Unruhen in Guatemala flauen ab

pirata 15.09.2007 03:34 Themen: Soziale Kämpfe Weltweit
Guatemala kommt nach den Wahlen am 9. September langsam zur Ruhe. Es gab aber auch in den Tagen danach noch vereinzelt Proteste und gewaltsame Unruhen. In mindestens 18 Gemeinden kam es nach Schließung der Wahllokale zu Ausschreitungen, die ein Todesopfer (die Polizei erschoss einen Jugendlichen) und wohl hunderte von Verletzten forderten. Über 200 Menschen wurden landesweit verhaftet.

Bisherige Berichte: Blutspur | Wahlfarce | Ultrarechte | Soldaten | Todesopfer | Totenstille | Wahlgewalt | Prognose | Hochrechnung | Wahlsieg
Am Freitag veröffentlichte die Presse erstmals eine grobe Übersicht der Unruhen und berief sich dabei auf Angaben der Polizei. Demnach protestierten in Landquin (Alta Verapaz) 6.000 Menschen gegen das Wahlergebnis und zündeten das Rathaus an. In San Miguel Tucuru setzten 400 Demonstranten die Wahlurnen in Brand, zwei Polizeifahrzeuge gingen in Flammen auf, ein Jugendlicher wurde von der Polizei erschossen, vier Einwohner erhielten Schußverletzungen. Neun Demonstranten wurden verhaftet.

In Barbarena, Santa Maria Ixhuatan (beide Departement Santa Rosa) und Usumatlan (Zacapa) stürmten Demonstranten die Wahllohkale und setzten die Stimmzettel in Brand. In Palin (Escuintla) kam es zu brennenden Straßenblockaden, das Haus des widergewählten Bürgermeisters wurde zerstört. In San Juan Bautista (Suchitepequez) nahm die Bevölkerung vier Polizisten als Geisel und brachten sie ins Haus des Bürgermeisters, wo man die Beamten todprügeln und anzünden wollte.

In San Pedro la Laguna (Solola) lieferten sich 700 Anhänger der Regierungspartei GANA eine Straßenschlacht mit Regierungstruppen (sprich Polizei). Zwei Häuser wurden zerstört. Im benachbarten San Marcos la Laguna wurden die Wahlurnen in Brand gesetzt, weil wohl zu langsam ausgezählt wurde. Es kam zu schweren Sachbeschädigungen. Im Hauptstadtdepartement kam es in San Jose Pinula, Villa Canales und Chuarrancho zu schwerden Ausschreitungen.

Präsident Oscar Berger lobte zwischenzeitlich die Guatemalteken für ihr ausgesprochen „friedliches“ Wahlverhalten. Das Volk hätte gezeigt, dass es „in den Frieden verliebt ist“, sagte das Staatsoberhaupt zufrieden vor Journalisten. Die Demokratie habe gewonnen.
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Ergänzungen

500 Trängengasgranaten

pirata 16.09.2007 - 07:15
Zwischenzeitlich gibt es auch eine offizielle Statistik über den Trängengaseinsatz: Nach Angaben des Innenministeriums wurden von der Polizei im Rahmen der Wahlen über 500 Tränengasgranaten auf das Volk geschossen.

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