„Überall da, wo sie uns nicht haben wollen“

Autonomes Medienkollektiv Mainz-Wiesbaden 26.04.2010 13:38 Themen: Atom Repression Ökologie
Nach langen Jahren der Agonie hat sich die Anti-Atom-Bewegung mit voller Wucht zurückgemeldet. Bei den für Deutschland größten Anti-Atom-Protesten aller Zeiten demonstrierten rund 150.000 Menschen bundesweit gegen die Pläne der schwarz-gelben Bundesregierung, den Atomausstieg aufzukündigen.

Überall, wo die Parteien das Bild nicht beherrschten, gingen die Forderungen aber deutlich weiter – so wurde bereits im Aufruf zur zentralen süddeutschen Demonstration im südhessischen Biblis der sofortige Ausstieg gefordert. Auch wurde vielfach der Zusammenhang zwischen der Atomenergie und unserer kapitalistischen Gesellschaftsordnung thematisiert. Prompt provozierten Nazis in Biblis. Schon im Vorfeld kam es zu einer Demonstration in Frankfurt a. M. und zu einem Anti-Atom-Flashmob in Heidelberg. Für den Schrottreaktor Krümmel gab es eine Woche zuvor einen neuen Transformator, wogegen sich Treck und eine Menschenkette formierte.. Auch nach Ahaus wurde mobilisiert.

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So verortete auch Michael Wilk vom AKU Wiesbaden in Biblis die Anti-Atom-Proteste im emanzipatorischen Gesamtprojekt, das auf die Überwindung von Herrschaft und Unterdrückung zielt und sich daher nicht mit einem „Green New Deal“ zufrieden geben kann, wie ihn sich Parteipolitiker jeder Couleur und das Kapital wünschen. Nur ein massiver Druck der Straße könne die Verhältnisse ändern, und zwar in Form legitimen, praktischen Widerstands. Hier das konsolidierte Manuskript seiner Rede:

„Liebe Leute,
wir stehen heute hier mit zigtausenden Menschen vor dem ältesten AKW der Republik. Hier in Biblis kam es 1987 beinahe zu einem GAU. Damals klemmte ein Ventil. Die Panne wurde erst übersehen, dann wurde sie verheimlicht, und kam erst ein Jahr später doch noch an die Öffentlichkeit. Ein GAU in den Ausmaßen von Tschernobyl in einer der dichtbesiedeltsten Regionen der Welt hätte noch eine ganz andere Dimension. Es wäre eine unvorstellbare Katastrophe. Und wir hatten seit der Inbetriebnahme von Biblis über 800 meldepflichtige Vorfälle.
Wir können daraus nur den Schluss ziehen: Dieses Ding gehört abgeschaltet – sofort!

Laufzeitdiskussionen verfehlt – Wir fordern: „sofort abschalten“

In dem Moment, wo wir Biblis stillegen, strahlt es ohnehin noch Tausende von Jahren. Insofern brauchen sich die Leute, die immer sagen, sie haben Angst um ihren Job, keine Sorgen machen – sie haben noch lange Arbeit, das Ding zu bewachen und zu demontieren.

Aber ganz wichtig: es geht nicht nur um Biblis, es geht auch nicht nur um Neckarwestheim, auch wenn das besonders alte Schrottmeiler sind. Es wurde schon gesagt: wir haben heute eine konzertierte Aktion, im Norden die Menschenkette, in Ahaus am Zwischenlager, und hier in Biblis. Wir ziehen an einem Strang. Es geht um die Abschaltung aller Anlagen. Nicht dass die etwa denken – und ich halte das für möglich – dass sie ein, zwei Altreaktoren stilllegen wollen, um uns damit zu befrieden. Das wird nicht laufen. Alle Reaktoren sind brandgefährlich, alle gehören abgeschaltet und stillgelegt, und zwar sofort.

Das einzige, was wirklich sicher ist an dem Betrieb von Atomkraftanlagen ist der Profit der Betreiber. Pro Tag spült ein einzelnes AKW ca. 1,5 Millionen Euro in die Kassen der Betreiber. Während einige das schnelle Geld machen, bleibt das Risiko für alle. Pro Jahr entsteht in einem Block ungefähr die 1200fache Menge der radioaktiven Substanz einer Hiroshima-Bombe – diese radioaktiven Gifte sind neben der Abgabe von Strahlung im sogenannten Normalbetrieb ein Riesenproblem. Die Entsorgung ist völlig unklar. Und die Leukämierate bei Kleinkindern ist in der Nähe von AKW signifikant erhöht.
Wir stellen fest: „Keine Laufzeitverlängerung“ ist die völlig falsche Diskussion. Die Dinger sind so gefährlich, dass wir nicht übertreiben, wenn wir fordern: „Sofort abschalten!“

Praktischer Widerstand gegen kriminelle Gewalttäter ist legitim

Ich bezeichne den Betrieb von Atomanlagen als Körperverletzung. Eine Körperverletzung die staatlich bewacht, gefördert und gesetzlich abgesichert ist. Wer atomare Gifte produziert, wer die Risiken kleinredet, eine ungeklärte Entsorgung über Tausende von Jahren Folgegenerationen aufbürdet – handelt kriminell. Nicht die Menschen, die auf die Straße gehen, um diesem kriminellen Treiben ein Ende zu setzen, sind kriminell, nicht die Menschen, die in Gorleben die Castoren blockieren und die Strecken lahm legen, sind kriminell – sondern die Betreiber. Das sind Kriminelle, das sind Gewalttäter, und nicht die Leute, die sich legitim wehren.

Und das gilt auch für diejenigen, die dies staatlich legitimieren und absegnen. Denn die Betreiber handeln nach dem Motto „Profit ohne Skrupel“, aber sie handeln legal, staatlich abgesegnet, staatlich gefördert. Und sie halten Aufsichtsratspöstchen vor, die an verdiente Mitarbeiter von Parteien später dann ganz automatisch vergeben werden. Das ist der Unterschied zwischen legal und legitim. Wir sind vielleicht nicht immer legal, aber wir sind legitim hier.

Was viele heute nicht mehr wissen: Block A wurde 1974 in Betrieb genommen, Block B 1976. Damals waren noch zwei weitere Blöcke geplant, die nur aufgrund heftigen Widerstands nicht gebaut wurden.
Auch heute ist nicht nur Protest notwendig, sondern auch legitimer, praktischer Widerstand. Und Protest und Widerstand sind angesichts der momentanen Politik notwendiger denn je, jetzt wo erneut Laufzeitverlängerungen von 10, 20, bis zu 60 Jahren diskutiert werden.
Und hier von dieser Stelle versprechen wir den politisch Verantwortlichen: „Nicht mit uns!“

Kein Vertrauen in Parteipolitik – Nur der Druck der Straße ändert die Verhältnisse!

Ich möchte an dieser Stelle für die organisierenden Initiativen sagen: Wir freuen uns über die vielen Tausende unterschiedlichsten Menschen, die heute hier erschienen sind. Und wir sehen auch – das war in Berlin so, das war auch woanders so – irgendwie haben die Parteien eine unglaubliche Affinität zur Bühne, damit sie gut in den Medien, im Fernsehen erscheinen. Auf dem Platz sind überhaupt nicht so viele von den Grünen oder der SPD oder von der Linken. Ich will da auch niemanden bevorzugen oder benachteiligen. Aber, verdammt nochmal, hier sind sehr, sehr viele Menschen, viel mehr als nur die Parteien, und diese Menschen sind hier, weil sie wissen: Nur der Druck der Straße ändert die Verhältnisse!

Wir freuen uns über alle, die hier sind, aber wir haben in den letzten Jahren gelernt zu unterscheiden zwischen einfachen Parteimitgliedern – und an dieser Stelle sei der Dank den vielen Leuten, die uns hier geholfen haben, das zu stemmen – zwischen der Basis der Parteien und den sogenannten Parteispitzen. Und wir wissen genau – und das werden manche vielleicht nicht gerne hören, aber sie werden sich es anhören müssen, weil wir leider nicht an Gedächtnisschwund leiden – wir wissen genau, wie der faule Atomkonsens zustandegekommen ist. Und es ist genau das Ergebnis dieses miesen Kompromisses, was wir heute ausbaden müssen. Hätte damals irgendjemand darauf bestanden, sofort abzuschalten, müssten wir heute hier nicht stehen.

Wir alle hier wissen, dass der Atomkonsens aus der damaligen Regierungszeit von Rot-Grün ein fauler Deal war, der uns jetzt nach dem Regierungswechsel teuer zu stehen kommt. Mit Teilabschaltungen und gedrosselten Strommengen haben die AKW-Betreiber die im Vertrag angelegte Lücke genutzt, um sich an den geplanten Abschaltterminen vorbei, in die jetzige Legislaturperiode zu mogeln. Die Kritik an einer Politik der Kungelei mit den Energiekonzernen, die wir damals äußerten, hat sich übel bewahrheitet. Dies hat uns noch misstrauischer gemacht.

Rot-Grün und die Zwischenlager

2004 lobte der Vorsitzende des Deutschen Atomforums ganz besonders die gute Zusammenarbeit mit der rot-grünen Bundesregierung. So laufe der Betrieb der Kernkraftwerke „im Großen und Ganzen frei von politischen Störungen“. Dies gelte „insbesondere für die Gewährleistung der Entsorgung der abgebrannten Brennelemente aus den Kernkraftwerken“. Wir erinnern uns: damals wurden Zwischenlager an den einzelnen AKWs eingerichtet, weil die Betreiber Probleme hatten, den Atomdreck durch die Republik zu karren. Sie wären damals beinahe an ihrem eigenen Atommüll erstickt, weil die Entsorgungsfrage nicht geklärt war. Erst die genehmigten Zwischenlager, leider unter Rot-Grün, brachten eine Lösung, und besonders gelobt wurde damals vom Deutschen Atomforum ein gewisser Herr Trittin.

Ich wollte es nur mal sagen. Schwamm drüber von mir aus, aber wir werden lernen aus dem Fehler der Vergangenheit. Darum haben die heute aufrufenden Initiativen und Verbände, für die Aktion hier in Biblis konsequent festgelegt, Parteien keine Bühne zu bieten. Wir vertrauen vor allem uns, den Basisinitiativen und wir sind misstrauisch gegenüber Parteien, die ihre Ideologie und ihre Herrschaftsstrategie eher an 5-Jahres-Legislaturperioden ausrichten als an dem, was menschlich und politisch richtig ist. Macht korrumpiert – viel Macht korrumpiert viel!
Aber die große Menge der Anwesenden zeigt auch, wie viele Menschen wieder bereit sind auf die Straße zu gehen, aktiv zu werden und nicht den Parlamenten das Feld zu überlassen. Wir wollen keine faulen Kompromisse mehr, kein Laufzeitgekungel, es gibt nur eines – und wir werden euch dazu die Hölle heiß machen – abschalten und zwar sofort!

Noch länger Atomkraft zu betreiben, ist selbst nach den Maximen des realen Marktes, des kapitalistischen Marktes, ein Fehler – behindert doch der Weiterbetrieb von Atomanlagen den notwendigen Ausbau regenerativer Energien.
Ganz wichtig an dieser Stelle: wir haben in den letzten Monaten in Wiesbaden mit vereinten Kräften einen Riesen-Kohleblock verhindert. Wir wehren uns gemeinsam mit den Initiativen, die gegen die Kohlekraft auf die Straße gehen, und gemeinsam setzen wir uns ein für regenerative, alternative Energien.

Keine ökologischen Kampfpanzer – kein „Green New Deal“

Wir, die wir hier stehen, wir haben Kraft und Energie und Entschlossenheit. Wir hier auf dem Platz haben viel mehr Energie und Power als die da hinten in ihrem AKW produzieren können. Wir als soziale und ökologische Bewegung sind auch die Schrittmacher in Sachen gesellschaftlicher Perspektive. Wir richten uns eben nicht nach Fünf-Jahres-Maximen der Legislaturperioden und nach politisch-ökonomischer Tagespragmatik. Wir sagen nicht nur was Recht ist, sondern was wir für richtig halten.
Wir sagen deshalb: „Abschalten sofort“ ist notwendig, aber dabei lassen wir es nicht bewenden: Wir arbeiten auch an einem Umbau der Gesellschaft, in der Mensch und Natur zählt und nicht Ausbeutung, Vernutzung und Profitmaximierung.

Denn es ist schon erforderlich, radikaler zu fragen: Ist ein wenig Bioöl im Getriebe dieses Gesellschaftssystems genug?
Alle Großkonzerne haben sich inzwischen die Ökologie auf die Fahnen geschrieben. Sie, die sie uns jahrelang als fortschrittsfeindlich bezeichnet haben, haben von uns gelernt. Siemens, RWE, die Autoindustrie – alle, selbst einige der konservativsten Vertreter des Kapitalismus machen inzwischen auf Öko. Ich warte darauf, dass Krauss-Maffei den ersten ökologischen Kampfpanzer baut, der dann ebenfalls ökologisch sauber, mit Absegnung der Parteien, nachhaltig deutsche Interessen am Hindukusch verteidigt.

Nicht nur ökologisch ambitionierte Politiker, sondern auch Wirtschaftsbosse diskutieren die Idee des „Green New Deal“ und die Möglichkeit mit „öko“ aus der ökonomischen Krise zu kommen. Sie beklagen, dass zuwenig Milliarden, die auf unser aller Kosten in die durch die Banken verursachte Krise gepumpt werden, ökologisch eingesetzt werden. Und schon wieder reden sie von Profitmaximierung und Umsatzsteigerung, von „höher, schneller, weiter“ und Wachstum. Aber alles mit Ökosiegel…
Das ist nicht das, was wir unter ökologisch und sozial verstehen. Ökologie wie wir sie verstehen, bricht mit den Maximen eines ungezügelten Wachstums.

Und: Ökologie ist keine deutsche und keine europäische Angelegenheit.Wir sehen den Widerstand gegen menschenverachtende Projekte der Energiekonzerne und gegen die Strategie der gefälligen Politiker nicht losgelöst von der sozialen Wirklichkeit. Es geht nicht nur um Ökologie. Es geht darum, ob sich Herrschaftsstrategien in diesem Land, in Europa, ja weltweit durchsetzen lassen. So wie die Profite der einen steigen, so verarmen andere Teile der Gesellschaft, Giftmüll der Industrienationen wird den Ärmsten der Welt vor die Füße gekippt, Verelendung und Hunger interessieren nicht, solange die Waren- und Kapitalströme in die richtigen Taschen fließen. Die Arroganz der Macht zeigt sich in vielen Facetten. Wir müssen und werden die Zusammenhänge sehen und wir begreifen uns deshalb auch als eine soziale Bewegung, die Nein sagt zu Entmündigung und Ausbeutung.

Wir sind heute hier, wir werden im Herbst in Gorleben sein. Und wir werden überall da sein, wo sie uns nicht haben wollen.“

Die Rede wurde gehalten auf der Umzingelungsdemo in Biblis am 24. April 2010. Ein Audio-Mitschnitt findet sich auf freie-radios.net
Michael Wilk ist Arzt, Autor mehrerer Bücher und Aktivist beim Arbeitskreis Umwelt Wiesbaden (AKU).
Danke an little k für die Fotos!

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Ergänzungen

Auf zum näXten Castortransport!

X 27.04.2010 - 10:23
"Mehr Linksextreme beim Castortransport" (Lüchow-Dannenberger General Anzeiger 26.4. 2010)

Lüchow (hju). Das Niedersächsische Landesamt für Verfassungsschutz geht davon aus, dass sich an den 'Protestaktionen gegen den wohl im November anstehenden Castor-Transport in verstärktem Maße linksextreme Demonstrantinnen und Demonstranten beteiligen werden. Dies ist dem Verfassungsschutzbericht für das Jahr 2009 zu entnehmen. Wörtlich heißt es in dem 262 Seiten starken Druckwerk, welches das Niedersächsische Innenministerium am Mittwoch der Presse präsentierte: „Insbesondere vor dem Hintergrund der Ankündigung des Bundesumweltministers im März 2010, das Gorleben-Moratorium aufzuheben und die weitere Erkundung des Salzstocks als Atommüllendlager alternativlos wieder aufnehmen zu wollen, ist zu befürchten, dass die Mobilisierungsfähigkeit der linksextremistischen Szene bei dem im Jahr 2010 zu erwartenden 12. Castor-Transport zunehmen wird".

Für Linksextremisten sei der Kampf gegen die friedliche Nutzung der Atomenergie seit mehr als 30 Jahren „ein Themenschwerpunkt ihres militanten Widerstandes", konstatiert der Nachrichtendienst, der Innenminister Uwe Schünemann (CDU) untersteht. Offensichtlich möchte der Dienst den Eindruck vermeiden, seine Beobachtungen richteten sich auch auf die Bürgerinitiative Umweltschutz, die Bäuerliche Notgemeinschaft und ähnliche „bodenständige" Gemeinschaften, gibt der Bericht doch zu bedenken: „Von den auf Systemüberwindung ausgerichteten linksextremistischen Aktivitäten gegen Atomenergie und Castor-Transporte sind diejenigen demokratischer Organisationen zu unterscheiden". Linksextremistische Atomenergie-Gegner zielen nach Ansicht des Verfassungsschutzes mit ihren Protesten „über den eigentlichen Demonstrationsanlass hinaus auf die Überwindung des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland".

Kennzeichnend dafür seien unter anderem Aktionen und Veröffentlichungen der autonomen Szene im Zusammenhang „mit einer von den niedersächsischen demokratischen Anti-AtomGruppen Bäuerliche Notgemeinschaft/Wendland und BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg initiierten Demonstration unter dem Motto ‚Sofortige Stilllegung aller Atomanlagen' am 5. September 2009 in Berlin".

Das Landesamt zitiert dazu aus einem Aufruf „von Autonomen aus Bremen und Hamburg" unter anderem die Feststellung „Wir wollen in einem antikapitalistischen Block unseren Widerstand gegen die Atompolitik, AKW's, Atommafia und die herrschenden Verhältnisse zum Ausdruck bringen. (...) Uns geht es auch um ein anderes Gesellschafts- und Menschenbild. Es geht uns um Herrschaftsfreiheit, Solidarität, Kollektivität und Eigenverantwortung".

Das politische Aktionsfeld AntiAtom-Protest habe allerdings in den vergangenen Jahren an Bedeutung verloren, weiß der Verfassungsschutz. Hagen Jung
Fortsetzung im nächsten General-Anzeiger

Graswurzelrevolution-Anti-Atom-Schwerpunkt

gwr 04.05.2010 - 10:54
Die Graswurzelrevolution, Monatszeitung für eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft, Nr. 349, Mai 2010,  http://www.graswurzel.net, hat einen Anti-Atom-Schwerpunkt, u.a. mit Beiträgen zur Renaissance der Atomkraft in Großbritannien und den Niederlanden.
Natürlich findet sich auch ein Artikel zu den Anti-Atom-Großdemos am 24.4.
Ein Appetithappen:
 http://www.linksnet.de/de/artikel/25569
Atomfeindliche Grüße, Anarchie und Glück!

Bilder

Lennart 09.05.2010 - 17:45
Hier ergänzend ein paar Bilder. Identitäten wurden natürlich verschleiert.

Mehr Defekte bei alten AKWs

Leser 10.05.2010 - 15:17
Ältere Atomkraftwerke haben überdurchschnittlich viele sicherheitsrelevante Defekte. Das AKW Philippsburg II weist den stärksten Anstieg technischer Fehler auf. Das belegt eine neue Statistik des Bundesministeriums für Reaktorsicherheit, die dem ARD-Magazin REPORT MAINZ exklusiv vorliegt.(...)

Weiterlesen:  http://www.swr.de/nachrichten/-/id=396/nid=396/did=6374464/1omd9in/index.html

Videos von Biblis Umzingelung

Joachim Schaefer 28.05.2010 - 05:29
Videos von Demo, Kundgebung, Interviews, Umzingelung hier:

 http://www.youtube.com/view_play_list?p=6CE92160CFAAE0BA

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„Überall da, wo sie uns nicht haben wollen“??

Hans 26.04.2010 - 14:46
Naja "überall wo sie uns nicht haben wollen" ist zwar eine sehr nette famillienkompatible verbalradikälität aber mit radikalen forderungen oder einer tatsächlichen kritik an den gesellschaftlichen verhältnissen hatte das am samstag relativ wenig zu tun: der parkplatz vor dem atomkraftwerk biblis gehört den akw betreibern und so fand die kundgebund dort statt wo sie uns abgeblich nicht haben wollen. Die betreiber haben offensichtlich kein problem damit wenn liebe nette atomkraftgegner auf ihrem gelände protestieren. Man muss nicht immer militanz anwenden wo friedlicher protest erfolg verspricht, allerdings sollte eine kritik der verhätnisse immer radikal bleiben, sonst können wir bald zusammen mit den kraftwerkbetreiben auf dem gelände selbst zum friedlichen anti atom grill wochenende einladen. So lang sich davon niemamd beleidigt fühlt und alles ganz kuschelig bleibt.

Antwort

Stefan 26.04.2010 - 16:14

@am strahlen
Wenn sich nichts geändert hätte, würden wir jetzt alle schön auf Atommüll sitzen und noch ein paar mehr Meiler haben. DANKE Antiatombewegung.

@inna
Ich finde 0,2% der Bevölkerung einen enorm grossen Anteil. Wenn man alle abzieht, die nicht zur Demo gehen können (ich musste z.B.arbeiten) und dann noch die abzieht, die gar nicht wussten, dass eine ist, war dies eine Riesenmanifestation gegen die Atomkraft.

@Hans: Verbalradikalität?

Pancho (KriKo) 26.04.2010 - 18:11

Ich kann ja Deine Position verstehen, teile sie aber nicht.

Klar war der Samstag insgesamt nicht Tag der "radikalen Kritik für Fortgeschrittene", aber Michael hat die Zusammenhänge doch recht deutlich angesprochen und sich keineswegs um des lieben Friedens willen vor Konflikten gescheut. Dass er die angerissene Kritik an Kapitalismus, Staat und Herrschaft, Nationalismus und Militarismus nicht jeweils hat vertiefen können, wird Dir wohl einleuchten.

Was er dazu gesagt hat, war jedoch keineswegs weichgespült, und es hat viele Bürgerliche einen Schritt weitergebracht und für radikale Kritik geöffnet. "Verbalradikalität" kann ich darin nicht erkennen, sondern durchaus ein gezieltes Überschreiten des Rahmens existentieller Kritik hin zur radikal negatorischen Kritik. Menschen, die Möglichkeit zu geben, diesen Weg mitzugehen, finde ich persönlich deutlich besser als sie allein mit abstrakt-radikaler Kritik zu traktieren, und damit als "Outsider" im Regen stehen zu lassen.

Daher fände ich es angemessen, wenn Du ihm denselben Respekt und dieselbe Unterstützung entgegenbrächtest, die er – wie schon der Rede zu entnehmen – anderen radikalen Linken entgegenbringt. Den Begriff "Solidarität" lasse ich mal aus, weil diese eigentlich vorauszusetzen ist.

Zur Geländefrage: Es stimmt schon, dass RWE eingelenkt hat, und es ist recht offensichtlich, dass sie damit aus ihrer Sicht Schlimmeres zu verhindern suchten. Dasselbe gilt auch regelmäßig für die staatlichen Behörden, die die Kontrolle über öffentlichen Grund haben.
Meine Frage: Ist eine Duldung der Demo durch RWE nun schlimmer als eine Duldung durch den Staat? Ich vermute, Du kannst schon aus theoretischen Erwägungen nur verneinen.
Heißt das dann aber, dass jede Demonstration, die nicht weggeknüppelt wird, nicht radikal genug gewesen sein kann? Falls ja, dann ist das für mich nicht Radikalität, und auch nicht Militanz, sondern Irrsinn.
Als einziger Ausweg aus diesem vermeintlichen Dilemma bliebe dann: grundsätzlich zuhause bleiben und Adorno lesen. Schöne Sache das, wichtig, aber auch nur ein Teil dessen, was radikale Kritik bedeutet.

man ihr habt sie doch nicht alle

hippie 26.04.2010 - 22:22
Wie oft kommt das noch mit dem blöden inhaltsleeren Gelaber: Hippie, Hausbesitzer - och nö!!! Niveau - bitte!!! Es geht um Atomausstieg, Konzerne, Macht und die Macht von Unten etwas dagegen zu setzen. Und Erfolge gab es - schaut Euch mal den Plan an, wie die BRD sich in den 70er Jahren die Atomenergie vorstellte. Von den damaligen Plänen wurde mindestens ein Drittel auf Druck von Unten nie fertig gestellt.

Unter radikalen Aspekten muss zudem die Möglichkeit der Politisierung immer mitgedacht werden. Wenn Mensch heute steht, sitzt, demonstriert, dann kann Mensch z.B. beim Castortransport eben plötzlich den Gewalttätigen Staat live erleben und daraus Schlüsse im größeren Ziehen. Das haben Menschen schon immer gemacht. Wer inhaltlich tatsächlich radikal ist, muss anerkennen, das Radiaklität eine Entwicklung von Erfahrungen, Lernen, Erweiterung des eigenen Horizonts und eine ständige Infragestellung (Reflexion) eigener Handlungsoptionen ist. Was wann genutzt richtig ist, das entscheidet nicht die Lust an irgend einer Randale, sondern die Wut und der Verstand in gleichen Teilen gemessen an dem zu erwartenden Erfolg/ der Sinnhaftigkeit der Aktionsform. Menschenketten sind nicht radikal, aber für Menschen, die noch nie in ihrem Leben auf einer Demo waren, kann es ein Schritt sein und für andere eine Aufforderung. Die die hier rumnörgeln, dass ihnen das alles zu friedlich und bürgerlich ist, die sollten sich in den Spiegel schauen, wenn sie den 30sten Geburtstag erleben, ob sie da nicht selbst viel bürgerlicher, angepasster etc. sind... davon kenne ich genug und ich bin fast 40.

„Überall da, wo sie uns nicht haben wollen“??

Hans 28.04.2010 - 18:12
Nun ja, die rede von michael habe ich leider nicht gehört, aber mit vielen gesprochen die durchaus positiv überascht. Das ist gut so, mit meiner kritik meinte ich auch weniger ihn, als einen großen teil der leute die ich an diesem tag mitbekommen habe. Auch ich nutzte das demonstrationsrecht regelmäßig und bin durchaus bereit, auch wenn es selbst eine bürgerliche sebstverständlichkeit sein müsste, es zu verteidigen und dass ist sicherlich nicht revolutionär. Was ich damit meine ist, ob nun der parkplatz von rwe oder irgendeine straße in einer stadt ich bin natürlich auf die toleranz des staates angewiesen den ich eigentlich gerne abschaffen würde. Auch bin ich solidarisch mit linken bewegungen die verbesserungen im hier und jetzt fordern und dafür kämpfen. Wer freut sich nicht über ein etwas schöneres leben? Allerdings kamen dort menschen zusammen (narürlich nicht nur) die ganz bewusst die augen davor verschließen grundlegende funktionsweisen unserer gesellschaft anzuerkennen. Das soll tatsächlich nicht arrogant kligen, aber wenn ich mir die diversen gruppierungen anschaue von gewerkschaften über die grünen bis zur spd dann muss ich nicht mal adorno lesen um zu erkennen das dort verhältnisse nicht in frage gestellt, sonder zementiert werden. Vielleicht wollen es diese menschen nicht, aber sie tun es. Gut dass michael schon mal an einigen punkten anecken konnte, aber wir wissen doch dass es noch viel zu tun gibt und deshalb ist das hochalten einer radikalen gesellschaftskritik notwendig und wichtig. Damit ist nich irgendeine militanz gemeint, auch wenn diese, am richtigen ort und zur richtigen zeit, sicherlich nicht falsch ist. Das gewisse prozesse zeit brauchen und menschen erfahrungen sammeln müssen ist ja klar aber die reise muss ja auch in eine richtung gehen deshalb ist es notwendig sich kritisch in bewegungen einzubringen und zu versuchen diese zu radikalisieren. Nicht zum selbstzweck sonderm um prozesse in den weg zu leiten die eine überwindung der verhätnisse zu ziel haben. Dabei sollte man die gescheiterten versuche der vergangenheit reflektieren, daraus lernen und es in zukunft besser machen. Anders wirds nicht gehen.

Zweischneidig ...

jb 28.04.2010 - 18:52
Klar: Die Zahlen sind gut - und manch Redetext auch. Aber für Euphorie ist es zu früh. Schließlich leben wir im Zeitalter der Instantaktionen, durchgeführt von hochmodernen Bewegungsagenturen. Das Mitdenk- und Mitgestaltungsniveau der Teilnehmenden geht immer mehr gen Null, während auf der anderen Seite flexible Apparate alles regeln und auch als Sprachrohr der Vielen agieren, ohne die Vielen zu fragen. Was hier abläuft, ist auch eine Entmündigung der Menschen im Namen politischer Proteste.

Sehr gute Rede des Genossen

Wiesbadener 28.04.2010 - 19:13
Dr. Michael Wilk hat die beste Rede des Tages gehalten. Die Zwischenrufe von alten Startbahnaktivisten hätten nicht sein brauchen. Die alten Streits können doch begraben werden. Wir müssen jetzt alle gemeinsam gegen die Atomenergie auf die Straße - und im November ins Wendland. Dies hat der Protest als Zeichen in die Welt gesetzt. Dank an die Organisatoren.