[Kolumbien] Wie steht es um die FARC-EP, Zweites Marquetalia?

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Aktuell ist die Guerilla der FAC-EP, Zweites Marquetalia, in der Öffentlichkeit aufgrund der beginnenden Friedensverhandlungen mit der kolumbianischen Regierung sehr präsent. Wir werfen einen Blick auf die Guerilla.

Aktuell ist die Guerilla der FAC-EP, Zweites Marquetalia, in der Öffentlichkeit sehr präsent. Dabei sah es in der zurückliegenden Zeit, neben den Gerüchten um den Gesundheitszustand vom Oberkommandierenden Iván Márquez, eher ruhig aus. Tatsächlich stand das Zweite Marquetalia im Schatten der anderen FARC-EP, dem Zentralen Generalstab. Die hatten in den letzten beiden Jahren zusehends die politisch-militärische Initiative ergriffen und konnten ihre Strukturen stark ausbauen. Das Zweite Marquetalia wähnte sich im Halten ihrer Territorien, teilweise mit Unterstützung der ELN, die mittlerweile sehr stark kooperieren und regionale Bündnisse eingegangen sind. Hauptziel war ihr Feind der FARC-EP, Zentraler Generalstab, die durch ihr Erstarken in territoriale Konflikte mit ELN und dem Zweiten Marquetalia geriet.

In der politischen Außendarstellung hingegen war die FARC-EP, Zweites Marquetalia, wesentlich effektiver. Zum einen hängt dies mit Iván Márquez als politischen Kopf zusammen. So gab es neben Webseite, sozialen Netzwerken und internationalen Beziehungen permanent den Versuch, die sozialen und politischen Organisationen zu erreichen. Der Zentrale Generalstab veröffentlichte auch eine Reihe von Kommuniqués und war in der Öffentlichkeit präsent, doch der Fokus lag hier vor allem im militärischen Bereich. In der organisatorischen Zusammensetzung und in der Außendarstellung kann dem Zweiten Marquetalia eindeutig die politische Komponente zugesprochen werden. Nun gewinnt dies durch den Friedensprozess an Fahrt.

In einem Neun-Punkte-Kommuniqué haben die beiden Delegationen die Hauptachsen des Verhandlungsprozesses dargelegt. In diesem Kommuniqué wurde die Initiative des Zweiten Marquetalia über das Beenden der Gefangennahmen aufgrund wirtschaftlicher Interessen positiv hervorgehoben, wobei sich die nationale Regierung verpflichtete, „Maßnahmen zur Stärkung der Deeskalation des Konflikts in Gebieten zu ergreifen, in denen diese Struktur vorhanden ist.“ Die grundlegenden Punkte der Dialog- und Verhandlungsagenda sind vor allem die „Deeskalation des Konflikts und Erschließung der Friedensgebiete“, „Aufbau von Friedensterritorien“, „die Opfer als ein sich wandelndes soziales Subjekt“, „die Bedingungen für eine friedliche Koexistenz“ sowie die „Umsetzung und Verifizierung des Vereinbarten“.

In dem Kommuniqué werden zudem die Gründe für die Wiederaufnahme des bewaffneten Kampfes genannt, die in der noch jungen Historie eine wesentliche Rolle spielen. Es wird auf die Sackgasse und die Nichteinhaltung des Friedensabkommens von 2016 verwiesen. In diesem Punkt ist es wichtig, die Rolle hervorzuheben, die die Veröffentlichung des Forschungsberichtes der internationalen Menschenrechtsexpertin Antonia Urrejola, über die Hindernisse bei der Umsetzung des Friedensabkommens, einnahm. Es bestätigte sich, dass ein „agent provocateur“ im Fall der Verhaftung von Santrich, dem ehemaligen Kommandierenden der FARC-EP, eingesetzt wurde, und bestätigte, wie die von Nestor Humberto Martínez geleitete Generalstaatsanwaltschaft verschiedene Unregelmäßigkeiten beging, indem sie „zwei spezielle Ermittlungstechniken genehmigte: einen verdeckten Ermittler und eine kontrollierte Lieferung von Kokain“.

Diese Nichteinhaltung und die Verfolgung der sich entwaffneten Guerillamitglieder sorgten für die Wiederbewaffnung. Dabei gab es am Anfang sogar Kontakte zu Gentil Duarte von der FARC-EP rund um die 1. und 7. Front, die damals dabei waren, den Aufbau der FARC-EP voranzutreiben. Die 1. Front seilte sich bereits während der Friedensverhandlungen ab und bleib als FARC-EP erhalten. Doch ein Zusammenkommen gab es zwischen beiden Fraktionen nicht. Iván Márquez, der eine vereinte Guerilla unter seinem Kommando wollte, wurde von den Personen um Gentil Duarte als Verräter angesehen, war er es doch, der als Leiter der Friedensdelegation der FARC-EP auch für ihren Untergang verantwortlich war. So gingen beide Fraktionen verschiedene Wege und standen fortan im Bruderkampf gegeneinander.

Derzeit ist die FARC-EP, Zweites Marquetalia, in mehr als 65 Gemeinden des Landes präsent. Somit erhöhte sich laut der Stiftung Fundación Paz & Reconciliación die Präsenz der aufständischen Organisation auf 11 Gemeinden mehr als im Vorjahr. Dabei ist sie insbesondere in 12 Provinzen des Südens und Ostens Kolumbiens präsent. Das Zweite Marquetalia verfügt über drei große Strukturen: die klassische FARC-EP, Zweites Marquetalia, im Nordosten und kleinen Regionen des Landes sowie die beiden mit ihr alliierten Koordinationsgruppe der Pazifik-Guerilla und die Bolivarischen Grenzkommandos, die sich als einer der dominierenden Akteure in der Pazifikregion Nariño konsolidierten und die Grenzkommandos, die im Amazonasgebiets, insbesondere in Putumayo, Einfluss haben.

Es ist wichtig hervorzuheben, dass es dem Zweiten Marquetalia gelungen ist, ihre Präsenz in Gebieten wie der pazifischen Region Nariño zu verstärken, dank der Allianzen und Verbindungen, die das Koordinationskomitee der Pazifik-Guerilla mit einer Front der ELN geschaffen hat. Allianzen gibt es auch im Nordosten des Landes, so in der Provinz Arauca. Nur Dank dieser Allianzen ist das Zweite Marquetalia in einer guten politisch-militärischen Position, um auch in Friedensgesprächen ernst genommen zu werden. Bisher scheinen alle Strukturen auch vereint an einem Strang zu ziehen, ob gleich die Möglichkeiten von Spaltungen, wie im Zentralen Generalstab, auch hier bei den Strukturen wie den Grenzkommandos möglich sind.

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