[Kolumbien] Angriffe der FARC-EP und öffentliche Erklärungen
In den letzten Tagen veröffentlichte das Informationsportal Kolumbieninfo drei Artikel, beginnend mit der Info über einen Angriff der FARC-EP auf eine Militärpatrouille bis hin zu zwei Erklärungen der FARC-EP, die in der südwestkolumbianischen Provinz Cauca aktiv sind. Aus Gründen der Gegeninformation veröffentlichen wir diese Artikel.
Angriffe der FARC-EP auf Militär vom 7. Dezember 2022
Am gestrigen frühen Morgen gab es einen Angriff der Guerilla auf eine Militäreinheit im ländlichen Gebiet der Gemeinde Buenos Aires in der Provinz Cauca. Der Angriff der Front Jaime Martínez der FARC-EP, die dem Westlichen Koordinationskommando der FARC-EP untersteht, richtete sich gegen das Infanteriebataillon Nr. 8 der kolumbianischen Armee. Bei dem Angriff sind mindestens sechs Soldaten getötet worden, es gab zahlreiche Verletzte und es soll wohl gefangengenommene Soldaten geben. Auch aktuell ist die Lage noch unklar, es wird von Militäroperationen berichtet, bei der vor allem Hubschrauber eingesetzt werden.
Während in Kolumbien die Armee Beileidsgrüße an die Angehörigen sendet und Präsident Petro die Region besichtigen will, wird über die Kämpfe und anhaltenden Militäroperationen, die auch die Zivilbevölkerung als Ziel haben, wenig berichtet. Die Armee kündigte an, in diesem Gebiet des Landes ihre Operationen fortzufahren, um ihre Militäroffensive aufrechtzuerhalten. Bereits am vergangenen Wochenende gab es Kämpfe zwischen der Armee und der Front Carlos Patiño der FARC-EP in der Gemeinde Argelia, bei der drei Soldaten getötet wurden. Die Anzahl der Kämpfe hatte zuletzt zugenommen, denn auch in der Pazifikregion wurden Kämpfe gemeldet.
Trotz der Friedensbekundungen der FARC-EP, keine offensiven Angriffe mehr durchzuführen, hält das Militär die Strategie der Repression im Südwesten aufrecht. Unter anderem wurden neun mutmaßlichen Mitglieder Mobilen Kolonne Urías Rondón der FARC-EP in Tumaco festgenommen. Auch aus anderen Regionen des Südwestens gab es Festnahmen. Der Waffenstillstand der FARC-EP richtet sich ausschließlich auf offensive Aktionen und schließt die Selbstverteidigung nicht ein. Als ein solcher Akt kann die Militärpatrouille um 3 Uhr früh in Munchique, Gemeinde Buenos Aires, gesehen werden, die sich tief im Guerillagebiet bewegte.
Kommuniqué nach Angriff der Guerillavom 8. Dezember 2022
In einem Kommuiqué hat die Front Jaime Martínez der FARC-EP aus dem Westlichen Koordinationskommando den Angriff auf eine Militärbasis und eine Patrouille des Militärs bestätigt. In dem kurzen Video erklären sie, dass sie in Kooperation mit den sogenannten „Bolivarischen Milizen“ den Angriff mit dem Namen „Operation Wilson Gonzales“ um 2:47 Uhr morgens im Sektor des Dorfes Munchique im ländlichen Gebiet der Gemeinde Buenos Aires im Norden der Provinz Cauca verübt haben. In dem Video zeigen sie Waffen, Munition, Westen und Handys, die den getöteten Soldaten abgenommen wurden. Sie weisen auch darauf hin, dass ein Guerillero bei dem Angriff starb, der sechs Soldaten das Leben kostete.
Der kolumbianische Präsident Petro erneuerte den Willen der Regierung nach Frieden und appellierte auch an die bewaffneten Organisationen diesen Willen zu zeigen. Nach diversen Meldungen wurden auch Spezialkräfte der Guerilla bei dem Angriff eingesetzt. So erfolgte ein Angriff auf eine Militärbasis, bei der das Stromnetz deaktiviert wurde, ehe anschließend der Angriff auf die Patrouille erfolgte. Sowohl der Angriff, als auch das zeitnahe Kommuniqué der Guerilla zeugen von einer hohen Professionalität, vor allem der Strukturen im Südwesten Kolumbiens, die unter dem Westlichen Koordinationskommando vereint sind.
Weiteres Kommuniqué der FARC-EP zu Angriff auf Militär vom 9. Dezember 2022
Was wir als Kolumbieninfo bereits geschrieben haben, drückt sich auch in einem Kommuniqué der FARC-EP des Westlichen Koordinationskommandos aus. Es handelt sich um die Militarisierung der Provinz Cauca und dem Fortführen von Militäroperationen der staatlichen Sicherheitskräfte gegen die aufständische Bewegung. Zwar hat die FARC-EP im Rahmen ihres Friedenswillens die Einstellung aller offensiven Militäraktionen ihrerseits angekündigt, jedoch nicht das Recht auf Selbstverteidigung. Auch in den Jahrzehnten zuvor gab es ähnliche Situationen, in denen vom Staat an die Guerilla ein Waffenstillstand für potenzielle Friedensgespräche gefordert wurde, die Guerilla dies dann im Rahmen ihres Friedenswillens umsetzte, dann jedoch der Staat diese Situation nutzte, um operative Aktionen gegen die Guerilla durchzuführen, die sich zurückgezogen hatte.
Aktuell scheint es im Cauca ähnlich zu verlaufen. Während die FARC-EP einen Waffenstillstand und ihre Bereitschaft zu Friedensgesprächen ankündigte, nutzt die Regierung unter Petro die Situation aus, um in Territorien der Guerilla vorzudringen, Militäraktionen durchzuführen und auch repressiv Mitglieder oder vermeintliche Mitglieder der Guerilla festzunehmen. Entgegen der Medien und öffentlichen Darstellung, die Guerilla sabotiere den Frieden, nimmt nun der Kommandant Marlon Stellung und beschuldigt das Militär selbst aufgrund ihrer Offensive in Munchique in der Gemeinde Buenos Aires. In dem Kommuniqué versichert er, dies sei eine Reaktion auf die Aktivitäten des Militärs gewesen.
Er versicherte auch, dass die FARC-EP zwar ihren Wunsch nach Dialog und Waffenstillstand zum Ausdruck gebracht hätten, sie aber keine Antwort von der nationalen Regierung erhalten hätten. „Unsere Organisation hat eine Lösung vorgeschlagen, geleitet von der Friedenskommission des Senats, aber wir haben nur Schweigen erlebt. Wir sind in der Lage, einen Soldaten und zwei Paramilitärs, die in unserer Macht stehen, freizulassen“, sagt Maron als Kommandant der Front Jaime Martínez des Westlichen Koordinationskommandos der FARC-EP. „Wir glauben, dass der einzige Ausweg nicht die alte und gescheiterte Formel für die Militarisierung der Gebiete sein kann. Es ist Zeit für die Regierung, die Fehler intern zu überprüfen und zu korrigieren“, so der Kommandant. Damit bleibt abzuwarten, wie sich die Lage im Cauca entwickeln wird und ob beide Seiten friedlicher agieren werden.