Tag gegen Gewalt an Frauen in Stuttgart

Themen: 
Regionen: 

 

Gestern gab es anlässlich des 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, eine Kundgebung und Demonstration in der Stuttgarter Innenstadt.

Dem Aufruf zu den politischen Aktionen folgten um die 250 Menschen. Es gab diverse Infostände, an denen sich die Passantinnen zum Thema informierten und mit den Veranstalterinnen in Diskussion kamen.

Um 17.00 Uhr begann die Kundgebung mit verschiedenen Redebeiträgen, musikalischer Umrahmung und einem Theaterstück mit dem Titel: „Sag Nein“.

 

Im Anschluss gab es eine laute, entschlossene und vielfältige Demonstration durch die Stuttgarter Innenstadt. Wir konnten viele Passantinnen durch Parolen und Durchsagen während der Demonstration erreichen und somit auf die Thematik Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen.

 

Gerade am Ende der Demonstration auf der Königstraße haben wir es geschafft, die Menschen in ihrem Alltagsgeschehen zum innehalten zu bringen und durch eine abschließende Rede für die Bedeutung des 25. Novembers zu sensibilisieren.

 

 

 

 

 

 

 

 

Tag gegen Gewalt an Frauen in Stuttgart

 

Gestern gab es anlässlich des 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, eine Kundgebung und Demonstration in der Stuttgarter Innenstadt. Seit 1981 wird der 25. November in verschiedenen Ländern weltweit genutzt, um auf die Unterdrückung der Frau aufmerksam zu machen. Dieser Gedenktag geht zurück auf die Ermordung der drei Schwestern Mirabal, die am 25. November 1960 in der Dominikanischen Republik vom militärischen Geheimdienst nach monatelanger Folter getötet wurden. Der Mut der Mirabal-Schwestern bei ihrem Kampf gegen die Militärdiktatur gilt inzwischen als Symbol für Frauen weltweit, die nötige Kraft gegen Unterdrückung und Gewalt zu entwickeln.

 

Leider ist auch heutzutage die Thematik aktueller denn je. In den letzten Tagen wurde eine neue Statistik zu häuslicher Gewalt in Deutschland veröffentlicht. Die Zahlen sind erschreckend und steigen dramatisch. Schlagzeilen dazu waren „Alle fünf Minuten wird in Deutschland eine Frau misshandelt, gestalkt oder bedroht“ oder auch „ 13 mal pro Stunde die Faust im Gesicht.“ Das heißt im Schnitt landen pro Tag 312-mal Männerfäuste in Frauengesichtern.

Jede Woche sterben in Deutschland durchschnittlich drei Frauen durch die Hand ihres Mannes oder Ex-Partners. Im Jahr 2017 wurden fast 140.000 Fälle häuslicher Gewalt gemeldet, im Jahr 2016 waren es noch 109.000. Die Dunkelziffer liegt Vermutungen zufolge noch um einiges höher.

In einer Untersuchung zum Thema sexualisierte Gewalt wurde festgestellt, dass nur in einem Drittel der Länder in der EU Nein auch wirklich Nein heißt. In den meisten EU-Staaten wird ungewollter Sex nur dann als Vergewaltigung eingestuft, wenn es zu körperlicher Gewalt, Drohungen oder Zwang kommt. Das heißt , dass nur in 8 von 31 Staaten als Vergewaltigung gilt, wenn Menschen Sex haben, obwohl einer der Beteiligten Nein gesagt hat.

 

Die Aktion gestern wurde vom Frauenbündnis Stuttgart organisiert. Das Frauenbündnis Stuttgart ist ein Zusammenschluss aus verschiedenen feministischen und fortschrittlichen Gruppierungen, die gemeinsam für die Befreiung der Frau streiten.

Dem Aufruf zu den politischen Aktionen folgten um die 250 Menschen. Es gab diverse Infostände, an denen sich die Passantinnen zum Thema informierten und mit den Veranstalterinnen in Diskussion kamen. Um 17.00 Uhr begann die Kundgebung mit verschiedenen Redebeiträgen, musikalischer Umrahmung und einem Theaterstück mit dem Titel: „Sag Nein“.

Im Anschluss gab es eine laute, entschlossene und vielfältige Demonstration durch die Stuttgarter Innenstadt. Wir konnten viele Passantinnen durch Parolen und Durchsagen während der Demonstration erreichen und somit auf die Thematik Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen.

Gerade am Ende der Demonstration auf der Königstraße haben wir es geschafft, die Menschen in ihrem Alltagsgeschehen zum innehalten zu bringen und durch eine abschließende Rede für die Bedeutung des 25. Novembers zu sensibilisieren.

 

Nicht nur am 25. November sondern Tag für Tag stehen wir ein für die Rechte der Frau und sagen Nein zu körperlicher, psychischer, verbaler, struktureller und häuslicher Gewalt gegen Frauen. Aus diesem Grund haben wir als Frauenkollektiv im Sommer diesen Jahres eine Fotoaktion gestartet, an der sich verschiedenste Frauen beteiligt haben. Die Besucherinnen wurden dazu aufgefordert, Statements zu verfassen, in welcher Weise sie sich in ihrem Alltagsleben als Frau diskriminiert oder angegriffen sahen. In einem zweiten Schritt wurden Forderungen an Männer oder die Gesellschaft formuliert. Aus diesen Bildern haben wir eine Ausstellung zusammengestellt, die noch bis Ende des Jahres jeden Freitag Abend ab 20 Uhr im selbstverwalteten Stadtteilzentrum Gasparitsch besichtigt werden kann (Rotenbergstraße 125, Stuttgart-Ost).

 

Im Folgenden dokumentieren wir unseren Redebeitrag zum Thema Gewalt gegen Frauen und Rollenbilder in unserer Gesellschaft, welche den Weg für psychische, physische, verbale und sexualisierte Gewalt ebnen:

 

Seit 1981 wird der 25. November, der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen, weltweit genutzt, um auf die Unterdrückung der Frau aufmerksam zu machen und dagegen zu kämpfen.

 

Gewalt gegen Frauen tritt in verschiedenen Formen und Facetten auf und viele Frauen sind im Laufe ihres Lebens damit konfrontiert.

Die Ursache dafür, dass diese Gewalt in unserer Gesellschaft immer noch alltäglich ist, ist in der patriarchalen Unterdrückung zu finden. Das Patriarchat ist die Herrschaft des Mannes über die Frau. Das Prinzip der männlichen Dominanz wird als naturgegeben dargestellt und meist unreflektiert weitergegeben.

Im kapitalistischen Alltag werden durch staatliche und gesellschaftliche Institutionen, die Medien und das soziale Umfeld klare Rollenbilder vorgelebt, bis sie verinnerlicht sind und reproduziert werden.

Frauen wird suggeriert, dass sie verschiedensten Vorstellungen genügen müssen, um geliebt zu werden. So sollen sie schön und sexy, allzeit verfügbar aber nicht leicht zu haben sein. Gleichzeitig gilt es die Rolle der fürsorglichen und einfühlsamen Mutter auszufüllen – emotional, funktionsfähig und selbstlos.

Verschiedene Rollenzuschreibungen bei den Geschlechtern ebnen den Weg für physische, psychische und sexualisierte Gewalt.

So werden Frauen durch die Zuschreibung vermeintlich weiblicher Eigenschaften wie Emotionalität, Passivität, Zurückhaltung und Anpassungsfähigkeit dazu erzogen, viele Dinge hinzunehmen und sich zu fügen. Männern hingegen werden Dominanz, Rationalität, Zielstrebigkeit und eine gewisse Aggressivität zugerechnet, was in den Augen vieler zur Übernahme der quasi „angeborenen Führungsrolle“ ausreicht.

Wir nehmen uns am 25. November die Straße, weil wir diese Zustände weder länger hinnehmen, noch akzeptieren werden!!!

Wir sagen NEIN zu Berührungen, nach denen wir nicht verlangt haben, zu Schlägen, wenn keine Argumente mehr ausreichen und zu sexueller Nötigung jeglicher Form. Wir verlangen nicht als Haussklavinnen ausgebeutet zu werden und als „Liebesbeweis“ Schläge und Beleidigungen zu kassieren. Wir wollen frei sein vom Zwang, uns und unseren Körper zu optimieren und verfügbar zu sein. Wir wollen nicht beschützt werden, sondern selbstbestimmt unser Leben in die Hände nehmen. Wir verlangen NICHT länger sexuell genötigt, missbraucht, vergewaltigt und ermordet zu werden.

 

Wir müssen uns und unsere Vorstellungen von den kulturell geprägten Geschlechtern hinterfragen, und die Gesellschaft, in der wir leben verändern.

Wir wollen in einer solidarischen Gesellschaft leben, die frei von Unterdrückung ist und in der alle Menschen egal welches Geschlecht sie haben gleichberechtigt miteinander leben können.

 

Um den herrschenden Verhältnissen etwas entgegenzusetzen müssen wir Bewusstsein schaffen, aufstehen, auf die Straße gehen, uns wehren, zusammenschließen und organisieren!

 

Denn Frauen, die kämpfen sind Frauen, die leben.“

 

Bilder: 
webadresse: 
Lizenz des Artikels und aller eingebetteten Medien: 
Creative Commons by-sa: Weitergabe unter gleichen Bedingungen