Vonovia-Villa in Kiel besetzt
Mehr als 20 Jahre liegt die letzte öffentliche Hausbesetzung in Kiel nun zurück. Das hat sich nun geändert! :D Für knapp eine Woche wurde eine Villa in Friedrischsort (Kiel) besetzt. Eine Woche lang haben wir das 180qm große Haus bemalt, verschönert, möbliert und als Jugendzentrum und Wohnraum genutzt. Kurz: Es wieder zum Leben erweckt.
Diese auf eine Woche begrenzte Hausbesetzung war nur ein erster Anfang. Das verschönert und möbliert zurück gelassene Haus soll eine kleine Warnung an Vonovia und die Stadt Kiel darstellen. Solange Vonovia weiter so ausbeuterisch mit Menschen umgeht und keine Lösung für das Kieler Wohnraumproblem gefunden wird, ist kein leerstehendes Haus vor uns sicher. Dies war nur ein allererster Probelauf. Beim nächsten Mal bleiben wir länger.
Warum Besetzungen in Kiel wieder notwendig sind?
Das Haus gehört Vonovia und steht seit mindestens 1-2 Jahren leer. Es kann nicht sein, dass zahlreiche Häuser und Wohnungen in Kiel leer stehen, während Menschen auf der Straße leben müssen, Wohnraum fehlt und nicht genug Platz für selbstverwaltete Freiräume da ist. Das wollen wir nicht hinnehmen! Mit dieser symbolischen Besetzung wollen wir auf das Kieler Wohnraumproblem und Vonovias Machenschaften aufmerksam machen.
Solange Vermieter*innen wie Vonovia den eigenen Profit über das Wohlergehen der Mieter*innen stellen, sollten diese Vermieter*innen keinen Wohnraum mehr besitzen dürfen. Deswegen nahmen wir die Enteignung Vonovias nun selbst in die Hand und machten aus diesem Haus ein soziales Zentrum. Wir hoffen, dass wir damit weitere Menschen inspirieren Häuser in Kiel zu besetzen. Häuser denen, die drin wohnen!
Warum Vonovia scheiße ist?
Die gewählte Immobilie gehört dem Großkonzern Vonovia. Vonovia kauft Häuser auf und vermietet sie vorerst anziehend günstig, langfristig jedoch bleibt es nicht dabei. Der Konzern beutet seine Mieter*innen aus, indem er die Wohnungen auf Kosten der Mieter*innen modernisiert. Diese Modernisierungen sind meist nicht nötig oder gewünscht. Gleichzeitig tut Vonovia nichts, wenn Bewohner*innen durch Probleme wie Schimmel und Wassereinbrüche beeinträchtigt werden. Für eine der genannten Modernisierungen können die Mieter*innen im Schnitt eine Mieterhöhung von etwa 1,70 Euro pro Quadratmeter erwarten.
Weitere Informationen zur Abzocke von Vonovia finden sich beim Kieler Bündnis für bezahlbaren Wohnraum: https://bezahlbar-wohnen.org/quellensammlung/
Was in der „Villa Andy Anders“ möglich war/ gewesen wäre?
Aus der „Villa Andy Anders“ (so benannt nach ihrem Standort im Andersenweg) wurde für eine Woche ein soziales Zentrum, selbstverwalteter Freiraum und Wohnraum. Ein soziales Zentrum bietet Menschen die Möglichkeit, sich außerhalb der gesellschaftlichen Zwänge zu bewegen, sich durch Veranstaltungen weiterzubilden und mit neuen Menschen zu verknüpfen. Es wurde ein Platz geschaffen, welcher frei von faschistischen, rassistischen, hierarchischen, sexistischen und homophoben Strukturen war, in welchem Mensch sich kreativ, kulturell und politisch weiterbilden konnten.
Rechtliche Infos zu Besetzungen / Ihr wollt jetzt auch was besetzen?
Falls ihr nun auch Lust habt mal ein Haus zu besetzen, solltet ihr euch vorher über die rechtliche Situation informieren. Auf https://www.besetzen.org/antirep/ findet ihr gute Tipps zur rechtlichen Situation bei Hausbesetzungen, sowie Tipps für werdende Besetzer*innen. Das wichtigste in Kürze: Hausfriedensbruch ist ein Antragsdelikt, d.h. die Polizei darf erst was machen, wenn die Eigentümerin - in diesem Fall Vonovia - uns anzeigt. Es sei denn Pyro, Randale oder ähnliches im Haus, dann dürfen sie auch ohne Antrag eingreifen. Mögliche Vorwürfe im Kontext von Hausbesetzungen könnten sein: Hausfriedensbruch, Sachbeschädigung, Widerstand.
Ergänzungen
Bilder aus der besetzten Vonovia-Villa in Kiel
Hier ein paar Bilder der Verschönerungen, die die Besetzer*innen im Haus vorgenommen haben. Die lokalen Nachrichten sprechen von mehr als 10.000 Euro Sachschaden.
Unten im Haus befand sich das riesige Wohnzimmer mit einer Sofa-Ecke, einem kleinen Umsonstregal und einem Bücherregal. An das Wohnzimmer angrenzend befand sich die Wellness-Oase - diese war mit Teppich ausgelegt und wurde als Sportraum für Yoga und Kampfsport genutzt. Neben der Wellness-Oase war der Raucher*innen-Raum. Ansonsten waren im Erdgeschoss noch zwei Bäder und eine große Küche. Ging man das Treppenhaus nach oben kam man in einen weiteren großen Flur, an diesen grenzten ein Schlafzimmer, ein Büro und ein weiteres Bad an. Der obere Bereich diente den Bewohner*innen als Rückzugsraum, der untere Bereich wurde für Veranstaltungen genutzt und war offen für alle.
Es gibt auch ein Video der Besetzung. Das findet sich leider bisher nur auf dem Facebook-Profil von "Projekt Andy" - falls wer das ändern möchte gerne den Link hier drunter posten.