Gedanken einer Gefangenen - Gedicht

Sunny W., eine widerständige Gefangene aus der JVA Chemnitz veröffentlicht in regelmäßigen Abständen ihre Repressionserfahrungen, News und Gedanken zum Knastsystem. Seit dem 16.05. ist bekannt, dass auch in der JVA Chemnitz Corona ausgebrochen ist, doch die JVA tut alles ihr in der Macht stehende, um diese Nachrichten zu vertuschen und lässt die Gefangenen weiterhin im Dunkeln (siehe auch: https://de.indymedia.org/node/83523).

Im folgenden Gedicht sind die Gefühle und Gedanken in der verschärft isolierten und vereinzelten Situation durch die Maßnahmen bzgl COVID-19 einer Gefangenen in der JVA Chemnitz nachzuvollziehen.

Auf Sunnys Blog findet ihr ihre Artikel: freiheitskomitee4sunnyw.blackblogs.org

 

Die Hoffnungslosigkeit macht sich breit, wann geht es vorbei - wann ist es endlich soweit?!

 

Das Leben ist nicht immer einfach, schon klar, doch etwas lichter wär schon schön so würde es doch gehen das nach vorn zu sehn.

 

Was hält das Leben noch für mich bereit - Ungewissheit macht sich breit.

 

Ein Licht am Ende des Tunnels sehe ich nicht!

Wird das jemals anders werden in Gottes Namen, im Himmel und auf Erden?!

 

Den Gipfel des Glücks möcht ich erklimmen, doch werd ich es jemals selbst bestimmen?

 

So viele Fragen kommen zum tragen. Antworten darauf kenne ich nicht - geht es dennoch bergauf - oder bleibt das Licht für immer aus - was wird aus meinem Leben noch werden, was wird daraus?! 

 

Und da ist es wieder, das Gefühl der Hoffnungslosigkeit und es ist kühl! 

 

Menschen in meinem Leben die mir Liebe und das Gefühl der Wärme schenken, die ich mich in Richtung Glück versuchen zu lenken, diese hab ich nun doch, frag ich immerzu was kann ich noch tun?!

 

Mein Leben bisher war eine Qual und so oft darin hatte ich keine Chance - ich hatte keine Wahl!

 

Man nahm sich oft was man wollte, ich gab mir die Schuld dafür doch damit ist Schluss, jetzt und hier!

 

Doch hat es lange Zeit mein Leben gelenkt, das würde niemand haben wollen - nicht mal geschenkt. 

 

Die Erinnerungen brechen über mich ein, doch das muss wohl so sein. 

 

Dennoch frag ich mich immerzu, wird die Qual jemals enden und die Wahl wird liegen in meinen Händen?!

 

Aus jetziger Sicht - ich weiß es nicht.

 

Ich werde alles das was steht in meiner Macht, doch wird es reichen ich werd bleiben in acht. 

 

Der Weg zwischen Hoffnung & Hoffnungslosigkeit ist groß, was soll ich nur tun - was mach ich bloß?!

 

Aufgeben, werd ich sicherlich nicht noch sind Funken der Hoffnung in Sicht. Wenn auch nur klein - doch noch seh ich leuchten ihren Schein!

 

Ich werde leben, ich werde es tun, die Macht der Vergangenheit wird irgendwann für immer ruhen!

 

 

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