Im Gedenken an Arkan Hussein Khalaf (RiseUp4Rojava-Statement)

Emailadresse: 
SPAMSCHUTZpressestelle_r4r@systemlli.orgBITTEENTFERNEN
Regionen: 
Arkan Hussein Khalaf (2005-2020)

Unser Statement als RiseUp4Rojava Deutschland in Gedenken an Arkan Hussein Khalaf, einen 15jährigen Ezîden, der am 7. April 2020 in Celle von einem Rechten brutal ermordet wurde.

Unsere Liebe und Solidarität den bedrohten Menschen. Unsere Wut den Rassisten, der Politik und der Staatsgewalt.

Rest in Power. Wir vergessen dich und deinen Namen nicht!

In Gedenken an Arkan Hussein Khalaf

Arkan Hussein Khalaf, der den Genozid seines Volkes durch den IS überlebte und über das
Wasser hierher flüchtete, wurde in Deutschland auf brutalste Art und Weise von einem Rechten
ermordet.
Nur 7 Wochen nach dem rechten Attentat in Hanau, wurde am Dienstagabend, den 07. April 2020
der 15jährige ezîdische Jugendliche auf offener Straße in Celle erstochen. Der Täter: ein
29jähriger deutscher weißer Mann.
In uns toben Trauer, Schmerz und Wut.

„Wir sind über das Wasser gekommen und hier im Blut ertrunken.“ (Halime Hussein Khalaf)
Die Worte von Arkans ältester Schwester lassen uns nur ansatzweise erahnen, wie groß der
Schmerz in der Familie sein muss.
Gemeinsam mit seiner Familie floh Arkan im Jahr 2014 vor dem barbarischen Völkermord des
sogenannten 'Islamischen Staat' aus dem Şengal über die Türkei und Griechenland nach
Deutschland. Neben der Vertreibung von Hunderttausenden von Menschen, versklavte der IS
7000 Frauen und Kinder, von denen bis heute über 3000 verschwunden sind. Ezîden sind eine
ethnische Minderheit, die in ihrer Geschichte 73 Genozide erlitten hat.
Unsere Solidarität gilt in dieser schwierigen Zeit der Familie und den Freund*innen von Arkan. Die
Polizei hat unterdessen nach eigener Aussage über die brutale Ermordung eines Geflüchteten
durch einen Rechten "keine Erkenntnisse über eine ausländerfeindliche oder politisch motivierte
Tat".

Struktureller Rassismus ist kein Einzeltäter

Der nächste rassistische Mord? Ein Blick auf die Social-Media-Profile des Täters lässt wenig
Interpretationsspielraum: Rechte, antisemitische, verschwörungstheoretische Inhalte und Kontakte.
Der deutsche Staat ist durchsetzt mit Rechten, Nazis, Faschisten. Die Enthüllungen über rechte
bewaffnete Netzwerke in ganz Deutschland und ihre Verstrickungen in die Geheimdienste, Armee
und Politik, der NSU-Verfassungsschutz-Skandal, die NSU 2.0-Gruppe bei der Frankfurter Polizei,
unzählige weitere Beispiele und eben auch das "Nicht-Erkennen" rassistischer Motive bei der
Ermordung eines 15Jährigen Geflüchteten durch einen Rechten sprechen eine deutliche Sprache
und legen eine ernstzunehmende Gefahr offen: Den Faschismus.
Die Rassisten, die aus Worten Taten werden lassen und Menschen umbringen sind keine
"verrückte" Randgruppe und erst recht keine Einzeltäter. Sie bewegen sich im Rückenwind einer
rassistischen Politik und eines tiefen Rassismus' in der Gesellschaft.

Internationalismus auf Augenhöhe

Die Antwort auf Rassismus muss internationalistisch sein. Der rassistischen Aufspaltung der
Gesellschaft muss ein respektvoller Internationalismus auf Augenhöhe als Alternative
entgegengesetzt werden.
Menschen verschiedener Herkünfte und Hautfarben müssen einander begegnen, sich
kennenlernen und gleichberechtigt in allen Gemeinsamkeiten und Unterscheiden anerkennen
können, ohne dass Hierarchien aufgebaut oder Gruppen bevormundet werden. Ein Bewusstsein
für Kolonialismus und seine Mentalität ist zentral, um die hierarchischen Machtstrukturen des
Rassismus nicht mehr zu reproduzieren. Als gemeinsame Verbundenheit in menschlichen Werten,
Gerechtigkeit und Respekt ist der Internationalismus die soziale Alternative zu Rassismus,
Hierarchie und Spaltung.
Für die Privilegien gegenüber Anderen, die struktureller Teil des Rassismus sind, sollte sich
niemand schuldig fühlen, solange alles daran gesetzt wird, diese Strukturen im Individuum und der
Gesellschaft bewusst zu machen, aktiv daran zu arbeiten, sie zu überwinden und gleichzeitig
gegen den organisierten tödlichen Rassismus des Staates und der Faschisten anzukämpfen.

Selbstverteidigung in die Hand nehmen

Hinter Rassismus und Faschismus steht die patriarchale Mentalität. Diese ist durch Gewalt, Raub
& Hierarchie charakterisiert und historisch die Grundlage für die Entstehung von Krieg, Klassen,
Staat und anderen gesellschaftlichen Unterdrückungstrukturen.
Wir können (staatlichen) Rassismus und Faschismus nicht mit seinen eigenen Mitteln und seiner
Logik verhaftet bekämpfen. Das Patriarchat als Grundproblem muss hierbei erkannt und bekämpft
werden.
Wir dürfen deshalb nicht auf den Staat bauen, sondern müssen Selbstverteidigung in die eigenen
Hände nehmen. Wir erwarten auch keine Aufklärung von Seiten eines Staates, der in seiner
Existenz schon von Rassismus geprägt ist. Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit müssen wir
selber machen. Selbst angesichts solch menschenverachtender Greueltaten wie in Celle ist
Rassismus immer noch viel zu wenig ein Thema in der Gesellschaft und im Bewusstsein in den
Köpfen der Leute. Hierfür gibt es viele Möglichkeiten: von Social Media-Kampagnen über Flyer im
öffentlichen Nahverkehr bis zu Protesten im öffentlichen Raum, aber auch Bildungen kann mensch
sehr viel tun, um das Thema Rassismus ins alltägliche Bewusstsein der Mehrheitsgesellschaft zu
rücken.
Und nicht zuletzt muss es uns darum gehen, eine Alternative zu sein.
Konkret heißt das, gezielt daran zu arbeiten, Räume, Beziehungen, ein Klima zu schaffen, das den
gesellschaftlichen Rassismus nicht reproduziert.
Dem faschistischen Terror und dem Rassismus des Staates müssen wir als Internationalist*innen
eine solidarische und vielfältige Selbstorganisierung mit Allen zusammen von unten und links
entgegensetzen.

Die Revolution von Rojava zu verteidigen heißt auch, ihre Werte und Prinzipien wie Pluralismus,
Gleichberechtigung, Geschlechterbefreiung, kollektive Organisierung von unten und
Selbstverteidigung überall umzusetzen.

Als Kampagne RiseUp4Rojava gedenken wir Arkan Hussein Khalaf. Unser Mitgefühl gilt seiner
Familie sowie seinen Freundinnen und Freunden. Wir gedenken Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz,
Said Nessar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu,
Ferhat Unvar, Kaloyan Velkov und allen Opfern rechter Gewalt. Unsere Liebe und Solidarität den
bedrohten Menschen. Unsere Wut den Rassisten, der Politik und der Staatsgewalt.

Rest in Power! Wir vergessen euch und eure Namen nicht!

Bilder: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen