Koloniale Verbecher ächten! aktualisierte und berichtigte Version

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Der Kampf gegen Rassismus erreichte in letzter Zeit weltweit einen lange notwendigen Hoehepunkt. Auch in Kassel haben wir das zum Anlass genommen, unseren kritischen Blick auf unser Umfeld zu schaerfen und sind aktiv geworden. Von Rojava bis nach Windhuk - Widerstand macht unsterblich!

Koloniale Verbecher ächten!

In Kassel gibt es gleich mehrere Straßen, die nach kolonialen Verbechern benannt sind und diesen somit eine
unverdiente Ehrung zukommen lassen. Rassistische Verbrechen dürfen nicht durch Straßenbenennungen geehrt werden,
die Taten dieser Verbrecher müssen verurteilt und aufgearbeitet werden.
Die Lüderitz- und Wissmannstraße in Kassel beispielsweise ehren solche Kolonialverbecher. Noch widerlicher und verachtenswerter
wird die Benennung der Straßen dadurch, dass Querstraßen dieser nach Städten und Ländern der von Wissmann und Lüderitz unterdrückten
Gebiete benannt sind.
Franz Adolf Eduard von Lüderitz war ein Kaufmann, der Expeditionen in das heutige Namibia finanzierte und Anweisungen
gab dort die Bodenschätze zu rauben und die Bevölkerung um ihr Land zu betrügen. Er war maßgeblich daran beteiligt,
dass der damalige Reichskanzler Otto von Bismarck einer deutschen Niderlassung in Westafrika zustimmte und ist somit
eine Schlüsselfigur, durch die eine Kolonialisierung und der Genozid an den Herero und Nama (und vielen weiteren
Völkergruppen) erst möglich wurde.
Hermann Wilhelm Leopold Ludwig Wissmann leitete selbst mehrere Expeditionen in Afrika. Bekannt wurde er vor allem durch
seine Expeditionen in den Kongo und nach Tansania. In Tansania gründete er die erste "Schutztruppe" deutscher Kolonien
auf dem afrikanischen Kontinent. Als die Wahehe (eine Bevölkerungsgruppe in Tansania) sich gegen die deutsche Kolonialmacht
auflehnten führte Wissmann die Niderschlagung des Aufstands an. Im Zuge dieser Niderschlagung lies er massenhaft Menschen
exekutieren. Nach diesem Krieg brach eine Hungersnot aus und die deutschen Kolonialverbecher schleppten die Rinderpest
ein, wodurch insgesamt 700.000 Menschen starben. Auch war er für den Tod von 200 Menschen verantwortlich, weil deren
Anführer die kaiserliche Fahne niderriss. Abscheuliche Taten eines Kolonialverbechers.
Diese Straßen wurden in vollem Wissen über die Taten dieser Kolonialverbrecher benannt, während sie noch lebten, in den
1920er Jahren oder während des Nationalsozialismus. Deutschland zeigt hier die Unfähigkeit und den Unwillen die eigene Kolonialgechichte anzuerkennen
und aufzuarbeiten. Diese Verleugnung zeigt sich auch darin, dass Deutschland sich immer noch weigert ihre Schuld am
Genozid der Nama und Herero anzuerkennen, geschweigedenn Reparationszahlungen zu leisten. Hier spiegelt sich der
institutionalisierte Rassismus in Deutschland wieder, Kolonialverbrecher zu ehren und die eigene rassistische Vergangenheit
nicht aufarbeiten zu wollen.
Deshalb haben wir in der Nacht auf den 03.07.2020 alle Schilder der beiden Straßen überklebt und umbenannt. Wir fordern
eine dauerhafte Umbenennung dieser Straßen und die Ehrung von Widerstandskämpfer*innen gegen die deutschen Kolonialverbrecher.
Denn eine Ehrung durch Nennung von Namen, sollte Menschen zu Gute kommen, die tatsächlich etwas ehrenhaftes getan haben,
hierzu gehört sicherlich kein Völkermord.
Die Lüderitz- und Wissmannstraße heißen nun K. Nguvauva Straße und N. Kavikunua Straße zu Ehren von Kahimemua Nguvauva und
Nikodemus Kavikunua, zwei Widerstandskämpfern in der Kolonialzeit.

Kahimemua Nguvauva galt als einer der stärksten Widersacher der deutschen Kolonialtruppen. Er war ein traditioneller
Führer der Ovambanderu, einem Clan der Herero im heutigen Namibia. Er schloss sich 1896 mit Nikodemus Kavikunua,
dem Anführer der Hereo zusammen um sich gegen die Besetzung der Deutschen Kolonialverbrecher zu wehren. Sie führten
gemeinsam den Gobabis Aufstand an, indem sie sich gegen den Kolonialverbecher Theodor Leutwein auflehnten und
die deutschen Kolonien angriffen. Leutwein nutze Rivalitäten der Völkergrüppen vor Ort um sie für sich kämpfen
zu lassen. Auch darunter war der Herero-Anführer Samuel Maharero und der Nama-Chief Hendrik Witbooi, die acht Jahre
später den Aufstand der Nama und Herero anführen sollten. Durch deren Unterstützung konnte Leutwein den Gobabis Aufstand
gewaltvoll niederschlagen. Kahimemua Nguvauva und Nikodemus Kavikunua wurden von dem deutschen Kolonialverbrecher Theodor
Leutwein im Juni 1896 exekutiert. Deren Völkergruppen, die Ovambanderu und die Herero, wurden unterdrückt, ermordet und bestohlen,
noch bis heute fehlen Erbstücke und sind nicht wieder auffindbar.

Soviel Verachtung wir für die Gräueltaten der Koloniaverbrecher haben sollten, soviel Ehrung sollten wir Widerstandkämpfer*innen, wie Kahimemua Nguvauva
und Nikodemus Kavikunua zukommen lassen. Wir empfinden tiefsten Respekt und Anerkennung für die damaligen Widerstandkämpfer*innen der
Ovambanderu und Herero, die bis in den Tod erbitterten Widerstand gegen die deutschen Kolonialverbecher geleistet haben.
Nach ihnen sollten wir Straßen benennen, für sie sollten wir Statuen errichten und ihr Schicksal sollten wir im
Geschichtsunterricht besprechen. Wir müssen unsere brulate Kolonialvergangenheit aufarbeiten und die Schuld anerkennen durch eine Entschuldigung, Reparaturzahlungen und indem wir
die richtigen Menschen ehren und keine Verbrecher und Massenmörder.
Die deutsche Regierung zeigte in den letzten Jahren überhaupt kein Interesse daran den Herero und Nama den Respekt zukommen lassen, den sie verdienen. Wenn eine
Regierung nichtmal in der Lage ist eine lapidare Entschuldigung für einen Völkermord zu formulieren müssen wir selbst aktiv werden und sie dazu zwingen sich mit
ihrer rassistischen Vergangenheit auseinanderzusetzen. Völkermörder haben keine Denkmäler verdient also geht raus, greift rassistische Denkmäler an und zwingt die
Regierung dazu zu handeln!

Bilder: 
GelebterWiderstandNordHessen
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