[FR] Immer heiter, der Häuserkampf geht weiter!

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Am 7. März haben Hundertschaften, die seit mehreren Tagen besetzten

Häuser in Freiburg geräumt. Der angespannte Wohnungsmarkt ist weiterhin 

in aller Munde und unsere Aktion hat die Debatte auch um die Fragen von

Eigentum und Mietenwahnsinn intensiviert. Die große mediale

Aufmerksamkeit und die praktische Solidarität der meisten Nachbar*innen

in Herdern und im Stühlinger unterstreichen die weit verbreitete 

Sympathie für unsere Hausbesetzungs-Kampagne.

Am Samstag rufen wir für 18 Uhr zur Protestversammlung auf dem

Stühlinger Kirchplatz auf. Die nächste Hausbesetzung wird nicht

warten bis das Dietenbachgelände erschlossen ist.

 

 

 

Stock-Fisch-Haus forever!

 

Die Räumung der Klarastraße 17 ist ins Leere gelaufen. Nachdem noch am

Vorabend hundert Menschen bei Vortrag, Volxküche und Kneipe den

Raum belegten, fand die anrückende Hundertschaft, die mit schwerem Gerät

zugange war, keine Besetzer*innen mehr vor, als Sie die Tür des Café

Klara demolierte. Michael Stock, der depressive Immobilienzocker und

mafiöse Vermieterfisch schlug alle Verhandlungsangebote aus, die seine

Immobilie noch in eine soziale Richtung hätten lenken können.

Mieter*innen seines Wohnungsunternehmens beschwerten sich am laufenden

Band vor Ort über den "unerträglichen Schlafhändler" aus Littenweiler,

dessen DiMiSto-Verwaltungs GmbH aus der Poststraße hoffentlich einen

Knacks aus unserer Aktion trägt. Sein kläglicher Versuch durch

eigenhändiges Überstreichen der Grafitti an der Klara 17 auf den Knien

dürfte kaum genügen, um die verlorene Sympathie im Viertel und darüber

hinaus zu retouchieren. In Erinnerung wird vor allem das großartige

Kulturprogramm und die tolle Nachbarschaft bleiben - nicht ein Unsympath,

der Häuser zum Profit vollsaniert und Mieter*innen "als Hobby" verdrängt.

 

Mozart für Alle!

 

An der Mozartstraße verlief die Räumung deutlich spektakulärer. Die

Einheiten brauchten fast drei Stunden, um bei massiver Beschädigung von

Fenstern und Türen vier Besetzer*innen im dritten Stock des Gebäudes

vorübergehend festzunehmen. Dass der schwerkranke Eigentümer Mellert

laut seinem rechtlichen Betreuer durch regelmäßige Zahlung einer Strafe

wegen Zweckentfremdung eine derartige Immobilie in bester Lage

leerstehen und verfallen lassen darf, ist auch unabhängig seiner

bedauerlichen persönlichen Lage ein Skandal. Zweckentfremdung bleibt

angesichts der Wohnungsmisere extrem problematisch und wird wie immer

über Kapital geregelt: Wer genug oder zu viel hat, darf auch zur

Ungerechtigkeit beitragen. Sein Eigentum verpflichtet nur in so fern,

dass der Stadtsäckel durch Gebühren gefüllt wird, die dann von der

Stadtbau GmbH in neue gewinnbringende Eigentumswohnungen investiert

werden dürfen. Diese Form des legalisierten Leerstandes trägt zur

unsozialen Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt genauso bei, wie die

spekulativen Hobbys eines Feil, eines Stock oder eines Sauer-Konzerns.

 

No Justice – No Crime!

 

Der brachiale Einsatz der Hundertschaften zum Schutz der

kapitalistischen Normalität ist ein erneuter Ausdruck gescheiterter

Politik in Freiburg. Es wird nicht auf Dialog und Solidarität gesetzt,

sondern auf die gewaltsame Verteidigung des Wohlstandes stockdoofer

Eigentümer*innen. Mit einer nagelneuen MP7-Maschinenpistole posierte ein

Göppinger Polizist vor der besetzten Liegenschaft. Der Einsatz einer

technischen Spezialeinheit, die weiträumige Absperrung und eingesetzte

Zivilpolizist*innen zeugen von einem Klima der Angst, dass die

neoliberalen Entwicklungen von Prekarisierung und Austeritätspolitiken

unterstreicht. Die neuen Entwicklungen in Sachen Aufbau europäischer

Polizeistaaten und Rechtsruck gehen uns alle an: Hochulis Truppen waren

hiervon ein passender Ausdruck. Gegen die konkrete Repression und die

Vorwürfe von Hausfriedensbruch, Diebstahl und Sachbeschädigung kennen

wir nur eine Antwort: Die Solidarität!

 

Schmeck'sch d'Brägel?

 

Die Aktionen der letzten Tage waren ein erneuter wichtiger Angriff auf

verfehlte Stadtentwicklungspolitik. Die Verhältnisse von diebischem

Eigentum zwingen uns zu unseren Aktionen und die Kampagne "Wohnraum

Gestalten" geht zwangsläufig weiter. Die ehrliche und großzügige

Resonanz der Bewohner*innen in Herdern und im Stühlinger bestärken uns in

jedem Fall. Wir sind viele, die unzufrieden mit der Vermarktung unserer

Lebensbedürfnisse sind. Ob es sich um Immofische oder -haie handelt, ist

angesichts des Hasses, der sich gegenüber ihren Aquarien polarisiert,

irrelevant. Viele Häuser in bester Lage stehen noch immer leer und

unsere Unzufriedenheit angesichts ihrer Arroganz der Macht wird schon

bald in neuen Aktionen ihren Ausdruck finden.

 

Es bleibt dabei: Nach der Räumung ist vor der nächsten Besetzung!

 

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Ergänzungen

legt nahe es gäbe stattdessen auch "ehrliches Eigentum". Da seid ihr in einer problematischen und falsch deutbaren Weltsicht. Eigentum ist Diebstahl, ja, aber eben Alles. Es gibt kein gutes und kein böses, kein schaffendes und kein raffendes Kapital, sondern nur den Kapitalismus als durchdringendes, vielschichtiges Herschaftsverhältnis von dem es sich in Gänze zu befreien gilt. Grüße und Solidarität!

Mensch kann Indymedia als Newsportal auch zum Flugblattständer totmoderieren. Inhaltliche Ergänzungen zu problematischen Begriffen wie "diebischem Eigentum", sollten nicht gedankenlos wegmoderiert werden! Da wird sonst der eigene ideologische Stiefel schnell zur selbstbezüglichen Wirklichkeitsproduktion und Scheinwelt. Ist vermutlich aber nur eine wegzumoderierende Lifestylefrage.