[B] My body is not your porn - Still loving my choice!

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[CW: sexualisierte Gewalt] Anfang Januar wurde bekannt, das auf dem Festival "Monis Rache" in Mecklenburg-Vorpommern in den Jahren 2016 und 2018 Personen auf Dixi-Toiletten gefilmt wurden. Die Videos wurden anschließend auf einer Pornoplattform verbreitet. Betroffene und solidarische Personen organisieren am 14. Februar 2020 eine Demonstration in Berlin.

"Aus unserer Verletzung wird Wut, aus unserer Angst Solidarität. Gemeinsam sind wir Monis Rache am Patriarchat", ist im Aufruf für die Demonstration "Rache am Patriarchat - My body is not your porn - Still loving my choice" am 14. Februar 2020 in Berlin zu lesen. Die Demonstration wird organisiert, da Anfang diesen Jahres bekannt wurde, dass ein Mann aus dem Umfeld der Veranstalter*innen auf dem Festival "Monis Rache" in Tutow in den Jahren 2016 und 2018 Filme von Menschen auf Dixi-Toiletten angefertigt und anschließend ohne das Wissen der Betroffenen auf der Videoplattform xhamster verbreitet wurden. Der Täter wurde zudem mehrere Monate von einigen Mitwissenden gedeckt, die Betroffenen nicht informiert. Auch die Crew des Fusion-Festivals veröffentlichte am Montag ein Statement, in dem sie auf eine ähnliche Tat einer Dusche am Bachstelzenfloor hinweisen.

Heute ist ein ausführliches Statement der Festivalcrew von "Monis Rache" veröffentlicht worden. Sie wollen sich "endlich und ausdrücklich (und viel zu spät)" entschuldigen und sich mit den Betroffenen ihnen solidarisieren.

Sehr schnell haben sich die betroffenen Frauen, Lesben, inter, nichtbinäre und trans Personen (FLINT) bundesweit organisiert. In lokalen Treffen und Messengerchatgruppen wurde sich empowert und über mögliche Handlungsoptionen ausgetauscht. Ein Ergebnis dieses Prozesses ist eine FLINT-only Demonstration am 14. Februar 2020 um 18 Uhr in Berlin, vom Hermannplatz zur Revaler Straße, deren Aufruf hier veröffentlicht werden soll.

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Rache am Patriarchat!
My body is not your porn.
Still <3ing my Choice

Sexismus und sexualisierte Gewalt gehören zu unserem Alltag. Wir spüren die Blicke von Männern auf der Straße. Wir kennen das Gefühl, wenn unsere Körper gegen unseren Willen bewertet werden. Wir – Frauen, Lesben, inter, nichtbinäre und trans Personen (FLINT*) – teilen die Erfahrung, objektiviert und sexualisiert zu werden. Schon in der Kindheit wurde uns gesagt, wie wir uns zu verhalten haben. Dass wir zu gefallen haben und gehorchen sollen. Und dass wir uns gleichzeitig vor Übergriffen schützen müssen.

Es ist die Gewalterfahrung, die Erfahrung verletzbar zu sein und verletzt zu werden, die uns überall auf der Welt verbindet.

 

Anfang des Jahres 2020 wurde bekannt, dass ein Mann auf einem linken Festival, auf „Monis Rache“, heimlich auf Dixie-Klos gefilmt hat. Er hat Videos von uns über das Streamingportal xHamster online angeboten, sie getauscht und verkauft. Solche Plattformen sind Räume, in denen Gewalt normalisiert wird und nicht konsensuelle Handlungen als „Porno“ getarnt und vermarktet werden. Keine der gefilmten Personen wusste davon. Es gab Menschen im Umfeld des Täters, die von den Videos erfahren haben. Diese Personen haben unverantwortlich gehandelt, da sie sich ausschließlich mit dem Täter beschäftigt haben, aber weder Betroffene, noch Umfeld des Täters oder die Festivalorganisator*innen informiert haben.

Das ist nicht der erste Fall, das ist ein Beispiel von vielen.

Immer wieder versuchen Männer, Macht über unsere Körper zu bekommen. Nirgends sollen wir uns sicher fühlen, nicht einmal auf der Toilette. Heimlich werden FLINTS* gefilmt: beim Duschen, Pinkeln oder Umkleiden. Ungefragt wird auf der Straße unter den Rock oder in den Ausschnitt fotografiert. Das zeigen zahlreiche Fotos und Videos im Internet, die dort ohne unser Wissen und ohne unsere Zustimmung verbreitet und als „Porno“ verkauft werden. Männer behaupten, sie würden mit den Videos ihrer „sexuellen Neigung“ nachgehen. Doch es ist keine sexuelle Neigung, es ist kein Fetisch, wenn etwas gegen den Willen oder ohne das Wissen der Beteiligten passiert. Es ist eine gewaltvolle Ausübung von Macht, die unsere Selbstbestimmung und Persönlichkeit zutiefst verletzt. Das ist sexualisierte Gewalt!

Immer wieder bekommen wir zu spüren, dass selbst Räume, die von unseren Freund*innen und Genoss*innen gestaltet und besucht werden, nicht sicher für uns und andere FLINTS* sind. Immer wieder erleben wir in unserem Umfeld, dass sexualisierte Gewalt verharmlost wird und wir Unterstützung selbst organisieren müssen.

Daher schließen wir uns zusammen — stark und solidarisch. Wir werden uns nicht aus öffentlichen Räumen zurückziehen, sondern wir wollen, dass sie sich verändern, damit wir uns wohl fühlen können. Alle Menschen sollen selbst bestimmen, ob und mit wem sie Sex haben möchten. Alle Menschen sollen selber bestimmen können, ob sie mit dem eigenen Körper oder erotischen Dienstleistungen Geld verdienen wollen. Kein Mensch soll sexualisierte Gewalt erleben.

Wir fordern sichere öffentliche Räume, offline und online. Wir fordern, dass Täter zur Rechenschaft gezogen werden, genau wie Plattformen, auf denen Gewalt normalisiert wird. Wir fordern von Männern, dass sie zu unseren Verbündeten werden statt weiter vom Patriarchat zu profitieren und damit Täter zu schützen. Den Müll runterzubringen und das Feminismus-Shirt anzuziehen reicht nicht!

Überall auf der Welt erheben sich Frauen, Lesben, inter und nichtbinäre Personen, Trans und Queers. Sie schließen sich zusammen, gegen die Gewalt, der wir alle ausgesetzt sind. Unter dem Slogan „My life is not your porn“ gingen in Südkorea Tausende auf die Straße. In Argentinien und anderen lateinamerikanischen Ländern verbinden sich FLINTS* unter #NiUnaMenos gegen Femizide und sexistische Gewalt. Wir rufen uns #metoo zu. Und wir stimmen in die Schreie der feministischen Gruppe LasTesis in Chile mit ein:
„Das Patriarchat ist ein Richter, der uns für unsere Geburt verurteilt. Und unsere Strafe ist die Gewalt, die du jetzt siehst. Doch es war nicht meine Schuld, egal wo ich war, egal wie ich angezogen war. Der Vergewaltiger bist du.“

Aus unserer Verletzung wird Wut, aus unserer Angst Solidarität.
Gemeinsam sind wir Monis Rache am Patriarchat!

Daher gehen wir – OHNE CIS-TYPEN! – auf die Straße, um gegen die patriarchalen Zustände zu demonstrieren, die sexualisierte Gewalt möglich machen: #mybodyisnotyourporn!

Kommt zur Demo:
Freitag, 14.02.2020 // 18 Uhr Hermannplatz // only FLINT* welcome

Still <3ing my Choice!

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