Druckmachen #2 - Outing der IB Bautzen&Dresden

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Seit unserer letzten Veröffentlichung ist gut ein Jahr vergangen. Das Outing-Plakat zur „Identitären Bewegung Dresden“ hat damals für viel Aufsehen gesorgt. Wir konnten beobachten, dass die Identitären in Dresden zuletzt kaum noch Präsenz zeigen. Ihre Aktivitäten beschränken sich auf lächerlich wirkende Banneraktionen wie am Rande einer Konferenz im Hygienemuseum im September 2018. Zwar fand mit dem „Europa Nostra Festival“ die zentrale Veranstaltung der IB Deutschland in Dresden statt – ob die Veranstaltung für die am langsamsten wachsende Jugendbewegung Deutschlands jedoch als Erfolg zu verbuchen ist, ist eher fraglich. Das Antifaschistische Recherche Team Dresden hatte schon im Vorfeld analysiert, dass die Veranstaltung wohl kaum von Erfolg geprägt sein werde und so trat es dann auch ein.

Verbindungen der IB Sachsen zur AfD/JA

Bemerkenswert sind die - außer für den Verfassungsschutz - nicht zu übersehenden Verbindungen der sächsischen IB mit der Jungen Alternative. Das drückt sich einerseits in gemeinsamen Aktivitäten aus, andererseits aber auch in personellen Überschneidungen. Verbindungen durch gemeinsame Aktivitäten sollen an zwei Beispielen aufgezeigt werden:

  1.  Am Wochenende des 26./27. Mai 2018 führte die JA Sachsen eine "Akademie" in Bautzen durch. Neben den beiden Referenten des AfD-Landesvorstandes Ivo Teichmann und Sebastian Wippel war auch der Bundestagsabgeordnete Karsten Hilse vor Ort. Den Referaten lauschten aber nicht nur Mitglieder der Jungen Alternative wie Sören Schwarzer (Chemnitz), Matthias Scholz (Dresden) oder Jan Endert (Freital), sondern auch Identitäre, darunter Paul Neumann, Kevin Schmidt und Ricardo Knöfel.

  2. Als am 16. August 2018 Bundeskanzlerin Angela Merkel Dresden besuchte, organisierte die AfD eine rechte Kundgebung, an deren Rand der Hutbürger große Bekanntheit erlangte. Daran nahmen nicht nur einzelne Akteure der NPD teil, sondern auch die Identitären mit einem eigenen Transparent. Mit einem anderen Banner stellte sich die Junge Alternative später zum Fototermin an der Elbe auf. Als Unterstützung holte sie sich die Identitäre Freya Honold hinzu. Das Banner wurde zuvor im Haus der Burschenschaft Salamandria angefertigt, das der sächsische Verfassungsschutz als Wohn- und Anlaufobjekt der Identitären Bewegung klassifiziert (siehe Drucksache 6/16240). Nicht ohne Grund, schließlich referierten hier doch Faschist*innen wie Olena Semenyaka vom Regiment Asov oder auch Till-Lucas Wessels von KontraKultur Halle. Ende Februar 2017 ging von der Immobilie eine IB-Aktion mit Beteiligung bundesweiter Kader aus.

 Personelle Überschneidungen von AfD und Identitärer Bewegung zeigen sich am deutlichsten im Fall von Toni Schneider. Schneider ist aktiver Teil der Identitären in der Oberlausitz. Seinen Aktivitäten haben wir einen eigenen Abschnitt gewidmet. Gleichzeitig lässt er sich als Kandidat der AfD zur Stadtratswahl in Hoyerswerda sowie zur Kreistagswahl aufstellen und ist für die dortige AfD-Regionalgruppe tätig. Auf Facebook wirbt er für eine Zusammenarbeit mit der "außerparlamentarischen" Identitären Bewegung und verwendet in seiner Wahlwerbung mit "Remigration" einen typischen Begriff der IB. Mit Toni Schneider könnte in Sachsen somit das erste Mitglied der IB in ein politisches Amt gewählt werden.

 Auch Yannick Pochert, den wir in unserer letzten Veröffentlichung vorgestellt haben, ist in beiden Strukturen gleichermaßen aktiv. Einerseits präsentiert er sich mit Boxhandschuhen vor einer IB-Flagge, auf einem anderen Foto mit Bomberjacke und dem Zusatz "rechts" und "oldschool", und gilt als einer der aktivsten Kader der IB Dresden. Andererseits besuchte er am 2. Juni 2018 den Bundeskongress der Jungen Alternative im thüringischen Seebach. Am Abend des 13. Februar 2019 legte er den Kranz der AfD Hoyerswerda auf dem Heidefriedhof nieder. Später besuchten Burschenschaftler und Identitäre - darunter Aline Manescu, Yannick Pochert und Toni Schneider - gemeinsam die Kundgebung der AfD auf dem Altmarkt. Darüber hinaus ist Pochert Teil der Dresdner Burschenschaft Arminia. genau wie der frühere Landesvorsitzende der Jungen Alternative in Sachsen, Matthias Scholz.

 

Weitere Verbindungen

 Neben der Nähe zur Jungen Alternative kann auch eine Annäherung an das klassische (neo-)nazistische Milieu beobachtet werden. Das drückt sich in Besuchen (neo-)nazistischer Veranstaltungen durch Einzelpersonen aus, wie wir in den Abschnitten zu Toni Schneider, Freya Honold und Ricardo Knöfel näher erläutern werden. Daneben sehen wir gerade am Beispiel der Chemnitzer (Neo-)Nazi-Demonstrationen, dass die Identitären keine Hemmungen haben, mit klassischen (Neo-)Nazis zu demonstrieren.

 Als am Abend des 7. Dezember 2018 eine Gruppe mit Identitären wie Ricardo Knöfel, Freya Honold, Elisa Nicholson und Toni Schneider in der Dresdner Neustadt feierten, waren auch Personen in einschlägiger (Neo-)Nazi-Szenekleidung, etwa mit dem Aufdruck "Sonnenstudio 88", beteiligt. Durch die Vernetzung mit gewaltbereiten (Neo-)Nazis und aktionsorientierten Jugendlichen sind sie in der Lage, größere Gruppen für Auseinandersetzungen zu mobilisieren. Hier heißt es für AntifaschistInnen: wachsam bleiben, Selbstschutz organisieren und in die Offensive gehen!

 

Neue Entwicklungen in der IB-Dresden

Ein Grund für die geringere Aktivität ist unter anderem auch eine Ausdifferenzierung der Dresdner Ortsgruppe. Ab Januar 2018 kam es zu einer Neustrukturierung in der Führung der IB-Sachsen. Nach dem Abgang von Alt-Nazi und IB-Mitgründer Tony Gerber aus Zwickau wurde der bisherige Dresdner Ortsgruppenleiter Martin Bader zusammen mit dem Leipziger Alexander Kleine als Regionalleiter eingesetzt. Eine neue Internetseite dient mittlerweile allen sächsischen Ortsgruppen als zentrale Öffentlichkeitsplattform. Dies ist wohl auf die Löschung ihrer alten Accounts auf Facebook und Instagram zurückzuführen. Daneben sind Versuche zu beobachten, regionale Labels zu etablieren, die auf typische IB-Symbolik verzichten.

Baders Aufgabe ist es, die Strukturen überhaupt noch zusammenzuhalten, sodass es – bis auf Infostände in Dresden und Bautzen - kaum noch zu öffentlichen Auftritten seinerseits kommt. Ein weiterer Grund dafür dürfte auch das gemeinsame Kind mit Madeleine Ahrens sein, das sie 2017 bekommen haben.

Der Rest der Dresdner Ortsgruppe konzentriert sich auf Aktionismus außerhalb Dresdens. Während die weiblichen Identitären bundesweit und sogar in Europa unterwegs sind, beschränken sich die männlichen Aktivisten auf die Region um Bautzen. Die dortige Ortsgruppe intensivierte im letzten Jahr deutlich ihre Aktivitäten, wozu auch Dresdner Aktivisten zur Unterstützung anreisten. Die beiden anderen sächsischen Ortsgruppen, Leipzig und Erzgebirge, zeigen nach wie vor kaum Präsenz. Die angebliche Ortsgruppe in Freiberg kann unserer Einschätzung zufolge als nichtexistent angesehen werden - ihre einzige Aktion im Dezember 2017 wurde von der IB Dresden durchgeführt.

Auch personell konnten Verschiebungen beobachtet werden. Während Egon Oelsner nach seinem Outing kaum noch bei Aktionen anzutreffen ist, sind andere Akteure aktiver geworden und neue hinzugekommen. Zwei von ihnen, Reinhold Süpple und Ricardo Knöfel, stellen wir euch vor.

 

Freya Honold und Aline Manescu: Bundesweite weibliche Kader der IB Dresden

Die zwei Hauptprotagonistinnen der IB in Dresden sind mittlerweile bundesweit und sogar über Deutschlands Grenzen hinaus eingebunden. Weil bundesweit kaum Frauen für die IB aktiv sind, werden diese wenigen besonders in Szene gesetzt. Vor allem die Kampagne "120 dB" verdeutlicht dies sehr gut, dort nehmen Honold und Manescu führende Rollen ein. Zusammen mit weiteren IB-Frauen aus Österreich (Ingrid Weiss, mittlerweile Leipzig) und Deutschland (Melanie Schmitz, mittlerweile Essen) traten sie in dem Kampagnenvideo auf.

Auch wenn die Kampagne wenig Nennenswertes bot, waren die beiden auch in der folgenden Zeit unter dem Label 120 dB unterwegs. Unter anderen waren sie an der Störung einer Diskussionsveranstaltung zu #MeToo während der Berlinale im Februar 2018 beteiligt. Im Anschluss an die Aktion gaben beide dem britischen Hooligan Tommy Robinson a.k.a. Stephen Yaxley-Lennon ein Interview über die 120 dB-Kampagne. Welche zentrale Rolle die beiden mittlerweile bundesweit einnehmen zeigt auch, dass Freya Honold bei der "UK Conference, 2018“ der Generation Identity in London einen Vortrag zu 120 dB halten durfte. Anschließend trat sie als Rednerin während einer Kundgebung im Hydepark auf, wo sie aber ohne Megafon nicht mehr als 20 Menschen erreichte und unter den Rufen Dutzender Antifaschist*innen unterging. Bereits zwei Wochen zuvor sprach Aline Manescu bei einer Demonstration des englischen HoGeSa-Pendant FLA (Football Lads Alliance) in Birmingham. Organisator war wieder Tommy Robinson, der auch schon einige Male bei Pegida als Redner auftrat und im Mai 2018 vorläufig verhaftet wurde. An den darauffolgenden europaweiten Solidaritätsaktionen beteiligten sich auch Honold und Manescu mit einer Banneraktion in Berlin.

Honold nahm darüber hinaus auch an einer Sommersonnenwendfeier der Artgemeinschaft teil. Bei der Artgemeinschaft handelt es sich um einen völkisch-heidnisch-(neo-)nazistischen Verein, der lange Zeit vom mittlerweile verstorbenen NPD-Funktionär Jürgen Rieger geleitet wurde. Jetziger Leiter ist Jens Bauer (nicht zu verwechseln mit dem sächsischen NPD-Landeschef Jens Baur), bei dem auch der NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben nach seiner Haftentlassung untergekommen ist. Dass Freya Honold sich im völkischen Milieu bewegt, überrascht nicht. Es ist anzunehmen, dass auch die Familie Honold schon länger Kontakt mit völkischen Vereinigungen hat. So steht ihr Vater im Kontakt mit dem Deutschen Kolleg. Auch dass sich die Dresdner IB-Aktivistin schon kurz nach ihrem Umzug der Dresdner Damenverbindung "Regina Maria-Josepha" anschloss, ist ein Indiz dafür, dass sie sich nicht erst in Dresden politisierte, sondern bereits eine einschlägige Vergangenheit hat. Mittlerweile tritt Honold aber nicht mehr für die Damenverbindung auf. Mit Charlotte Schiller und Madeleine Ahrens gibt es zwei weitere Damen, die gleichzeitig Mitglied der Verbindung und für die IB aktiv sind oder waren. Gerade die mittlerweile in der „Jungen Alternative“ organisierte Schiller ist immer noch eng mit Freya Honold befreundet. Beide übernehmen darüber hinaus immer wieder Aufgaben für "Ein Prozent".

 

Der gesellschaftliche Nährboden für die Identitären in Bautzen

Im Oktober 2015 gründete sich in Bautzen das Bündnis "Wir sind Deutschland" (WsD), unter der Organisation des christlichen und antisemitisch-verschwörungstheoretischen Ehepaars Katrin und Veit Gähler. Im  November 2015  begannen die ersten Kundgebungen von WsD, welches mit seinen Redner*innen neben Kapitalismuskritik, Flüchtlingskrise und Medienzensur eine große Bandbreite von Verschwörungstheorien bedienten. Auf der WsD Plattform „Denkste mit?!“ befinden sich u.a. Links zu Ivo Sasek, Begründer der neureligiösen Sekte OCG – Organische Christus-Generation und Erfinder der Anti-Zensur-Koalition (AZK). Die AZK ist eine Plattform für Holocaustleugner*innen und Verschwörungstheoretiker*innen. Auch Jürgen Elsässer vom Compakt-Magazin hat dort bei einer Konferenz gesprochen. Desweiteren wird auf der Seite zu Saseks Klagemauer TV (KlaTV) weitergeleitet. Die Printversion von „Denkste mit?!“ wird von dem inzwischen sehr in die Kritik geratenen Unternehmer Jörg Drews (Hentschke Bau GmbH) finanziert. Eine weiteres in Bautzen relevantes Bündnis ist der sogenannte "Bautzner Frieden", der dem (neo-)nazistischen Milieu nicht fern steht und eng mit WsD Bautzen kooperiert.

Darüber hinaus ist die Region eine Hochburg für (Neo-)Nazis. Von der Kameradschaft "Sturm 24 Bautzen", die sich um eine Wiederbelebung des verbotenen Blood & Honour-Netzwerkes bemühte und deren Mitglieder auch noch heute aktiv u.a in Strukturen des in Bautzen ansässigen MC ABE (125) "Aryan Brotherhood Eastside" sind, über die "Werde unsterblich"-Aufmärschen der 2012 verbotenen "Spreelichter", den Ausschreitungen am Kornmarkt 2016 bis hin zu regelmäßigen Kampfsport- und Musikveranstaltungen zeigt sich eine Kontinuität der extremen Rechten in der Region. Mit ehemals "StreamBZ", jetzt "Balaclava Graphics" sowie der Gruppe "Aryan Brotherhood Eastside", die zudem in Bautzen eine eigene Immobilie betreibt, existieren auch heute noch aktive Strukturen.

In kaum einer anderen Stadt entwickeln diese Strukturen eine derartige Wirkmächtigkeit innerhalb der Gesellschaft und haben sich dank einer Politik des Wegschauens und Kleinredens weitgehend ungestört etablieren können. Dies ist nur ein kurzer und flüchtiger Abriss. Die gesellschaftliche Situation in Bautzen stellt den Nährboden dar, auf der die Ortsgruppe entstehen konnte.

 

Die Identitären in Bautzen

Die Bautzner IB-Ortsgruppe trat im August 2017 das erste Mal öffentlich in Erscheinung. Die Kerngruppe umfasst ungefähr 10 Personen, hat aber ein größeres Sympathisant*innenumfeld. Es liegt nahe, dass sich die derzeitigen Hauptprotagonist*innen schon zu Schulzeiten politisiert haben. Fast alle waren Schüler*innen des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums Bautzen (nachfolgend PMG genannt) und begannen schon während ihrer Schulzeit mit den ersten Aktionen unter dem Namen der IB.

Desweiteren besteht bei den Mitgliedern durch ihre Eltern eine große Nähe zur AfD, die zum Teil führende Positionen in der Partei innehaben. So unterstützte die IB-Kerngruppe die AfD bereits 2017 bei Wahlkampfveranstaltungen. Auch zur WsD Protestbewegung bestehen über Paul Neumann familiäre Verbindungen. Bereits vor der Gründung seiner Ortsgruppe trat Maximilian Thorn als Redner auf einer der Kundgebungen auf.

Wie bereits erwähnt intensivierten die Identitären 2018 ihre Aktivitäten in der Region. Dabei beschränkten sie sich auf klassische Banner- und Flugblattaktionen. Als Plattform wählten sie meistens öffentlichkeitswirksame Situationen, etwa Besuche des Ministerpräsidenten und ein Stadtfest. Diese Aktionen inszenieren sie medial oft über Youtube-Videos.

Die seit November 2018 aufkommenden Kundgebungen gegen den UN-Migrationspakt vom Verein „Mündige Bürger Bautzens“ boten der IB eine erneute Plattform, um sich dort als Bewegung zu präsentieren. Auch dieser Verein bedient mit seinen Redner*innen, wie zum Beispiel dessen Begründer Engelbert Merz, weiter die Schiene von WsD. Bei diesen Kundgebungen waren unter anderem auch Mitglieder der IB als Ordner anwesend. Am 18.11.2018 trat die IB mit einem eigenen Block auf. Darunter befanden sich der Stadtratskandidat der AfD von Hoyerswerda Toni Schneider und angereiste Identitäre aus Dresden.

Gerade die neueren Entwicklungen riefen aber auch zivilgesellschaftlichen Widerstand auf den Plan. Wir wünschen allen Aktiven weiterhin viel Erfolg und Kraft, sich den rechten Umtrieben entgegenzustellen. Mit unserem Outing hoffen wir, einen Teil dazu beitragen zu können, der Etablierung der Identitären in der Region etwas entgegenzusetzen. Sie rufen "Remigration", meinen aber "Ausländer raus". Denn letztendlich sind sie alter Wein in neuen Schläuchen.

 

Für weitere Informationen,  Hinweiße und Rückfragen wendet euch bitte an uns unter:

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 Akteur*innen in den Regionen Bautzen und Dresden

 Elisa Nicholson

Die Absolventin des PMG ist die Tochter der bekannten Musicalsängerin Carla Nicholson, welche unter anderem auch für AfD-Veranstaltungen die Nationalhymne singt. In ihrer Freizeit begeistert sich Nicholson für Chearleading. Ganz im Sinne der Ideale der IB nahm sie an einem Kampfsporttraining der Bautzner Ortsgruppe teil. 

Im August 2017 betreute sie bei einer AfD Veranstaltung in Bautzen zusammen mit Alexandra v. Broen den Infostand. Davor war sie schon neben Paul Neumann auf der bundesweit mobilisierten IB-Demo in Berlin zu sehen.  Ihre erste öffentliche Aktion war gegen das Büro der NGO Mission Lifeline in Dresden. Zu sehen ist sie auch im Juni 2018 bei einem Auftritt der identitären Kampagne 120 dB vor dem Amtsgericht Dresden, zusammen mit Aline Manescu und Freya Honold von der Dresdner Ortsgruppe. Nicholson besuchte im September in Begleitung von Toni Schneider und Paul Neumann die völkische Inszenierung von  Wilhelm Tell in Bischofswerda. Im November 2018 stand sie bei einer Demonstration in Bautzen im "IB-Block" hinter dem Fronttransparent.

 

Paul Neumann

Paul Neumann, ebenfalls ehemaliger Schüler am PMG Bautzen, ist seit der Gründung aktives Mitglied der Bautzner Ortsgruppe und war an vielen ihrer Aktionen beteiligt. Parallel dazu findet man ihn als Ordner auf vielen öffentlichen Veranstaltungen. Dazu zählen Veranstaltungen der AfD in Bautzen, Dresden und am 01.09.2018 in Chemnitz, sowie auch Veranstaltungen der IB [Foto IB-Demo Berlin]. Neumanns Vater, der Bäckermeister Lutz Neumann, ist Unterstützer der Bürgerinitiative "die 89er" und unterhält Kontakte zu der völkischen und reichsbürger-ideologischen Familie Gähler. In seiner Bäckerei liegt neben deren Infomaterial auch Material der OCG-Sekte des Schweizer Laienpredigers Ivo Sasek aus. So verwundert es nicht, dass sich Paul Neumann im November 2018 als Ordner für Demonstrationen des "Verein mündige Bürger" in Bautzen zur Verfügung stellte. Wenig später war er dann im eigenen "IB-Block" zugegen. An der Seite von Toni Schneider besuchte Neumann nicht nur Veranstaltungen der AfD, Pegida und der IB, sondern auch Demonstrationen aus dem (neo-)nazistischen Milieu, wie zum Beispiel Zukunft Heimat in Cottbus. Auch bei Neumann ist die Verbindung zwischen IB, den völkischen Idealen und der AfD fließend. Er nahm ebenfalls an der JA-Akademie in Bautzen teil und besuchte mit Toni Schneider die völkische Theateraufführung von "Wilhelm Tell" in Bischofswerda. 

Ehrenamtlich engagiert sich Neumann seit ein paar Jahren bei der Wasserwacht Bautzen. Darüber hinaus nahm er nicht nur an wehrsportähnlichen, internen Kampfsportveranstaltungen der IB teil, sondern trainierte auch die Ortsgruppe Bautzen bei einem eigenen Trainingstag persönlich.

 

Toni Schneider

Der aus Hoyerswerda stammende Schneider ist eine der Schnittstellen zwischen AfD, Junger Alternative und IB. Im Kommunalwahlkampf tritt er für die AfD Hoyerswerda an. Bei Veranstaltungen spricht er hin und wieder als Redner für die Partei, so am 13. Juni 2018, wo er „über die Perspektive der Lausitzer Jugend“ sprach. Ebenfalls als Redner war AfD-Stadtrat Marco Gbureck anwesend. Auch zu dem Bautzner AfD-MdB Karsten Hilse hat Schneider gute Kontakte. Zusammen ließen sich beide auf der Demonstration gegen den Besuch von Angela Merkel in Dresden am 16.08.2018 hinter dem Banner der AfD Bischofswerda ablichten. 

Zwischen Gbureck und Schneider bestehen enge Verbindungen. Sie sind häufig im Auftrag der Partei auf Werbetour in der Oberlausitzer Region unterwegs oder machten einen gemeinsamen Abstecher zu den Rassistischen Demonstrationen in Chemnitz nach dem Mord an Daniel H.. Befand sich Schneider am 27.08.2018 - bei einer der größten Mobilisierungen der extremen Rechten 2018 - noch in einem Mob von Identitären um Yannick Pochert und Ricardo Knöfel, war er fünf Tage später bei der Demonstration der AfD als Ordner eingesetzt.

Generell fehlt Schneider bei kaum einer Veranstaltung oder Aktion der Identitären und der AfD in der Oberlausitz. Ob bei der Banneraktion gegen den Besuch des Ministerpräsidenten in Kamenz, bei Infoständen der IB in Dresden und Bautzen oder bei der jüngsten Sauftour einer größeren Gruppe von Identitären in der Dresdner-Neustadt  - stets fühlt sich Schneider bei Auftritten der Identitären wohl. So nahm er auch an fast allen Vernetzungstreffen und Feierlichkeiten zwischen IB-Oberlausitz und IB-Dresden teil.

Auch wenn der letzte Unvereinbarkeitsbeschluss der AfD eine Mitarbeit mit Organisationen der extremen Rechten ausschließt, hat Schneider keine Berührungsängste zum klassisch (neo-)nazistischen Milieu. So sieht er keine Probleme darin, Lieder der (neo-)nazistischen Band Sleipnir zu hören oder Bilder mit schwarz-weiß-roten Fahnen und Eisernem Kreuz zu veröffentlichen. Auch eine Veranstaltung in der geschichtsrevisionistischen Gedenkstätte Guttmanshausen besuchte Toni Schneider unlängst. 

Trotz seiner Affinität ins (neo-)nazistische Milieu, ist Schneider eher dem völkisch-nationalistischen Spektrum zu zuordnen. So besuchte er Anfang September 2018 zusammen mit Elisa Nicholson und Paul Neumann die völkische Inszenierung von Wilhelm Tell in Bischofswerda. Die Aufführung zog mehrere hundert Personen der völkisch-(neo-)nazistischen Rechten aus dem ganzen Bundesgebiet an. Unter anderem nahm auch der mittlerweile deutschlandweit bekannte Holocaust-Leugner und selbsternannte „Volkslehrer“ Nicolas Nerling an der Veranstaltung auf der Felsenbühne teil. Mit eben jenem ließ sich Schneider dann auch fotografieren und kommentierte das Ganze mit „unter Freunden“. 

 

Maximilian Thorn

Maximilian Thorn ist ein weiterer aktiver Kader der IB-Bautzen, der es nicht scheut sich öffentlich  zu positionieren und gleichzeitig eine Vernetzung in das völkische Reichsbürgermilieu anstrebt. So hielt der damalige Abiturient  des PMG im Januar  2016 eine Rede bei einer Kundgebung der Gruppierung "Wir sind Deutschland" (WsD) in Bautzen. Ein gutes Jahr später steht er bei der ersten Aktion der Ortsgruppe als Kapitän verkleidet bei den Bautzner Flugtagen und verteilt Flyer der IB. Seitdem ist er festes Mitglied der Bautzner Ortsgruppe und  inszeniert sich gern vor der Kamera als deren zentrale Person.

Bisher war Thorn an allen Aktionen der IB Bautzen beteiligt, darunter auch bei den Banneraktionen gegen den Besuch von Ministerpräsident Kretschmer in Kamenz und in Görlitz. 

Wenngleich er versucht, die eng vertrauten Identitären aus Dresden zu unterstützen, konzentriert Thorn sich auf die regionalen Aktionen und trat nur wenig außerhalb Bautzens in Erscheinung. Beispielsweise besuchte er die bundesweite IB-Demo im Juni 2017 in Berlin und beteilgte sich an der Aktion gegen das Berliner ARD-Studio Anfang des Jahres.

Thorn pflegt gute Kontakte zu Katrin und Veit Gähler, die die WsD-Demonstrationen anmeldeten und organisierten. So ist es nicht verwunderlich, dass er inzwischen gut vernetzt ist mit dem "Verein Mündige Bürger", bei welchem neben Engelbert Merz (Pegida-Redner) auch Familie Gähler mitmischen. Dieser "Verein" organisierte Ende 2018 regelmäßige, zwischenzeitlich im Sand verlaufende Kundgebungen gegen den sogenannten UN-Migrationspakt, auf welchen die IB mit Fahnen und Transparenten präsent war. Über diesen zum Teil verschwörungsideologischen Einfluss hinaus, scheut sich Thorn auch nicht vor dem klassisch (neo-)nazistischen Milieu. Gemeinsam mit Toni Schneider und Paul Neumann beteiligte er sich an mindestens einem der rassistischen Aufmärsche von "Zukunft Heimat" in Cottbus.

 

Michael Kern

Michael Kern ist eines der wenigen Mitglieder aus Görlitz. Bei der Aktion gegen den Besuch von MP Kretschmer in Hoyerswerda trat er zum ersten Mal als Teil der Ortsgruppe Bautzen in Erscheinung. Seitdem ist er auch bei weiteren Aktionen, beispielsweise im Oktober 2018 auf der Bautzner Friedensbrücke, beteiligt gewesen. In Görlitz gibt es seinerseits Bestrebungen, Öffentlichkeit für die IB zu schaffen. So plakatierte und flyerte er für eine von Martin Sellner initiierte Petition gegen den UN-Migrationspakt und war dort auch für eine kurze Banneraktion an einer Eisenbahnbrücke verantwortlich. Kern, der zumindest im Jahre 2015 beim Sicherheitsdienst des Klinikums Görlitz angestellt war, verbreitet auf Social Media rechtspopulistische und antisemitische Beiträge und leugnet die Kriegsschuld Deutschlands an 2 Weltkriegen. Neben Toni Schneider und Maximilian Thorn war Kern am 3. Oktober 2018 bei der Demonstration in Cottbus von "Zukunft Heimat" zugegen. Der überzeugte "Identitäre" war auch im "IB-Block" bei der Demonstration am 18. November 2018 in Bautzen anwesend. 

 

Stefan Hanisch

Der Student der TU Dresden ist seit der Gründung Mitglied in der Ortsgruppe Bautzen. Bereits  2017 trat er mehrfach mit dem Lambda-Symbol der IB bei AfD - Veranstaltungen in Bautzen auf. Im März 2018 beteiligte er sich zusammen mit Alexandra v. Broen und Toni Schneider an einer AfD-Kundgebung in Görlitz, diesmal jedoch mit der Fahne der Jungen Alternative.  Hanisch ist ein weiteres gutes Beispiel für das Verschwimmen der Grenzen zwischen der IB und der AfD/JA in Bautzen. Ende Mai 2018 nahm Hanisch an der JA-Akademie in Bautzen teil, bei der auch der MdB Karsten Hilse anwesend war. Im November wiederum reiste Hanisch zusammen mit Toni Schneider und den Dresdner Identitären Freya Honold und Aline Manescu nach Marburg zu einer Veranstaltung in der Burschenschaft Germania. Dort traten unter anderem der französiche Vordenker der "Neuen Rechten" Alain de Benoist und Benedikt Kaiser auf. Bei den IB-Aktionen ist Hanisch bisweilen hinter der Kamera tätig und stand im November 2018 bei einer Demonstration in Bautzen offensichtlich dem "IB-Block" angehörig am Fronttransparent.

 

Alexandra v. Broen

Alexandra v. Broen ist eng vertraut mit der Kerngruppe der IB Bautzen und ähnlich wie Toni Schneider eine der Verbindungspersonen zwischen der AfD und der IB. Auch wenn sie sich mit ihrer Aktivität in der IB öffentlich bedeckt hält, nimmt sie schon früh wichtige Funktionen in der Gruppe ein. 

Bei der Banneraktion am Kornmarktcenter in Bautzen war v. Broen beteiligt, genauso bei einem gemeinsamen Verteidigungs-/ Kampfsport-Training der Ortsgruppe im November 2017.

Mit weiteren Mitgliedern der IB aus Dresden und Bautzen nahm sie an einer Schulungsveranstaltung der Jungen Alternative Sachsen in Bautzen (26.05.2018) teil. Auch darüber hinaus engagiert sich v. Broen wie ihr Vater Eugen, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der AfD Bautzen, aktiv für die AfD und zeigte sich vertraut mit Karsten Hilse. Dem damaligen Bundestagskanditaten Hilse stand sie bereits als Wahlkampfhelferin eng zur Seite. Bei einer in Bautzen stattfindenden Wahlkampfveranstaltung der Partei mit Alexander Gauland  im August 2017 waren neben v. Broen als Aufbauhelferin am Lautsprecherwagen auch weitere Mitglieder der IB als Helfer*innen eingebunden.

Alexandra v. Broen ist Absolventin  und Tochter einer Lehrerin des PMG in Bautzen. Ihr Versuch sich in den Vorstand des Schulfördervereins wählen zulassen, scheiterte jedoch.

 

Volker Zierke

Mit Volker Zierke ist ein nicht unbekannter Aktivist der Identitären nach Dresden gezogen und setzt seine politische Arbeit hier fort. Welche Beweggründe ihn nach Dresden gezogen haben, ist bisher unklar, aber die Stadt dürfte politisch kein schlechtes Pflaster sein. So dauerte es auch nicht lange, bis Zierke sich als offizieller Akteur der IB-Dresden auf der Internetseite vorstellen durfte. 

In Dresden ist der Burschenschaftler Zierke sowohl für die IB als auch für "Ein Prozent" unterwegs. Für Letztere macht er Fotos, wie auf der Demonstration gegen den Merkelbesuch 2018 und reiste zusammen mit Simon Kaupert nach Paris, um dort ein Video über die Proteste der „Gillet Jaunes“ zu drehen. Er tritt auch als Akteur des IB-Projekts "Okzident Media" in Erscheinung.

 

Kevin Schmidt

Bei Kevin Schmidt handelt es sich um eines der aktivsten Mitglieder der IB Dresden. Er ist im Dresdner Umland aufgewachsen, genauer in Boxdorf, wo er der Jugend-Moped-Gang "Zweitaktkrieger Boxdorf" angehört. Zu deren Logo gehört neben Moped, Bierflasche und Schraubenschlüssel auch der Reichsadler. Für die IB spielt Schmidt gern mit Pyrotechnik und versucht sich als Reisekader zu etablieren. Weiter als nach Bautzen schafft er es aber kaum. Am 01.09.2018 nahm er gemeinsam mit Yannick Pochert und Ricardo Knöfel am AfD-Aufmarsch in Chemnitz teil, der wegen des Schulterschlusses mit der klassischen (Neo-)Nazi-Szene in die Schlagzeilen geriet. Entsprechend verwundert es kaum, dass auch die Gruppe um Schmidt, Pochert und Knöfel anhand ihres Auftretens in schwarzer Kleidung und mit Sonnenbrillen eher den Autonomen Nationalisten als der Identitären Bewegung ähnelten. Im Juli 2018 scheiterten er und weitere Identitäre bei der Störung eines Vortrags an der TU Dresden: Sie hatten den falschen Raum gestürmt. Darüber hinaus ist Schmidt an vielen Aktionen in und um Bautzen beteiligt gewesen.

 

Reinhold Süpple

Der ursprünglich aus Delitzsch-Beerendorf stammende Reinhold Süpple hat Anschluss an die Dresdner IB-Ortsgruppe gesucht und gefunden. Seine Affinität zu Antisemitismus, Rassismus und NS-Verherrlichung, die er im Internet auf diversen Plattformen auslebt, dürfte ihm dabei geholfen haben. Immerhin befindet er sich in dieser Angelegenheit mit Yannick Pochert in bester Gesellschaft. Auch wenn er schon seit mindestens 2017 Teil der IB ist, hat sich der 21-jährige Süpple erst im letzten Jahr vor die Kamera getraut. Im Juni beteiligte er sich an einer vorzeitig abgebrochenen Aktion gegen die NGO Mission Lifeline, einen Monat später versuchte er gemeinsam mit sächsischen und britischen Identitären weitgehend vergeblich, Passant*innen in der Dresdner Innenstadt für die Identitäre Bewegung zu überzeugen. (Neo-)Nazistischen Besuchern des Dresdner "Europa Nostra"-Festivals riet Süpple vorab im Internet, das Hakenkreuz zuhause zu lassen.

 

Ricardo Knöfel

Mit Knöfel hat die IB Dresden ein weiteres Mitglied, das seine Begeisterung für die (neo-)nazistische Szene kaum verbergen kann. Als Beispiele seien hier seine Teilnahme am (Neo-)Nazi-Event "Kampf der Nibelungen" in Ostritz im Oktober 2018 sowie im Dezember des gleichen Jahres am "Asgardsrei"-Festival  in Kiew genannt. Auf Letzterem spielten neben europäischen Acts die deutschen Rechtsrock-Bands Stahlfront, Nordglanz sowie Absurd, die Band des wegen Mordes verurteilten (Neo-)Nazis Hendrik Möbus. Im Mai 2018 nahmen mehrere Identitäre an einer Schulungsveranstaltung der Jungen Alternative Sachsen in Bautzen teil, darunter auch Knöfel. Für die IB ist er vor allem in und um Dresden aktiv, etwa beim erwähnten IB-Infostand im Juli 2018 in Dresden und als Ordner beim "Europa Nostra"-Festival wenige Wochen später. Außerdem engagiert sich Knöfel in der Fanszene der Dresdner Eislöwen.

 

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