Erfahrungs Protokoll Leipziger Kessel #le0306

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Erfahrungs bericht von 2 minderjährigen betroffenen des #LeipzigerKessel.

Triggerwarnung: Polizei gewalt, übergrifflichkeiten

Teilen erwünscht.

Protokoll von Betroffenen des Leipziger Kessel #le0306

Zu aller erst möchten wir an dieser Stelle eine Triggerwarnung aussprechen. Wir sprechen über Polizeigewalt und Übergrifflichkeiten.

Wir sind 2 minderjährige die vom #LeipzigerKessel betroffen sind und unsere erfahrungen teilen möchten.
Auf dem Alexis-Schuhmann-Platz formierte sich eine friedliche Demonstration. Die Polizei machte dann Durchsagen, die akustisch unter keinen Umständen zu verstehen waren. Gegen 18 Uhr eskalierte die Polizei gegenüber der friedlichen Demonstration. Völlig zurecht wurde sich daraufhin von Seiten der Demonstrant*innen mit verschiedenen Mittel gegen die Polizeigewalt gewehrt. Die Polizei begann nun auf die Demonstration einzuschlagen. Es wurden hierbei Personen verletzt, es kam Panik auf, alle versuchten nur noch aus der Situation wegzukommen. Menschen rannten aus Panik weg und wären in dieser Situation Personen hingefallen, wären sie mit Sicherheit totgetrampelt wurden. Es hätte aufgrund der Polizeitaktik zu Toten kommen können.

Wir wurden daraufhin von der Polizei von allen Seiten bedrängt und geschlagen, diese Schläge trafen Personen auch am Kopf. Jegliche medizinische Hilfe wurde den betroffenen Personen verwehrt. Weiter wurden wir nun von der Polizei zusammengequetscht und standen so dicht, dass man Schwierigkeiten hatte zu stehen. Zum Teil haben nur die Personen, welche um einen herum standen einem durch die Enge halt gegeben. Wir haben uns bekannte Personen verloren und hielte uns an beiden Händen um uns nicht auch noch uns zu verlieren. Uns war bereits zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass wenn wir jetzt Panik bekommen, unser Leben vorbei ist. Die Person dessen Hände ich hielt kommunizierte mir gegenüber nach einiger Zeit klar, dass sie Schwierigkeiten hat zu atmen. Von allen Seiten drückten Menschen gegen den Brustkorb der Person, ich hatte lange Mühe der Person klarzumachen weiterhin ruhig und entspannt zu atmen, damit diese keine Panik bekommt. Nach zwei Stunden quetsche wurde der Druck minimal gelockert und die Sanis bekamen die Möglichkeit unter Repressionen den Menschen medizinische Hilfe zu Leisten, die sie eigentlich schon lange benötigten. Wir haben unsere Position im Kessel nun verändert, um uns bekannte Personen zu suchen. Aufgrund der immer noch bestehenden Enge scheiterte dieser Versuch allerdings und wir standen nun relativ am Rand an einem Gebüsch. Dort war die Situation etwas gelockert und es bestand die Möglichkeit sich abwechselnd hinzusetzten. Gegenseitig versuchten wir nun uns von unseren Ängsten abzulenken. Als ein gewisser Punkt überschritten war, tat sich uns eine gewisse Gleichgültigkeit auf. Die Demo-Sanis haben irgendwann trotz Verbot der Cops uns trinken gebracht. Zu diesem Zeitpunkt haben viele Personen jedoch seit mehreren Stunden nichts mehr getrunken und waren dementsprechend dehydriert. Solidarische Menschen außerhalb des Kessels haben uns dann weiteres Trinken und Snacks besorgt, trotz Repression. Dafür möchten wir uns an dieser Stelle bedanken. Als Personen innerhalb des Kessels die Polizei nach einer Möglichkeit auf Toilette zu gehen fragten, hieß es nur wir sollen in den Busch gehen. Im Busch standen jedoch auch Personen, aufgrund der enge, und auch Polizist*innen haben zugeguckt. Nachdem Polizist*innen auf in der Nähe stehende Personen einschlugen mit dem Wissen, dass viele Personen saßen und somit übereinander stolperten, verlagerten wir uns nach innen.

Eine Person von uns stand nun am Rand und wurde von der Polizei gewaltsam aus dem Kessel gezogen, dabei wurde der Person mit Schlägen und Gewalt gedroht. Die Person ist minderjährig und wurde ohne Zustimmung der Eltern von der Polizei fotografiert. Ohne direkte Anwesenheit der Eltern wurde die Person ID-Behandelt, durchsucht und das Handy abgenommen. Dabei kommunizierte die Polizei, dass das Handy beschädigt werden kann und als die Person ihren Code nicht nennen wollte drohte die Polizei damit es über einen extrem langen Zeitraum (mehrere Jahre) einzubehalten. Die andere Person von uns wurde darauf ebenfalls gewaltsam von der Polizei aus dem Kessel geführt. Diese Person ist ebenfalls minderjährig und auch nach klarer Kommunikation, dass die Eltern warten, wurde jegliche Kommunikation mit diesen untersagt. Die Person wurde dann von zwei Polizist*innen von hinten gewaltsam an den Armen gepackt und bekam daraufhin eine Panikattacke. Die Polizei äußerte der Person dann, dass sie sich beruhigen solle da alles gut wäre und man der Person sonst einen Grund gäbe zu weinen. Trotz der Panikattacke wurde die Person weiterhin sehr grob von der Polizei festgehalten und erst als die Eltern der Person kamen und nach den Sanis baten wurden diese dazu geholt. Da die Person zusammengebrochen ist und die ID-Behandlung währenddessen stattfand, kann sie sich an diese nicht mehr erinnern.
Während wir sicher waren, dass wir an diesem Abend durch Polizeigewalt sterben, haben wir einen extrem harten Umgang seitens der Polizei uns minderjährigen gegenüber feststellen können. Die Polizei hat es an diesem Abend nicht nur geschafft uns zu traumatisieren und uns nachhaltig mental zu schädigen, sondern auch unser Vertrauen in den Sicherheitsapparat endgültig zu zertrümmern.

Trotz alledem, ihre Repressionen können uns nicht brechen! Unsere Solidarität mit allen von Repression betroffenen!

Vielen Dank an all die Solidarität und ganz besonders an die Unterstützung, trotz Repressionen, durch die Sanitäter*innen.

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