Kommt jetzt die Klobürstenrevolution?

((i))ndymedia HronzHronz 10.01.2014 18:07 Themen: Repression Soziale Kämpfe

Eine Demonstration mit mehr als 10.000 Regimegegnern in der Hauptstadt der Republik Hronz wird von den Sicherheitskräften aufgerieben, anschließend kommt es zu Unruhen rund ums Hafenviertel. Mehr als 500 Menschen werden verletzt, zum Teil schwer. Die Sicherheitskräfte, deren Konzept zur Eindämmung der Unruhen bisher schlicht versagte, ruft den Notstand aus, beruft sich dabei auf terroristische Anschläge gegen repräsentative Gebäude und Sicherheitskräfte. Präsident Schillz steht hinter seinen Beamten und deren Forderungen nach Schusswaffengebrauch. Dabei wird pikant, dass der letzte terroristische Anschlag komplett Erfunden wurde.

In der kleinen Republik Hronz, wichtige Hafenstadt und Umschlagplatz für Güter aller Art für die gesamte Region, brodelt es schon seit einiger Zeit. Während die Bewohner der Republik schon lange gegen Wohnungsnot mobil machen und angesichts der Not auch Häuser besetzen und sich gegen Spekulanten wehren zieht das Regime die Schrauben enger an. Schon über den Sommer wurden weite Teile des berüchtigten Shrazna-Viertels zu einer Sonderzone deklariert. In diesen Sonderzonen sind Anwohner und Bürgerinnen jeglicher Willkür Seitens der Sicherheitskräfte schutzlos ausgeliefert. Sie müssen sich von Sicherheitskräften pausenlos kontrollieren und durchsuchen lassen und müssen mit Innenstadtverboten rechnen wenn sie nicht gleich ganz als präventive und erzieherische Maßnahme für eine Nacht in den Kerker geworfen werden. Während im Sommer sich die Sonderzone angeblich gegen das gravierende "Drogenproblem" des Viertels richtete und die Sicherheitskräfte besonders dieses Klientel im Auge hatten, sind bei der erneuten Ausrufung als Zielgruppe zum ersten Mal explizit Regime-Gegner genannt.
Möglich wurde dies, als mit Hilfe einer medialen Kampagne ein terroristischer Anschlag erfunden wurde, bei dem angeblich mehrere Polizisten schwer verletzt wurden. Regime-Kritiker hegten starke Zweifel aufgrund der Darstellung der Polizei und der Abwesenheit von authentischen Zeugen oder sonstigen Beweisen für diesen Angriff, welche die Polizei bis heute nicht entkräften konnte. In Folge dieser Medienkampagne wurde auch der Schusswaffengebrauch gegen Regimegegner auf Demonstrationen gefordert, was von Präsident Schillz ebenso wie das Gefahrengebiet nicht in Frage gestellt wurde. Er steht hinter seinen Sicherheitskräften und allem, was sie tun. Gegen "linke Chaoten" ist ihm jedes Mittel recht.

Seit Sommer sind die Proteste gegen das Regime immer stärker hochgekocht und hatten sich zuletzt an der Frage entzündet, wie mit denen, die ganz Unten im Sozialsystem stehen umgegangen wird: Eine Gruppe Kriegsflüchtige macht seitdem durch Demonstrationen, Petitionen und Kundgebungen auf sich aufmerksam. Das Regime ging auf die Forderungen der Kriegsflüchtigen nach "Anerkennung, Demokratie und menschenwürdiges Dasein" bisher nicht ein, sondern setzte hier auf Repression: Die Wohnungslosen Kriegsflüchtlinge sollten sogar im einbrechenden Winter auf der Straße schlafen und Drohungen wurden laut, eine christliche Kirche im Hafenviertel zu stürmen, die den Flüchtlingen Asyl bot. Nach der größten Demonstration, die die Hafenstadt seit langem gesehen hat, ist klar, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung hinter den Forderungen der Flüchtigen steht. Monatelang haben Regimegegner Wachen an der Kirche postieren müssen, die Tag und Nacht versuchten, die Flüchtigen vor Übergriffen seitens der Sicherheitskräfte zu schützen.
Der radikalere Teil der Regimegegner stellte dem Regime sogar ein Ultimatum, die Repression gegen die Kriegsflüchtigen einzustellen, ansonsten werde es bald zu Aufständen kommen. Die Sicherheitskräfte haben seitdem nichts unterlassen, um die Regimegegner als Terroristen darzustellen und schürten eine Angstkampagne um die Bevölkerung zu entsolidarisieren und die kommenden drastischen Maßnahmen zu legitimieren.

So wurde eine Demonstration von Regimegegnern am 21. Dezember letzten Jahres gegen den Abriss eines Stadt- und Kulturzentrums direkt zu Beginn von Sicherheitskräften massiv angegriffen und aufgelöst. In der Folge kam es zu den schwersten Straßenschlachten, die die Stadt seit langer Zeit gesehen hat. Die Aktion der Sicherheitskräfte war der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Seitdem gibt es fast täglich Proteste gegen das Regime, die sich der Gefahrenzone widersetzen und treu das Logo ihres Widerstandes auf die Straße bringen. (1, 2, 3, 4, 5 ) Die Sicherheitskräfte reagieren mit äußerster Repression, es herrscht faktisch ein Demonstrationsverbot für die gesamte Stadt für Regimegegner. In der Innenstadt haben seitdem nur die Sicherheitskräfte selbst demonstrieren dürfen - die Rollenverteilungen sind klar aufgeteilt.

Wie lange die Sicherheitskräfte den Ausnahmezustand aufrecht erhalten können bleibt indess unklar. Erste Schwäche-Anzeichen der Sicherheitskräfte sind schon zu erkennen. Die Aufrec hterhaltung der Zone konnte nicht weiter gewährleistet werden und so verkleinerte sie sie auf "Kerngebiete". Wirtschaftliche Schäden gehen dabei in die Höhe: Während bislang keinerlei Zahlen zu der Höhe des entstandenen Sachschaden bekannt gewordenen sind, so melden Hotel- und Gastronomiegewerbe bereits entstandene Einbußen, da die Sonderzonen auch Touristen betreffen und diese durch die Gefahr ausblieben. So sei eine mangelnde Auslastung gerade in dem als Touristenmagnet bekannten Rotlichtviertel (eines der drei Kerngebiete) festzustellen. Auch die US-Botschaft hat bereits per e-mail Reisewarnungen ausgesprochen und warnt Mitarbeiter und Mitbürger davor, sich grundlos in das Gefahrengebiet zu begeben und dort den Sicherheitskräften so kooperativ und unterwürfig wie möglich gegenüber zu treten, um Repressionen und Verwechslungen mit Regimegegnern zu vermeiden. Auf keinen Fall solle sich Demonstrationen angeschlossen werden, da diese eben nicht mehr unter einem demokratischen Schutz eines Rechtsstaates stehen. Das tragen dunkler Klammotten ist jedenfalls hoch gefährlich. Auch Mützen und Schals sollten trotz des Winters lieber zu Hause gelassen werden. Und Klobürsten sollten ebenfalls nach dem Einkauf verdeckt getragen werden - aber die sind warscheinlich eh bald ausverkauft.



In trauter Freundschaft: Putin, Schillz, Erdogan

über den Präsidenten:

Präsident Schillz ist seit 2011 Präsident der Republik. Davor war er bereits 2001 Minister für Sicherheit und Ordnung und hatte unter anderem mit der Einführung von Folter gegen Dealer für internationale Schlagzeilen gesorgt. Doch auch der Tod eines Gefolterten, der an den Verletzungen durch die polizeiliche Folter starb, konnte seine Karriere nicht aufhalten. Er ist als Hardliner bekannt, der vor allem Angst davor hat, Schwäche einzugestehen. Seine Popularität ist dabei deutlich gesunken. Zuletzt hat er es nicht geschafft, trotz intensiver Kampagne einen Volksentscheid über die Rücknahme von Privatisierungen niederzuringen. Auch in den aktuellen Auseinandersetzungen gibt er kein gutes Bild ab: Sein Hart bleiben gegenüber Menschen in Not, seine Verachtung gegenüber allem, was nicht seinem Weltbild entspricht und nicht zuletzt die Abschaffung des Demonstrationsrechts in der Stadt brachten ihn in der Bevölkerung in Verruf.

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Ergänzungen

Musik zum Protest

Robodanger 13.01.2014 - 12:12
Der Gefahrengebiet Song!!!

 http://www.youtube.com/watch?v=VWAU2CRvwWM

nochn song

earevolution 13.01.2014 - 20:30

Videos

weia 02.02.2014 - 22:32
Video zum "Gefahrengebiet"
 http://www.dailymotion.com/video/x19qhpb_gefahrengebiet-reporter-kommt-auf-knopfdruck_creation

Neues Video zum Freundeskreis Rade
 http://www.vidup.de/v/FE6JW/

Komplette Doku läuft am 12. Feb. im WDR bei Menschen hautnah

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