[LE] Connewitz: Angriff auf Feinde der Emanzipation

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Donnerstag Nacht besuchten wir ein bald eröffnendes Etablissment in Connewitz und hinterließen Teerfarbe an der Fassade.
Die Inhaber der zukünftigen Shisha Bar und des Restaurants in der Arno Nietzsche Str. 20 gehören zu dem Umfeld der White Lions. Diese Street Gang, die ihre Base auf der Leipziger Eisenbahnstraße hat, bewegt und verdient sich hauptsächlich mit organisierter Kriminalität. Dabei geben sie sich als Ansprechpartner im Eisenbahnstraßenkiez, als Jungs von der Straße für die Straße. Dieser Habitus enttarnt sich mit der festen Verankerung in Leipziger Milieustrukturen, so arrangieren und arbeiten sie mit den MC's United Tribunes und Hells Angels und verdienen sich u.a. mit der Versklavung von Frauen* durch Zuhälterei und die Unterhaltung von Bordellen. Ihr Quotenrapper Omik K rappt frauenverachtende Texte und trägt gerne mal Thor Steinar, gibt sich jedoch gemäß des Gangkonsenses gekonnt unpolitisch.

Wir sind nicht grundsätzlich gegen "Kriminalität". Im Gegenteil sehen wir Enteignung und Umverteilung als gerechte und geeignete Methode und Alternative zum bürgerlichen Leben um sich sein*ihr täglich Brot zu verdienen. In dieser organisierten Form ist Kriminalität aber eine autoritäre Struktur, welche auf Männlichkeit, Macht und Gewalt, auf Befehlen und Gehorchen, basiert. Diejenigen am unteren Ende der Kette werden ausgebeutet, die Männer am oberen Ende häufen Kapital und Eigentum an. Frauen* stellen in diesen Strukturen lediglich lukrative Sexualobjekte dar oder fungieren als Reproduktionskraft in der Familie. Männer haben die Möglichkeit durch Arbeit oder Status Anerkennung zu erlangen und Teil der Brotherhood zu werden. Dessen zentraler Wert: Loyalität, synonym mit Gehorsam und Unterordnung, dem uneingeschränkten Zusammenhalt, sowie der Anpassung an einen internen Verhaltenskodex verstanden werden kann. Die geschaffenen Milieustrukturen arbeiten zwar abseites des bürgerlichen Staates, reproduzieren jedoch dessen grausam patriarchale und kapitalistische Fratze.

Wir sehen deren Einzug nach Connewitz als Angriff auf unsere Idee eines solidarischen Kiezes, auf die Idee einer befreiten Gesellschaft!

Kampf den Feinden der Freiheit und den Sklaventreibenden dieser Welt!

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Ergänzungen

Mit Teerfarbe haben Unbekannte eine Shisha-Bar in Leipzig-Connewitz attackiert. Ein Angriff gegen „Feinde der Emanzipation“, so ein Bekennerschreiben. Gemeint ist eine Gang aus der Eisenbahnstraße.

 

Leipzig

Unbekannte haben einen Anschlag auf eine künftige Shisha-Bar in der Connewitzer Arno-Nitzsche-Straße verübt. Auf dem linken Szeneportal Indymedia ist inzwischen ein Bekennerschreiben aufgetaucht. Besonders brisant: Der Text enthält eine Kampfansage an die überwiegend aus Migranten bestehenden Streetgang White Lions, aus deren Umfeld die Betreiber der Bar angeblich stammen sollen. Droht nun eine Gewalteskalation? Immerhin stehen Gruppierungen dieses Kalibers nicht in dem Ruf, erlittene Sachbeschädigungen über eine Strafanzeige sühnen zu lassen. „Wir haben das auf dem Schirm“, sagte Tom Bernhardt vom sächsischen Landeskriminalamt (LKA) am Mittwoch auf LVZ-Anfrage. „Die Sinne sind geschärft.“

 

Politische Motivation

Da eine politische Motivation angesichts der bereits ermittelten Hintergründe und des Bekennerschreibens denkbar sei, werde der Fall aktuell von Experten des Polizeilichen Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrums (PTAZ) beim LKA geprüft, so Bernhardt. Eine Anzeige liege bisher noch nicht vor. Dabei dürfte der Schaden an dem Ladenlokal nicht unbeträchtlich sein. Die Täter verteilten an Fassade und Schaufenstern großzügig Teerfarbe. Laut Indymedia-Text, durch den auch die Polizei überhaupt von dem Anschlag erfuhr, ereignete sich die Tat bereits am Donnerstag voriger Woche.

Doch warum sollten sich mutmaßlich Linke mit einer migrantisch geprägten Gang aus der Eisenbahnstraße anlegen? Die unbekannten Täter sprechen von einem „Angriff auf Feinde der Emanzipation“. Nach ihren Erkenntnissen sollen Gangmitglieder „mit der Versklavung von Frauen durch Zuhälterei und die Unterhaltung von Bordellen“ verdienen. Einige würden zudem Mode von Thor Steinar tragen, einer bei Rechtsextremen beliebten Marke.

„Frauen stellen in diesen Strukturen lediglich lukrative Sexualobjekte dar oder fungieren als Reproduktionskraft in der Familie“, stellen die Verfasser des Bekennerschreibens abschließend fest. „Die geschaffenen Milieustrukturen arbeiten zwar abseits des bürgerlichen Staates, reproduzieren jedoch dessen grausam patriarchale und kapitalistische Fratze. Wir sehen deren Einzug nach Connewitz als Angriff auf unsere Idee eines solidarischen Kiezes, auf die Idee einer befreiten Gesellschaft! Kampf den Feinden der Freiheit und den Sklaventreibenden dieser Welt!“

 

Neuer Konfliktherd

Wird es eine Reaktion der White Lions geben? Nach einem Informationsblatt des Aktionsbündnisses Leipziger Osten aus der jüngeren Vergangenheit gehören der Gang rund 45 Member an, hinzu kommen knapp 30 Supporter. In den sozialen Medien präsentieren sich die Weißen Löwen als Gruppierung auffällig durchtrainierter Bodybuilder und Kampfsportler. Werde ein Mitglied angegriffen, heißt es in der Info des Aktionsbündnisses, „wird es als Angriff auf die Vereinigung gewertet“.

Es werde noch geprüft, ob die attackierte Bar tatsächlich von Leuten aus dem Umfeld der White Lions betrieben wird, so der LKA-Sprecher. Derzeit müsse man aber davon ausgehen. Die Konstellation, dass Kräfte aus der gewaltbereiten linken Szene den Konflikt mit derartigen Streetgangs suchen, die mit der Organisierten Kriminalität in Verbindung gebracht werden, sei neu und beachtenswert, sagte Bernhardt. „Es ist allen klar, dass es ganz schnell aufflammen kann.“

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