[W] Freie Fahrt für alle - Sabotage an Fahrkartenautomaten

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Wer in dieser Woche morgens in Wuppertal unterwegs war, konnte sich an mehreren Bus- und Bahn-Haltestellen im Stadtgebiet kein Ticket am Fahrkartenautomat kaufen.
Der Grund: Die Fahrkartenautomaten waren beschädigt und außer Betrieb gesetzt. Die zum Teil in der Nähe zu den Automaten hinterlassenen Botschaften wie "NULLTARIF" oder "FREIE FAHRT FÜR IMMER" machten auf die Beweggründe der Aktion aufmerksam.

Die globale Coronavirus-Pandemie oder viel mehr der Umgang damit, verschärft die sowieso schon prekären Lebensumstände. Viele Menschen verschulden sich und haben kein oder ein viel geringeres Einkommen als sonst. Und die nächste vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr verordnete Fahrpreiserhöhung wird kommen..

Offenbar entschieden sich verschiedene Klimaaktivist*innen in der Woche vor dem heutigen fünften internationalen Klimastreik auch deshalb aktiv zu werden und die Forderung für einen kostenlosen Nahverkehr für alle und auch für die Zeit nach der Coronavirus-Pandemie, denn aktuell wurden die Kontrollen und teilweise auch der Ticketverkauf (z.B. in Bussen) ausgesetzt, auf die Straße, Bahnsteige und Haltestellen zu tragen.

Das Sabotage und direkte Aktionen, die sich mit Fahrpreisen und dem Nahverkehr beschäftigen, kein neues Phänomen sind zeigen Aktionen zum Beispiel in Berlin, München, Bremen, Frankfurt. In einem Bekenner*innenschreiben vom 22.07.2015 aus Leipzig geben die Verfasser*innen Hinweise was jede*r unternehmen kann und veröffentlichten zudem eine Chronik über Aktionen aus der Vergangenheit:
"1975 – die revolutionaeren zellen und rote zora(rz) haben fahrkartenentwerter sabotiert, automaten angezuendet und 120.000 gesammelte fahrkarten in arbeitervierteln mit einem flugblatt der rz in briefkaesten verteilt

1976 – die frankfurter schwarzfahrer kartei geht in flammen auf (rz)

1977 – brandanschlag auf die schwarzfahrerkartei der bvg, das büro brennt vollkommen aus, sogar der putz fällt von den wänden(rz)

1981 – fahrscheine werden im gesamten ruhrgebiet in den briefkästen verteilt(rz)

doch auch in den letzten jahren kam es hierzulande zu einigen aktionen die wir nennen wollen:

20.03. – 21.03.2012

Hamburg – Sabotage an 18 Fahrkartenautomaten und Auto der Hochbahn angezündet

Ende März 2012

München – Sabotage an ca. 50 Fahrkartenautomaten

13.04. – 14.04.2012

Essen – 4 Fahrkartenautomaten außer Betrieb genommen

30.04. – 01.05.2013

Stuttgart – 10 Fahrkartenautomaten beschädigt

15.12 – 16.12.2014

Berlin – mehrere Ticketautomaten unbrauchbar gemacht

wie proteste und sabotageaktionen in anderen laendern ablaufen koennen zeigen zudem nachfolgende beispiele

Juni 2013

Brasilien – Geschätzt über 200.000 Menschen nahmen in der Nacht zum Dienstag in mehr als zehn Städten des Landes an weitgehend friedlichen Demonstrationen teil.

Februar 2014

Rio de Janeiro – Brennende Barrikaden, Tränengas und Randale – Rio ist erneut Schauplatz gewalttätiger Proteste. Auslöser war wie im Vorjahr eine geplante Fahrpreiserhöhung im öffentlichen Nahverkehr.

Januar 2015

Sao Paulo – Die Erhöhung von Fahrpreisen im öffentlichen Nahverkehr treibt in Brasilien erneut tausende Demonstranten auf die Straßen. In der Millionen-Metropole São Paulo schlägt der Unmut der Menschen in Gewalt und Randale um – die Polizei greift durch.

Ende November 2014

Zürich – Unbekannte beschädigen 170 Automaten in der ganzen Stadt"

Eine Fahrpreiserhöhung im öffentlichen Nahverkehr in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile war ebenfalls der Kristallisationspunkt der sozialen Konflikte und der Auslöser der Revolte in Chile.

Der Klimawandel geht weiter und das dritte Dürrejahr in Folge droht. Und die Coronavirus-Pandemie zeigt einmal mehr die Unfähigkeit des Systems, Probleme zu lösen. Ob kaputtgespartes Gesundheitssystem oder die klimazerstörende Politik. Doch auch während der Coronavirus-Pandemie gibt es zahlreiche Möglichkeiten - und zwar auch im nicht-digitalen Kosmos - den Protest auf die Straße zu tragen. Beispielsweise mit den oben genannten Aktionen oder aber auch bei dezentralen Aktionen in organisierten Kleingruppen, wie z.B. zum 1. Mai in Wuppertal aufgerufen wird.

#FightEveryCrisis
#SystemChangeNotClimateChange

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