Holger Strohm will Kritik an seinem Film verbieten

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Ausschnitt aus der Unterlassungserklärung der Strohm-Anwälte

Den Kampf auf Youtube hat er schon verloren: Holger Strohm hat versucht, einen kritischen Zusammenschnitt rechter und verschwörungstheoretischer Passagen seines Filmes "Friedlich in die Katastrophe" verbieten zu lassen. Doch der Macher des kritischen Film setzte sich durch. Das 17-minütige Werk ist unter http://www.youtube.com/watch?v=wLorayDYVIw wieder anzusehen. Jetzt versucht es Strohm mit einer einstweiligen Verfügung über deutsche Gerichte.

Strohm ist alter Anti-Atom-Kämpfer, Autor eines der ersten Grundlagenwerke zu den Gefahren der Atomkraft mit dem Titel "Friedlich in die Katastrophe". Etliche weitere Veröffentlichungen im Anti-Atom-Widerstand und zu anderen Themen stammen von ihm (eigene Seite). Lange Zeit war es eher ruhig um ihn, doch jetzt wird diskutiert. Den Holger Strohm hat einen Film gemacht - und der hat es in sich. Zudem tritt Strohm seit dessen Erscheinen auffallend häufig bei Rechten oder Propheten vereinfachter Welterklärungen auf - und verteidigt diese Strategie gegenüber Kritik.

An verschiedenen Stellen ist inzwischen Kritik an den rechten Kontakten vermeldet worden. Strohm hat inzwischen auch nachgelegt und mehrere Interviews mit klar rechten bzw. anti-emanzipatorischen Positionen veröffentlicht. Überraschen kann das nicht. Denn wer sich den Film "Friedlich in die Katastrophe" anschaut, wird im Film genügend Hinweise auf diese anti-emanzipatorische Grundhaltung finden. Reich an Fakten und beeindruckenden Bildern ist der Film - von daher auch nicht durchgehend "schlecht". Aber überall mischen sich in die Sprache der Interviewten und noch mehr der HauptsprecherInnen im Film Sehnsüchte nach mehr Ordnung, Bilder von Gut und Böse, Verniedlichungen der Verbrechen des Nationalsozialismus usw. hinein.

 

Die anti-emanzipatorischen Passagen

Neben dem filmischen Zusammenschnitt gibt es noch die folgende Abschrift der Passagen im Film. Die ungefähren Minutenzeiten sind angegeben.

Zitate aus dem Film „Friedlich in die Katastrophe“ (von Marcin El und Holger Strohm):

  • Kinderstimmen (ab ca. 0:00:32): „Großer Geist, dessen Stimme ich den Winden vernehme und dessen Atem der ganzen Welt Leben spendet: Erhöre mich. Ich trete vor Dein Angesicht als eines Deiner vielen Kinder. Siehe, ich bin klein und schwach. Ich brauche Deine Kraft und Weisheit. Lass mich in Schönheit wandeln und meine Augen immer den purpurroten Sonnenuntergang schauen. Mögen meine Hände die Dinge achten, die Du geschaffen hast, und meine Ohren Deine Stimme hören. Mache mich weise, damit ich die Dinge erkennen kann, die Du mein Volk gelehrt hast. Die Lehre, die Du in jedem Blatt und jeden Felsen verborgen hast. Mache mich stets bereit, mit reinen Händen und aufrichtigen Augen zu Dir zu kommen, damit mein Geist in das Leben wie die untergehende Leben entschwindet, zu Dir gelangen kann, ohne sich schämen zu müssen.“
  • Sprecherin (ab ca. 0:02:30): „Es heißt, die Atomenergie sei eine Brückentechnologie. Eine Brücke lässt sich jedoch nur bauen, wenn man weiß, welches Ufer man erreichen will. Doch der wahnsinnig gewordene, nackte Affe, der sich Mensch nennt, hat das Ufer längst nicht mehr im Blickfeld. Wie ein amoklaufender, wild gewordener Schädling, reißt er alle Lebewesen mit ins Verderben.“
  • Sprecherin (ab ca. 0:03:02): „Die entfesselte Gier, der Egoismus und die Dummheit des Menschen machen es möglich.“
  • Robert Jungk (ca. 0:11:00): „Ich habe ja noch ganz bewusst die 20er Jahre erlebt, bin damals in die Schule gegangen, habe `32 mein Abitur gemacht. Und ich habe damals miterlebt, wie man Hitler nicht ernst genommen hat. Und dieses Wegschieben einer Gefahr, das erlebe ich jetzt mit Schrecken wieder. Mal will auch diese Möglichkeit zu sagen, des Super-Hitler in Form einer deutschen atomaren Beteiligung, nicht wahrhaben. Und dieser Super-Hitler ist mindestens so gefährlich, wenn nicht noch gefährlicher, wie der andere Hitler, weil der einen Holocaust von ganz anderen Ausmaßen anrichten kann.“
  • Sprecher (ab ca. 0: 50:00): „Besonders tragisch ist, dass die notwendige Tatsache der Endlagerung als ein rein technisches Problem gesehen wird. Das rührt hauptsächlich daher, dass die formal verantwortlichen Politiker und Industriellen keine Moral besitzen, denn die Konsequenzen müssen nicht sie, sondern die Ungeborenen tragen, die weder Stimmrecht noch Akten besitzen. Nur die Nuklearindustrie hat nichts zu befürchten, denn in maßloser Dummheit hat der Bund ihnen die Verpflichtung für die Sicherstellung und Endlagerung radioaktiver Abfälle sogar noch abgenommen.“
  • Sprecherin (ab ca. 1: 03:40): „Diese gigantischen Unternehmungen können Regierungen kaufen und verkaufen. So ist die Politik zum käuflichsten Glied der Gesellschaft geworden, fest in der Hand der Wirtschaftsherren.“
  • Günter Zint, Fotograf (ab ca. 1:09:00): „Und solange wir diese Unterhaltungsmedien in der Form haben, wie wird sie heute haben – das Sixpack von Aldi, Füße hoch vor die Glotze, Denken abschalten . Und solange die Leute ruhig gehalten werden, man hat eine Mindestversorgung in Deutschland zumindest – man kriegt HartzIV - , und solange, glaube ich, wird es hier auch keine Revolution geben. Leider.“
  • Sprecher (ab ca. 1: 14:00): „Ständig ist Atommaterial unterwegs. Auch hier ist sträflicher Leichtsinn an der Tagesordnung. So ist die Transportindustrie von der Mafia unterwandert, die eine Sicherheit wohl am allerwenigsten gewährleisten kann.“
  • Sprecher (ab ca. 1:19:50): „Am 26.4.1986 zerstörten schließlich zwei Explosionen das Atomkraftwerk Tschernobyl. Über mögliche Ursachen wird viel spekuliert. Offiziell heißt es „menschliches Versagen“. Es gibt Hinweise darauf, dass seismische Aktivitäten vorhanden waren. Aber auch, dass sich in der unmittelbaren Nähe eine HAARP-Anlage befand, mit der Erdbeben ausgelöst werden können, und die deshalb von den USA prophylaktisch zerstört wurde. Als Folge kam es zu einer Entladung, die zum Beben führte und den Unglücksreaktor atomar explodieren ließ.“
  • Sprecher (ab ca. 1:32:00): „Japan hat sofort nach dem Unfall eine Nachrichtensperre verhängt. Kritische Medien haben berichtet, dass auch hierbei möglicherweise HAARP-Anlagen der Auslöser gewesen sind. 2010 hatte Benjamin F… den ehemalen japanischen Finanzminister H… T... befragt, warum dieser die Kontrolle über das Finanzsystem amerikanischen und europäischen Oligarchen überließ. Dieser antwortete, dass sie mit einer neuartigen Erdbebenwaffe bedroht worden waren.“
  • Demonstrant (ab ca. 1:41:15): „Das ist die Mafia hier von der Demokratie. Das kannste annehmen. Ich sag ja, wenn Adolf Hitler aufwachen würde, der würde von denen noch was lernen.“
  • Sprecherin (ab ca. 1:47:00): „Wir wissen heute bereits genug, um Hauptproblemen wie Hunger, Überbevölkerung, Umweltverschmutzung, Plünderung unseres Planeten und Gefahr eines weiteren Atomkrieges zu begegnen. Tatsächlich könnte man die Weltbevölkerung von heute ernähren, man investiert aber lieber in Rüstungsgüter. Und so beruht die heutige Krise neben mangelhaften Informationen auf schlechter Politik. Um diese Fehlentwicklungen noch abwenden zu können, müsste sich die Politik zunächst einmal den verloren gegangenen Einfluss von der Wirtschaft zurückholen und auch Begriff wie Ethik und Verantwortung wieder ernst nehmen. Wir sind verpflichtet, für das Überleben zu kämpfen. Die Angst der Mächtigen ist unsere Hoffnung. Und wenn sie uns alle mit in den Strudel reißen? Dann wollen wir zugrunde gehen im Bewusstsein: Ich habe mein Leben gelebt. Ich habe es nicht den Idioten und Kriminellen überlassen. Ich habe mich gewehrt bis zuletzt. Und in der Tat: Wir werden vom Bösen beherrscht. Das Gute ist so selten, dass unsere Zeitrechnung darauf basiert, während das Böse alltäglich ist.“
  • Sprecherin (ab ca. 1:49:40): „Die Verantwortlichen machen das Geschäft ihres Lebens und sind nicht bereit einzusehen, dass sie alles, auch sich selbst, zum Schluss vernichten werden. Dieser Irrsinn muss überwunden werden. Denn Regierungen kommen und gehen. Die radioaktive Strahlung aber wird bleiben. Das ist das größte Verbrechen aller Zeiten.“
  • Danach Pastor Friedrich Bode (Brokdorf): „Das was ich von der Geschichte weiß und des Dritten Reiches des 20. Jahrhunderts, dass gegen dieses Verbrechen die Verbrechen der faschistischen Diktatur verblassen. Verblassen. Das sind alles Sachen, die mit der Zeit vernarben – und daraus kann man was Neues machen, was Neues gestalten, nämlich Demokratie, Kulturverfeinerung. Man hat die Erfahrung gemacht, was es heißt, wenn man politisch sich verführen lässt und wozu das führt, letztendlich. Bei der Atomenergie ist das nicht möglich.“
  • Sprecherin (ab ca. 1:54:47): „Die Hoffnung liegt in der Erziehung der Jugend zu einer gesünderen Lebensanschauung. Kein Nachdenken ist so wichtig wie das über die Erblichkeit der Eigenschaften. Wir sollten unseren Kindern wahre Werte, Glück, Tugenden und Umweltschutz vermitteln, statt sie mit Angst an das kaputte System anzupassen.“
  • Sprecherin (ab ca. 1:50:50): „Der Mensch hat die ökologischen Gesetzmäßigkeiten völlig missachtet. Es gilt zu retten, was zu retten ist. Und der einzige Ausweg besteht in einer übergeordneten ökologischen Bewertung aller Lebensprobleme. Dabei ist eine Ökologie ohne Ethik und Moral, ohne Emotionen und ohne eine Verantwortung dem Gesamtleben und der Zukunft gegenüber, gar nicht denkbar.“

 

Mehr rechtslastige/anti-emanzipatorische Zitate von und über Holger Strohm:

Holger Strohm in „Wie uns die Mafia regiert“ (S. 105)*
Die deutschen Medien werden weitestgehend von der Mafia, den USA und Israel dominiert. Israelische Medien machen hierüber sogar Witze. ... Weltweit kontrollieren jüdische Investmentbanken und Medien das Geschehen und sie verwalten die Gelder der Mafia und arbeiten eng mit ihnen zusammen.

Aus einem taz-Artikel über Strohms rechte Kontakte (1.12.2012)
Herbert Gruhl hat sicherlich seine Verdienste. Er ist ganz früh als echter Umweltschützer aufgetreten. Er ist dabei gleich von seiner Partei gestoppt worden und im Grunde aus der Partei herausgeekelt worden. Ich fühle mich allen Uweltschützern verbunden, auch wenn ich vielleicht eine andere politische Meinung habe. Ich habe ja viel mit den Anfängen der „Bunten Liste“ in Hamburg zu tun. Dort haben viele Kommunisten mitgemacht. Denen ging es aber nicht um Umweltschutz, sondern nur um die politische Karriere. Die also das Thema als Vehikel benutzt haben. ...
Ich selber bin ein linker Anarchist. ... Aber ich habe mich immer dagegen gewehrt, daß man sagt: „Mit den Schmuddelkindern, mit den Kommunisten, den Nazis oder den den, darfst Du nicht spielen!“ Ich habe vor Maoisten, vor Stalinisten Vorträge gehalten, aber auch vorm Kreis für Konservative Politik oder an der Marine Unteroffiziersschule und das werde ich auch weitermachen. Ich grenze nicht aus und ich will auch nicht ausgegrenzt werden. Jeder Mensch hat ein Recht auf einer Meinung und wenn er dazulernen will, bin ich gerne bereit, ihm dabei zu helfen. Ich sehe es so: Es gibt selbst unter Nazis gute gute Menschen und es gibt selbst unter Linken sehr böse Menschen. In jeder Gruppierung gibt es gute und böse Menschen. Für mich ist die politische Überzeugung kein Maßstab. Aber für mich es ein Maßstab, ob man gegen Atomenergie ist, ob man für die Menschheit ist, ob man ein guter Mensch ist. Das Tun ist wichtig und nicht, was man sagt.

Aus Holger Strohms Stellungnahme in der rechten Zeitung "umwelt&aktiv" am 22.12.2012 (spätestens jetzt kann er nicht mehr sagen, dass er nicht wusste, dass die aus dem rechten Lager stammt):
Ob Eva Herrmann oder Günter Grass – ob links oder rechts – eine eigene Meinung wird von der „freien Presse“ sofort eliminiert, sowie sie von der erlaubten, vorgegebenen abweicht. ...
Ich lese regelmäßig „europäische ideen“, eine sehr kritische Zeitschrift aus London mit jüdischem Hintergrund, die übrigens in Heft 149 feststellte, dass „Holger Strohm in Deutschland so behandelt wird, wie die Nazis die Juden behandelt haben“. Vielleicht bekomme ich daher so viel Zuspruch von jüdischen Freunden. In „europäische ideen“ kann man aus den Memoiren jüdischer Intellektueller aus den Anfängen der Hitlerzeit eine bedrückende Parallele erkennen: Gleichschaltung der Presse, Verleumdungen, Rufmord, Hetze und Pogromstimmung. Genau das, was jetzt ein Teil der dogmatischen Linken mit mir betreibt. Dabei geht es mir um das „Menschsein“. Auch Rechte sind Menschen und haben ein verfassungsmäßiges Recht auf Menschenwürde und freie Meinungsäußerung. Und wenn Andersdenkende bei uns entmenschlicht werden, so befinden wir uns wieder einmal im Faschismus. Diesmal einem linken Faschismus! ...
Jedem Menschen mit gesundem Menschenverstand sollte klar sein, dass alle relevanten Gruppierungen in Deutschland vom Verfassungsschutz unterwandert sind!“ und von ihm gesteuert werden.

Weitere Zeitungstexte über Strohms rechte Anbiederung: Junge Welt am 8.5.2013 (S. 15)

*Hinweis: Um den - von Holger Strohm selbst benannten - Buchtitel gibt es Irritationen. Auf Strohms eigener Internetseite steht unter Bücher bei Titel 40 Sokrates Verlag München 2011 "Wie uns die Mafia regiert" und Strohm erwähnt das Buch auch in http://www.youtube.com/watch?v=IyOKq7KjrY8 bei Minute 11 unter diesem Titel (darin sagt er auch "ein deutscher darf keine meinung haben" ungefähr minute 13). Auf der Seite des Sokrates Verlag taucht der Titel allerdings nicht auf. Es ist bislang ungeklärt, ob es das Buch unter diesem Titel tatsächlich gibt. Wer es hat, darf sich melden.

 

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