(Grenzgebiet CH/DE) Den kapitalistischen Normalzustand sabotieren – Angriff auf Bahninfrastruktur
Wir haben in der Nacht vom 9. April bei Basel mit mehreren Brandsätzen an verschiedenen Stellen Signal- und Versorgungskabel der Bahn entzündet.
Die Bullen und die Medien haben unsere Aktion bisher verschwiegen.
Gelegen an zwei Ländergrenzen, mit Schiffsverbindungen bis an die Nordsee, einem bestens ausgebauten Schienen- und Strassennetz sowie einem Flughafen ist Basel ein zentraler logistischer Knotenpunkt der Warenströme, die den kapitalistischen Normalzustand am Laufen halten. Da wir sehr wenig von diesem Zustand halten, haben wir ihre Infrastruktur angegriffen, um sie wenigstens für einen kurzen Moment zu unterbrechen.
Unser Angriff richtet sich konkret gegen den länderübergreifenden Schienenverkehr für Güter und Personen und die Zugverbindung zum Hafen Kleinhüningen.
Über Basel führt eine der wichtigsten Nord-Süd Verbindungen Europas. Die Strecke zwischen Rotterdam und Genua ist Teil des Trans-European Tansport Network Programms (TEN-T) und wird ständig fortlaufend ausgebaut. Über die drei Basler Rheinhäfen werden 10% des schweizerischen Aussenhandels abgewickelt. Ungefähr ein Drittel aller Importe von Mineralölerzeugnissen werden hier auf Züge und Lastwagen verladen. Jeder vierte Schiffscontainer auf dem Weg in die Schweiz fährt durch die Basler Häfen. Beladen mit Waren, die aus geplünderten Rohstoffen aus aller Welt gefertigt werden oder Baumaterialien, mit denen immer mehr Autobahnen, Banken und Knäste gebaut, Böden versiegelt und alles Lebendige unter einer dicken Schicht Beton beerdigt wird.
Die in Basel ansässige Pharma- und Chemieindustrie importiert auf diesem Wege ebenfalls Maschinen und Stoffe, die sie für die Herstellung der später auf demselben Weg zu exportierenden Erzeugnisse benötigt. Seien es krebserregende Chemikalien von Syngenta oder krebsbekämpfende Medikamente von Novartis oder Roche, es sind zwei Seiten derselben Medaille. Statt sich ernsthaft der ganzheitlichen Heilung der grösstenteils erst durch den techno-industriellen Komplex hervorgerufenen Krankheiten zu widmen (geschweige denn ihren Ursachen), werden die Menschen an ein Gesundheitssystem gebunden, welches sich in erster Linie daran orientiert, Profite für die Pharmakonzerne abzuwerfen und uns für die Verwertung im Arbeitsalltag fit zu halten.
Für das reibungslose Funktionieren dieses lebenszerstörenden Systems sind die Gütertransportwege von grosser Wichtigkeit. SBB Cargo und DB Cargo profitieren mit ihrer Logistik von Neokolonialismus und Krieg. Sie sind Teil der militärischen Infrastruktur. Die Deutsche Bahn befördert Kriegsmaterial von Bundeswehr und NATO-Armeen. Auf den Schienennetzen wird die tödliche Fracht der Rüstungsindustrie in die ganze Welt transportiert, die für Vertreibung, Landraub, Genozid und die Aufrechterhaltung der herrschenden sozialen Verhältnisse benötigt wird.
Die Industrialisierung und somit die Vertiefung der Machtverhältnisse und Ausbeutungsstrukturen wäre wohl kaum ohne die Erfindung der Eisenbahn möglich gewesen. Bis heute dient diese Technolgie dazu, noch nicht erschlossene Territorien zu kolonisieren und der kapitalistischen Verwertung zugänglich zu machen (z.B. Beteiligung von DB am Projekt «Tren Maya» in Mexiko und an der Schienenverbindung zu einem neuen Tiefseehafen im Osten des brasilianischen Amazonas).
Nun könnte sich die Frage aufdrängen, warum wir ausgerechnet den Schienenverkehr angreifen, wo dieser doch viel klimafreundlicher sein soll als etwa der Strassenverkehr. Vorweg: Autobahnen finden wir auch scheisse. Den «grünen Transformationsprozess» halten wir allerdings für eine verlogene Erzählung, mit der man uns Hoffnung auf eine ökologische Zukunft des Systems zu verkaufen versucht.
Die grüne Fortschrittslokomotive wird uns mit technologischen Lösungen vor der Klimakatastrophe bewahren, heisst es, und: Sie ist CO2-Neutral!
Für uns jedoch ist genau dieser Fortschritt die Katastrophe. Abgesehen davon, dass nicht etwa weniger, sondern immer mehr CO2 in die Atmosphäre gepustet wird, werden im Namen von grüner Energie und klimafreundlicher Mobilität in immer grösserem Ausmass Lithium, Kobalt und seltene Erden abgebaut und somit Öko- und Lebenssysteme zerstört. Der Extraktivismus verwüstet immer grössere Flächen der Erde und ist Teil der selben Megamaschine, die für die meisten Menschen nur eine Existenz im sozialen Elend bereithält. Es ist an der Zeit, die Notbremse zu ziehen.
Noch ein paar Worte zum unterbrochenen Personenverkehr: Gleich neben den Gleisen befindet sich das Gefängnis Bässlergut, wo Menschen in Ausschaffungshaft eingesperrt werden, weil sie sich nicht an die Regeln der kolonialen Weltordnung halten und sich nicht dort in die Warenkette einreihen, wo sie geboren sind. Einige von ihnen befinden sich seit Monaten wiederholt im Hungerstreik, um für Freiheit zu kämpfen.
Diese Kontroll- und Unterwerfungsstrukturen wirken hier, an der deutsch-schweizer Grenze, auch ausserhalb der Knastmauern in Form von regelrechter Menschenjagd. Hier, in der Zone der Personenfreizügigkeit, patroullieren massenweise deutsche Bundesbullen, um zu verhindern, dass das mit der Personenfreizügigkeit falsch interpretiert werden könnte. Denn sie gilt natürlich nicht für alle. Arbeiter:innen und Tourist:innen sollen hier transportiert werden. Wer jedoch die falschen oder keine Papiere hat, dem bleibt das Recht auf eine Zugfahrt von Basel nach Deutschland verwehrt.
Unsere Aktion verstehen wir auch als Teil der Kämpfe gegen das mörderische Migrations- und Grenzregime. Wir sind solidarisch mit allen, die etliche Grenzen überwinden und den Todespolitiken Europas trotzen.
In der Welt, in der wir leben, erzählt man uns, dass all das, was wir oben benannt haben, unabdingbar ist. Dass es zwar an uns ist, das Beste aus dem eigenen Leben zu machen, wir aber – auf uns gestellt – niemals ein so gutes und sicheres Leben führen könnten, wie jenes, das uns vorgegeben wird.
Es gibt aber auch andere Erzählungen. Geschichten von einem Leben ausserhalb der Verwertungslogik, Geschichten von generationsübergreifenden Kämpfen von Communities auf der ganzen Welt gegen Unterdrückung, Ausbeutung und die Zerstörung der Natur. Geschichten von Widerstand, gegenseitiger Hilfe und Fürsorge.
Diese Erzählungen sind nicht nur Ideen, sondern auch Möglichkeiten. Wir glauben an diese Geschichten und wir möchten sie weiterschreiben. Wir wollen das Bestehende angreifen, um Platz für das Mögliche zu machen.
Lasst uns den kapitalistischen Normalzustand sabotieren!
Weder Grenzen noch Nation!
