Outcall gegen das Bündnis "feminism unlimited" (8. März Demo Berlin)
+++BITTE WEITER VERBREITEN+++
[CN: Queerfeindlichkeit, Transmisogynie, Mobbing, Rassismus, anti-palästinensischer Rassismus]
Als Gründungsmitglied des Israel solidarischen 8. März Bündnis "feminism unlimited" musste ich miterleben, wie dieses Bündnis von antideutschen TERFs übernommen und alle genderqueeren Personen und alle queerfeministischen Personen aus dem Bündnis herausgedrängt wurden.
Die im Bündnis verbliebene Anti-D Fraktion verhielt sich permanent krass diskriminierend, nicht nur uns genderqueeren Personen (und queerfeministischen) Mitgliedern gegenüber, sondern auch nach außen.
Wir erlebten Queerfeindlichkeit, Transmisogynie, Sexismus, Klassismus, Feindlichkeit gegen Sexarbeitende, anti-muslimischen Rassismus, anti-palästinensischen Rassismus, Mobbing und noch ganz viel andere Scheiße.
Unser Erlebnis im Bündnis war eine absolute Horror Show und für manche von uns eine sehr traumatisierende Erfahrung.
Jedesmal, wenn eine Person aus unserer queerfeministischen Fraktion Kritik äußerte, eigene Betroffenheiten benannte oder andere Betroffene in Schutz nahm, wurde sie dafür von der Anti-D Fraktion fertiggemacht und aus der Gruppe gedrängt. Teilweise geschah dies durch Mobbing, teilweise sogar durch direkten Ausschluss.
Jede einzelne genderqueere Person wurde aus dem Bündnis gedrängt.
Jede einzelne queerfeministische Person wurde aus dem Bündnis gedrängt.
Bis heute wurde nichts davon aufgearbeitet, da sich die im Bündnis verbliebene Anti-D Fraktion dieser Aufarbeitung verweigerte.
Deshalb nun dieser öffentliche Text.
Das gerade war die wütende Zusammenfassung, was nun folgt ist der ausführliche Text mit dem Versuch einer sachlichen Schilderung der Ereignisse:
Das "feminism unlimited" Bündnis wurde letztes Jahr relativ kurzfristig vor dem 8. März in Opposition zu Palästina solidarischen feministischen Bewegungen innerhalb Berlins gegründet.
Das Orgateam war ein zusammengewürfelter Haufen von linken, Israel solidarischen, feministischen Menschen die sich spontan zusammenfanden.
Relativ schnell bildeten sich innerhalb des Orgateams zwei, in Konflikt stehende, Lager.
Ein queerfeministisches Lager und ein eher klassisch anti-deutsch geprägtes Lager.
["klassisch anti-deutsch" ist hier nur eine ungefähre Beschreibung.
Facetten sind nicht einberechnet, ich weiß auch mit nicht ob alle von denen sich selbst so einordnen würden.
Mitgliedsausweise für die Lager gab es auch nicht.
Ich habe diese Tendenzen so wahrgenommen und der Einfacheit halber werde ich dieses Lager im Rest des Textes so bezeichnen]
Im queer feministischen Lager befanden sich alle genderqueeren Personen des Orgateams und mehrere cis-Frauen.
Das "Anti-D" Lager bestand aus cis-Frauen und cis-Männern die dem Queerfeminismus (und Identitätspolitik im Allgemeinen) kritisch bis teilweise sogar feindlich gegenüber stehen.
Das war der Grund warum im Aufruf vom letzten Jahr das Wort "Queer" immer in Klammern geschrieben wurde:
"(queer) feministisches Bündnis".
Ein Kompromiss den wir als queerfeministisches Lager aushandeln konnten damit das Wort queer dort überhaupt stehen durfte.
(Im Aufruf von diesem Jahr kommt das Wort queerfeministisch gar nicht mehr vor).
Im ersten, von der Anti D-Fraktion eingebrachten, Entwurf für den Demoaufruf ging es nur um Sexismus gegen cis-Frauen, Islamismus und Antisemitismus, es wurde immer nur von "Frauen" (anstatt von FLINTA) gesprochen.
Jede Stelle im letztjährigen Aufruf in der es um queere Menschen, Queerfeindlichkeit, Transfeindlichkeit, Rassismus und antimuslimischen Rassismus ging, musste ich selbst im Pad hinzufügen und "Frauen" mit "FLINTA" austauschen.
Manche dieser Änderungen mussten gegen Widerstand durchgesetzt werden.
Sexarbeit:
Da sich über unseren Instagram Kanal Sexarbeitende bei uns meldeten und um unsere Positionierung zu dem Thema baten (um zu wissen, ob sie sich bei der Demonstration sicher fühlen können) mussten wir das Thema Sexarbeit besprechen.
Daraus wurde ein Streit, in dem wir Personen aus der Anti-D Fraktion als übergriffig empfanden.
Da wir nur ca 5 Wochen Zeit hatten um die Demo zu organisieren mussten viele Sachen per Chat-Gruppe diskutiert und sogar beschlossen werden (Horror).
Obwohl sich von mehreren FLINTAs gewünscht wurde, dass cis-Männer sich bei dieser innerfeministischen Diskussion über Sexwork zurückhalten, nahmen diese sehr viel Raum in der Diskussion ein.
Mehrmals wurde dabei sogar ein Sexkaufverbot gefordert.
Das fanden wir sehr krass, weil durch diese staatliche Repression Sexarbeiter*innen in die Illegalität getrieben und dadurch noch mehr Gefahr ausgesetzt werden.
Stellenweise diskutierte sogar eine Person mit, bei der sich dann rausstellte, dass sie gar nichts mit dem Bündnis zu tun hatte, sondern nur eine Freundin von einem der Anti-D Dudes war und sich unter falschen Vorgaben in die Orga Chat Gruppe eingeschleust hatte.
Klassismus:
Später einigten wir uns dann, durch Kompromisse, auf eine Stellungnahme unseres Bündnisses zum Thema Sexarbeit.
Dabei wurde uns verboten das Wort Klassismus zu benutzen.
Eine Person aus der Anti-D Fraktion erklärte, dass das eine "zu schwammige Kategorie" wäre und gab ein Veto. Mehrere, selbst von Klassismus betroffene Personen erklärten ihr, dass sie es sich wünschen würden diesen Begriff zu benutzen, weil sie ihn als empowernd empfinden, die Person rückte trotzdem nicht von ihrem Vero ab. Die Person, die dieses Veto gab, hat selbst keinen Bezug zu Klassismus.
Das empfanden wir als ungerecht und eben als... klassistisch.
Sexismus/Queerfeindlichkeit:
Als eine FLINTA-Person aus unserer queerfeministischen Fraktion öffentlich, unter Protest (indem sie erklärte, dass sie die Queer-Feindlichkeit nicht mehr aushält) aus dem Bündnis austrat, wurde sie dafür im Chat an den Pranger gestellt. Anstatt ihre Kritik zu hören wurde nur ihre Kritik kritisiert.
Das empfanden wir nicht nur als queerfeindlich sondern auch als sexistisch:
Ein cis-Mann der angepisst ist, ausfallend und beleidigend wird als er unter Protest die Gruppe verlässt weil er sich aufregt, dass sich gewünscht wurde dass sich cis-Männer bei der Sexwork Diskussion zurückhalten sollen, wurde für sein aggressives Verhalten ernst genommen und bekam dafür von der Anti-D Fraktion Unterstützung.
Eine FLINTA Person, die sich trotz emotionaler Betroffenheit mega Mühe gibt ihre Kritik sachlich zu formulieren, wird nicht ernst genommen und bekommt für ihre Kritik nur Anfeindungen.
Transfeindlichkeit:
Während der Demonstration wurde eine Transfrau, die für uns eine Rede hielt, von der Lauti Moderation öffentlich misgendert und transfeindlich beleidigt.
Nachdem diese Transfrau sich später öffentlich dazu äußerte und unser Bündnis dafür kritisierte, reagierte die Anti-D Fraktion mit großer Wut.
In der Chat Gruppe der Social Media AG planten sie diese Transfrau über unseren Instagram Kanal öffentlich anzugreifen.
Dies konnte nur unterbunden werden, indem ich ein Veto gab.
Die für den Vorfall verantwortliche Lauti Moderatorin erklärte, dass sie zwar nur einen Witz hatte machen wollen aber Verständnis dafür habe, dass die von ihr angegriffene Person "hypervigilant" (überempfindlich) darauf reagiere und schlug vor, dass wir ihr als Bündnis genau das schreiben (also dass das nur witzig gemeint war und sie "hypervigilant" darauf reagiere, wir uns aber trotzdem bei ihr entschuldigen).
Ich erklärte wieso alles was hier gerade passiert übertrieben transfeindlich ist.
Die Lauti Moderatorin erklärte daraufhin, dass mein Vorwurf sie sehr kränken würde, da sie schon sehr viel für Transpersonen getan hätte, sogar mit Transpersonen befreundet ist und somit ganz bestimmt nicht transfeindlich sein könne.
Ich weiß, dass das zu absurd klingt um wahr sein zu können aber genau so ist das leider abgelaufen.
Wortwörtlich.
Um keine Einzelpersonen (um die ist ja auch nicht geht) bloßzustellen werden hier vorerst keine Screenshots aus Bündnis internen Chats gepostet.
Nationalfahnen:
Die Anti-D Fraktion stellte sich gegen ein Verbot von Nationalfahnen mit der Begründung, dass wir jüdischen Menschen nicht verbieten können eine Israelfahne zu tragen.
Palästina Fahnen und Küfiyas sollten verboten werden.
Dass, wenn das eine erlaubt ist auch das andere erlaubt sein muss, mussten wir gegen Widerstand durchsetzen.
Jeder Vorschlag zur Zusammenarbeit mit BIPoC Organisationen wurde von der Anti-D Fraktion mit Verweis auf deren fehlende Israel Solidarität abgelehnt.
Kollektivbestrafung der Bevölkerung Gazas wird gefordert:
Zwei unserer Redner*innen teilten uns mit, dass sie ein Problem mit den öffentlichen Aussagen einer anderen Rednerin haben.
Es ging um einen Twitter Post, in dem geschrieben wurde:
"I support the war in Gaza because the mindset leading to the horrors of Oktober 7 must be eradicated".
Das las ich als Forderung nach einer Kollektivbestrafung der Bevölkerung Gazas.
Da die Diskussion darüber in der Chat Gruppe einer AG stattfand, in der nicht alle mitlesen konnten, schlug ich vor, die Diskussion in die Hauptchat Gruppe zu verlagern.
Dies wurde mir verboten und auf das Mandat der AG verwiesen.
Ich setzte mich über dieses Verbot hinweg und postete die Infos in der Hauptchat Gruppe, um Transparenz zu schaffen.
Im Hauptchat konnte erwirkt werden die Sache beim nächsten Plenum zu besprechen. Dort wurde dann beschlossen die Person auszuladen.
Die Anti-D Fraktion, die bei dem Plenum nicht anwesend war, benutzte dieses Handeln von mir später als Begründung für meinen Ausschluss (ich hätte mich autoritär verhalten, indem ich das Mandat einer AG übergangen hab).
Transmisogynie, Qeerfeindlichkeit, Mobbing:
Als eine Person aus unserer Fraktion innerhalb einer Bündnis AG erklärt, dass sie sich getriggert fühlt weil jemand aus der Anti-D Fraktion sich transmisogyn verhält, wurde die betroffene Person aus der AG ausgeschlossen.
Erstes Nachtreffen:
Um das Gelingen der Demo nicht zu gefährden stellten wir all die Verletzungen und Diskriminierungen, die wir erlebten, zurück, in der Hoffnung, es nach der Demo (wenn sich die Gemüter beruhigt haben) besprechen zu können.
Das war leider eine falsche Hoffnung.
Es gab ein erstes Nachtreffen.
Als die Person, die für das Benennen von Transmisogynie aus der AG gemobbt wurde, dort unter Tränen von dieser Situation berichtete, wurde nicht nur unempathisch sondern sogar absichtlich verletzend reagiert.
Die Person wurde unterbrochen und ihr wurde das Wort verboten mit der Begründung, dass die Person hier gerade zu viel Raum einnehmen würde.
Ab diesem Zeitpunkt war ich so wütend und enttäuscht, dass ich mich dazu entschied, die weitere Arbeit des Bündnisses durch Vetos so lange zu blockieren, bis die ganze Scheiße, die passiert ist, aufgearbeitet wurde.
Dafür bekam ich noch mehr Anfeindungen ab.
Es sollte ein abschließender Instagram Post gemacht werden, ich erklärte aber, dass wir erstmal unsere internen Probleme klären müssen, bevor wir uns wieder nach außen wenden.
Ich verwies dabei auf das nächste Nachtreffen mit der naiven Vorstellung, dort irgendwas klären zu können.
Letztes Nachtreffen:
Das war für mich selbst der schmerzhafteste Moment meiner Zeit bei "feminism unlimited".
Fast alle anderen Leute aus der queerfeministischen Fraktion waren bereits aus dem Bündnis herausgedrängt worden oder hatten einfach keine Kraft mehr, zu diesem Nachtreffen zu gehen.
Sie rieten mir auf meine psychische Gesundheit zu achten und das auch nicht zu tun.
Ich ging trotzdem hin, was im Nachhinein betrachtet eine dumme Idee war.
Die Anti-D Fraktion hatte sich bereits abgesprochen und alles orchestriert.
Ich verlangte nun endlich über all die Queerfeindlichkeit, die passiert ist, zu reden.
Das wurde verweigert.
Die zuvor genannte Lauti Moderatorin war nicht anwesend aber ließ einen Brief verlesen, in dem sie meinen Ausschluss forderte.
Ich befand mich in einer krassen Mobbing-Situation, in der die Anti-D Fraktion extrem aggressiv auf mich einredete und von mir forderte das Bündnis zu verlassen.
Ich nahm die Stimmung als sehr hasserfüllt war und hatte das Gefühl, stellvertretend für meine Fraktion bestraft zu werden.
Ich erklärte dass wir es am gerechtesten finden würden, wenn wir die Spaltung einfach öffentlich machen und das Bündnis aufteilen.
Dies wurde verweigert und die Anti-D Fraktion übernahm das Bündnis und änderte alle Passwörter unserer social Media Kanäle.
Nach meinem Ausschluss verließen auch alle noch übrig gebliebenen Genoss*innen aus der queerfeministischen Fraktion das Bündnis.
Bis heute wurde nichts davon aufgearbeitet, da sich die im Bündnis verbliebene Anti-D Fraktion dieser Aufarbeitung verweigerte.
Deshalb nun dieser öffentliche Text.
Die Zeit in diesem Bündnis war für mich und die anderen Leute aus der queerfeministischen Fraktion eine krasse Shitshow und für manche von uns sehr traumatisierend.
Da meine Genoss*innen keine Kapazitäten bzw Nerven mehr haben ihre Auseinandersetzung mit diesem Bündnis öffentlich zu führen, musste ich diesen Text alleine schreiben.
Meine Genossis haben damit nichts zu tun, ich werde alle Konsequenzen für dieses Statement selbst tragen.
Ich bin mir sicher, dass das Bündnis meine Kritik nicht annehmen wird.
Falls sie antworten, werden sie probieren zu individualisieren und versuchen ihr strukturell diskriminierendes Verhalten als persönlichen Streit darzustellen.
So wurde von ihnen bisher mit jeder Kritik umgegangen.
Für mich ist die Sache hiermit endgültig abgeschlossen und ich habe von mir aus kein Bedürfnis noch mehr dazu zu schreiben.
Nur falls das Bündnis hierauf mit Falschbehauptungen oder Lügen antworten sollte, würde ich noch mal eine Richtigstellung schreiben und falls nötig auch Screenshots aus den Chat Gruppen posten.
Diesen Outcall zu veröffentlichen ist das Ergebnis eines langen Entscheidungsprozesses, da ich mir bewusst bin, dass ich mich hiermit öffentlich in eine potentielle Mobbing Situation begebe.
Ich habe mich nun (deshalb auch erst so kurz vor der Demo) trotzdem dafür entschieden, damit die Leute wissen, wofür dieses Bündnis steht.
Mir ist klar, dass wir als Linke in diesen beschissenen Zeiten eher weniger als mehr Spaltung brauchen, aber ich denke inzwischen, dass diese Demo mehr Spaltung bedeutet. Mittlerweile schließe ich mich der öffentlichen Reaktion, unsere Demo sei die "weiße Spaltungsdemo" gewesen an.
