Zum politischen Nutzen von social media ( Artikelsammlung )
[Verse 1]
I am gross and perverted
I'm obsessed 'n deranged
I have existed for years
But very little has changed
I'm the tool of the government
And industry too
For I am destined to rule
And regulate you
[Verse 2]
I may be vile and pernicious
But you can't look away
I make you think I'm delicious
With the stuff that I say
I'm the best you can get
Have you guessed me, yet?
I'm the slime oozin' out
From your TV set
Frank Zappa - I'm the Slime
Es gibt über dieses Thema bzw. Themen viel zu schreiben und zu lesen.
Ich habe erstmal einige Artikel zum Einstieg gesammelt um die Nutzer*innen der großen, kommerziellen Plattformen zu inspirieren und zum nachdenken anzuregen.
Den technologischen Angriff zu kontern, muss nicht zwingend bedeuten, eine Art von Gegenangriff zu starten! Es kann auch völlig ausreichen, je nach individueller oder kollektiver Neigung, das Feld zu verlassen. Zu Desertieren um eigene selbstbestimmte, dezentrale Netzwerke aufzubauen.
Es gibt jetzt schon einige die ohne größere technisches Skills genutzt werden können. Ein pragmatischer Kompromiss wäre es auch fürs erste zweigleisig zu fahren. Wenn die eigene insta-community partout nicht wechseln will - spiegelt auf indymedia eure Gruppenstatements und Beiträge und schaltet die Ergänzungsfunktion frei. Betreibt eine verschlüsselte Email-Kontaktmöglichkeit als Zusatz. Oder Andersrum, Schwerpunkt der digitialen Kommunikation ist z.B. mastodon - und instagram wird nur noch als zweit-adresse zum spiegeln genutzt. So oder so. Lieber breit und dezentral statt sich von einem kapitalistischen Monopol abhängig machen. Es gibt eine ganze Welt zu entdecken.
Die Frage nach dem politischen Nutzen wird u.a. in den gesammelten Artikeln diskutiert. Kurz gesagt: Je nach Plattform überwiegen die negativen Effekte, die Stärkung emanzipatorischer Themen findet nicht wie erhofft statt.
Lassen wir die kapitalistischen Plattformen und ihr Spektakel hinter uns!
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Disclaimer: Nicht jede Aussage in den Artikeln würde ich so unterschreiben.
Als Appetithäppchen hab ich Ausschnitte hier reingestellt, die ich besonders hervorstechend fand. Auch falls mensch keine Kappas hat um alles zu lesen... Die komplette Lektüre ist aber durchaus zu empfehlen. Teilweise gehen die Artikel auch noch um andere Themen.
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Wir bewegen uns in einer immer enger geschnürten Umwelt technischer Manipulation. Das ist nicht wirklich ein Geheimnis und sollte spätestens seit dem Skandal um das Unternehmen Cambridge Analytica jedem politisch interessierten Menschen bewusst sein. Ausgerechnet die sich emanzipatorisch nennende Linke hat zu diesen neuen Formen von Macht allerdings bisher nur wenig zu sagen. Das frappiert um so mehr, als dass der Antifaschismus eigentlich zum Kerngeschäft dieses Teils der Linken gehört. Das Aufkommen der Manipulationsinfrastrukturen des Digitalen Kapitalismus war für faschistische Bewegungen ein Geschenk von historischem Ausmaß. Autoritäre und Menschenfeinde aller Art sind in den letzten Jahren auch in demokratisch organisierten Staaten an die Schlüsselpositionen der Macht gelangt. Eine Ursache dafür ist, dass wir einige Jahre zuvor die Grundlagen unseres sozialen Miteinanders einer kleinen Gruppe von Technologiekonzernen zur freien Verfügung überantwortet haben, in einem Akt der kollektiven Unterwerfung. Diese Technologiekonzerne unterliegen aber, man hätte es damals nicht ahnen können, den Notwendigkeiten der Kapitalverwertung und machen die ihnen zur Verwaltung überlassenen Beziehungen zu eben diesem Zweck fruchtbar. Die Förderung faschistischer Bewegungen ließ sich dabei zwar lange Zeit nicht als bewusst verfolgte politische Intention ausmachen, sie ergab sich aber ganz organisch aus der Verfolgung des Unternehmenszwecks.
https://tsveyfl.de/tsveyfl3-1 - die freiheit, die sie meinen
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Erstens ist dies die Erfahrung einer historischen Zäsur. Was im Zuge der Corona-Pandemie an neuen sozialen Maßstäben, staatlichen Herrschaftstechniken und rechtlichen Dammbrüchen in einer wilden wie brutalen Attacke insbesondere den westlichen Gesellschaften mit einem Restbestand bürgerlicher Zivilisation durch die herrschende Politik aufgezwungen wurde, läutet ein neues Zeitalter der Herrschaft ein, die danach trachtet, sich technisch zu perfektionieren. Diese Attacke, die auf die Seelen der Menschen selbst zielt, war recht erfolgreich und hat eine historisch neuartige Verwüstung hinterlassen, deren Kennzeichen es ist, dass von nun an zwei verschiedene Wirklichkeiten existieren, die in jeder Hinsicht fundamental von einander getrennt sind: eine dominante Wirklichkeit, in der sich die neuen Paradigmen der Herrschaft und ihre Technologien ungehemmt entfalten, und eine mit allen Mitteln von der Herrschaft bekämpfte Wirklichkeit eines Lebens, das sich der Techno-Herrschaft des Zombie-Kapitalismus zu entziehen gedenkt. Das Manifest spricht daher treffend von einem „Schisma“, in dessen Folge sich die verschiedenen Parteien, in unterschiedlichen Welten lebend, nichts mehr zu sagen haben. Wer nicht verstanden hat, wie radikal dieses Schisma ist und welche Konsequenzen für die politischen Praxis daraus folgen, hat gar nichts verstanden.
https://knack.news/11094 - das progressive ticket
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Die Neuen Medien verstärken die genannten Prozesse. Zum einen, weil sie noch mehr als die Alten zur Monopolisierung neigen. Joseph Vogl vergleicht sie mit der holländischen Vereenigden Oostindischen Compagnie oder der britischen East India Company, die auf die „Ausschaltung von Konkurrenz und eine Monopolisierung des Fernhandelns ausgerichtet waren und dabei private Geschäftstätigkeiten mit hoheitlichen Kompetenzen, Kapitalinteressen mit der Ausübung von Souveränitätsrechten verknüpften“ (Vogl 2021, 103). Der „private Merkantilismus“ der Plattformindustrie zielt mit seinen Investitionen auf Monopolisierung, Beschränkung von Wettbewerb „und die Beherrschung sozialer Infrastruktur“ (103). Zum andern, weil „die algorithmische Zeichenstruktur in der Interpretation und Objekt zusammenfallen, Bedeutungsrelationen in Bezeichnungsrelationen aufgehen und Interpretation zugleich Determinationen sind“ (135) dazu geführt haben, dass die „crossmediale Verblödung“ (Metz/Seeßlen 2022, 7) im „kapitalistischen Surrealismus“ von Korrelationen und Scheinevidenzen beherrscht wird. „Das bedeutet einerseits, dass man im „Zeitalter von Petabytes“ und Clouddiensten auf jegliche Intervention von Erklärungen, Kausalitätsfragen, Rechtfertigungen und reflektierenden Subjekten verzichtet. (Vogle 2021, 136) Oder mit dem ehemaligen Focus-Herausgeber Markwort, in der Sprache der alten Medien, gesprochen: „Fakten, Fakten, Fakten und immer an die Leser denken“.
https://kontrapolis.info/14252/ - das ende von 68
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Die Frage ist daher nicht, ob wir etwas zu verbergen haben, sondern ob und wie wir uns manipulieren lassen. Oder anders rum gefragt: würden alle Bundesbürger täglich beim Nachhausekommen ihren Briefkasten aufgebrochen, die Post geöffnet, in die Wohnung eingebrochen und alle Sachen durchwühlt vorfinden, es gäbe sofort einen gewaltigen (medialen) Aufschrei und massive Proteste. Im Reich des Digitalen ist Vergleichbares gängige Praxis, doch es regt sich so gut wie kein Widerstand. (...)
Ein weiterer Punkt: Die Zirkulation von Inhalten in den dichten, intensiven Netzen der globalen Kommuniaktion entbindet die Akteure der obersten Ebene (Unternehmer, Institutionen..) auf Protest und Widerstand zu reagieren. Anstatt auf die Botschaften von Aktivisten und Kritikern zu antworten, kontern sie mit eigenen Beiträgen zum zirkulierenden Kommunikationsfluss, in der Hoffnung, dass ein ausreichendes Volumen ihren Beiträgen Dominanz oder Klebrigkeit verleiht. Die Verbreitung, Verteilung, Beschleunigung und Intensivierung des kommunikativen Zugangs führt zur Überforderung mit der Verarbeitung der Informationen.
Viele Initiativen legen den Schwerpunkt der Kommunikation auf social Media und sind über konventionelle Kontaktmöglichkeiten, wie Webseiten oder via email nicht oder nur schlecht erreichbar.
https://kontrapolis.info/12572/ - warum widerstand im digitalen kapitalismus so schwierig ist
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Wir wollen an dieser Stelle drei Punkte ausmachen, die sich aus unserer Perspektive an einer technologie-unkritischen bzw. kompromissorientierten Haltung problematisieren lassen und sie nachfolgend entkräften: 1. Politische Praxis bedeutet hauptsächlich Mobilisation und Post-Produktion auf Sozialen Netzwerken, 2. Das höhere (politische) Ziel macht Kompromisse im Gebrauch von Technologien notwendig, 3. Kämpfe, die sich auf digitale Autonomie, Privacy/Anonymity und digitale Selbstverteidigung beziehen, seien abgekoppelt von einem allgemeinen ’politischen’ Kampf.
(...)
Solange wir es nicht schaffen, unsere eigenen (online und offline) Netzwerke aufzubauen und Beziehungen zu etablieren, die es ermöglichen, sich einer kapitalistischen und staatlichen Logik der Kontrolle zu entziehen, erdrückt uns die Totalität des Spektakels. Wer die Allgegenwärtigkeit der staatlichen und kapitalistischen Kontrolle und die Möglichkeiten, sich ihr zu widersetzen, nicht wahrnimmt, verkennt sowohl die komplexen Mechanismen moderner Herrschaftslogiken als auch die Potenziale, die sich in ihrer Gegenbewegung finden lassen. Im technologischen Angriff handelt es sich nicht um eine abstrakte Gefahr ferner totalitärer Dystopien, sondern um konkrete, materielle und alltägliche Einschnitte in unsere Leben. Den Aufruf, sich zu entziehen, zu löschen, zu unterbrechen und zu kontern, in seiner Schwere zu erkennen, heißt beginnen, sich zu wehren und die spezifischen Punkte des Gegen-Angriffs auszumachen.
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