Internationale Proteste gegen RWE's Atomwahn

SOFA Münster 22.04.2010 23:48 Themen: Atom Ökologie
RWE hatte wieder zur Jahreshauptversammlung eingeladen und im Zentrum stand die Atompolitik. Angefeuert von RWE-Betriebsräten aus Biblis forderte der RWE-Chef unbegrenzte AKW-Laufzeiten, neue Atomkraftwerke in Großbritannien und Rumänien sowie "klimaschonende" Kohlekraftwerke - doch in der zweiten Hälfte hagelte es von AtomkraftgegnerInnen aus Rumänien, Russland und Deutschland massive Kritik und der RWE-Vorstand geriet in die Defensive. Aber eins ist klar: RWE sucht die Atomkonfrontation, ein Grund mehr morgen an den RWE-Standorten Ahaus und Biblis im Rahmen des bundesweiten Anti-Atom-Aktionstags auf die Straße zu gehen.
Der Tag fing schon konfrontativ an: Vor der Gruga-Halle in Essen hatten sich Betriebsräte aus Biblis und von RWE Power völlig freiwillig und in ihrer Freizeit (RWE) aufgebaut, um Stimmung gegen den Atomausstieg zu machen. Zitat aus dem ideologiefreien RWE-Flyer: "Wir geben zu Bedenken: Bei Flaute, Sturm, Wolken und Nacht - wird aus Kohle, Gas, Wasser, Kernenergie verlässlich Strom gemacht".

Die Polizei war gleich mit Hundertschaft vor Ort und nahm sofort Personalien von AtomkraftgegnerInnen und UmweltschützerInnen, weil die Proteste angeblich nicht angemeldet seien. Wie sich nachher herausstellte, habe angeblich die Stadt Essen versäumt, die Anmeldung der Info-Stände an die Polizei weiterzureichen - so ein Zufall ...

Nachdem weder Betriebsräte noch Polizei die Proteste verdrängen konnten, ging es in der Halle weiter mit der Rede des RWE-Chefs Jürgen Großmann. Der forderte auch gleich die "Aufhebung der Laufzeitbegrenzung" für AKW, denn die "CO2-freie Kernenergie ist der ideale Partner für Erneuerbare Energien". Sogar Goethe musste als Atombefürworter herhalten, Goethe ??? Nachhaltig ist bei RWE nur das Nettoergebnis, denn der Konzern hat laut Großmann ein "historisch hohes Emissionsniveau" mit 150 Mio. Jahrestonnen CO2. Deshalb müsse man dringend "klimaschonende Kohle- und Gaskraftwerke" bauen. Irgendwann sprach dann ein Pro-Atom-Aktionär von der "atomfreien Kernenergie" - stellenweise hatte das Ganze Kabarettqualität, wenn es nicht um die Tschernobyl-Technik ginge.

Doch dann ging es zur Sache: Ein Fondsmanager der Union Investment kritisierte scharf die Pläne von RWE, im rumänischen Cernavoda sich an zwei neuen AKW zu beteiligen. Die Gegend ist nämlich genauso erdbebengefährdet wie Belene in Bulgarien, wo sich RWE nach internationalen Protesten zurückziehen musste. Cernavoda wurde von der Umweltorganisation urgewald und der rumänischen Atomkraftgegnerin Crisanta Lungu ausführlich durch die Mangel genommen. Die Antworten des Vorstands wurden zunehmend defensiv: Von "alles OK, Erdbeben sind kein Problem" bis zu "wir sind noch in der Entwicklungsphase", eine definitive Entscheidung falle frühestens 2011 und natürlich müsse man noch Erdbebensicherheit, Wirtschaftlichkeit, Qualität der existierenden Baukörper etc. begutachten. Die AKW sollen 2017 ans Netz gehen. In den nächsten Monaten soll der Druck auf RWE massiv verstärkt werden, um auch aus diesem Wahnsinns-AKW-Projekt auszusteigen. Der Auftritt heute war ein guter Anfang.

Und dann ist da natürlich noch die Urananreicherung in Gronau. RWE versuchte das Thema völlig zu verdrängen. Man habe doch nur 16,6% der Aktien bei Urananreicherer Urenco, der britische und niederländische Staat habe das eigentliche Sagen und so genau wisse man deshalb gar nicht, was bei Urenco so los sei. Störfall in der UAA mit einem verstrahlten Arbeiter, durchgerosteter Uran-LKW auf der A1 von der Polizei stillgelegt? Viel zu speziell?

Doch die beharrlichen Nachfragen von Vladimir Slivyak von Ecodefense in Moskau und vom Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen brachten dann doch noch einige Antworten:
- Urenco liege auch drei Monate nach dem schweren Störfall noch kein Untersuchungsbericht vor, danach werde man aber mit Urenco z. B. über Verbesserungen beim Sicherheitsmanagement und der Uranbehälterbehandlung sprechen.
- Die RWE-Spitze garantiert, dass derzeit kein Uranmüll aus Gronau über den Umweg Frankreich nach Russland gelangt. Der Uranmüll bleibe entweder in Gronau (auf der Wiese) oder werde in Südfrankreich in Uranoxid umgewandelt und nach Gronau zurückgeschickt.
- Die Urananreicherungsanlage Gronau verbrauche derzeit rund 80 000 Megawattstunden Strom pro Jahr für ihren Betrieb.
- Über die Pläne von RWE-Tochter GNS, in Russland Brennelementezwischenlager zu bauen, wollte RWE aber gar nichts sagen (nur Beteiligung, kein Einfluss, siehe oben).
- Generell seien das Baltikum und Russland aber "interessante Märkte", die man "genau beobachte". Es gebe aber keine konkreten Atomprojekte.

RWE träumt also weiter seine atomaren Alpträume, doch der Gegendruck lässt nicht nach, nichteinmal auf der Aktionärsversammlung. Das wird sich auch morgen zeigen, wenn Tausende das AKW Biblis umzingeln und in Ahaus zum Zwischenlager demonstrieren. Das ganze Wochenende gibt es in Ahaus ein Widerstandscamp auf der BI-Wiese. Im Norden treckern die Wendländer Landwirte zum Vattenfall/EON-AKW Krümmel, während eine Menschenkette Krümmel, Brokdorf und Brunsbüttel miteiander verbindet. Solidarische Grüße an die anderen Aktionsorte aus dem Münsterland!

Es gibt viel zu tun, um den Atomausstieg gegen RWE & Co. durchzusetzen.

Atomausstieg bleibt Handarbeit!

Und denkt dran, schon direkt nach der Landtagswahl kann der erste neue Atommüll nach Ahaus rollen - kommt zum Tag X nach Ahaus!

Weitere Ahaus-Infos: www.kein-castor-nach-ahaus.de
Weitere RWE/Cernavoda-Infos: www.urgewald.de
Weitere Urenco/UAA-Infos: www.urantransport.de, www.aku-gronau.de
Weitere Atom-Infos: www.contratom.de
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Ergänzungen

EON baut in Finnland - Camp und Demo in Ahaus

Münsterländer 23.04.2010 - 15:20
Passend zu RWE hat gestern die finnische Regierung die EON erlaubt, auch in Finnland ein AKW zu bauen - EON hat am 6. Mai Jahreshauptversammlung in Essen!

Heute ist in Ahaus das Widerstandscamp am Zwischenlager gestartet - die Münsteraner Hundertschaft kurvt auch schon durch die Gegend. Und morgen beginnt um 12.30 Uhr in Ahaus die Großdemo für NRW (www.kein-castor-nach-ahaus.de).

In Biblis wird das AKW umzingelt, an der Elbe erreicht der Gorleben-Treck das AKW Krümmel und am Deich formiert sich eine 120 km lange Menschenkette von Krümmel durch Hamburg nach Brokdorf und Brunsbüttel.

Genug Auswahl und für jede und jeden was dabei.

Atomausstieg bleibt Handarbeit !!