Männlichkeitskritik zur Demo "Verbindungen kappen! Reaktionäre Männerbünde zerschlagen!" am 30.04 in Heidelberg

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Wir streben eine vereinte linke Szene an, die sich miteinander solidarisiert. Zu dieser solidarischen Praxis gehört auch das Kritisieren von Missständen innerhalb politischer Organisationen und auf gemeinsamen Demos.

Hallo Mannheimer OAT cisdudes,

wir streben eine vereinte linke Szene an, die sich miteinander solidarisiert. Zu dieser solidarischen Praxis gehört auch das Kritisieren von Missständen innerhalb politischer Organisationen.
Wir denken, oder hoffen, ihr habt euch bereits mit dem System, das wir bekämpfen wollen, auseinandergesetzt. Solltet ihr das getan haben, seid ihr vielleicht auf eine Verknüpfung gestoßen: Patriarchat - Kapitalismus. Der Kapitalismus braucht das Patriarchat, genau wie das Patriarchat mittlerweile auf den Kapitalismus angewiesen ist. DAS HAT SOGAR ENGELS ERKANNT VERDAMMT.
Das Versprechen für "eine gerechtere Welt" zu kämpfen - sei diese Welt kommunistisch, anarchistisch, anarchosyndikalistisch,.. organisiert - löst sich auf, sobald während des Kampfs für diese Welt nach unten getreten wird. Das tut ihr, indem ihr den queerfeministischen Kampf delegitimiert, abwertet, als "unwichtig" befindet. Falls ihr meint, das nicht zu tun, freut uns das. Noch mehr würde es uns freuen, dies auch in eurer politischen Praxis zu erkennen. Dazu gehört, sich nicht über die Sprüche eines FLINTA*-Blocks, der die Demo anführt, lustig zu machen, sondern mitzurufen. Ihr habt echt den Arsch offen, wenn ihr denkt, dass das alleinige Dulden eines Flinta*-Blocks das gleiche wäre, wie die eigenen sozialisierten Verhaltensweisen zu dekonstruieren. - Nochmal: Ihr solltet die politische Praxis unterdrückter Gruppen supporten, ihre Stimmen lauter machen, anstatt sie nieder zu brüllen. Dazu gehört, Strukturen zu stärken, die dafür sorgen, dass sich vom Patriarchat Unterdrückte in euren Orgas wohler fühlen - das kann in Form von Awarenesskonzepten, Reflektionsräumen, safer spaces, feminitischen Inputs... geschehen. Dazu gehört, FLINTA* Personen in der eigenen Orga zu unterstützen und zu empowern. Dazu gehört, sich selbst und die eigene Sozialisierung kollektiv und individuell zu hinterfragen und diesen Prozess strukturell möglich zu machen. Dazu gehört, sexualisierte Gewalt besonders auch in den eigenen Strukturen aktiv aufzuarbeiten und Täterschutz in keinster Weise zu dulden sondern zu bekämpfen.
In unserem Kampf gegen den Kapitalismus sollte es nicht darum gehen, "andere" Kämpfe abzuwerten, um die eigene Ideologie mit ausgefahrenen Ellenbogen durchzusetzen. Sobald eine "linke" politische Haltung Unterdrückungsstrukturen festigt, ist sie nichts weiter als ein erneuter Ausdruck des herrschenden Systems - und damit offensichtlich alles andere als "links". Außerdem macht ihr es euch damit verdammt einfach. Wenn ihr es aber ernst meinen würdet mit dem antikapitalistischen Kampf, würdet ihr euch nicht auf euren Männerprivilegien und Schwanzvergleichen ausruhen. Und auch nicht daran zerbrechen, sobald auch nur der Ansatz eines queerfeministischen Anspruchs an euch herangetragen wird.

Daher schreiben wir diesen Brief nicht bittend, sondern wütend!
Queerfeministiche Grüße aus Heidelberg

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