Die Menschenkette gegen Atomkraft.

Der Sonderzug nach Elmshorn stand auf einen äusseren Gleis des Münchner Ostbahnhofs.Dieser Bahnsteig wird seltener benutzt,Gras spriest aus Rissen.Fünf Gleispaare,die um dieser späten Uhrzeit kaum befahren wurden,trennten uns von den lärmenden Bahnhofsbetrieb in der Nacht zum Wochenende.
Wer sich an diesen Sonderzug aus Bundesbahnwaggons der 70er-Jahre aufhielt,gehörte auch zu einer homogenwirkenden Menge,die gegen Atomkraft protestieren und deshalb zur Menschenkette zwischen den AKW von Krümmel und Brunsbüttel fuhren.
In der Unterführung,an der Treppe zu diesen Bahnsteig,fand eine ungewöhnliche Fahrkartenausgabe statt.
Es bestand aus einen handgeschriebenen Pappschild und aus einem Karton,an dem sich die Leute hinwandten,die die Fahrkosten überwiesen hatten und nun die gewünschte bunt-kreative Karte bekamen dessen eigentliche Funktion nur am Rand bezeichnet und amsonsten ein Aufruf zum Mitmachen ist.
Der Bahnsteig,an dem die lange Reihe der noch unbeleuchteten Waggons stand,war viel mehr von ehrenamtlichen-als behördlichen Ordnern besetzt und wirkte als wäre dort an diesen Abend die Utopie einer selbstverwalteten Gesellschaft ,eingeschlossen Bahnbetrieb,verwirklicht.
Auf deren Anweisung hin strömte die Menge zu den ersten vier Waggons,die Anderen sollten noch von Denen belegt werden die zwischen Augsburg und Würzburg,also mitten in der Nacht,zustiegen.
Die aufleuchtenden Innenlampen kündigten die Abfahrt um 23:10Uhr an.
Wie als Ankündigung zu diesjährigen Blockadeaktionen nahm am Morgen der Zug des Atomwiderstands die Castorstrecke zwischen Hannover und Lüneburg.
Es war ein sonniger früher Nachmittag als sich langsam die Menschenkette formierte.
In der Elmshorner Innenstadt dominierten Menschen mit typischer Anti-Atom-Aufmachung-Gelbe T-Shirts oder Fahnen mit der strahlenden Sonne,Transparente und dergl. ,die sich der Strasse Richtung Glückstadt zubewegten,von Streckenposten geleitet.
Als wir die Kette bildeten machte sich bei uns Unmut breit weil immer noch Autos fuhren obwohl die Strecke seit über 40 min. gesperrt war.Einer unserer Gruppe fotografierte jedes Nummernschild,zumal wir Übrigen uns so hinstellten das die Autos langsamer fuhren,unter beleidigten Blicken der sich drin Befindlichen.
Während wir uns mit der Vervollständigung der Menschenkette bemühten,mit gelben Bändern zum Lücken schließen,Weiter-oder wieder Zurückgehen mittels Mund-zu-Mund-Anweisungen,machten es uns in Sichtweite stehende SPD-Genossinen und-Genossen die Sache nicht gerade einfacher.Wie um Parteizusammenhalt zu demonstrieren blieben sie trotz Zurufen dicht aneinandergedrängt stehen.
Busse mit weiteren Aktiven fuhren unter gegenseitigen Zuwinken an uns vorbei.Wir hofften das sie dort hielten wo es noch eine lange Lücke gab aber sie verschwanden ausser Sichtweite.
Deren Ankunft gab trotzdem Wirkung.die Menschenkette folgte der Strassenbiegung und schloss sich.Sie bildete laufende Wellen(genannt La-ola o. so ähnl.)blies in Trillerpfeifen,setzte sich,sprang auf,schickte Grüße nach Krümmel und Brunsbüttel-Gegen Ende schien mir kaum daß es noch konsequent von Mensch zu Mensch weiterging.Wie bei einer Leitung bei dem zu viele Übermittlungen auf Einmal und in beide Richtungen gesendet werden.
Nach Auflösung der Kette gingen Viele zur Kundgebung,auf der Strasse oder dem Deich,die von Denen gut besetzt war die sich vom langen Stehen erholten und sich sonnten.
Elmshorn war noch bis am späten Abend von einer Menschenmenge erfüllt,dessen Zusammenhalt in der Luft spürbar war.