[Übersetzung] Bekennerschreiben zum Angriff auf das Auto des Ungarischen Botschafters in Athen
Am Morgen des 4. März erwarteten Antifaschist*innen die Ankunft des schwarzen Mercedes des ungarischen Botschafters vor der ungarischen Botschaft in Athen, an der Kreuzung Vassils Konstantinou/Amyda.
Unsere Hämmer, die die Scheiben des Botschaftsfahrzeugs einschlugen, senden eine Botschaft der Solidarität an Maja T. und an alle verfolgten Antifaschist*innen.
Quelle: https://athens.indymedia.org/post/1634443/
Am 6. März beginnt in Budapest der Prozess gegen Maja T., eine* nicht-binäre Antifaschist*in. Es ist ein Prozess, der im Schatten des Konflikts Faschismus gegen Antifaschismus stattfindet, der in Ungarn seit über einem Jahrhundert andauert.
Die Wellen der russischen Revolution von 1917, die fast ganz Europa erfassten, wurden in Ungarn mit der Gründung der sozialistischen Rätedemokratie manifestiert, die 1919 das bürgerliche Regime stürzte. Es bedurfte der Intervention ausländischer Mächte, um die Revolution zu unterdrücken und die Macht an den reaktionären Admiral Miklós Horty abzutreten, der ein autoritäres Regime errichtete. Im Zweiten Weltkrieg stellte sich Ungarn auf die Seite der faschistischen Achsenmächte.
Die scheinbare Niederlage des Faschismus veranlasste das Horthy-Regime zu Geheimverhandlungen mit den westlichen Alliierten. Deutschland nahm diese Entwicklung vorweg, indem es Ungarn 1944 besetzte und ein rein nationalsozialistisches Regime der Pfeilkreuzler installierte.
Der schnelle Vormarsch der Roten Armee im Januar 1945 umzingelte Budapest und hielt Tausende von deutschen SS-Soldaten und ungarischen Pfeilkreuzlern eingekesselt. Als sie im Februar zu fliehen versuchten, wurden sie umzingelt und in einem ungarischen "Meligala" vernichtet. (Schlacht von Meligalas in Südwest Griechenland bei der 1944 die Partisan*innen der ELAS/EAM 700-1000 Faschisten exekutierten - Anm.d.Übers.)
Der Fall des "real existierenden Sozialismus" ermöglichte es den wieder erstarkenden Nazis, den "Tag der Ehre", den Jahrestag der Vernichtung deutscher und ungarischer Nazis, mit Demonstrationen und faschistischen Fanfaren zu begehen.
Anlässlich des Naziaufmarschs 2023 wurden in einer koordinierten Aktion, die offenbar von einer interinationalen antifaschistischen Gruppe durchgeführt wurde, mehrere Nazis in verschiedenen Teilen Budapests angegriffen, wobei neun von ihnen schwer verletzt wurden und die rechtsextreme Orbán-Regierung repressive Maßnahmen gegen die Antifaschist*innen ergriff. Ein Einsatz, der die unverhohlen migrant*innenfeindliche, frauenfeindliche und homophobe Politik des ungarischen Staates widerspiegelt.
Ungarn ist nur ein Beispiel für einen modernen Staat in einer sich ständig verändernden Welt. Es ist keine Ausnahme, sondern eine Vorahnung dessen, wohin sich die Welt der Mächtigen bewegt. Nach dem Ende des kurzen Globalisierungsmärchens vom "globalen Dorf", das ein historisches Kapitel "ohne Grenzen" darstellen würde, scheint die Welt durch eine Reihe aufeinander folgender Krisen in eine neue Phase der Wiederherstellung geschlossener nationaler Grenzen einzutreten - Festungen, technologische Aufrüstung, Militarismus, Intoleranz, Rassismus. Dieser Prozess setzt eine Verschiebung des politischen Spektrums immer weiter nach "rechts" voraus und begünstigt sie.
Fast alle Großmächte werden heute entweder von autoritären Regimen regiert oder von Regierungen, die unter der Last der aufstrebenden extremen Rechten zu kämpfen haben und eine neoliberale, rassistische und einwanderungsfeindliche Politik betreiben. Das Bild eines der wirtschaftlich und politisch mächtigsten Menschen der Welt, der die Menge mit einem Hitlergruß begrüßt, bringt einen Aspekt der gegenwärtigen Zeit auf erschreckende Weise auf den Punkt.
Aber wie jede Epoche hat auch diese mehr als eine Seite. Der globale antifaschistische, antistaatliche und antikapitalistische Widerstand ist immer noch präsent. Die Herrschaft bleibt nicht unwidersprochen und versucht sich aus Angst vor dem inneren Feind zu schützen. Unsere Aktion ist als Beitrag zum internationalen Mosaik des Widerstands auch ein internationalistisches Kampfsignal an alle Kräfte des radikalen Antifaschismus. Die großen Mobilisierungen in Griechenland gegen das staatliche Verbrechen von Tempi, wo Faschisten aller Art sich entweder nicht zu zeigen wagten oder dort geschlagen wurden, wo sie den Fehler machten aufzutauchen, ist eine weitere hoffnungsvolle Botschaft, dass nichts Schicksal ist, dass die Geschichte von der Welt des Widerstands geschrieben werden kann.
Auf diese Seiten der Geschichte stehen die Antifaschist*innen aus Deutschland, Italien, Albanien und Syrien, die der Repression der rechtsextremen Orbán Regierung zum Opfer fielen und in Deutschland, Italien und Frankreich in Geiselhaft sitzen.
Maja T. wurde von Deutschland in einem Schnellverfahren ausgeliefert. Bei einer der ersten Anhörungen vor einem ungarischen Gericht im Februar verteidigte Maja sein*ihr antifaschistisches Engagement und seine*ihre nicht-binäre Identität.
Am Morgen des 4. März erwarteten Antifaschist*innen die Ankunft des schwarzen Mercedes des ungarischen Botschafters vor der ungarischen Botschaft in Athen, an der Kreuzung Vassils Konstantinou/Amyda.
Unsere Hämmer, die die Scheiben des Botschaftsfahrzeugs einschlugen, senden eine Botschaft der Solidarität an Maja T. und an alle verfolgten Antifaschist*innen.
FÜR DEN MILITANTEN ANTIFASCHISMUS
FREIHEIT FÜR MAJA T.
SOLIDARITÄT MIT DEN 2 ANTIFASCHIST*INNEN, DIE WEGEN DER ANGRIFFE AUF DIE BÜROS DER GOLDENEN MORGENRÖTE VERFOLGT WERDEN
EHRE FÜR ALLE ZEITEN DEM ANARCHISTISCHEN REVOLUTIONÄREN BEWAFFNETEN KÄMPFER KYRIAKOS XYMITIRIS
