungen Masken zu tragen und die Klient*innen nur noch mit Handschuhen zu berühren. Das ist Isolationsfolter! Das macht krank. Ein Teil unserer Klient*innen verfällt regelrecht innerhalb weniger Tage. Die ersten beiden Todesfälle innerhalb einer Woche bei 60 Bewohner*innen sind meines Erachtens keine Zufall. GAnz ohne Coronaviren! Wer hat solche grausamen Massnahmen zu verantworten? Auch der Autor dieses Artikels. Ich denke, dass alle, die sich dem Problem nicht mit kritischem Blick und Zweifel zumindest an der Sinnhaftigkeit der Maßnahmen stellen, machen sich mitschuldig!

Ein Artikel bei clemensheni.net ist eine gut Antwort und ein Diskussionsbeitrag von Niveau auf diesen Indymedia-Beitrag. Und dem prasxiskollektiv ist zu danken, für das Bewahren von Resten von Verstand, wo offenbar überall die Angst regiert.

http://www.clemensheni.net/

Die Quellen die du zitierst sind die Welt, der Tagesspiegel, Swr3 und das Rki, also genau die Akteur*innen, die seit Wochen das Mantra einer großen Gefahr herunterbeten und zumindest für mich nicht diejenigen sind, denen ich unbedingt allein mein Vertrauen aussprechen würde. Linke Kritik an den Maßnahmen gibt es nicht nur von der Reiche, auch Psycholog*innen, Soziologie*innen und andere Akteur*innen aus der Pflege und dem Sozialbereich oder der Wirtschaft und Kultur schlagen Alarm ob der völlig überzogenen "Schutzmaßnahmen". Vielleicht solltest du dazu auch mal andere linke Medien wie z.b. die Taz lesen oder die Gewerkschaftszeitung. Es überrascht mich, wie stark der Artikel der allgemeinen Lesart des Umgangs mit dem Virus folgt und Kritik an der allgegenwärtigen Panikmache von Ärztinnen der Reiche als verharmlosend diffamiert. Ich denke, dass sie die Auswirkungen auf ihren Arbeitsbereich doch ganz gut einschätzen können.

 

"Ernsthaft? Wer KenFM und Eva Herman Interviews gibt, kann man keine Nähe zu Verschwörungstheoretikern unterstellen?"

Ja, ernsthaft. Warum dürfen Linke  solchen Leuten keine Interviews geben, ohne dass man sie in deren Nähe stellt? Dürfen sich Linke nur untereinander interviewen, oder höchstens regierungsamtlichen Journalisten "Interviews" geben?

 

Ich habe den Eindruck, dass die kritischen Stimmen mehr und lauter werden. Vielleicht war das Praxiskollektiv ein Pionier? Es ist ja nicht selten so, dass einzelne linke Initativen die Ersten sind, die neue Impulse bringen und diese letztlich recht behalten.

Jetzt melden sich sogar ehemalige Regierungsberater*innen zu Wort und kritisieren die Maßnahmen der Regierung. Und zwar wegen der Langzeitfolgen: "Dieser Zustand berge die Gefahr, dass er soziale Ungleichheit und an anderen Stellen die Gesundheitsrisiken verstärke." Klar, die Depressionen steigen an, die häusliche Gewalt, darauf wurde schon hingewiesen, aber die auf uns zukommende Verarmung großer Teile der Bevölkerung wurden soziologisch noch nicht berücksichtigt. Auch die finanziellen Lasten müssen die Kleinen tragen. Und zu diesen Lasten gehören die Steuererhöhungen, die Repressionen gegen ohnehin sozial Benachteiligte. Hartz IV wird nicht abgeschafft werden, im Gegenteil, es wird sich verschärfen und zuspitzen. Die ganzen Kosten, die durch Corona aufgekommen sind, so wird es die Bundesregierung verkünden, müssen doch wieder reinkommen.

Ich fand diesen Beitrag sehr hilfreich für die Debatte, die oben angestoßen wurde: https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/corona-experten-thesenpap...

Die zugrundeliegenden Texte der Wissenschaftler*innen finden sich hier: http://www.matthias.schrappe.com/einzel/thesenpapier_corona.pdf und https://www.ifo.de/DocDL/Coronavirus-Pandemie-Strategie-Fuest-Lohse-etal...