RIP Außenspiegel – Der Versuch einer Einordnung des Tag X in Bremen
Im folgendem Text versuchen wir – die Genoss*innen, die den Tag X in Bremen zum Prozessende des Antifa-Ost-Verfahrens geplant haben – die Demonstration einzuordnen, Schlüsse daraus zu ziehen und einen Ausblick auf die Zukunft zu geben.
RIP Außenspiegel – Der Versuch einer Einordnung des Tag X in Bremen Im folgendem Text versuchen wir – die Genoss*innen, die den Tag X zum Prozessende des Antifa-Ost-Verfahrens geplant haben – die Demonstration einzuordnen, Schlüsse daraus zu ziehen und einen Ausblick auf die Zukunft zu geben. Am 31.05.2023 gab es am Tag der Urteilsverkündung im Antifa-Ost-Verfahren eine wütende Demonstration im Bremer Viertel, an der etwa 400 Genoss*innen teilnahmen. Wir hatten diese Demonstration bewusst nicht angemeldet. Zum einen, weil wir die Kooperation mit eben jenen Repressionsbehörden, die für die Verfolgung der Antifaschist*innen zuständig sind, verweigern. Gerade in Solidarität mit militanten Antifaschist*innen haben die Bullen nicht mit zu diskutieren wie unsere Demonstration auszusehen, welche Route sie zu nehmen hat oder welche Auflagen sie einschränken soll. Zum anderen führten auch angemeldete linke Demonstrationen in der jüngeren Vergangenheit in Bremen immer wieder zu Schikanen und Anzeigen. Die Demoverbote rund um den Tag X in Leipzig bestätigen unsere Einschätzung dahingehend.Wir wollten offensiv und selbstbewusst am Tag der Urteilsverkündung demonstrieren und dies im Zweifel auch gegen die Bullen durchsetzen. Die Demonstration begann pünktlich um 20 Uhr am Ziegenmarkt im Viertel und konnte einige hundert Meter offensiv gehen. Bullen wurden angegangen und es flogen vereinzelt Gegenstände in Richtung der Cops. Ein Außenspiegel einer Wanne splitterte (RIP). Alles halb so wild. In der Presse hingegen wurde die Situation als die schlimmsten Krawalle seit anno dazumal dargestellt. Schön wäre es gewesen. Die Demonstration wurde dann von den Bullen gestoppt. Die vorderen Reihen haben Schläge abbekommen und ein nicht unerheblicher Teil wurde gekesselt. Insgesamt mussten etwa 70 Genoss*innen die Nacht im Gewahrsam verbringen. Wir wissen, wie scheiße es ist, eine Nacht in Gewahrsam zu sitzen. Wir wissen wie schlimm es sein kann, Gewalt durch Bullen zu erleben und wir wissen auch, wie es ist, wenn man immer im Hinterkopf haben muss, dass ein Strafverfahren wg. welcher absurden Vorwürfe auch immer auf eine*n wartet. Aber was wir auch wissen, ist, dass es Genoss*innen gibt, die uns solidarisch zur Seite stehen. Die uns nicht alleine lassen. Die uns zuhören, die uns auffangen, die uns Support geben und mit deren Hilfe wir letztlich auch einen Strafbefehl o.ä. locker kollektiv bezahlt bekommen. Am Abend selbst zeigte sich dies in einer spontanen Gefangenensolidarität vor der Gesa. Dort versammelten sich die ganze Nacht über Leute bei einer Kundgebung und empfingen am nächsten Morgen die aus dem Gewahrsam kommenden Antifas mit Kaffee und Essen. Als radikale Linke muss uns bewusst sein, mit wem wir uns anlegen und welche negativen Folgen diese Auseinandersetzungen haben können. Repression muss mit eingerechnet werden. Ingewahrsamnahmen und Gewalt sind davon leider ein Teil. Wir wollen etwas verändern und so viele stehen dem entgegen (Staat, Bullen, Nazis, Hans-Peter). Und es muss einmal gesagt werden: Verbalradikalismus ist Käse, wenn es nicht durch unsere Aktionen untermauert wird (frei nach Droste). Gerade in Bezug auf die aktuelle politische Lage, in der gefühlt (und wohl auch real) alles nur noch beschissener wird, müssen wir uns die Frage stellen, wie wir als radikale Linke darauf antworten wollen. Unserer Meinung nach sollte eine Antwort auf die Beschissenheit der Dinge ein offener Antifaschismus sein, bei dem auch Militanz fester Bestandteil ist. Natürlich darf Gewalt hierbei nicht zum Selbstzweck verkommen. Die unangemeldete, aber angekündigte Demonstration zum Tag X war ein Versuch, unberechenbaren Protest auf die Straße zu tragen und wenn möglich zu etablieren. Dieser Versuch mag vorerst als gescheitert angesehen werden, zeigt aber dennoch, wie viele Menschen bereit sind, auch ohne Erlaubnis der Bullen auf die Straße zu gehen. Und ja, es wurden Fehler gemacht und auch in Zukunft werden uns Fehler unterlaufen. Wir werden am offensiven Protest in Bremen fest halten und weiterhin versuchen, Demonstrationen und Aktionen aus den gewohnten Bahnen zu holen. Lasst uns experimentierfreudiger werden! Lasst uns unberechenbar werden! Für eine offensive antifaschistische Bewegung auf den Straßen dieser Stadt! Gegen Nazis, Staat und Kapital! Militanz ist angemessen.