Über 120.000 AtomkraftgegnerInnen am Woe

bei Krümmel 25.04.2010 13:56 Themen: Atom Ökologie
Wie bereits diverse Medien - in üblicher Form - berichteten, haben am gestrigen Samstag weit über 120.000 Menschen für den Ausstieg aus der Nutzung von Atomenergie demonstriert. 2 Tage vor dem 24. Jahrestag des Supergau in Tschernobyl, sind damit in der BRD so viele Menschen, wie seit fast 25 Jahren nicht mehr gegen Atomenergie auf die Straßen gegangen. Ein subjektiver Bericht von vor Ort.
Um 14. 15 Uhr am 24. April gings auf die Straßen, um 14.30 Uhr war die 127 Km lange Strecke durch Schleswig Holstein und Hamburg nahezu geschlossen. Zur selben Zeit gingen mehr als 12.000 Menschen im Süden der BRD und noch mal etwa 6000 in Ahaus auf die Straße.

Die Menschenkette verband symbolisch drei Atomkraftwerke des Nordens, die selbst nach dem miesen Austiegsnonsens von Rot - Grün, in diesem Jahr abgeschaltet werden müssten. In Krümmel fanden sich insbesondere die wieder, die zum radikalen und selbst am meisten betroffenen Spektrum der Antiatombewegung zählen. Vor allem Wendländer und deren FreundInnen machten hier klar, sie stehen zu der Forderung: sofort abschalten! Und hier kennt der Widerstand immer noch viele Formen - die sich nicht nur auf Demos und Händchenhalten reduzieren lässt. Junge Menschen, Altautonome, Kinder, Bauern, Greise... - alles war da. Mit der Drohung der BI - Umweltschutz Lüchow Dannenberg legte Ehmke(Sprecher der BI) nach. Er sagte auf der Abschlusskundgebung vor mehreren 1000 Leuten: "wir werden im November diesen Jahres zum Castortransport nach Gorleben, die Abstimmung über das Ende der Nutzung der Atomenergie, mit den Füßen mobilisieren." Und weiter: "schon im Juni wird es losgehen, wir werden das Hüttendorf am Salzstock wieder aufbauen".

In der Menschenkette vor Krümmel waren auch Parteileute - die hier viele mit gewissem Bauchschmerzen - aber auch irgendwie vergnügt - anschauten - ein wirklicher Ran auf deren Stand (z.B. von der SPD) war nicht zu erleben.

Immer wieder ging es in Gesprächen auf der Straße und bei Reden auf der Bühne darum, dass die Atomindustrie und ihre Handlanger die eigentlichen Kriminellen sind: Ihnen ist scheißegal, dass es weltweit kein sicheres Endlager für den Millionen Jahre strahlenden Müll gibt, ihnen ist egal, dass es in der gesamten Technologiekette vom Abbau des Urans bis zum Müll massive Umweltschäden gibt, dass Ureinwohner ihre Heimat verlieren, dass insbesondere Kinder an Krebs erkranken, dass das Risiko eines Supergaus immer da ist, mit allen Konsequenzen und, dass mit der Weiternutzung der Atomenergie die Demokratisierung und Weiterentwicklung von solaren oder anderen regnerativen Energiequellen behindert wird. Zudem wurde darauf verwiesen, dass für die Durchsetzung dieser Politik immer auch massive Gewalt von Nöten war, ist und sein wird. Hier in Krümmel waren sich die meisten wohl darin einig: Atomenergie ist ein Rundumbeispiel für die Widersprüche des Kapitalismus und dessen Gehen über Leichen.

Schade war und ist, bei aller Kritik an den OrganisatorInnen, dass die radikale Linke und Menschen mit anderer Aktionsform, sich abschrecken ließen, anstatt sich einzumischen und ihre Sichtweise auf die Straße zu bringen. In Krümmel gabs die Ausnahme, die eigentlich selbstverständlich sein sollte: Atomausstieg ist Handarbeit, das gilt weiterhin! Wir sind dabei keine Handlanger für irgend eine Partei, wir nutzen diese höchstens, um den Druck zu verstärken. Wir gehen dabei Wege, die gegen Gesetze verstoßen, weil unser Recht auf körperliche Unversehrtheit, auf Selbstbestimmung, auf ein lebenswertes Leben in der Zukunft anderer Generationen nicht ernst genommen und geschützt wird.

Die Mainstream - Medien haben gestern leider bewiesen und meinen Bedenken gegenüber dieser Aktionsform recht gegeben: Von einer der größten Antiatomaktionen in der BRD - Geschichte blieb meist nur noch inhaltleere Scheiße auf der dritten Seite (siehe z.B. Tagesspiegel) oder in der unteren Abteilung auf ihren Internetseiten (z.B. tagesschau.de). Die Offiziellen von CDU/ CSU und FDP schweigen dazu, die SPD/ Grünen kochen ihr mediales Süppchen und die Linke taucht trotz Anwesenheit gar nicht erst in den Berichten auf und von den Beweggründen der vielen Nichtparteimitgleider und links politisch Aktiven werden, wenn überhaupt, die gezeigt, die am harmlosesten anmuten. So verpufft, was eigentlich Debatten erzeugen will. (Bisher auch bei Indymdia).

Ich werde auf jeden Fall im November ins Wendland fahren und hoffe auf viele andere, die sehr unterschiedlich zeigen: Ihr kommt hier (-mit) nicht durch!

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Ergänzungen

Tagesschau berichtet

Info 25.04.2010 - 19:07
5000 in Ahaus
 http://www.wdr.de/themen/politik/nrw04/atomkraft/100423.jhtml

Mehr als 100.000 Menschen protestieren bundesweit gegen Atomkraft
 http://www.tagesschau.de/suche2.html?searchText=atom

...im November ins Wendland...

...fahren... 26.04.2010 - 14:07
genau > siehe z.B.: www.x-tausendmalquer.de

Komische Überschrift

Dein Name 28.04.2010 - 18:58
Atomkraftgegnerinnen? Kommt dir das Wort nicht etwas seltsam vor? Der Gegner, die Gegnerin. Gegner dagegen ist sowohl m & w. Nein, ich bin kein Deutschlehrer, dafür erinnere ich mich an Zeiten, in denen einfach von Atomkraftgegnern geredet wurde und damit war klar, waorum es ging. Diese Sprachverbiegung ist einfach nur lächerlich. Nutz dei Hern zum Denken und nicht zur Anpassung.

Beiträge die keine inhaltliche Ergänzung darstellen

Zeige die folgenden 4 Kommentare an

keine Ergänzung — paul

Lächerlich — niemals 120K

Doch es waren so viele — übern Tellerrand....

Genau das da unten... — sind keine Ergänzungen