Noch viel zu wenig Lärm
*Blockade, Kleingruppen-Aktionen gegen Nato-Manöver im Wendland.
Antimilitarist*inen ziehen kritische Bilanz *
*Vielfältige Aktionen kamen dem angekündigten NATO-Manöver im Wendland in die Quere. Seit Samstag, den 11.11.2023 waren Aktivist*innen unterwegs, um mögliche Truppenbewegungen und Infrastruktur des niederländischen Militärs aufzuspüren. Transparente an Brücken und Unterführungen machten Positionen gegen Militär, Krieg und Aufrüstung sichtbar. *
Tagelang sah es so aus, als würde sich das Manöver nur auf Schießübungen auf den Truppenübungsplätzen Bergen und Münster Süd beschränken. Gestern / am Mittwoch wurde deutlich, dass die Hinweise auf eine freilaufende Übung im Wendland durchaus ernst zu nehmen waren.
Gestützt auf die veröffentlichte Planung einer sogenannten FTX-Übung versuchte ein Konvoi von Aktivist*innen, die Niederländischen Streitkräfte rund um den Elbe-Seiten-Kanal ausfindig zu machen. Auf aufgeweichten Wegen waren deutlich frische Spuren der geländegängigen Fahrzeuge zu finden, die ganz offensichtlich gerade weiter vorgerückt waren.
Auf der B 493 bei Zarenthin kam es am Nachmittag zu einer erfolgreichen Blockade von Militär-LKW. Bewohner*innen der Freien Republik Wendland stoppten mit ihren Fahrzeugen zwei Schwerlastfahrzeuge. Für einen längeren Zeitraum musste die komplette Bundesstraße gesperrt werden. Aufgelöst wurde die spontan angemeldete Demonstration durch einen überzogenen Polizeieinsatz. Militärpolizei, zivile Fahnder und eine Einheit der 2. Bereitschaftspolizeihundertschaft aus Hannover bahnten den Lastern den Weg und hinderten die Demonstrierenden am Weggehen. Als weitere Kriegsgegner*innen zur Unterstützung der Blockierer*innen dazu kommen wollten, wurden sie durch Polizeikräfte daran gehindert.
Im weiteren Verlauf des Aktionstages wurde ein großer Pulk leichter und schwerer Fahrzeuge beim Funkturm Prepow in der Nähe des Hohen Mechtin von Aktivist*innen aufgespürt. Über einen Aktionsticker wurden weitere Antimilitarist*innen mobilisiert, zum Pampower Berg zwischen Middefeitz und Prepow zu fahren. Dort stießen sie schon auf Polizeikräfte. So wurde eine spontane Kundgebung angemeldet und das Militärlager zwei Stunden mit lauter Musik beschallt. Polizei und Feldjäger*innen ließen die Demonstrierenden nur auf ca. 300m heran.
Heute bereits in den frühesten Morgenstunden waren Aktivist*innen zum Aufspüren und Behindern unterwegs. Scheinbar hatte das Militär das Wendland frühzeitig verlassen.
Deutliche Kritik üben die Aktivist*innen an den verschiedenen Stellen, die eigentlich für Transparenz sorgen müssten: die Mitteilung des Ordnungsamts war für militärisch nicht Vorgebildete nicht zu verstehen; der Pressesprecher des Landkreises fertigte besorgte Fragen damit ab, Informationen könne mensch googeln. Die Niderländische Armee antwortete überhaupt nicht; die Bundeswehr gab falsche Auskünfte. Auf der Grundlage unzureichender Recherche titelte die Elbe-Jeetzel-Zeitung "Viel Lärm um Nichts" und trug damit zu Irritationen bei. Inzwischen kritisiert ein EJZ-Redakteur selbst die völlig mangelhafte Informationslage. "Wenn die überall nur mauern, verfolgen die einen Zweck: die Öffentlichkeit soll davon abgehalten werden, zu wichtigen gesellschaftlichen Fragen Stellung zu beziehen. Das geht gar nicht !" sagt Rosa Panza, eine Sprecherin von MaNöverNö.
„Manöver wie diese sind nur die Spitze des Eisbergs“, betont sie. „Mit der propagierten Zeitenwende hat die Militarisierung der Gesellschaft ein atemberaubendes Tempo angenommen. Wir sollen kriegstüchtig– und fähig gemacht werden - bis hinein in die Köpfe. Selbst das Denken soll auf Kampf getrimmt werden. Krieg und Militäreinsätze werden als alternativlos dargestellt. Es ist an der Zeit, sich hör- und spürbar gegen die wachsende Militarisierung zu stellen. Abrüstung bleibt Handarbeit.“
Die Aktivist*innen halten daran fest: „Es gibt noch viel zu wenig Lärm angesichts der weltweiten Kriege und Aufrüstung.“
Ergänzungen
Cool - Fette Grüße ins Wendland
Und wenn Ihr noch ein bissel Lärm machen wollt, ein Ausflug nach Berlin ist sicher nicht so spannend, aber vielleicht auch ganz schön:
Provisorischer Anarchistischer Antikriegsrat Berlin informiert:
Tanz der lebenden Toten -
Aufruf zum Block
der Kriegsversehrten, Zerschossenen und anderer Zombies.
Antimilitarist*innen, Anarchist*innen und Queer-Feministinnen willkommen:
Am Mittwoch, 29.11.23 | 18 Uhr | Frankfurter Tor, Berlin-Friedrichshain
Ein Gespenst geht um. Das Gespenst des Krieges. Was lange durch die Köpfe der Herrschenden spukte als düsteres Planspiel, grausam erprobt in vielen Winkeln der Welt, rüttelt laut an den Fenstern, poltert an den Türen und jagt Schauer über die Rücken.
Am 29. und 30. November wird es in Berlin erscheinen: auf der Berliner Sicherheitskonferenz (BSC). Dort lädt es ein zum Ränkespiel und präsentiert in Glanz und Glorie Fratzen des Militarismus und ein mörderisches Arsenal hochtechnisierter militärischer Ingenieurskunst.
Doch es wird nicht der einzige Wiedergänger sein, der an diesen Tagen die Straßen heimsucht. Ihm folgt das Heer der Versehrten, der Zerschossenen und der Traumatisierten. Die Masse an Verstümmelten, Vergewaltigten, Verreckten und Vertriebenen. Sie kriechen aus den SchützenGRÄBERN, den zerbombten Häusern, den verseuchten Landstrichen und ziehen ihre blutige Spur aus Russland, der Ukraine, aus Israel und Palästina, aus der Türkei und Kurdistan, aus Syrien, aus Tschetschenien, dem Jemen, dem Sudan, aus Mali und Niger, aus Aserbaidschan und Armenien, aus Myanmar und vielen anderen Orten bis nach Berlin.
Sie zeigen uns das Bild des Krieges. Sie bezeugen die unmenschliche Grausamkeit uniformierter Horden. Sie sind das Produkt einer patriarchalen Welt. Sie sind der Weckruf an alle, nicht den Kopf zu verlieren und bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu sagen:
Gegen jeden Krieg – gegen jedes Militär
Der „Provisorische anarchistische Antikriegsrat“ lädt ein, sich auf der Demonstration gegen die BSC dem Block der lebenden Untoten anzuschließen. Das ist unser Beitrag zu den globalen Aktionstagen gegen jeden Krieg und Militarismus, die vom 17. - 25. November stattfinden.
In Zeiten, in denen der Bellizismus auch innerhalb der linken und sogar unter einigen vermeintlichen Anarchist*innen wilde Blüten treibt, in denen sich die Logik des Krieges soweit in den Herzen und Köpfen der Menschen gefressen hat, dass es in kriegerischen Konflikten nur noch zwei Seiten gibt, für die mensch sich zu entscheiden hat, rufen wir dazu auf, das Spiel nicht mitzuspielen.
Als Anarchist*innen finden wir uns auf keiner der Seiten wieder und wollen diese Kriegspolarisierung angreifen. Wir kennen keine Grenzen, keine Nationen, keine Staaten. Wir wollen keinen Krieg, weil er immer im Namen der Wenigen auf dem Rücken der Vielen geführt werden. Wir lehnen jedes Militär als brutales patriarchales System von Befehl und Gehorsam, das Menschen zum Töten und Sterben ausbildet, prinzipiell ab. Wir wenden uns gegen alle Formen von Herrschaft. Gegen Patriarchat, Rassismus und Ausbeutung.
Wenn du dich angesprochen fühlst, schließe dich unserem Block an. Wir werden auf der Demonstration unsere Position und unsere Kritik dadurch zeigen, dass wir die Grausamkeit des Krieges bildlich darstellen. Wir treten auf als versehrte Soldat*innen, als von den Schlachtfeldern dieser Welt zurückgekehrte lebende Tote. Als lebende Anklage wollen wir die Realität der Kriege vor die Türen des Hotel Andels an der Landsberger Allee bringen. Du bist herzlich eingeladen, es uns gleichzutun und entsprechend verkleidet zur Demonstration zu kommen. Oder uns mit Deiner Anwesenheit und anarchistischen Transparenten zu unterstützten.
Gegen jeden Krieg!
Desertieren – jetzt oder nie!
Für die Anarchie!
Provisorischer anarchistischer Antikriegsrat auf der Demo
Am Mittwoch, 29.11.23 | 18 Uhr | Frankfurter Tor, Berlin-Friedrichshain
https://antikrieg.blackblogs.org