Anti-Nazi-Musikfestival in Jamel weiterhin vom Aus bedroht!

Seit 2007 findet in Jamel (MeckPom) ein Open-Air Festival gegen Rechtsextremismus statt. Nun versuchen Gemeinde und der Landkreis dem Festival ökonomisch und rechtlich den Stecker zu ziehen. Jamel ist ein Dorf in Mecklenburg mit weniger als 40 Bewohner:innen und gilt seit Anfang der 1990er-Jahre als Hochburg der rechtsextremen Szene.

Das Dorf Jamel 

Eine Nazihochburg. Im Jahr 1992 feierten 120 Neonazis Hitlers Geburtstag. Seit Jahren dominieren zu über 90 Prozent Neonazis das Dorf. Das Verwaltungsgericht Schwerin schrieb in einem Urteil vom 05.05.2022 von einer  „Dorfgemeinschaft Jamel“ (…), welche „eine national befreite Zone“ anstrebe. Im Folgejahr gab es u.a. in Jamel eine Razzia im Zusammenhang mit den neonazistischen Hammerskins. Im Jahr 2004 zog aus Hamburg das Ehepaar Lohmeyer nach Jamel und engagiert sich konsequent und trotz vieler Versuche sie zu vertreiben, gegen die neofaschistischen Umtriebe und Entwicklungen. Mal brannte ihre Scheune ab (dazu ein Video bei SPIEGEL TV), mal mussten sie sich diffamieren lassen, ein Verfahren führte ein Neonazi bis zum Bundesverfassungsgericht, wo er verlor. In der Silvesternacht 2024/25 drangen mutmaßliche Neonazis auf das Grundstück von Birgit und Horst Lohmeyer ein und bewarfen das Wohnhaus und in der Folge auch das Ehepaar selbst mit Feuerwerkskörpern und Raketen. Dazu wurden Nazi-Parolen gerufen. 

Schon 2013 titelte die britische Zeitung Daily Mail von Jamel als 'Nazi Town', einem Dorf in welchem auf einem Findling zu lesen ist „Dorfgemeinschaft Jamel, frei – sozial – national“. 

Das Festival „Jamel rockt den Förster“ 

In diesem Umfeld organisiert seit 2007 das Ehepaar Lohmeyer das Festival „Jamel rockt den Förster“, als Zeichen gegen Rechtsextremismus und für Toleranz. Im vergangenen Jahr waren, wie der ndr berichtete, rund 3.500 Menschen angereist.

Das Festival steht 2025 auf wackligen Füßen 

Seit Monaten wird vor Gericht um eine Gebührenrechnung gerungen: die Veranstalter:innen sollen dieses Jahr nämlich knapp 8.000 € bezahlen. In einem ersten Eilverfahren verloren sie im Mai vor dem Verwaltungsgericht Schwerin, darüber berichtete unter anderem LTO. Dann folgte die Ankündigung des Landkreises vermutlich ein Alkoholverbot zu verfügen und auch zwei Parkplätze, die in den Jahren zuvor genutzt werden durften, nicht mehr bereit zu stellen. In diesem Verfahren verloren die Veranstalter:innen am 26.06.2025 ebenfalls in einem Eilverfahren, wie nun LTO berichtet. Unverdrossen werben die Veranstalter:innen für das Festival, aber aktuell ist offen, ob es so wie bisher wird stattfinden können. 

Bewertung und Ausblick 

„Grevesmühlen ist bunt“, so wirbt das Amt Grevesmühlen-Land, zu dessen Sprengel Jamel gehört, auf seiner Webseite. Es ist nur ein Detail: der Slogan wird als Verlinkung angezeigt, allerdings führt dieser ins Nichts. Dafür scheinen die Verwaltung der Gemeinde, die erstmals Gebühren erhebt, und der Landkreis Nordwestmecklenburg mit den angekündigte Auflagen ihre ganz eigene Agenda gegen das linke Forstrock-Festival zu verfolgen. CDU und AfD haben bei den Kommunalwahlen 2024 zusammen über 60% der Stimmen errungen. Mittels Verwaltungsentscheidungen, missliebigen linken Events und Strukturen die ökonomische und rechtliche Basis zu entziehen hat Tradition in Deutschland und wird in den kommenden Jahren eher noch weiter zunehmen. Um so wichtiger erscheint es, sich mit aller Kraft gegen solche Praktiken zu verteidigen!

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