Offener Brief an MeeTIN* Up Kassel
Offener Brief an die Gruppe "Meetinup" aus Kassel
Als linkes, queeres Kollektiv, das sich gegen jede Form von Unterdrückung und für eine befreite Gesellschaft jenseits von Patriarchat, Heteronormativität und Cis-Herrschaft einsetzt, sehen wir uns veranlasst, einige problematische Entwicklungen rund um die Aktivist*innen-Gruppe Meetinup aus Kassel öffentlich zu benennen. Leider waren Gespräche mit Personen aus der Gruppe nicht nur nicht zielführend, sondern endeten in psychischer Gewalt. Deswegen nutzen wir nun die Plattform von Indymedia, in der Hoffnung auf eine positive Entwicklung.
Auch wenn wir in vielen Kämpfen gemeinsame Anliegen teilen, erleben wir seit Längerem innerhalb und im Umfeld dieser Gruppe Dynamiken, die unseren solidarischen, feministischen und herrschaftskritischen Ansprüchen fundamental widersprechen.
Übergriffigkeit
Immer wieder wurde uns von grenzüberschreitendem Verhalten durch einzelne Mitglieder von Meetinup berichtet – insbesondere gegenüber cis und trans Frauen. Die Bandbreite reicht von körperlicher Übergriffigkeit über sexualisierte Anspielungen bis hin zu verbalen Entwertungen feministischer Positionen, sobald sie nicht ins eigene politische oder sexuelle Weltbild passen. Das ist nicht nur unsolidarisch – es ist Ausdruck patriarchaler Machtverhältnisse, die auch im queeren Raum nicht automatisch überwunden sind.
Autoritäres Verhalten und Dominanzstrategien
Auffällig ist zudem der wiederholte Versuch, in linken und queeren Kontexten autoritäre Deutungshoheit zu erlangen. Diskussionen werden nicht geführt, sondern abgebrochen. Kritik wird als "spalterisch" diffamiert. Plena werden dominiert – oft durch aggressive Rhetorik, emotionale Manipulation oder Einschüchterung. Diese Form der Vereinnahmung stellt eine Gefahr für offene, basisdemokratische Organisierung dar und untergräbt solidarische Zusammenarbeit.
Internalisierte Homophobie und lesbische Unsichtbarmachung
In Redebeiträgen und öffentlichen Statements von Meetinup oder ihren nahestehenden Personen erleben wir regelmäßig eine subtile, teils auch offene Abwertung lesbischer Identitäten. Lesbisches Begehren wird als "überholt", "exklusiv" oder "essenzialistisch" bezeichnet – in einer Art, die nicht nur historische Kämpfe entwertet, sondern lesbische Menschen aktiv marginalisiert. Dass queere Politik sich selbst verrät, wenn sie lesbische Lebensrealitäten unsichtbar macht oder lächerlich darstellt, scheint dabei oft ausgeblendet.
Fetischisierung und sexualisierte Gewalt
Besonders erschreckend sind Berichte über die fortwährende sexualisierte Fetischisierung lesbischer Körper durch Einzelne aus eurem Umfeld. Diese ist nicht nur respektlos, sondern in mehrfacher Hinsicht gewaltvoll: Sie entmenschlicht, entpolitisiert und stellt lesbisches Begehren in den Dienst patriarchaler Fantasien – unter dem Deckmantel queerer Offenheit. Es handelt sich hierbei um keine "Grenzverwischung", sondern um eine Grenzüberschreitung. Wir wollen keine ungewollten "Dickpics" und auch keine Sexangebote in politischen Kontexten, egal von wem.
Täter-Opfer-Umkehr statt Verantwortungsübernahme
Statt sich mit konkreter Kritik auseinanderzusetzen, erleben wir von eurer Seite immer wieder eine Täter-Opfer-Umkehr: Gewalt wird relativiert, Kritik als Angriff umgedeutet, und die Betroffenen werden diffamiert oder ausgegrenzt. Diese Dynamiken sind nicht neu – sie entsprechen klassischen Mustern aus Täterschutzstrukturen. Wer gewaltvolles Verhalten nicht reflektiert, sondern mit moralischer Überlegenheit kaschiert, verhindert echte Veränderung und schadet den Räumen, die wir alle dringend brauchen.
Solidarität muss ehrlich sein
Unsere Kritik richtet sich nicht gegen trans Personen. Sie richtet sich gegen konkret benennbare Verhaltensweisen innerhalb eines aktivistischen Kontexts, der behauptet, für Befreiung zu kämpfen – aber in der Praxis oft Hierarchien, Machtmissbrauch und Ausschlüsse reproduziert. Eine queere, linke Politik, die diesen Namen verdient, muss zuhören können, sich selbst kritisch hinterfragen – und Verantwortung übernehmen, auch (und gerade) wenn es unbequem wird.
Solidarität heißt nicht: Kritiklosigkeit. Solidarität heißt: Konfliktfähig sein, ohne abzuwerten. Verletzungen ernst nehmen, ohne Täter*innen zu schützen. Und sich immer wieder fragen: Für wen machen wir eigentlich Politik – und wer wird dabei übergangen?
Für echte emanzipatorische Räume –
FLINTA*s aus Kassel
